Archiv des Autors: Hans-Georg Kloetzen

Keine Zeit?

Zwei Wochen Rentnerleben habe ich jetzt hinter mir. Bisher war es mir nicht langweilig. Irgendwas ist ja immer – noch. Bei dem tollen Wetter wird jetzt die Terrasse hergerichtet. Und sage keiner: Das ist ja nur eine Terrasse. Arbeit macht die nicht gerade wenig. So muss z.B. der Grünbelag von den Fliesen entfernt werden. Na, damit werde ich heute fertig.

In der Ecke, wo das Futterhäuschen im Winter gestanden hat, sind nicht nur Futterreste zu entfernen sondern auch noch die Hinterlassenschaften der Vögel. Und so kommt eins zum anderen bevor die Terrasse für den Sommer wieder wohnlich ist.

Einkäufe müssen getätigt werden, die ich jetzt möglichst ohne Auto erledige. Man trifft mich also jetzt mit einem Einkaufsbeutel in der Stadt an. Jeden Tag 1 Liter Milch holen und das, was man für den täglichen Bedarf so benötigt, was nicht viel ist. Als Renter braucht man ja nichts. Aber es macht halt Spass, den Einkaufswagen mitten im Weg stehen zu lassen während ich meinen Kram zusammensuche, oder die Leute an der Supermarktkasse aufzuhalten während ich das Kleingeld zusammenklaube: Moment, ich hab’s passend. Und dann muss ich feststellen, dass es doch nicht passt. Soweit bin ich aber noch nicht, dass ich der Kassiererin meine Geldbörse reiche damit sie sich das Kleingeld selbst raussammeln kann.

Und dann der Schnack mit den Nachbarn: Gestern wollte ich Kartons und Altpapier zum Container bringen, mit dem Wagen. Ich stand also am Wagen und wollte einräumen. Da kam eine Nachbarin vorbei, sie wollte ins Dorf. ’ne halbe Stunde mindestens haben wir geschnackt. Und dann kam die Nächste. Wieder waren mindestens 10 Minuten weg bevor ich dazu kam, meinen Kram zu erledigen. Man darf sich draussen einfach nicht blicken lassen, man kommt zu nichts.

Zum Glück wohnen wir ganz oben, Endetage auf neudeutsch, und nach hinten raus. Da bleibt keiner stehen, da könnte man höchstens mal kurz einfliegen zum Klönschnack.

Hübsch, aber nicht schmerzfrei

Diesen Blumenstrauss brachten mir meine Kollegen am Donnerstag mit. Es ist der offizielle Geburtstagsstrauss der Firma, denn ich war ja noch Angestellter als ich Anfang der Woche Geburtstag hatte. Ich hab mich riesig gefreut über den wirklich hübschen Strauss. Die Farben, es leuchtet, einfach toll.

Gestern morgen bekam ich Kopfschmerzen. Doch zuviel Alkohol gehabt beim Abschiedsessen – Champagner zum Empfang, Wein zum Essen, ein Cocktail als Dessert – nee, dann hätte ich gleich nach dem Wachwerden schon Kopfschmerzen gehabt. Zu wenig Flüssigkeitsaufnahme gestern morgen? Also noch 2 Gläser Wasser getrunken – die Kopfschmerzen blieben, wurden sogar noch schlimmer. Was ist das, was soll das? Ich griff also zur Tablette, was nur passiert wenn es gar nicht anders geht.

Und dann wurde mir bewusst, was die Ursache meiner Kopfschmerzen war: Der Blumenstrauss und darin die Hyazinthen! Also wurden die Blumen auf die Terrasse gestellt. Und heute morgen wachte ich Schmerzfrei auf.

Hyazinthen haben ja einen sehr intensiven Duft. Wenn dann noch 3 Stück davon in einem Blumengebinde stecken, ist es noch viel intensiver. Mit diesen Blumen sollte man also vorsichtig sein, wenn man sie verschenkt.

Wir waren kürzlich zu einem Geburtstag eingeladen und wollten ein fertiggepflanztes Blumenensemble mitnehmen. Die Blumenfachverkäuferin wollte mir eins mit einer Hyazinthe drin verkaufen. Ich erklärte ihr, dass nicht jeder den Duft dieser Blume verträgt und ich deshalb etwas anderes möchte.

Die Firmensträusse werden immer im Blumengeschäft bestellt und dann geliefert. Preis und Farbe werden abgefragt. Natürlich hat man auch Einfluss darauf, welche Blumen das florale Geschenk beinhalten soll. Wenn man nichts sagt, stellen die dort was zusammen. Grundsätzlich sollte man immer erwähnen, dass Hyazinthen unerwünscht sind. Man sollte sie lieber in den Garten pflanzen.

Abschied

Meine engsten Kollegen, mit denen ich 22 Jahre zusammengearbeitet habe, waren gestern Abend zu einem Abschiedsessen eingeladen. Nun ja, eine junge Dame ist nicht so lange in der Firma. Sie war als Auszubildende bei uns und wurde übernommen. Eine Kollegin konnte aus persönlichen Gründen leider nicht teilnehmen.

Wir trafen uns zuerst bei uns zu Hause. Ich bekam ein Gedicht und ein Fotobuch über meine Zeit mit den Kollegen. Anschliessend gingen wir zu Dimis Taverne, unser Stammlokal, wo wir einen netten Abend hatten und über alte Zeiten plauderten. Bernd, der zwar alle schon von anderen Gelegenheiten her kannte, war ziemlich beeindruckt vom Zusammenhalt unter uns Kollegen. Sicher, es gab in den vielen Jahren auch mal eine kleine Missstimmung. Aber das war immer schnell wieder aus der Welt geschafft. Keiner von uns ist nachtragend. Wir gingen, bzw. gehen noch, jeden Tag gern ins Büro. Sonst hätten wir es wohl nicht so lange miteinander ausgehalten.

Ich glaube nicht, dass es ein endgültiger Abschied gewesen ist. Wenn ich mal in Hamburg bin, und das wird sicher der Fall sein, werde ich meine Ex-Kollegen ganz bestimmt besuchen. Und ich weiss, dass ich willkommen sein werde.

Ein neuer Job

Ab heute bin ich Rentner von Beruf. Und das ist kein Aprilscherz, eher die Bezahlung, jedenfalls verglichen mit meinem bisherigen Gehalt. Aber es gibt keinen Grund zur Beschwerde. Es ist alles in Ordnung so wie es ist.

Ich habe fertig!

broetchen

So, den letzten Arbeitstag habe ich hinter mir. Morgens habe ich erst noch die übliche Routine erledigt, was morgens halt so anfällt. Währendessen brachte der Koch das Frühstück für alle. Als ich das Buffet eröffnet hatte, kamen die Kollegen aus der Nachbarabteilung und brachten mir eine Camelie zum Abschied. Ich hoffe sehr, dass es mir mal gelingen wird, sie den nächsten Winter überstehen zu lassen. Drei Camelien hatte es schon dahingerafft.

Ein paar Dinge waren noch zu erledigen, da wurde Sekt aufgefahren. Die ganze Belegschaft erschien, inklusive der Inhaber und des Seniors. Eine kleine Dankesrede wurde gehalten, dass ich nun endlich aus der Firma auscheiden werde. Nein, natürlich war es anders. Wenn dem nämlich so wäre, hätte man bestimmt versucht, mich innerhalb der fast 22 Jahre loszuwerden. Ich erwiderte, dass ich mich sehr wohl gefühlt habe und ich ansonsten schon lange nicht mehr dagewesen wäre.

Ein Essen im kleinen Kreis (Inhaber, mein direkter Chef und ich) im Restaurant des Hotel Atlantic rundete den Tag ab. Zurück im Büro bekam ich von den Inhabern noch 6 Flaschen Rotwein. Danach der Abschied von meinen direkten Kolleginnen und meinem Chef. Ein Blumenstrauss und ein Buch über die Geschichte der Schifffahrt wurde mir überreicht. Und dann verließ ich das Büro. Ein weinendes Auge, ein Blick zurück – nein. Ich war fröhlich gestimmt und fuhr gen Heimat.

Und dann schaute ich in den Briefkasten: Kaum ist man Rentner (d.h. das werde ich ja erst am 1.4.) bekommt man Werbung „für den Stop des Raubtiers in der Prostata“. Gleichzeitig war da Werbung von einem Weinhaus für „Spanische Höhepunkte“. Was soll mir das jetzt sagen?

Endspurt

Jetzt habe ich nur noch 3 Arbeitstage. Lange habe ich mich darauf gefreut, in Rente gehen zu können, d.h. ich freue mich immer noch. Aber je näher der Tag kommt – umso merkwürdiger ist das Gefühl, dass er nun unmittelbar bevorsteht.

Heute Mittag bin ich von einer Firma zum Abschiedsessen eingeladen. Die beiden Inhaber kenne ich schon viele viele Jahre. Schon während ich bei einer kleinen Reederei in Lübeck angestellt war, hatte ich mit den Beiden zu tun. Tja, und nun wird auch dieses Kapitel beendet.

Morgen gibt’s dann noch ein paar Routinearbeiten und dann mal sehen, was der Tag noch so bringt. Freitag dann die Übergabe an meine Kolleginnen. Mittags bin ich zusammen mit meinem Chef von den Inhabern unserer Firma zum Abschiedsessen eingeladen. Und das war’s dann ja wohl.

Mein letzter offizieller Arbeitstag ist zwar der 31. März, doch das ist gleichzeitig mein letzter Urlaubstag.

Glück gehabt

Heute morgen, am Tag der partiellen Sonnenfinsternis, Sonnenschein und blauer Himmel. Es ist natürlich äusserst schädlich für die Augen, in die Sonne zu schauen um einen Blick auf die Sonnenfinsternis zu erhaschen. Ich hab’s gemacht, aber wirklich nur den Bruchteil einer Sekunde. Es war äusserst unangenehm, aber ich konnte kurz sehen, dass die Sonne teilweise durch den Mond abgedeckt war.

Die Sonnenfinsternis schritt voran, gleichzeit aber auch eine Hochnebelwand. Hm, da wäre doch eine Chance … Und die Chance bot sich uns. Die Nebelwand machte die Sonne anfangs nicht komplett unsichtbar sondern sie reduzierte die Strahlung. Die Sonne war nur noch als Scheibe zu sehen, kennt man ja. Das haben sicher alle schon mal bemerkt. Und so hatten wir tatsächlich das Glück, aus dem Bürofenster die Sonnenfinsternis ohne Spezialbrille beobachen zu können.