
Viele viele Jahre tat sich der Gesetzgeber schwer damit, eine richtige Heirat unter gleichgeschlechtlichen Menschen zuzulassen. Und dann ging plötzlich alles ganz schnell und diese blöde Verpartnerung war Geschichte, endlich! Ich habe diesen Ausdruck eh gehasst, ein Kunstwort, welches davon ablenken sollte, dass Mann und Mann oder Frau und Frau, die sich lieben, in den Augen konservativer Mitmenschen ein unnatürliches Leben führen wenn sie heiraten. Auch wir hatten uns vor 3 Jahren „verpartnert“. Für uns war das gleichbedeutend mit einer Hochzeit. Vor 3 Jahren waren wir 17 Jahre zusammen und das sollte endlich, der damaligen Gesetzgebung entsprechend, Hand und Fuß haben. Bernd war für mich mein Mann, und umgekehrt war ich der Mann von Bernd, auch wenn es Stimmen gab, die was anderes behaupteten.
Aber ab heute sind wir offiziell verheiratet, auch wenn unser eigentliches Hochzeitsdatum der 19.9.2014 bleiben wird. Diese Datum steht auch in unseren Eheringen. Die offizielle Hochzeit sollte für uns eigentlich nur eine Formalie sein, eine Umschreibung der Verpartnerung in eine Ehe, ein Verwaltungsakt, mehr nicht. Es kam dann doch etwas anders. Wir hatten uns zwar leicht schick gemacht, schwarze Jeans, graues Hemd, ich mit einem locker drapiertem Tuch, Bernd mit Weste. Aber auf einen Anzug sowie Ansteckblümchen haben wir dieses Mal verzichtet. Ich hatte kurzzeitig die Idee, die Ansteckblümchen von vor 3 Jahren zu nehmen. Vermutlich wären die aber unter den Jacken auf dem Weg zum Standesamt zerbröselt.
Im Standesamt meldeten wir uns um Büro. Frau Gellert, die Leiterin des Standesamtes brachte uns dann ins Trauzimmer. Auf dem Tisch brannten bereits 2 Kerzen. Wir nahmen Platz und Frau Gellert begann mit der kleinen Zeremonie. Ihre Ansprache bereitete uns dann doch widererwarten feuchte Augen, nein, nicht nur feucht waren die, es kullerte schon das eine oder andere Tränchen heraus. Die Frage, ob wir Taschentücher benötigten, konnten wir aber verneinen. Wischen mit den Fingern reichte.
Dann kam die Frage aller Fragen: „Wollen Sie usw usw“. Obwohl ich dieses Mal keine Erkältung hatte, versagte meine Stimme etwas als ich die Frage mit „ja“ beantwortete. Bernd war da cooler. Wir wurden danach als verheiratet erklärt. In dem Moment fragte ich mich, was denn passieren würde, wenn ich die noch folgende Unterschrift verweigern würde, was ich natürlich nicht beabsichtigte. Würde die Ehe dann doch nicht gültig sein? Egal, wir unterschrieben natürlich beide und bekamen dann die Urkunde ausgehändigt, verbunden mit den Glückwünschen der Standesbeamtin.
Unter dem herbstlich-blauen Himmel schlenderten wir unserem Zuhause entgegen, ein wunderbarer Tag zum Heiraten.
Astrid und Holger klingelten mit einem Blumenstrauß in der Hand. Zum Glück liegt immer eine Flasche Champagner im Kühlschrank und wir stießen auf unsere weitere glückliche Zukunft an. Dieser Tag wird einen ganz normalen Verlauf nehmen, etwas Küchenarbeit, im weltweiten Netz surfen, Blogs lesen und selbst schreiben. Heute Abend werden wir im kleinen intimen Kreis essen gehen, nämlich nur mein Mann und ich ganz allein!







