Taufe mit Panne


Am 1. Juni wurde der neueste Flottenzugang für TUICruises in Hamburg getauft, auf den Namen „Mein Schiff 6“. Ich muss dazu sagen, dass es mir immer noch ein wenig schwerfällt, den Namen „Mein Schiff“ als einen Schiffsnamen zu akzeptieren. Aber der Name gehört wohl zum Konzept und da passt das dann auch wieder.

Eine Schiffstaufe ist immer ein Ereignis, welches von den Reedereien – sei es für ein Frachtschiff oder für ein Passagierschiff – in erster Linie für die Beteiligten in Szene gesetzt wird. Wenn es sich um ein Passagierschiff handelt, ist es ja auch gleichzeitig ein Werbefaktor für potzenzielle Interessenten an einer Kreuzfahrt. Diese Schiffstaufe war etwas dezenter, sie wurde nämlich kaum in den Medien erwähnt. Als Insider, der den Bau des Schiffes, auf dem wir in 79 Tagen in See stechen werden, verfolgt hat, wusste ich natürlich, wann und wo die Taufe stattfinden würde und dass es nicht möglich wäre, viele Zuschaucher aus nächster Nähe teilhaben zu lassen.

Ich machte mich also Mittwochmittag auf den Weg nach Hamburg, mit einem Besucherticket für die Plaza der Elbphilharmonie auf meinem Handy. Ich hatte ein Zeifenster von 15:00 Uhr bis 16:00 Uhr gewählt um auf die Plaza hinauffahren zu dürfen.

Gegen 13:30 Uhr traf ich in der Hafencity ein. Zuerst versuchte ich mir einen Überblick zu verschaffen, von wo aus ich die Taufzeremonie beobachten könnte für den Fall, dass ich nicht auf der Plaza bleiben dürfte. 2 Plätze sagten mir zu, aber es war noch viel zu früh, mich an die Elbe zu stellen um mir einen Logenplatz zu reservieren. Ich machte also erstmal einen Spaziergang durch die Hafencity, schleckte dabei ein Dänisches Softeis und später müffelte ich noch ein Franzbrötchen weg.

Kurz nach 15:00 Uhr begann meine zweiminütige Fahrt mit der langen Rolltreppe hinauf auf die 37 m hohe Plaza auf dem Kaispeicher um das Terrain zu sondieren. Ein Teil des Innenraumes war gesperrt für Gäste der Tauffeier. Der Umlauf draußen war zu ca. 3/4 frei und war abgesperrt dort, wo sich eine große überdachte Terrasse befindet. Bistrotische waren bereits hingestellt und Tresen für die Getränke. Ich entdecke eine kleine Bühne, diverse Fernsehgeräte waren aufgehängt, einige Leute waren noch damit beschäftigt alles herzurichten. Na, wenn ich mich rechtzeitig dort an der Absperrung einfinden würde, hätte ich vermutlich einen tollen Platz. Doch zuerst ging ich wieder rein. Ein kleiner Snack sollte mich für die langen Stunden stärken, aber die Snackbar hatte bereits wegen der Veranstaltung geschlossen.

Gegen 16:00 Uhr fand ich mich am ausgeguckten Platz wieder ein. Ich stand dort in der Sonne, was mir überhaupt nichts ausmachte da ich ja schon genügend Sonne vorgetankt habe. Ich beobachtete das Treiben im Hafen sowie die abschließenden Arbeiten neben mir. Langweilig war es nicht, zumal am frühen Abend die Taufpatin, deren Namen ich immer noch nicht behalten habe, dort erschien und fotografiert wurde. Iveta Apkalna (ich habe es jetzt nochmal nachgeschaut), die Titularorganistin der Elbphilharmonie, wirkte auf mich sehr sympathische und natürlich. Als sie von einem Zuschauer der „Öffentlichkeit“ angesprochen wurde, wandte sie sich auch kurz für ein paar Fotos uns zu, sehr nett, bevor sie entschwand und an Bord gebracht wurde. Die Chefin von TUICruises, CEO Wybcke Meier, wurde auch kurz herumgeführt. Auch sie ist eine sehr sympathische Frau.

Langsam füllte sich der Raum hinter der Absperrung mit den geladenen Gästen. Champagner, Wein und Bier wurde angeboten und natürlich durfte Fingerfood nicht fehlen. Es gab Interviews, ein Shantychor trat auf und gegen 21:30 Uhr fuhr der Täufling langsam an uns vorbei. Ich hatte endlich die Gelegenheit ein brauchbares Foto von der Backbordseite zu bekommen, auf der wir auf Deck 10 unsere Juniorsuite haben werden (zwischen den beiden roten Pfeilen). Vor dem Passagierterminal wurde das Schiff gedreht und positionierte sich dann direkt vor der Elbphilharmonie für die Taufe. Und ich hatte einen genialen Logenplatz, es war perfekt.

Das Programm an Bord, welches auf dem Pooldeck dargeboten wurde, konnte man auf der Plaza über die aufgestellten Bildschirme verfolgen. Das Schiff wurde währenddessen mit farbigen Lasern bestrahlt. Ich bin nicht gut im Schätzen, aber das Schiff lag maximal 100 m von mir entfernt auf der Elbe, ein toller Anblick. Der Name des Schiffes war traditionall noch abgehängt.

Endlich wurde es ernst und der eigentliche Taufakt begann. Iveta Apkalna sagte ihren Taufspruch auf, ein akustischer Countdown erfolgte. Meine Kamara war mit eingestellter Serienaufnahmefunktion auf die Stelle gerichtet, wo die Champangerflasche an einer mechanischen Vorrichtung angebracht war. Und dann knallte die Flasche gegen den Stahl. Im gleichen Moment startete hinter dem Heck des Schiffes das Feuerwerk. Punkt 23:00 Uhr setzte sich die „Mein Schiff 6“, unter dem letzten Goldregen am Heck, ganz langsam zu ihrer offiziellen Jungfernreise in bewegung. Das waren so meine Beobachtungen.

Am nächsten Morgen erzählte mir Bernd, dass die Flasche nicht beim ersten Aufschlag auf den Stahl zerborsten sei. Ach, das hatte ich gar nicht mitbekommen. Na ja, auf dem Display der Kamera ist ja auch nicht alles so richtig zu erkennen. Auf einem Video, welches wohl noch nachts online gestellt worden war, kann man ganz eindeutig sehen, dass die Champagnerflasche zurückschnellt. Und ja, auch meine Serienaufnahme zeigt das Malheur. Abgelenkt durch das Feuerwerk habe ich dann nicht mitbekommen, wie die Flasche endgültig zerdepperte und der Champagner auf dem Schiffsstahl zerspritzt. So eine Situation ist eigentlich der Alptraum jeder Taufpatin, die in diesem Fall keine Schuld trifft. Sie selbst löst nur einen Mechanismus aus, sie hat die Flasche gar nicht in der Hand. Hier hat entweder die Technik versagt oder die Flasche wurde falsch am Mechnismus befestigt, so dass die Flasche mit einer Stelle an das Schiff prallte, an der sie besonders widerstandsfähig ist. Ich habe mal eine Schiffstaufe erlebt, bei der die Taufpatin die Buddel eigenhändig werfen musste. Als ich sah, wie sie die Flasche in der Hand hatte, sagte ich: Das wird nichts – und so war es auch. Peinlich.

Ich habe 7 Stunden in 37 m Höhe über der Elbe gestanden, mir die Sonne ins Gesicht scheinen lassen, viele Dinge beobachtet und den Nachmittag und Abend genossen. Verrückt, ich weiß, aber so bin ich nun mal. Diese Veranstaltung hat mir das Schiff, mit dem wir im Augst über den Atlantik fahren werden, ein Stück näher gebracht. Und wer weiß – vielleicht wird „Mein Schiff 6“ unser neues Traumschiff.

Ein Sommerabend

Aufgrund der etwas unsicheren Wettervorhersage für heute, beschlossen wir, bereits gestern, am Samstagabend zu grillen. Nach wie vor kann es ab heute Mittag Gewitter geben. Das Regenradar zeigt ein schmales Regengebiet. Wenn es durchgezogen ist, soll wieder die Sonne scheinen – aber man weiß ja nie. Egal, was nun auch passiert heute – wir hatten einen wunderschönen Sommerabend auf unserer Terrasse mit einem Sternenhimmel über uns, an dem wir Flugzeuge und Satelliten ziehen sehen konnten.

Solche Abende sind selten hier im Norden Deutschlands. Meistens wird es irgendwann doch frisch und man möchte unter die Bettdecke kriechen. Aber gestern war so, dass wir gar nicht schlafengehen wollten. Wir wollten es einfach nur ausnutzen, lange draußen sitzen zu können, umgeben von der romantischen Illumination unserer Terrasse und eingelullt vom Plätschern des Brunnens.

Uns wurde mal wieder bewusst, wie gut es uns geht, wofür wir sehr sehr dankbar sind.

Der Generalverdacht

Vor nicht allzu langer Zeit wurde die Öffentlichkeit durch die Medien informiert, dass es in Teilen der Bundeswehr eine rechte Gruppe gibt, die der Zeit der Wehrmacht huldigen. In irgendwelchen Stuben, Kantinen oder anderen Räumen waren Artefakte aus eben jener Zeit zu finden, eine Aera, die wohl immer, mehr oder weniger unterschwellig, in Deutschland zu Hause sein wird – leider. In einer Kaserne hing ein Bild von Helmut Schmidt in einer Wehrmachtsuniform. Bei allem Respekt für diesen großen Staatsmann, der viel für Deutschland getan hat, aber in einer modernen Bundeswehr hat so etwas nichts zu suchen.

Soldaten jeglichen militärischen Rangs fühlen sich von ihrer obersten Chefin, Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen, durch Äußerungen ihrerseits und durch Kontrollen in den Unterkünften unter Generalverdacht gestellt. Gut, Durchsuchungen in Abwesenheit der betreffenden Person sind schon heikel. Bei uns seinerzeit war es aber so, dass die Spinde durch ein Vorhängeschloss gesichert waren. Im Spind war nicht nur die Bundeswehrausrüstung, dort wurden auch persönliche Dinge aufbewahrt, die es galt, vor Diebstahl zu schützen. Ich glaube kaum, dass jemand so ein Schloss aufbrechen würde um mal zu gucken, ob der Soldat da irgendwelches Wehrmachtszeug aufbewahrt um damit abends vor seinen Kameraden zu prahlen. Kontrollen in Abwesenheit können sich also in Räumen stattfinden, die offen sind bzw. zu denen der Chef der Einheit einen Generalschlüssel hat.

Wie dem auch sei – ich würde nicht in einer Bundeswehr dienen wollen, von der ich Kenntnis habe, dass dort der Wehrmacht gehuldigt wird. Insofern wäre ich froh, wenn die Dinge ans Licht gezerrt werden würden. Deshalb von einem Generalverdacht zu sprechen, ist völlig absurd. Ich habe volles Verständnis für die Aktion und wäre nicht von Durchsuchungen genervt.

Früher war mehr Saft


Früher, da wo ich aufgewachsen bin, wohnten wir in einem kleinen Wohnblock, jeder Eingang hatte 2 Wohneinheiten. Vor dem Haus befand sich ein kleiner Vorgarten, hinter dem Haus ein Hof mit einer Teppichstange und Metallpfählen für die Wäscheleine. Daran anschließend gab es für jede Wohnung einen kleinen Garten für Obstbäume und -sträucher, Bohnen, Erdbeeren, Kartoffeln usw., jeder pflantze das an, wozu er Lust hatte. Meine Mutter hatte u.a. Lust auf Erdbeeren, mögen es 3 oder 4 Reihen gewesen sein.

Als die Zeit und die Erdbeeren reif waren, wurde sie geerntet. Morgens gepflückt, geputzt und eingezuckert kamen sie in eine große Schüssel. Mittags aßen Mutter und ich davon zum Nachtisch. In der Schale blieb etwas übrig für meinen Vater, der abends sein warmes Essen bekam wenn er von der Arbeit nach Hause kam.

Die eingezuckerten Erdbeeren ließen viel Saft ab. Wenn wir uns welche auf den tiefen Teller füllten und Milch dazu taten, war die Milch nicht mehr weiß sondern schön rosa, schon zur Mittagszeit. Abends war noch mehr Saft vorhanden.

Wenn ich heute Erdbeeren kaufe und für jeden von uns eine kleine Schüssel zurechtmache und wir sie dann abends, wenn mein Mann von der Arbeit nach Hause kommt, essen, ist nur wenig Saft vorhanden. Die Milch bzw. flüssige Sahne nimmt kaum Farbe an. Bin ich zu sparsam mit dem Zucker oder sind die Erdbeeren heute saftarm gezüchtet? Ich glaube, am Zucker liegt es nicht.

Frühjahrsmarkt


Rummel, Jahrmarkt, Kirmes – gibt es noch andere Ausdrücke für das, wo man viel Geld ausgeben kann? In der kleinen Stadt an der Elbe heißt das eben Frühjahrsmarkt, der 4 Tage lang im Mai abgehalten wird. Im Oktober findet sowas auch statt, dann heißt das Herbstmarkt.

Ich wollte mal wieder mit der „großen“ Kamera arbeiten. Viele Wochen lag sie unbenutzt in der Tasche. Aber demnächst will ich sie bei der Taufe von Mein Schiff 6 gebrauchen. Da muss ich mich mal wieder an die Kamera gewöhnen und ausprobieren, was sie alles kann und welche Einstellungen ich benutzen kann. Der Frühjahrsmarkt bot mir ausreichend Motive.

Motive bot auch eine bestimmte Kategorie Besucher. Diese Menschen halten uns eigentlich immer davon ab, Jahrmärkte zu besuchen. Ihr könnt euch sicher vorstellen, was ich meine. Ich glaube, wenn ich das Objektiv auf sie gerichtet hätte, wäre ich nicht heil nach Hause gekommen.

Die Elbphilharmonie


Es war ein beeindruckender Abend, nicht zuletzt durch das Programm, welches das Symphonieorchester des Bayrischen Rundfunks gestern Abend in der Hamburger Elbphilharmonie aufgeführt hat, wenn auch in Teilen gewöhnungsbedürftig, doch dazu später mehr.

Bernd hatte mir die Tickets für das Konzert zu Weihnachten geschenkt. Schon seit Monaten waren sie in einer App auf unseren Handies gespeichert. Sogar das Symbol für die freie Benutzung des öffentlichen Nahverkehrs ist dort mit eingeklöppelt, was uns sehr entgegenkam, sind wir doch mit Bus und Bahn nach Hamburg und wieder nach Hause gefahren.

In der Hafencity machten wir erstmal einen kleinen Spaziergang. Das schöne Wetter hatte viele Menschen angelockt, die auch dort flanierten. Viele Menschen standen auch auf dem Platz vor dem Elbphilharmonie. Das Bauwerk ist natürlich sehr imposant und man möchte es gern aus der Nähe betrachten bzw. man hinauf auf die umlaufende Plaza fahren um den Hamburger Hafen von oben zu betrachten. Bernd und ich waren wieder der Meinung, dass die Bebauung der Hafencity ziemlich langweilig, teilweise sogar hässlich ist. Uns gefällt die Hafencity Aker Brygge in Oslo sehr viel besser.

Zum Besuch eines Musical- oder Konzertabend gehört für uns ein Restaurantbesuch vor der Veranstaltung dazu. Wir hatten uns das Restaurant Tai Tan in unmittelbarer Nähe des Konzertsaales ausgesucht. Thailändische Küche, so wie sie hier eben angeboten wird, mögen wir sehr gern. Wir trinken selten Bier, aber wenn wir zum Thailänder gehen, gehört ein Singha Bier bei uns zum Essen dazu.

Nach dem sehr schmackhaften Essen machten wir uns auf den kurzen Weg zur „Elphi“. Unser Handyticket wurde am Drehkreuz gescannt und nach wenigen Schritten erreichten wir erwartungsvoll die lange Rolltreppe mit dem „Buckel“, die uns hinauf zur Plaza brachte. Vor uns standen viele Besucher auf dem Transportband, deshalb bekamen wir von dem „Buckeleffekt“ nicht so viel mit. Hinter uns war viel Platz, wir hätten lieber ein wenig warten sollen.

Wenn man die Eröffnungsphase in den Medien aufmerksam verfolgt hat, weiß man ja, was einen erwartet und wie es dort aussieht. So ein richtiger Wow-Effekt stellte sich deshalb bei mir nicht ein. Es ist aber nicht von der Hand zu weisen, dass es schon was ausmacht, die Architektur aus nächster Nähe und live mit eigenen Augen zu betrachten. Und man muss sich mal vorstellen, dass die Plaza das Dach des alten Kaispeicher A ist. Der Konzertsaal mit dem Hotel und den Wohnungen ist oben draufgesetzt. Unbestreitbar ist den Architekten ein ganz tolles Objekt gelungen. Trotz all der Unbill durch Bauverzögerung und ständige Teuerung kann Hamburg sich glücklich schätzen, niemals davon abgerückt zusein, den Bau der Elbphilharmonie durchzuziehen.

Vor dem eigentlichen Konzert gab es eine Einführung in die Musikstücke, die uns an diesem Abend erwarten würden. Zu diesem Zweck betraten wir erstmals den Großen Saal mit der berühmten „Weißen Haut“. Auch hier war uns der Anblick bekannt, aber dann das erste Mal hier zu sitzen, etwas, was wir uns seit dem Baubeginn vorgenommen hatten, war schon toll.

Der Österreicher Thomas Larcher, Komponist von „A Padmore Cycle“, den wir später zu hören bekommen sollten, war ebenfalls anwesend und wurde im Gespräch in die Einführung mit einbezogen. Im Nachhinein vorteilhaft waren die Erklärungen zu „La Valse“ von Maurice Ravel.

Nach der Einführung lustwandelten wir noch ein paar Minuten im Foyer und beobachteten die Leute, von denen der überwiegende Anteil, so wie wir auch, nur gekommen war, sich das Bauwerk anzuschauen. Man konnte ja einfach nur hinnehmen, für welches Konzert man Karten bekam. Vom Foyer aus kann man auf einen kleinen Balkon hinaustreten, der sozusagen in bzw. an der Glasfassade klebt. Dort ist man noch mal ein paar Meter höher als auf der Plaza und man schwebt sozusagen über dem Hafen.

Und dann ging es endlich los:
Unter dem Beifall des fast ausverkauften Hauses erschienen ca. 80 – 90 Musiker auf der Bühne, die Herren im Frack, die Damen in langen schwarzen Kleidern. Als alle an ihren Plätzen standen und auf das Zeichen des Konzertmeisters warteten, dass sie sich setzen sollten, war das schon ein besonderer Moment für mich und eine leichte Gänsehaut krabbelte über meinen Rücken. Kurz wurden die Instrumente gestimmt und dann erschien, ebenfalls unter Beifall, der Maestro Mariss Jansons. Er hob den Taktstock zur Sinfonie Nr. 1 von Dimitri Schostakowitsch, kein unbedingt leichtes Stück, aber doch hörbar. Zum ersten Mal offenbarte sich uns die Akustik des Großen Saales der Hamburger Elbphilharmonie. Ich bin kein Fachmann für moderne Klassik und für Akustik schon gar nicht, aber es hörte sich einfach nur bezaubernd an, in den leisen Klängen und Soli, ebenso wie in den großen und lauten Passagen der Sinfonie. Lang anhaltender Beifall und Bravorufe am Ende des 4. Satzes. Und niemand hat in den kurzen Pausen zwischen den Sätzen versucht, zu klatschen! Jubel hallte durch den Saal, als sich die Mitglieder des Orchesters dem hinter ihnen sitzenden Publikum zuwandten um sich für den von dort gespendeten Beifall zu bedanken.

Nach der Pause kam dann der Knackpunkt des Abends, „A Padmore Cycle“. Laut Programmheft bestand die instrumentale Besetzung u.a. aus Kuhglocke, Schleifpapier, Windmaschine, Kochtöpfe, Kuchengabeln, Ölfass und Stahlbürsten. Natürlich waren auch die üblichen Instrumente Teil der Komposition. Gesungen wurden die vertonten Gedichte vom Tenor Mark Padmore, für den der Komponist Thomas Larcher das Stück geschrieben hat.

Nach wenigen Takten, noch bevor der Tenor seine Stimme erhob, kamen mir Erinnerungen an „Hurz“ von Hape Kerkeling. Teilweise wurde der Gesang des Tenors vom Orchester überdeckt. Ob das nun der Akustik des Saales oder dem Dirigenten geschuldet war, der alles aus seinen Orchester herausholen wollte, mag ich nicht zu erkennen. Jedenfalls habe ich mich während der Darbietung weitgehenst darauf konzentriert, wie die Musikerinnen und Musiker agieren. Aber so ein Stück muss man sich eben auch mal antun. Man möchte bei Bedarf ja mitreden können. Außerdem konnte mein Mann sich ja nicht aussuchen, für welches Konzert er Karten bekam. Bei ihm kommt ja immer noch hinzu, dass er in seiner Freizeit eingschränkt ist. Den Beifall für Mark Padmore und den Komponisten Thomas Larcher, der ebenfalls am Ende des Stückes auf der Bühne stand, will ich mal als „freundlich“ bezeichnen.

Dann ging es leicht weiter mit La Valse von Maurice Ravel, ein anfangs recht heiteres Stück, welches nach und nach dann doch düster wird. Ich weiß nicht, inwieweit ich aus dem Programmheft zitieren darf, deshalb hier eine Beschreibung der Komposition und deren Hintergründe. Auch hier wieder, wie zuvor in den anderen Stücken, offenbarte sich die tolle Akustik des Saales. Es gab Passagen, da hätte man die berühmte Stecknadel fallen hören, so ruhig und ergriffen lauschte das Publikum den Klängen. Nach drei Zugaben gab es berechtigte Standing Ovations im weiten Rund des Großen Saales für die tolle Leistung des Symphonieorchester des Bayrischen Rundfunks und seines Dirigenten Mariss Jansons.

Anschließend begaben wir uns nochmal auf die Plaza um den Hamburger Hafen und ein Teil Hamburgs bei Nacht anzuschauen. Es wird nicht das letzte Mal gewesen sein, dass wir einem Konzert in der Elbphilharmonie beigewohnt haben. Aber es gibt wohl auch Leute, die aus Prinzip dieses Gebäude nie betreten werden – weil es eben so teuer wurde. Sie wissen nicht, was ihnen entgeht!

Abseits

Es gibt Menschen, die schauen nicht links oder rechts wenn sie unterwegs sind. Wie ich schon mal erwähnte, habe ich immer meine Hosentaschenkamera dabei wenn ich aus dem Haus gehe, und sei es, wenn ich nur zum Einkaufen unterwegs bin auf Wegen, die ich schon hundertmal gegangen bin. Und plötzlich, eines guten Tages, so wie heute, entdecke ich dann etwas in einem Garten. Bisher war mir dieser mit Moos bewachsene Baumstumpf entgangen. Er befindet etwas abseits, also nicht direkt am Wegesrand. Ich vermute, der Grund dafür, warum ich das Objekt bisher noch nicht bemerkt hatte, ist die Beleuchtung. Unterschiedliche Tageszeiten, manchmal reichen schon 30 Minuten, vielleicht sogar weniger, und der Zeitpunkt, an welchem die Sonne ein Objekt erreicht, ist vorrüber.

Nun könnte man darüber philosophieren, wenn ich dies oder jenes vor oder nach dem Einkauf gemacht hätte usw. usw. Tatsache ist, dass wir heute etwas länger geschlafen haben und ich deshalb heute Morgen nicht ins Schwimmbad gegangen bin sondern ins Dorf zum Wochenmarkt. Und gerade in da beschien die Sonne diesen Baumstumpf.

ESC 2017 – Portugal gewinnt

Zum ersten Mal in der Geschichte des ESC hat Portugal diesen gewonnen. Was heißt Portugal, gewonnen haben der Interpret Salvador Sobral und seine Schwester Luisa, die den Song geschrieben hat. Im nächsten Jahr findet der größte Musikwettstreit der Welt also in Portugal statt. Mal sehen, was die Portugiesen für eine Show auf die Beine stellen. Besser als die Show in Kiew wird sie sicherlich.

Mich reißt der Gewinnersong nicht vom Hocker. Mein Favorit war Rumänien mit „Yodel It“, gefolgt von Moldau mit „Hey Mamma“ und Belgien mit „City Lights“. Wobei ich auch Belgien gern auf dem ersten Platz gesehen hätte oder Moldau. Jedem der Titel hätte ich 12 Punkte geben können. Moldau hat es immerhin auf den 3. Platz geschafft und Belgien auf den 4., ich lag also gar nicht so verkehrt. Auch Rumänien ist noch in den Top Ten. Was Australien auf dem 9. Platz soll erschließt sich mir nicht. Ich will ja nicht sagen, dass Deutschland der 9. Platz gebührt hätte, aber Australien hätte unser 25. Platz gut zu Gesicht gestanden.

So schlicht wie der Siegertitel aus Portugal wurde auch „Perfect Life“ von Levina aus Deutschland präsentiert. Der vorletzte Platz ist wirklich nicht angemessen, wie auch die Platzierungen von Ungarn, Armenien, Aserbaidschan und Kroatien im Mittelfeld unangemessen sind.

Egal wie es ausgegangen ist, wir hatten mit unseren Freunden einen vergnüglichen Abend mit gemeinsamen Spargel und Kartoffeln schälen und dann natürlich auch essen. Zum Dessert gab es eine selbstgemachte Torte mit Feuerwerk, den vielen Flammen auf der Bühne in Kiew durchaus ebenbürtig.

Vielen Dank an Claudia und Thomas, die in diesem Jahr ihre Wohnung und den Spargel zur Verfügung gestellt haben sowie den anderen Freunden, die mit Schinken, Torte, Schnaps und Naschereien den Abend bereichert haben. Und Dank auch an Bernd und mich, wir waren für den Wein zuständig, und natürlich darf ich Ossi nicht vergessen, der auch in diesem Jahr wieder die Votingsheets gebastelt und zum Download auf seiner Homepage zur Verfügung gestellt hat.

ESC 2017 – 2. Semi

Heute fang ich mal ganz vorn an, beim Opening der Show. Anfangs dachte ich, was die wohl jetzt wollen, die beiden sogenannten Horsts, Blockflöte blasend und Akkordeon quetschend, mit bunten Aplikationen auf Anzügen und Hemd. Die beiden musizierenden Herren integrierten sich dann aber recht schnell in eine bunte Trachtengruppe, die folkloristisch die ESC-Siegertitel der letzen Jahre in die Welt hinaus schickten. Das Finale dieses kleinen Medleys war dann „Rise Like A Phoenix“, sogar mit Bändern in Regebogenfarben auf der LED-Wand – wer hätte das erwartet. Der Auftakt war dann aber auch schon alles, was die Show kurzweilig machte. Die Tanztruppe als Pausenakt nutze mein Mann, um schon mal die Zähne für die Nacht zu putzen.

Aber es ging ja um 10 weitere Nationen, deren Lieder sich für das Finale am Samstagabend qualifizieren sollten. Ich hab dann mal beim Schnelldurchlauf mitgezählt, wen ich denn gern nochmal sehen bzw. hören möchte. Ich kam nur auf 9, alles andere war für mich uninteressant. Meine Wünsche haben sich natürlich nur zum Teil erfüllt. Ungarn, Österreich, Norwegen und Kroatien waren nicht auf meiner Wunschliste, aber die sind nun mal drin im Finale. Leider nicht dabei sind Irland, Estland und Malta.

Mein absolutes Highlight im 2. Semi sind die Rumänen mit „Yodel It!“ – sehr genial und mit einer ausgefallenen bunten LED-Show im Hintergrund.

Die vorherrschenden Farben bei der Garderobe der Protagnoisten waren, wie auch schon im 1. Halbfinale, schwarz und weiß. Haben die sich alle abgesprochen?

Wir freuen uns jetzt auf das Grand Finale am Samstagabend, welches wir mit vielen Freunden zusammen anschauen werden.