Eigentlich sollen wir uns jetzt auf See befinden, irgendwo zwischen Mumbai und Mascat. Dort wäre das Wetter sicherlich ganz anders, als das, was uns heute hier in der kleinen Stadt an der Elbe präsentiert wird. Nun gut, so hat man eben ein wenig Abwechslung am Geburtstag. Aber wer braucht jetzt noch Schnee?
70! – und junggeblieben
Heute vor 52 Jahren feierte ich meinen 18. Geburtstag. Dieser Titel stand auf Platz 1 der Deutschen Single Charts, ein Titel zum Feiern! Das wird ein Tag heute!
Darf man das?
Darf man Witze machen in dieser Zeit? Ich finde, das darf man, die Zeiten sind ernst genug, da darf man auch mal lachen oder schmunzeln. Man macht ja auch Witze über Schwule wenn man selbst schwul ist.
Ausgeladen
In großer Vorfreude auf die Kreuzfahrt, auf der wir uns jetzt eigentlich befinden sollten, und weil es notwendig war, hatten wir ja vor Wochen das Touristenvisum für Sri Lanka beantragt. Das Visum wurde jetzt widerrufen bzw. für zwei Wochen ausgesetzt. Egal, die Reise wurde seitens des Veranstalters eh schon storniert.
Warum die Nachricht erst jetzt eigegangen ist obwohl Sri Lanka die Häfen schon am 8. März geschlossen hat, wissen wir nicht.
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Dear Applicant,
We regret to inform you that due to the prevailing situation of the Covid 19 global outbreak, your approved ETA 200106XXXXXXXXXX will be temporarily suspended for 14 days with effect from 2020.03.15 , 23 59 hrs (Local time in Sri Lanka) and the suspension will be lifted on 2020.03.29 ,24 00 hrs (Local time in Sri Lanka).
We apologize for any inconvenience caused.
Department of Immigration & Emigration
Sri Lanka
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Das Corona-Chaos
Die Kreise Ostholstein und Nordfriesland in Schleswig-Holstein haben eine Verfügung erlassen, die besagt, dass Personen, die zurzeit ihre Zweitwohung nutzen, diese umgehend zu verlassen haben. Dagegen wurde geklagt. Das OVG hat die Anordnung bestätig – soweit die Kurzform.
Angeblich hat der Ministerpräsident von Schleswig-Holstein eine Videonachricht verbreitet, in welcher er dazu aufruft, dass alle Personen dort bleiben sollten, wo sich sich zurzeit aufhalten und bezieht auch Ferienhausbesitzer mit ein.
Wenn selbst innerhalb eines Bundeslandes offensichtlich verschieden Auslegungen möglich sind, wundert es mich nicht, dass jedes unserer 16 Bundesländer sein eigenes Süppchen bezüglich Geschäftsschließungen, Ausgehverboten und Grüppchenbildung kocht – von 2 bis 6 Personen reichen die Verordnungen!
Von der EU wollen wir mal gar nicht erst reden. In Deutschland wird ein Personenabstand von 1,5 Metern empfohlen, in Österreich beträgt der Abstand nur 1 Meter.
Es wird Zeit, dass sich die EU auf eine übergeordnete Verfügung einigt, der sich jedes Mitgliedsland bis hinunter zum kleinsten Dorf anzuschließen hat, ohne Ansehen, wie hoch die bisherige Ansteckungsrate ist.
Bleib zu Hause
In den sozialen Medien – bei mir Instagram und WhatsApp – fühlt sich jeder dazu berufen, die Leute aufzufordern, zu Hause zu bleiben. Bei WhatsApp werden solche Apelle von User zu User weitergeleitet. Nur verstehe ich das nicht. Wenn ich durch eine Menschenleere Einkaufsstraße spaziere, wo deshalb kein Mensch zu finden ist, weil die Geschäfte geschlossen sind, passiert mir doch nichts?
Ich vermute eher, dass es darum geht, Menschenansammlungen zu vermeiden, wie sie leider immer noch zu finden sind. Es wird darum gehen, Abstand zu halten in den Geschäften, was ich eh immer schon getan habe.
Liege ich mit meiner Meinung falsch? Dann bitte ich um Aufklärung.
Ein emotionaler Moment
Alle Kreuzfahrtreedereien haben den Betrieb eingestellt. Reisen wurden bzw. werden gar nicht erst angetreten, das ist uns zwei Mal passiert. Andere Reisen werden irgendwo auf der Welt abgebrochen, die Gäste müssen die Schiffe verlassen und werden nach Hause geflogen.
Die „Mein Schiff 2“ hat eine Reise in Barbados abgebrochen. Als die letzten Gäste von Bord gingen, stand die gesamte Besatzung am Kai spalier und applaudierte den Passagieren. Und ganz am Ende ertönte 3 Mal lang, das internationale Signal für eine Verabschiedung, aus dem Schiffstyphon.
Ein unglaublich emotionales Video, dass mich zu Tränen rührte.
Ich muss mal raus
Eine Ausgangssperre gibt es zurzeit bei uns noch nicht, aber wenn man durch die Einkaufsstraße geht, sieht es so aus als wäre eine angeordnet worden. Wir wollten also mal gucken, was so los ist. Man sieht, es war kein Risiko. Es gab große räumliche Distanzen zwischen den Personen, die aus uns unbekannten Gründen durch die Einkaufsstraße gingen.
Allerdings gab es zwei Grüppchen, wo ich mich fragte, ob das denn nun so sein müsse, wie die zusammenhingen. Gruppe 1 bestand aus 3 Personen, ein südländischer junger Mann und zwei südländische junge Frauen, zu erkennen am Aussehen und an der Sprache. Die beiden Frauen hingen dem Mann ziemlich dicht auf der Pelle, fast mit Körperkontakt.
Gruppe 2 stand vor einem Bäckerladen. Die Bäckereifachverkäuferin stand davor und rauchte, umringt von 2 oder 3 anderen Frauen. Man unterhielt sich. Auch hier wurde der Sicherheitsabstand nicht eingehalten.
Wir waren wirklich sehr weit von beiden Gruppen entfernt, es bestand kein Risiko für uns.
Morgen müssen wir wichtige Unterlagen auf den Postweg bringen. Vermutlich werden wir einen Spaziergang an der Elbe entlang zum Supermarkt unseres Vertrauens machen. Bei der dortigen Postannahmestelle besteht die Möglichkeit, große Abstände einzuhalten. Unsere „Dorfpost“ ist doch sehr beengt. Mit unserem Spaziergang verschaffen wir uns ein wenig Bewegung, ohne anderen Menschen auf dem Weg zu nahe kommen zu müssen.
Die Klopapierkrise
Wenn ich vor den leeren Regalen im Super- bzw. Dromarkt stehe, die sonst wohlgefüllt mit Toilettenpapier sind, frage ich mich, womit sich die Leute vor Corona den Hintern abgewischt haben. Gut, eigenlich will man das lieber gar nicht wissen. Jedenfalls scheinen viele Menschen jetzt erst das Klopapier für sich entdeckt zu haben.
Kürzlich tauchte ein Video im großen Netz auf, was jemand heimlich in einem Dromarkt aufgenommen hatte. Da musste die Marktleiterin einschreiten weil sich jemand den ganzen Wagen voll gepackt hatte. Im Hintergrund schreit hysterisch eine Frau. Krieg um Klopapier – anders kann man das nicht bezeichnen.
Wer ganz sicher gehen will, wieviel Klopapier er denn für seine Bedürfnisse benötigt, kann das mittels eines Klopapierkalkulators feststellen. Anhand diverser zu beantwortender Fragen wird ermittelt, wie lange der Vorrat noch reicht oder ob man sich alsbald an die Klopapierfront begeben sollte. Die Frage nach der Wischanzahl pro Gang lässt sich wohl eher schlecht als recht beantworten. Wie aus Erfahrung jeder weiß, ist das von diversen Faktoren abhängig, auf die ich hier nicht näher eingehen möchte.
Zwei Klopapierrechner habe ich entdeckt. Einer von ihnen, scheint derzeit überlaufen zu sein, die Seite lässt sich nicht öffnen. Dann gibt es noch einen internationalen Kalkulator, es scheint also, dass das Klopapierdilemma kein rein Deutsches Problem ist.
Der Ouzo fehlte
Nachdem ich heute morgen schon Familie und Freunde unterrichtet hatte, dass die Geburtstagsnachfeier im April nicht stattfinden würde, wollte ich der besten Wirtin in der kleinen Stadt an der Elbe persönlich mitteilen. Ich schrieb sie kurz über WhatsApp an, ob sie heute noch eine warme Mahlzeit für uns hätte, was sie mir bestätigte. Allerdings nur im Außerhausverkauf und mit einer stark reduzierten Karte. Und sie würde sich über jede Unterstützung in dieser Zeit freuen. Spontan sagte ich zu, dass wir uns später melden würden.
Ich rief sie dann an, als wir meinten, Appetit zu spüren. Zum vereinbarten Zeitpunkt holten wir unser kleines Menü ab. Es ist nur Barzahlung möglich, das Geld, möglichst passen, wird in einer Schale deponiert. Das Essen wird einem in Thermoschalen ausgehändigt. Mein Nachnahme wurde notiert, wegen der Benachrichtung bei einem eventuellen Ansteckungsfall. Wir schnackten noch ein wenig und machten uns dann auf den Heimweg.
Die Gerichte waren gut und reichlich, wie wir es gewohnt sind. Der Ouzo fehlte leider, der uns sonst immer serviert wird. Und das Ambiente der Taverne fehlte auch. Denn die Gerichte schmeckten uns, aber ja, es ist eben nicht die traute und gemütliche Umgebung, die freundliche und aufmerksame Bedienung.
Mein Vorurteil hat sich bestätigt: Ich habe es immer abgelehnt, telefonisch ein Bestellung aufzugeben, diese später abzuholen und zu Hause zu verspeisen. Wenn ich eh schon irgendwo hinfahren muss, um mein Essen abzuholen, kann ich auch gleich dort im im Restaurant speisen.
Je nachdem, wie lange diese unerquickliche Situation andauert, werden wir ganz sicher weiter die beste Wirtin in der kleinen Stadt an der Elbe unterstützen und uns ab und zu unser Essen nach Hause holen. Das ist aber eine absolute Ausnahmesituation.