Fast sieben Monate sind seit dem Unfall vergangen. Jetzt endlich kommt die Sache zum Abschluss mit der Ankündigung durch unseren Anwalt, dass die Gegenversicherung nun auch die letzten ausstehenden Beträge bezahlen will. Ca. 760,00 Euro kommen noch zusammen: Erstattung der Kosten für den Leihwagen, Taxikosten, Gebühren für die Anmeldung des neuen Wagens, die neuen Kennzeichenschilder und einen Rest von der Mehrwertsteuer, der noch einbehalten war. Nun ja, es wird sicher noch ein paar Tage dauern, bis das Geld auf meinem Konto ist: Die Versicherung hat angekündigt, das Geld an unseren Anwalt zu überweisen. Na ja, wenn er es hat muss er es an uns weiterleiten. Also vor Ende nächster Woche wird das Geld nicht zur Verfügung stehen.
Nackt
Nein, nicht wirklich. Das ist nur so daher gesagt zwischen Per und mir. Die Frage „Gehst Du heute nackt?“ bedeutet, ob er oder ich mit oder ohne Jacke, d.h. obenrum nur im Hemd in der Mittagspause nach draussen geht. Heute ging ich „nackt“ und es war toll. Viele Leute konnten sich dem schnellen Wetterumschwung nicht anpassen. Sie gingen mit Schal, Sakko und darüber noch eine Jacke. Ich wäre zerflossen in so viel Stoff und in den nächsten Gully getropft. Ach ja, mein erstes Eis in diesem „Sommer“ habe ich auch gegessen. Und heute Abend haben wir die Cabrio-Saison eröffnet. Bernd hat mich von der Arbeit abgeholt und wir sind das erste Mal mit den neuen Wagen offen gefahren, „nackt“ – geil!
Sonne
Eine halbe Stunde hatte ich mir erhofft – ca. 1 Stunde ist es geworden: Die Balkonsaison ist eröffnet! Bei einer Tasse Cappuccino und der Lektüre des Reiseführers für London hab ich die erste Frühlingssonne getankt. Ich fühle mich wie neugeboren.
Wer hat den noch?
„Nimm nur einen Fingerhut voll“ sagte Bernd noch. Und dann war’s passiert und der Schaum drohte über den Wannenrand zu quellen. In welchem Haushalt gibt es auch noch einen Fingerhut? Bei uns jedenfalls nicht.
Der Tag danach
Fernsehberichte gestern Abend, Berichte in den Zeitungen heute, beides begleitet von schrecklichen Bildern, Bildern, die zum Teil so nicht gezeigt werden sollten. Auf dem Hotel „Vierjahreszeiten“ an der Binnenalster sind heute die Spanische und Deutsche Flaggen auf Halbmast gesetzt. Auch auf ein paar anderen Geschäftshäusern wehen die Flaggen als Zeichen der Trauer und der Solidarität mit den Spaniern auf Halbmast.
Heute Nachmittag mein täglicher Anruf in Madrid. Ich hatte Olaf aus Hamburg am Telefon. Wenn man sich viele Jahre kennt merkt man seinem Gesprächspartner am anderen Ende der Leitung an, in welcher Stimmung er sich befindet. So auch bei Olaf. Bevor wir zum Geschäftlichen kamen unterhielten wir uns über das schreckliche Geschehen. In seinem Umfeld ist niemand direkt betroffen. Aber jeder kennt jemanden, der um Sekunden oder Minuten an Verletzung oder sogar Tod vorbeigeschrammt ist. Olaf erzählte mir folgendes:
Die beste Schulfreundin seiner Tochter hatte gestern Geburtstag. Aus diesem Anlass begleitete die Mutter das Mädchen mit einer Torte zur Schule. Das Kind war bereits in den Zug eingestiegen, die Mutter kam aber auf Grund der zur Arbeit drängenden Menschenmassen nicht mehr rein und rief ihre Tochter zurück. Wie sie später erfuhren war dies einer der Züge, in dem eine Bombe explodierte und genau in dem Waggon hätten sich sich aufgehalten. Mutter und Tochter warteten auf den nächsten Zug und hatten genügend Zeit, sich auf dem Bahnsteig einen Platz zu suchen, an dem weniger Leute einsteigen. Sie stiegen dann in den letzten Waggon. Allerdings explodierte auch in diesem Zug eine Bombe. Da sie sich aber im letzten Waggon aufhielten blieben beide fast unverletzt. Die Mutter erlitt eine Prellung am Kopf weil sie von etwas getroffen wurde.
Ich denke mal, dass das Mädchen und ihre Familie diesen Geburtstag nie vergessen werden.
Terror
Es ist schon ein Unterschied, ob etwas Schreckliches an einem Ort passiert, an dem man niemanden kennt oder eben da, wo sich Menschen aufhalten, mit denen man täglich zu tun hat.
Als heute Morgen die ersten Nachrichten über die Bombenexplosionen in Madrid im Radio ausgestrahlt wurden dachte ich sofort an 3 nette Menschen die dort arbeiten und mit denen ich täglich telefoniere. Einer von ihnen ist Hamburger und lebt und arbeitet schon seit vielen Jahren in Madrid. Die anderen beiden sind 2 nette Damen, die auch persönlich kenne.
Kurz nach 10 Uhr hielt ich es nicht länger aus und rief im Büro in Madrid an. Ich hatte Carmen am Telefon. Ich konnte an ihrer Stimme erkennen, dass sie das Geschehene, dessen Ausmass zu diesem Zeitpunkt noch nicht abzusehen war, sehr mitgenommen hat und ich befürchtete bereits, eine schlimme Nachricht zu erhalten. Sie konnte mir aber bestätigen, dass alle Mitarbeiter das Büro unversehrt erreicht hatten. Sie selbst war zum Zeitpunkt einer der Detonationen noch beim Frühstück zu Hause. Die Bombe explodierte 250 m von ihrer Wohnung entfernt. Kein Wunder, dass sie noch ziemlich benommen war.
Teure Minuten
Bei unserem Haus in Lübeck stehen in diesem Jahr erhebliche Renovierungsarbeiten an: Das Dach muss neu eingedeckt und die Fassade gestrichen werden. Dazu kommen noch ein paar „kleinere“ Arbeiten. Die Angebote liegen schon vor. Alles zusammen wird ca. 50.000 Euro kosten. Um die Arbeiten zu koordinieren muss rechtzeitig mit der Planung begonnen werden. Gerüstbauer, Dachdecker, Maler wollen unter einen Hut gebracht werden. Der Ladenmieter hat auch noch ein Wörtchen mitzureden. Er muss uns einen Zeitraum nennen, in dem er am besten mit den Beeinträchtigungen durch das Gerüst leben kann.
Während eines 5 Minuten dauernden Telefongesprächs hab ich unseren Hausverwalter beauftragt, die Arbeiten zu vergeben, d.h. jede Minute hat 10.000 Euro gekostet.
Es ist wirklich erschreckend, wie schnell man viel Geld ausgeben kann. Aber um das Haus zu erhalten ist es wichtig, dass investiert wird. Dann ist auch sichergestellt, dass man damit Geld verdienen und es den Nachkommen erhalten kann.
„24“
Es geht wieder los: Abende voller Spannung an denen ich froh bin, wenn die Folge endlich zu ende ist, gleichzeitig fiebernd, wie es wohl in der nächsten Woche weitergeht.
Sprachlos
Heute flatterte mir eine Einladung zum Empfang anlässlich der Verabschiedung eines Mitarbeiters einer anderen Firma auf den Schreibtisch. Ich kennen diesen Herrn schon sehr viele Jahr, habe aber seit ich in Hamburg arbeite gar nichts mehr mit ihm zu tun gehabt. Um so erstaunter war ich, dass ich heute die Einladung zu seiner Verabschiedung in den Ruhestand bekam. Ich war wusste wirklich nicht, was ich dazu sagen sollte. Leider kann ich daran nicht teilnehmen da wir zu dem Zeitpunkt in London sein werden. Schade eigentlich.
Ich erinnere mich gern an unsere netten Gespräche auf verschieden Veranstaltungen bei einem Glas Bier (oder auch mehr). H. gehört zu den Personen in der Schifffahrt, die für ihre seriöse Arbeitsweise und ihre Kompetenz bekannt sind. Er ist einer, den man weltweit in Schifffahrtskreisen kennt und achtet. Es ist ein gutes Gefühl zu wissen, dass er mich nicht vergessen hat. Es ist ein gutes Gefühl sagen zu können: Ich habe ihn persönlich gekannt.
Schlaflos in Hamburg
Was für eine Nacht! Obwohl ich müde war konnte ich nicht einschlafen. Nichts hat geholfen, weder ankuscheln noch wegdrehen, weder Bauch-, Rücken- oder Seitenlage. Irgendwann bin aufgestanden und zur Toilette gegangen, es war 02.40 Uhr wie mir der DVD-Rekorder auf meinem Weg durch das Wohnzimmer anzeigte. Auf dem Rückweg blieb ich einen Moment am Balkonfenster stehen und schaute erstaunt auf ca. 5 cm Schnee, die sich auf dem Tisch abgelagert hatten, und es schneite noch immer.
Danach muss ich doch eingeschlafen sein denn ich merkte, wie ich sanft und zärtlich geweckt wurde. Schnell aber heftig und an Schlaf war nicht mehr zu denken. Ein Blick auf den Wecker: 05.15 Uhr! Was jetzt fragten wir uns. Also aufstehen und duschen, Kakao trinken. Uns fiel dann ein, dass das Auftaktrennen zur Formel1-Saison in dieser Nacht stattgefunden hat. Wir bekamen gerade noch die Siegerehrung mit.
Draussen schneite es noch immer. Meine Blumen sind dann wohl doch hinüber. Ich hoffe, dass es nun vorangeht mit dem Frühling und es ein letztes Aufbäumen des Winters gewesen ist.


Ich möchte noch mal darauf hinweisen, dass diese Fotos heute, am 7. März 2004 gemacht worden sind. Radio-Hamburg servierte den Wetterbericht soeben in gereimter Form zu den Klängen des Schneewalzers.