Archiv der Kategorie: gay

Ärger auf dem CSD

Unisextoiletten – wer die Anwaltsserie Ally McBeal gesehen hat, kennt Unisextoiletten. Männer und Frauen haben also einen gemeinsamen Raum, in dem sie ihre Notdurft verrichten. Natürlich ist das keine Massenlatrine, man kann sich schon, von den anderen Benutzern separiert, zurückziehen um seinen Geschäften nachzugehen.

Auf dem Straßenfest des CSD am vergangenen Wochenende gab es Ärger: Aktivist_innen aus St. Petersburg wunderten sich, dass keine Unisextoiletten aufgestellt waren. Sie griffen zur Selbsthilfe und fertigten Schilder an „WC for everyone“ oder „Gender-neutral WC“ und befestigten diese an einzelnen Toilettenkabinen. Das Personal der Toilettenwagen, das für die Ausstattung der Toiletten gar nicht zuständig ist, entfernte die Schilder wieder. Es kam zu Streit, die Polizei musste gerufen werden.

Ob man Unisextoiletten gut findet ist eine Sache. Ich fühle mich möglicherweise unwohl wenn ich an der Rinne stehe und mein Bier entsorge und hinter mir stehen Frauen und schauen mir möglicherweise beim pinkeln zu während sie auf eine freie Kabine warten.

Dass sich aber ausgerechnet Schwule und/oder Lesben aus Russland sich deart echauffieren, ist schon seltsam. In Russland wird jeder CSD im Keim erstickt und im liberalen Deutschland meinen sie, ihre Klappe aufreissen zu müssen über Dinge, die sie ganz und gar nichts angehen.

Dreht Deutschland rückwärts?

Ich kann nicht sagen, was die Ursache für mein Gefühl ist, dass sich in Deutschland einiges negativ geändert hat in letzter Zeit. Es war bislang etwas, was ich nicht greifen konnte, vermutlich zusammengetragen aus vielen kleinen Informationen, ein Puzzle sozusagen, aus dem ein Bild entstanden ist, ein Bild, welches eher düster wirkt.

Ich glaube, dass das Thema „Flüchtlinge“ und die daraus resultierenden Antiflüchtlingsbewegungen von Pegida und der AfD dazu beigetragen haben, dass es inzwischen nicht nur die Flüchtlinge sind, auf die man sich einschießt. Pegida und AfD sind Bewegungen bzw. Parteien am äußerst rechten Rand. Wes geistes Kind die Anhänger sind, weiß man ja. Und für diese Menschen bedarf es nur eines Funkens um daraus für Schwule, Lesben und Transgender ein Feuer zu entfachen. Ein Vorfall – und es wird Nachahmungstäter geben, die – aus ihrer beschränkten Sichtweise „endlich“ – aufgestaute Agressionen freien Lauf lassen werden.

Die Universität Leipzig hat jetzt eine Studie veröffentlicht, in welcher die schockierende Wahrheit an den Tag kommt: Vorurteile und rechtes Denken sind an der Tagesordnung und haben in den letzten Jahren einen großen Sprung nach vorn gemacht. 40 Prozent der Deutschen finden Homoküsse ekelhaft. Vermutlich sind ein großer Teil der 40 Prozent Männer aus, die sich daran aufgeilen, wenn sich in Pornos zwei Frauen küssen – und sicher nicht nur in Pornos! Ein Kuss ist eine Liebesbezeugung. Es gibt keinen Unterschied, ob sich 2 Männer, 2 Frauen oder ein Mann und eine Frau lieben bzw. küssen! Unter dem Link findet ihr noch ein paar Fakten mehr, wie sich die Stimmung in den letzten Jahren zuungunsten von uns Schwulen und anderen Randgruppen verändert hat.

Leider wird es so sein, dass viele Menschen einzelne Schlagworte aus dem, was der rechte Rand verbreitet, aufgreifen. Sie schaukeln sich gegenseitig hoch: „Verdammte Ausländer!“ – „Perverse Schwule!“, ohne in die Tiefe zu gehen. Für diese Menschen gibt es nur das, was ihnen aus den Schlagzeilen entgegenspringt. Und leider sind es genau diese Menschen, die nicht das lesen, was in den Blogs zu diesen Themen geschrieben steht, vielweniger noch das, was in den Kommentaren unter den Blogbeiträgen zu lesen ist. Vermutlich wissen die nicht mal, was ein Blog ist. Wer dem rechten Rand folgt und danach seine Meinung bildet, muss einfach dumm sein!

Mein Mann und ich leben seit fast 9 Jahren in der kleinen Stadt an der Elbe. Bisher haben wir hier keine negativen Erfahrungen gemacht. In den Restaurants und Geschäften werden wir freundlich bedient, die Nachbarn in unserer Wohnanlage sind nett, bis auf wenige Ausnahmen. Aber das beruht wohl eher auf Gegenseitigkeit. Die Putzfrau, die hier mal das Treppenhaus gereinigt hat, ist nach einem Vorfall abberufen worden: Ich hatte es gewagt, ihre Sorgfalt in Frage zu stellen. Worauf sie meinte, ich hätte wohl was gegen Frauen. Ein Anruf bei ihrem Chef – und das war der letzte Tag an welchem sie hier mehr schlecht als recht ihre Arbeit erledigt hat.

Wenn ich jetzt also von dieser Studie lese, werde ich in meinem Gefühl bestätigt. Mit meinem Gefühl scheint also alles noch zu stimmen. Die Regierung sollte uns endlich die uneingschränkte Gleichstellung gegenüber heterosexuellen Ehen zubilligen. Vielleicht würde das ein wenig helfen, die Uhr in Deutschland wieder in die richtige Richtung laufen zu lassen, nämlich nach vorn und nicht zurück!

Ich habe es geahnt!

Wann sind wir dran? Mit „wir“ meine ich Schwule und Lesben. Und nun ist es passiert: Der AfD-Landtagsabgeordnete Andreas Gehlmann hat während eine Rede der Linken Abgeordneten Quade zum Thema „Sichere Herkunftsländer“ im Landtag von Sachsen-Anhalt den Zwischenruf gemacht: „Das sollten wir in Deutschland auch machen!“ Es ging in dieser Passage der Rede darum, dass in gewissen Ländern Homosexuelle ins Gefängnis gesteckt werden.

Natürlich ist es wieder mal hinterher ganz anders gewesen. Die AfD will den Zwischenruf aus dem Protokoll der Landtagsdebatte streichen lassen.

Zum Thema „AfD und Homosexualität“ hatte ich bereits im Oktober vorigen Jahres geschrieben.

Angst habe ich nicht wegen der vielen Flüchtlinge, Angst macht mir die AfD!

Selbstgewählte Ghettoisierung

Amerikanische Kreuzfahrtreedereien bieten es schon ein paar Jahre an: Kreuzfahrten für Schwule. TUICruises ist nun die erste Reederei, die sowas auch für den deutschsprachigen Raum anbietet, eine Kreufahrt für die sogenannte LGBT-Community.

Wer braucht denn sowas?: Ich kann mir schon vorstellen, dass es ausreichend Interessenten gibt, die sich davon versprechen, sich mal so richtig durch die Decks zu poppen. Mit ungestörtem Urlaub unter Seinesgleichen wird das wenig zu tun haben. Ich sehe gerade Bilder in meinem Kopf, wie lüsterne Menschen unter und an Deck hin- und hercruisen und mit ihren Blicken andere Passagiere ausziehen. Ich sehe kreischende Tunten bei den Musikveranstaltungen, laut „Er gehört zu mir“ singen, ich sehe gebrochene Handgelenke und aufgetakelte Typen.

Der Schwule sucht sich wieder mal seine eigene Welt statt sich unter die Menschheit zu mischen und zu zeigen, dass er nicht anders ist wie Du und Du und Du, statt zu zeigen, dass es nicht notwendig ist, sich eine eigene Welt zu schaffen, satt zu zeigen: Seht her, hier sind wir, wir sind ein Teil der Gesellschaft!

Mein Mann und ich haben uns auf unseren bisherigen 3 Kreuzfahrten sehr sehr wohl gefühlt, inmitten von etwa 2000 anderen Menschen. Möglicherweise sind wir von einigen etwas missfallend angeschaut worden, vielleicht wurde hinter unserem Rücken auch über uns geredet. Na und? Das ist uns total egal. Wir verstecken uns deshalb nicht mit etwa 2000 anderen Schwulen und Lesben 1 Woche auf einem Schiff. Wir machen weiterhin unsere normalen Kreuzfahrten.

AfD – nicht wählbar!

regenbogenflaggeWas soll diese Anfrage bezwecken, welche die AfD, bzw. einer ihrer Abgeordneten, im Thüringer Landtag gestellt hat: Die AfD-Abgeordnete Corinna Herold will wissen, wieviele Homo-, Bi- und Transsexuelle in Thüringen leben. Haben Sie Angst, Corinna Herold, Thüringen könnte überschwult sein? Haben Sie Angst vor einem Bevölkerungsrückgang (Schwule und Transsexuelle sorgen ja meistens nicht für Nachwuchs)? Was treibt die AfD um, dass sie solche rechtspopulistischen Fragen stellt?

Es ist ein Graus mit dieser Partei. Ich hoffe nur, dass sie unter der Beobachtung des Verfassungsschutzes steht. Diese Anfrage zeigt einaml mehr, dass man die AfD nicht wählen kann!!!

Noch ein Sündenfall?

regenbogenflaggeWer schon mal einen Schützenumzug gesehen hat, hat sich sicher über die Teilnehmerinnen und Teilnehmer gewundert, die mit stolzgeschwellter Brust und ernstem Gesicht der Blaskapelle hinterher maschieren. Freiwillig würde ich mich nicht an den Straßenrand stellen um so einen Umzug anzuschauen. Aber manchmal sind die Schützenvereine Teil anderer Umzüge, wie z.B. in Lübeck der traditionelle Volksfestumzug einer ist. Und da habe ich ab und zu schon mal zugeschaut, früher, ja, sogar huldvoll vom Balkon des Hauses meiner Vorväter gegrüsst.

Dass diese Schützinnen und Schützen nicht sonderlich weltoffen sind sondern eher konservativ, lässt sich schon an ihren Gesichtsausdrücken ansehen. OK, ich hoffe, dass in einem Schützenverein auch Menschen sind, Menschen, die sich dem Schießsport verschrieben haben und nicht der Pflege überholter Traditionen. Wobei ich Schießen als Sport schon ein wenig absonderlich finde.

Nun ist es tatsächlich geschehen, dass es in Düsseldorf-Bilk einen schwulen Schützenkönig gibt. Ach gottchen! Die Aufregung ist ähnlich groß wie im Vatikan weil sich da gerade ein schwuler Priester geoutet hat. Schützenvereine, bzw. deren Verband sind nämlich sehr sehr konservativ. So ist es z.B. angeblich nicht gestattet, als Wiederverheirate(r) Mitglied einer Schützenvereinigung zu werden. Und Christ muss man sein, mit anderen Worten, man muss einer Kirche angehören.

Der neue Schützenkönig, Udo Figge, ist nicht nur schwul. Er ist auch noch seit 2002 mit einem Mann verheiratet und aus der Kirche sind sie auch ausgetreten! Und nun hat Udo Figge es abgelehnt, sich für den Königinnentitel eine Alibifrau auszusuchen! Zustände sind das! Jetzt gibt es also ein schwules Königspaar. Der Mann hat Rückgrat!

Ein Sündenfall!

regenbogenflaggeEinen Tag vor dem Beginn einer Synode im Vatikan, in welcher es um Abtreibung, Homosexualität und Scheidung gehen soll, outete sich ein Polnischer Priester als schwul und dass er auch auch einen festern Partner hat. Mit eben diesem stand Krzysztof Charamsa in Rom während einer Pressekonferenz vor der Kamera.

Krzysztof Charamsa ist kein einfacher Priester. Er ist – oder war – Assistenzsekretär der Internationalen Theologischen Kommission im Vatikan und unterrichtet – oder unterrichtete – Theologie unter anderem an der Päpstlichen Universität Gregoriana.

Und nun das! Ein Skandal wenn es nach der Katholischen Kirche und dem Vatikan geht. Der reagierte prompt und entzog Krzysztof Charamsa bereits seinen Posten in der Glaubenskongregation. Der Bischof seines Heimatbistums in Polen ruft Charamsa zur Umkehr auf! Weiterhin rief der Bischof die Gläubigen des Bistums auf, für Charamsa zu beten.

Beten hilft da wohl nicht. Krzysztof Charamsa hat bereits erklärt, auch den Verlust seiner beruflichen Existenz in Kauf nehmen zu wollen.

Campillo de Ranas

regenbogenflaggeSchon mal gehört – Campillo de Ranas? Nein? Dann wird es Zeit, etwas mehr über dieses Dorf in Spanien zu erfahren.

Campillo de Ranas liegt in 1200 m Höhe, ca. 1-1/2 Stunden von Madrid entfernt, also nicht unbedingt erwähnenswert. Aber was macht das Dorf so einzigartig. Sein Bürgermeister ist schwul, ok, warum nicht! Aber als vor 10 Jahren in Spanien die Homo-Ehe eingeführt wurde, hat er sich entschlossen, schwule zu trauen! Im katholischen Spanien und noch dazu in einem Dorf mit 200 Einwohnern hoch oben im Gebirge.

Inzwischen kommen nicht nur Schwule nach Campillo de Ranas um sich trauen zu lassen. Die Mehrheit derer, die dort oben heiraten, ist heterosexuell.

Die Welt hat über Campillo de Ranas geschrieben. Horst und Ilkka haben mich auf den Artikel aufmerksam gemacht.

Fulda vs. Hamburg – ein Wochenende der Gegensätze

Obwohl es in diesem Beitrag um Homosexualtiät geht, wird von mir nicht – wie sonst üblich – die Regenbogenflagge eingefügt. Die Regenbogenflagge wird auch Prideflag genannt, Flagge des Stolzes. Und auf das, was am Wochenende auf einem Kongress des Forums Deutscher Katholiken in Fulda für ein Mist verzapft worden ist, kann man weisgott nicht stolz sein. Stattdessen gibt es hier Fotos vom gleichzeitig stattfindenen CSD in Hamburg, Bilder voller Lebensfreude!

Das Thema des Kongresses lautete „Ehe und Familie – gottgewollter Auftrag und Weg zum Glück“. Worum geht es?: Um Homosexualität im Allgemeinen und um Homophobie im Besonderen. Klar, diesbezüglich kann aus Fulda nichts gutes kommen. Und eins ist klar: Wenn die Menschheit von Gott geschaffen worden ist, dann hat er Menschen geschaffen, die homosexuell sind. Wenn er nicht gewollt hätte, dass es uns gibt, dann würden wir nicht existieren!

„Freude am Glauben“ nennt sich dieser Kongress, der wohl bereits zum 15. Mal veranstaltet worden ist. Wobei ich mich Frage, was die behandelten Themen mit dem Glauben zu tun haben. Glauben hat mit Liebe zu tun aber nicht mit Inakzeptanz, nicht mit Homophobie und nicht mit dem Stehenbleiben auf eingefahrenen jahrhundertealten Tradtionen. Wo würde die Menscheit heute stehen, wenn uns von denen, die von sich behaupten, den einzig wahren Glauben zu praktizieren, immer noch weisgemacht werden würde, dass die Erde eine Scheibe sei?!

Während diese Erzkatholiken sich in Fulda darüber ergingen, was für die Gesellschaft, für die Ehe und für die Kinder nicht gut ist, fand in Hamburg der diesjähre CSD statt. Das Thema dieses CSD war eins, welches auch in Fulda behandelt wurde, nämlich Aufklärung über sexuelle Vielfalt bereits in der Schule:

Akzeptanz ist schulreif: Sexuelle Vielfalt auf den Stundenplan!

Sowas kann den Teilnehmern an der Konferenz, die die Freude am Glauben und Ehe und Familie Fördern soll, natürlich gar nicht gefallen. So dozierte der ehemalige Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, Werner Münch: „Unter dem Verkaufsschlager ’sexuelle Vielfalt‘ haben sich seit langem schulfremde ‚Experten‘ an die Arbeit gemacht, um der sexuellen Anleitung – nicht Aufklärung – in der Schulen ihren Stempel aufzudrücken. Diese ‚Diktatur der Sexualpädagogik‘ biete ’schamzerstörende Übungen‘ auf ‚primitivste Weise‘ „.

Vermutlich beschränken sich seine persönlichen schamzerstörenden Übungen mit seiner Ehefrau auf Sex im Dunkeln unter der Bettdecke.

Wer gegen die Aufklärung in der Schule ist, wie auf dem CSD in Hamburg gefordert, nimmt den Tod junger Menschen in kauf, die, weil sie nicht aufgeklärt wurden, sich so zu akzpetieren wie sie sind, keinen anderen Ausweg sehen, als sich umzubringen. Wer gegen die Aufklärung in der Schule ist, nimmt in Kauf, dass es gegen Jugendliche, die zu dem stehen, was sie sind und sich outen, zu Gewalt an der Schule kommt. Wer gegen die Aufklärung in der Schule ist, nimmt in Kauf, dass immer wieder zu Gewalt gegen Schwule, Lesben und Transsexuelle kommen wird.

Je früher diese Aufklärung betrieben wird, umso leichter haben es die jungen Menschen in ihrem jungen Leben!

Was sonst noch auf dem Kongress verzapft worden ist, kann man hier nachlesen. Aber achtet auf euren Blutdruck. Ich will meinen jetzt gerade lieber nicht kontrollieren.

Diese Menschen werden es sich in Zukunft überlegen, ob sie für eine Übernachtung in Hamburg das Hotel Vierjahreszeiten buchen werden. Denn die Hotelleitung war so stolz, auf dem Dach des Hotels die Prideflag zu hissen, ebenso wie die Reederei Hapag-Lloyd. Beim Alsterhaus ist es eh schon Tradition, dass die Fassade mit Regenbogenbannern versehen wird.