Hüftgold

Wir essen abends ja nichts, wir wollen ja nichts essen. Der Kühlschrank gibt auch nichts her, damit wir ja nicht in Versuchung kommen, was zu essen. Aber so ein Abend ist lang und irgendwann kommt der kleine Hunger.

Kurz vor Feierabend rief ich Bernd an: Möchtest Du, dass ich was mitbringe? Seine Antwort: Ich weiss nicht (Das soll heissen: Eigentlich lieber nicht, aber es wäre schön). – Aha, und was möchtest Du? – Ein Törtchen vielleicht. – Oder lieber Tiramusi? – Hm, auch nicht schlecht.

Und das Ergebnis: Beim Italiener kaufte ich 2 Stücke Tiramisu und ca. 50 m weiter 2 portugiesische Vanilletörtchen. Das war dann unser Abendessen. Und jetzt sind wir pappsatt. Ich möchte lieber nicht wissen, wieviel Kalorien (heisst das heute noch so?) wir verspeist haben. Das Hüftgold wird es uns danken.

Die Tür ist zu

Für den Herbst gibt es viele Anzeichen, z.B. das Laub verfärbt sich, die Blätter fallen von den Bäumen, die dünne Jacke reicht nicht mehr, die Augen tränen wieder usw. Aber jetzt ist es wirklich Herbst. Die Tür von dem kleinen Geschäft, in dem ich jeden Morgen meine Zeitung kauf, war zu. Der Inhaber ist ganz bestimmt ein Liebhaber von frischer Luft. So bald die Witterung es im Frühling zulässt, bleibt die Ladentür offen, und das so lange wie möglich. Aber heute war es damit vorbei. Ich freue mich schon auf den Morgen, an dem die Tür wieder offen steht – irgendwann im nächsten Jahr, wenn der Winter endlich vorbei sein wird.

Generalprobe

Am 12. Oktober hat der Chor den nächsten Auftritt hier in Hamburg. Obwohl der Ablauf des Programms allgemein bekannt ist, gibt es vor jedem Auftritt eine Generalprobe. Vieles gerät ja doch in Vergessenheit. Deshalb ist so eine Probe sehr vorteilhaft.

Ich kann nach dieser Probe nur sagen: Toi toi toi – und hoffen, dass die Aufführung besser klappt. Wenn ich mich richtig erinnere, war das vor der Uraufführung auch nicht anders. Also besteht noch Hoffnung.

Gammeltag

Gegen 09.00 Uhr waren wir schon unterwegs zum Einkaufen: Mini-Mal, Aldi und Karstadt. Es regnete noch nicht. Erst als wir nach Hause kamen, begann ein leichter Nieselregen. Oliver erzählte mir, dass er mit Melli in die Stadt will, aber in Flensburg würde es fürchterlich regnen. Nein, hier in Hamburg war nur Nieselregen. Aber bald setzte auch hier der grosse Regen ein.

Wir hatten uns für diesen Tag nichts vorgenommen, einfach ausspannen und rumhängen.

Bernd wollte das Essen vorbereiten und stellte dabei fest, das wir für den Nudelauflauf zwar alle Zutaten gekauft hatte, nur die Hauptsache nicht, nämlich Nudeln. Also disponierten wir um und tauten das eingefrorene Fleisch für das Currygericht auf, das wir morgen essen wollten.

Abends machten wir es uns vor dem Fernseher auf dem Sofa gemütlich. Wir schauten uns „Wetten dass“ an und stellten wieder ein Mal fest, dass die Sendung an Witz und Attraktivität in den letzten Jahren verloren hat. Danach gab es aber doch noch ein Highlight: The Ten Tenors, eine Aufzeichnung aus Berlin, wurden auf N3 gezeigt. Diese Truppe haben wir bereits 2 Mal live hier in Hamburg gesehen, das letzte Mal Ende März auf meinem Geburtstag. Wir können nur Jedem empfehlen, sich die 10 ein Mal anzusehen und anzuhören. Von Klassik bis Pop ist alles vertreten, dargebracht auf amüsante Art und Weise. Wir sind dabei, wenn sie im nächsten Jahr wieder nach Hamburg kommen!

Tag der Vereinigung

Diesen Tag haben wir auf unsere eigene Art begonnen. Bernd fragte mich, ob das jetzt ein politischer Akt war.

Das Wetter ist unglaublich schön. Wir haben auf dem Balkon frühstücken können. Hoffentlich bleibt es so bis zum Wochenende. Leider steht die Sonne jetzt schon sehr früh hinter dem Haus. Wenn der Balkon erst Mal im Schatten liegt, ist es dort zu kühl zum sitzen.

Ganz ungestört sind wir nicht geblieben. Da dies ein nationaler deutscher Feiertag ist, habe ich mein Telefon vom Büro auf mein Handy weitergeleitet. Das Schifffahrtsgeschäft nimmt keine Rücksicht auf Feiertage. Einige Kapitäne, deren Schiffe im Hafen lagen, meldeten sich bei mir und informierten mich über die aktuelle Situation. Im Grossen und Ganzen hielten sich die Anrufe aber in Grenzen.

Werner, unser Geschäftsführer rief an, und berichtete, dass eins der Schiffe einen erheblichen technischen Schaden hat. Er wollte wissen, ob wir ein Ersatzschiff in Position haben, das den Dienst übernehmen kann. Ich konnte ihm ein Schiff anbieten. Wir müssen das morgen endgültig klären.

Oliver hat vor vielen Jahren ein Mal zu mir gesagt: Papa, was du machst möchte ich später auch Mal machen. Ich sagte zu ihm, dass dieser Beruf zwar interessant ist, dass man aber eigentlich immer im Dienst ist. Na, er hat sich anders entschieden.

Wieder unterwegs

Die Technikabteilung unserer Firmengruppe hat heute einjähriges Bestehen. Aus diesem Anlass fand ein kleines Treffen im OJay’s statt. Alle waren noch ziemlich müde von der Schiffstaufe. Ich bin um kurz nach acht gegangen. Jetzt reicht es aber auch mit den Feierlichkeiten. Ich freue mich auf den freien Tag am 3. Oktober!

Schiffstaufe

Auf den Namen „John-Paul K.“ wurde heute Nachmittag das neueste Schiff der Familie K. getauft. Die gesamte Belegschaft durfte daran teilnehmen. Das Büro wurde geschlossen, die Telefone wurden umgestellt auf die Handys der jeweiligen Sachbearbeiter.

Mit Bussen ging es zur Norderwerft gegenüber den Landungsbrücken. Eine Stunde hatten die Gäste Zeit, sich das Schiff anzusehen. Es wurde Kaffee und Kuchen angeboten sowie Sekt, Bier und alkoholfreie Getränke. Das Wetter war sonnig und warm – ideal für so einen Tag, eben „Taufwetter“.

Eine Schwester der Frau des Reeders vollzog die Taufe. Mit fester Stimme sagte sie den Taufspruch auf:

Vom Schwarzen Meer bist du gekommen,
hast lange Fahrt auf dich genommen.
Nun liegst geschmückt du vor uns hier
in Hamburgs Hafen an der Pier.
Und Michel, Elbe, Landungsbrücken
woll’n jetzt auf dich, den Täufling blicken,
wenn du in schöner Tradition
wirst Mitglied der Familie K..on.
Ein guter Stern soll stets dich leiten,
auf allen Fahrten dich begleiten,
damit auch noch in vielen Jahren
erleichtert wir an Land erfahren,
dass Schiff und Mannschaft unversehrt
und heil von See zurückgekehrt.

Ich taufe dich auf den Namen „John-Paul K.“, wünsche dir allzeit gute Fahrt und immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel.

Die Sektflasche zerplatzte leider erst beim zweiten Versuch. Ist das ein schlechtes Vorzeichen? Ich bin ja ein wenig abergläubisch in solchen Dingen. Warten wir es also mal ab. Der kleine Namensgeber des Schiffes, ein Enkel des Reeders, durfte das Schiff mit einer kleinen Sektflasche taufen. Auch diese Flasche zerbarst erst beim zweiten Wurf. Ich hab ja so meine Bedenken:

1. Das Schiff hat bereits 3 Reisen gemacht ohne getauft zu sein
2. Dem Schiff war ursprünglich ein anderer Name zugeteilt
3. 2 Sektflaschen konnten beim ersten Wurf nicht zerspringen

Ich behaupte, einige Leser mögen mich jetzt belächeln, ein Schiff hat eine Seele. Erklären kann ich das nicht. Aber ich fühle das.

Nach der Taufzeremonie ging es mit Bussen zurück in die Stadt zum Hotel Atlantic, wo die Tauffeier stattfand. Über 170 Gäste waren eingeladen, an einem festlichen Essen teilzunehmen. Die Tische waren im maritimen Stil geschmückt: Grosse, mit Wasser gefüllte, Glasschalen, in denen Gräser und weisse Blüten schwammen sowie jeweils 2 kleine Buddelschiffe. Es wurden Reden gehalten, die Taufpatin bekam ein Taufgeschenk. Es wurde gegessen und getrunken. An den Tischen unterhielt man sich mit anderen Gästen. Es war ein gemütlicher, stilvoller Abend. Gegen 2100 Uhr verliessen die ersten Gäste den Saal. Noch müde vom Wochenende machte ich mich ca. 30 Minuten später auf den Weg nach Hause. Auf dem Heimweg genoss ich die milde, fast sommerliche, Luft. Es war ein fast perfekter Tag, wenn da nicht die Sache mit den Sektflaschen gewesen wäre!

Abschliessend ein paar Informationen über das Schiff:
Bauwerft: Rousse Shipyard J.S.C., Bulgarien
Länge: 90,25 m – Breite: 15,20 m – Tragfähigkeit: 4.247 t – Dienstgeschwindigkeit: 12,3 kn

Wo ist Frank?

Ich wurde irgendwann wach. Wie spät es war konnte ich nicht feststellen da ich in der Dunkelheit die Uhr nicht erkenne konnte. Meine müden Augen nahmen wahr, dass das im Schlafzimmer noch das Licht brannte. Frank war also noch nicht zurück. So richtig gut schlafen konnte ich nicht mehr, das Sofa ist dann doch nicht so bequem wie unser Bett.

Kurz vor sieben Uhr wurden wir vom Wecker geweckt. Frank musste versehentlich die Weckfunktion aktiviert haben. Er lag aber nicht im Bett. Einschlafen konnten wir nicht mehr, was vielleicht daran lag, dass wir uns vorstellten, wer oder was Frank veranlasst hatte, woanders zu übernachten. Na ja, wir waren halt alleine…. Aber was, wenn Frank jetzt auftaucht? Ach was, ist auch egal, wird sich halt ergeben, was dann passiert. Und es passierte nichts weil Frank erst am frühen Nachmittag wieder eintraf.

Er war ins „Black“ gegangen. Dort hatte er einen Bekannten getroffen, den er da vor einem Jahr kennen gelernt und mit dem er eine Nacht verbracht hatte. Wir hatten noch einen Moment Zeit, um Kaffee zu trinken (Pirat – wenn Du das liest: Wir haben wirklich Kaffee getrunken!) und dann mussten wir auch schon los und Frank zum Flugplatz bringen.

Der Abend endete als Sofa-Kuschel-DVD-Abend: Wir haben uns den Film „The Others“ angesehen, ein Film mit einem überraschenden Ende.

Ein Tag mit Frank

Unsere Übernachtungsgäste bekommen immer unser Schlafzimmer zur Verfügung gestellt, Bernd und ich schlafen auf dem Sofa im Wohnzimmer. Es ist einfacher für die Vorbereitungen zum Frühstück. Wer unsere kleine Wohnung kennt, wird es verstehen.

Da Frank schon schlief als wir nach Hause kamen, konnten wir uns aus dem Schlafzimmer keine saubere Wäsche und Hemden und Jeans holen. Zum Brötchen einkaufen zogen wir unsere Anzüge wieder an. Mein Mann outete sich als Snob: Er wollte unbedingt auch die Krawatte umbinden. Nun, ich muss zugegen: Es hat was, so toll gestylt einkaufen zu gehen. Aber es bedeutet für mich auch doppelte Arbeit mit der Krawatte, er kann sie nämlich nicht binden, ich muss also immer 2 Krawatten knoten.

Nachdem Frank aufgestanden und im Bad verschwunden war, konnten wir uns endlich umziehen.

Das ausgiebige Frühstück zog sich bis mittags hin. Es gab viel zu erzählen. Nach dem Frühstück gingen wir in die City zum Bummeln. Im Willi’s machten wir eine Pause bei Wiesnbier. Leicht angeheitert bummelten wir weiter durch die Stadt. Das Bier lockerte das Geld: Frank kaufte ein Karaffe und CDs, wir kauften eine neue Butterdose aus Edelstahl, die auch einen Deckel aus Stahl hat und nicht aus Plastik, die 3. Serie von X-Files auf DVD und den Film „The Others“.

Auf dem Heimweg musste Frank sein Bier loswerden. Wir landeten im Café Gnosa. Frank suchte dort die Sanitärräume auf, Bernd bestellte für uns heisse Schokolade und für Frank ein Bier. Ich hätte am liebsten ein Stück Torte gegessen – aber nein, ich blieb standhaft.

Bernd hatte einen ungünstigen Platz: Hinter ihm auf der Fensterbank lag die neue Ausgabe vom Hinnerk, das heissbegehrte schwule Monatsblatt. Ca. alle zwei Minuten wurde er gefragt, ob er mal einen Hinnerk rüberreichen würde. Irgendwann wartete Bernd die Frage gar nicht mehr ab. Wenn jemand stehen blieb, bekam er die Zeitschrift gleich in die Hand gedrückt. Ein guter Platz um Kontakte zu knüpfen.

Endlich zu Hause angekommen, wollte Frank sich ein wenig ausruhen, er legte sich auf das Bett und schlief ein. Bernd half mir bei den Vorbereitungen für das Fondue.

Es wurde ein gemütlicher Abend bei Kerzenschein mit Fondue, Wein, Eis, und Espresso. Gegen Mitternacht wurde Frank unruhig: Er wollte noch mal auf die Piste. Schnell war er umgezogen – hui, er sah ja richtig schnuffig aus in der engen Lederjeans! – und schon war er verschwunden. Wir zogen das Sofa und uns aus und legten uns schlafen. Im Schlafzimmer liessen wir eine kleine Lampe an damit Frank sich in der Wohnung leichter zurechtfindet wenn er nach Hause kommt.