Auf den Namen „John-Paul K.“ wurde heute Nachmittag das neueste Schiff der Familie K. getauft. Die gesamte Belegschaft durfte daran teilnehmen. Das Büro wurde geschlossen, die Telefone wurden umgestellt auf die Handys der jeweiligen Sachbearbeiter.
Mit Bussen ging es zur Norderwerft gegenüber den Landungsbrücken. Eine Stunde hatten die Gäste Zeit, sich das Schiff anzusehen. Es wurde Kaffee und Kuchen angeboten sowie Sekt, Bier und alkoholfreie Getränke. Das Wetter war sonnig und warm – ideal für so einen Tag, eben „Taufwetter“.
Eine Schwester der Frau des Reeders vollzog die Taufe. Mit fester Stimme sagte sie den Taufspruch auf:
Vom Schwarzen Meer bist du gekommen,
hast lange Fahrt auf dich genommen.
Nun liegst geschmückt du vor uns hier
in Hamburgs Hafen an der Pier.
Und Michel, Elbe, Landungsbrücken
woll’n jetzt auf dich, den Täufling blicken,
wenn du in schöner Tradition
wirst Mitglied der Familie K..on.
Ein guter Stern soll stets dich leiten,
auf allen Fahrten dich begleiten,
damit auch noch in vielen Jahren
erleichtert wir an Land erfahren,
dass Schiff und Mannschaft unversehrt
und heil von See zurückgekehrt.
Ich taufe dich auf den Namen „John-Paul K.“, wünsche dir allzeit gute Fahrt und immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel.
Die Sektflasche zerplatzte leider erst beim zweiten Versuch. Ist das ein schlechtes Vorzeichen? Ich bin ja ein wenig abergläubisch in solchen Dingen. Warten wir es also mal ab. Der kleine Namensgeber des Schiffes, ein Enkel des Reeders, durfte das Schiff mit einer kleinen Sektflasche taufen. Auch diese Flasche zerbarst erst beim zweiten Wurf. Ich hab ja so meine Bedenken:
1. Das Schiff hat bereits 3 Reisen gemacht ohne getauft zu sein
2. Dem Schiff war ursprünglich ein anderer Name zugeteilt
3. 2 Sektflaschen konnten beim ersten Wurf nicht zerspringen
Ich behaupte, einige Leser mögen mich jetzt belächeln, ein Schiff hat eine Seele. Erklären kann ich das nicht. Aber ich fühle das.
Nach der Taufzeremonie ging es mit Bussen zurück in die Stadt zum Hotel Atlantic, wo die Tauffeier stattfand. Über 170 Gäste waren eingeladen, an einem festlichen Essen teilzunehmen. Die Tische waren im maritimen Stil geschmückt: Grosse, mit Wasser gefüllte, Glasschalen, in denen Gräser und weisse Blüten schwammen sowie jeweils 2 kleine Buddelschiffe. Es wurden Reden gehalten, die Taufpatin bekam ein Taufgeschenk. Es wurde gegessen und getrunken. An den Tischen unterhielt man sich mit anderen Gästen. Es war ein gemütlicher, stilvoller Abend. Gegen 2100 Uhr verliessen die ersten Gäste den Saal. Noch müde vom Wochenende machte ich mich ca. 30 Minuten später auf den Weg nach Hause. Auf dem Heimweg genoss ich die milde, fast sommerliche, Luft. Es war ein fast perfekter Tag, wenn da nicht die Sache mit den Sektflaschen gewesen wäre!
Abschliessend ein paar Informationen über das Schiff:
Bauwerft: Rousse Shipyard J.S.C., Bulgarien
Länge: 90,25 m – Breite: 15,20 m – Tragfähigkeit: 4.247 t – Dienstgeschwindigkeit: 12,3 kn