Archiv für den Monat: Juli 2023

Sommbst

Was soll das für ein Wort sein, werdet ihr euch fragen. Nun, ich habe ein wenig mit den Worten Sommer und Herbst jongliert. Und dabei ist Sommbst herausgekommen. Wir haben derzeit einen herbstlichen Sommer, so könnte man dazu sagen.

OK, hier in der Wohnung sind immer noch 22.3/22.4 Grad, dass ist ja nicht unkalt. Trotzdem fühlt sich das ungemütlich an. Und ich denke daran, dass man ja mal die Heizung …, so ganz eben …. – nein, lieber nicht dran denken, es ist Sommer, Juli noch, ab morgen ist August. Da stellt man doch nicht die Heizung an.

In den letzten Jahren haben wir mal daran gedacht, einen Ventilator anzuschaffen, so einen schicken ohne Ventilator, aber mit einem grossen Loch drin, in welchem ein Luftstrom erzeugt wird. Wir haben es gelassen. In diesem Sommer wäre die Investition sinnlos gewesen.

Anfang August ist es eigenlich immer sehr heiss. Mein Schatz hat in dieser Zeit Geburtstag, Oma hatte Anfang August, wie auch meine Ex-Schwiegermutter. An solchen Daten macht man es fest, dass es in dieser Zeit immer sehr warm, ja, geradezu heiss sein kann.

Die Prognose für die nächsten 10 Tage verheisst nichts gutes. Dann aber ist mit einem Temperaturanstieg auf 24/25 Grad zu rechnen. Warten wir es mal ab.

Kleines Promenadenkonzert


Geesthacht ist mit ca. 30.000 Einwohnern eine Kleinstadt im Kreis Herzogtum Lauenburg, es ist im Kreis die grösste Stadt. Seit ein paar Jahren hat die kleine Stadt auch eine Hafencity, wobei nur ein kleiner Teil der Häuser direkt am alten Hafen liegt. Nach und nach wurden weitere Häuser längs der Elbe gebaut. OK, über Schönheit lässt sich streiten, uns gefallen nur die allerersten Häuser, nämlich die am alten Hafen. Böse Zungen behaupten, alles andere sehe aus Hamburg-Steilshoop.

Wo ein Fluss ist und Häuser sind, gibt es eine Promenade. Die Bewohner können vom Balkon den Flanierenden auf der Promenade zuschauen und von unten könnte man die Bewohner sehen, wie sie ihren Sonntagnachmittagkaffee schlürfen und Kuchen essen.

Besagte Promenade ist ein wenig verwaist. Es gibt dort nämlich keine Gastronomie, was schade ist. Aber jemand hat sich bemüht, die Promenade heute mit etwas Leben zu füllen. An drei Standpunkten wurde musikalische Unterhaltung geboten, dazu ein wenig Tanz einer bewegungstüchtigen jungen Frau. Angekündigt waren klassische Weisen. Inzwischen kann man wohl auch „Raindrops keep falling on my head“ und „Somewhere over the rainbow“ auch zur Klassik zählen. Beide Stücke wurden auf einer Harfe dargeboten.

Violine, ein Instrument mit 22 Saiten, welches mit 4 Fingern gespielt wird, und die Harfe waren die Stationen. Jeweils ca. 20 Minuten wurde uns was vorgespielt, dann ging der Tross weiter zur nächsten Station. Ein kleiner Regenschauer ging im ersten Teil nieder, dort konnte man sich unter die Balkons flüchten. Danach wurde es richtig warm in der Sonne.

Wir lauschten nicht nur den Darbietungen, wir trafen auch Freunde und Bekannte. Ganz leise konnte man sich ein wenig unterhalten, man wollte ja nicht stören.

An der letzten Station, der Harfe, kammen alle drei Künstler und die Tänzerin zu einem Finale zusammen und ernteten anhaltenden Applaus, auch ein paar Bravorufe waren zu hören.

Die Promenade liegt fast vor unserer Haustür, ein paar Schritte, und wir stehen am Hafen. Wir müssen nicht durch die halbe Stadt fahren. Und wenn es nicht gefällt, gehen wir kein Risiko ein, und sind in ein paar Minuten wieder zu Hause.

Es waren interessante und abwechslungsreiche 90 Minuten und wir trafen mal wieder Leute, die man nur selten sieht. Schön war’s.

Die rote Nase

Gestern war endlich mal ein Tag, an dem wir uns zum Essen draussen niederliessen. Der Himmel war teils bewölkt, teils taten sich aber auch grosse Lücken mit blauem Himmel auf. Wir sassen da also auf unserer Terrasse, tranken den Wein aus und genossen noch Ouzo. Der passte nämlich zu dem Griechischen Gericht, welches ich zubereitet hatte, Gigantes.

Und dann hörten wir ein Flugzeug, was hier öfter der Fall ist. Der Hamburger Flughafen ist nicht weit. Abhängig von Windrichtung und Start- oder Zielort fliegen hier ankommende oder gerade gestartete Maschinen fast über uns hinweg. Desweiteren liegt das Elbe-Penthouse im Kreuz internationaler Fluglinien, sei es von Südeuropa nach Skandinavien oder von der östlichen Hemisphäre nach Frankreich oder Grossbrittanien und umgekehrt. Ein Handy mit der App flightradar24 liegt immer Griffbereit damit wir nachschauen können, woher und wohin der Jet gerade unterwegs ist. Manchmal sind wir in der Lage, einen Zielflughafen vorherzusagen.

Besagtes Flugzeug war in Süd-Nord-Richtung unterwegs. Und ich sagte zu meinem Schatz: Der hat eine rote Nase. Bernd öffnete die App. Da kann man nämlich auch sehen, für welche Fluggesellschaft die Maschine unterwegs ist. Das Bild zeigte ein Flugzeug der Fluggesellschaft Norwegian auf dem Weg von Zürich nach Göteborg in 11.500 Meter Höhe. Auf dem Beispielfoto war ganz klar die rote Nase zu sehen.

Zum Lesen auf dem E-Reader oder zum „Arbeiten“ am Computer brauche ich eine Brille. Aber meine Augen sind sehr gut, um in der Ferne etwas zu erkennen, wie z.B. die rote Nase eines Flugzeugs, die vielleicht ein Viertel des Rumpfes beträgt. Vielleicht ist die gute Weitsicht auch ein Ergebnis der kürzlich erfolgten Kreuzfahrt. Angeblich sollen sich die Augen ja erholen wenn die Blickweite nahezu unbegrenzt ist und nicht durch Bebauung oder Vegetation eingeengt wird.

Flightradar24 läuft auch auf dem Computer als Webseite. Vor wenigen Minuten hörte ich bei offenem Fenster ein Flugzeug, offensichtlich in grosser Höhe fliegend. Auf diesem Screenshot ist ganz eindeutig zu erkennen, dass der Airbus A380 auf seinem Weg von Dubai nach New York über die kleine Stadt an der Elbe hinweggeflogen ist. Wir lieben diese Flugbeobachtungen.

Die Nackte an der Uni

Seit vielen Jahren stand im Foyer der Europa-Universität in Flensburg die Skulptur einer nackten Frau. Jahrzehnte hat sich niemand daran gestört, jedenfalls nicht offiziell. Ich vermute, wenn man das dritte Mal daran vorbeigegangen ist, nimmt man die Skulptur überhaupt nicht mehr wahr.

Die „Primavera“, so der Name der Nackten, wurde jetzt entfert. Studentinnen und Wissenschaftlerinnen haben sich an ihrem Anblick gestört. Die Gleichstellungsbeauftragte der Uni ist der Meinung „Sie symbolisiere ein „überkommenes Frauenbild, das nicht geeignet ist, an so zentraler Stelle einer Universität als Empfangsdame“ zu stehen.“ Natürlich wurde „Primavera“ entfernt.

Wie wäre es denn, wenn sich die Gleichstellungsbeauftrage dafür stark machen würde, neben die nackte Dame eine Skulpur eines nackten Herrn aufzustellen? Dann macht Gleichstellung Sinn!

Im Übrigen hat Deutschland derzeit wohl ärgere Probleme als nackte Skulpturen, wenn ich da an Herrn Merz denke.

Langsam wieder einfinden

Zehn Tage habe ich am Reisebericht geschrieben, Bilder ausgesucht, ein wenig bearbeitet wenn es notwendig war, und dann hochgeladen. Es gab Momente, in denen ich die Segel gestrichen habe, ich konnte mich nicht mehr konzentrieren, also habe ich eine Pause gemacht, bezwingen lässt sich sowas nicht, dann kommt nur Mist dabei raus.

Ich wollte aber den Bericht möglichst zeinah nach dem Ende der Reise schreiben, dann sind die Eindrücke und das Gesehene noch präsent. Das Wetter war ja nun auch nicht so toll, dass ich mich hätte lieber auf die Terrasse gesetzt. Passte also alles.

Und jetzt sitze ich hier und weiss nicht, was ich machen soll. Das Wetter ist heute noch schlechter als auch schon, also müssen wir diesen Tag drinnen verbringen. Nach 10 Tagen am Rechner arbeiten, ist mein Bedarf, irgendwas sinnvolles damit anzustellen, erstmal gedeckt. Wobei die Frage ist, ob ein Rentner überhaupt was sinnvolles mit einem Computer anstellen kann.

Ich drömel also heute so vor mich in, begösche die Katzen, schau aus dem Fenster ins Grüne, das soll ja die Augen entspannen. Die Weite des Meeres tut das auch, aber das Meer ist erstmal weit weg.

Ab jetzt werde ich wieder intensiver in den Blogs lesen und mich dort ab und zu zu Wort melden wenn ich meine, meinen Senf dazugeben zu müssen.

Wirbelsäulentraining und Pilates ruhen auch für zwei Wochen. Die Trainerin macht wohlverdienten Urlaub. Was soll ich nur anfangen mit der ganzen Zeit? Na, Mittwoch soll das Bad fertiggestellt werden. Danach kann ich da mal ordentlich putzen und alles wieder herrichten. Und ich freu mich darauf, endlich wieder entspannt das Wasser über meinen Alabasterkörper laufen zu lassen statt ihn mit der Handbrause in der Badewanne zu benetzen.

Mein Schiff 3 – Grossbritannien mit Irland, Teil 3

6. Juli 2023 – Cobh

Heute also Cobh statt Foynes. Cobh spricht man wie „Kooof“ aus. Es ist ein Vorhafen von Cork. Sehr sympathisch: Am Cruise Terminal flatterte die LGBTQ-Flagge im Wind. Für Foynes hatten wir einen Ausflug gebucht, der ist dem Sturm zum Opfer gefallen. Für Cobh wurden auch ein paar Touren angeboten, wovon wir aber Abstand nahmen. Wir wollten einfach nur bummeln, allein schon wegen der unsicheren Wettervorhersage.


Entlang des Hafens schlenderten wir zum Titanic Memorial Garden. Cobh war der letzte Hafen vor der tragischen Transatlantikpassage der Titanic. Hier waren die letzten 123 Passagiere zugestiegen, bevor ein Eisberg das Schiff auf den Meeresgrund schickte. 79 von ihnen verloren ihr Leben. Im Titanic Memorial Garden steht, eine gläserne Wand mit dem Seitenriss der Titanic und den Namen der 123 Passagiere. Ein Gedenkstein inmitten blühender Blumen weist daraufhin, dass dies der Lieblingsplatz des Reeders Bruce Ismay gewesen ist, der nicht ganz unschuldig am Desaster war.


Zum Memorial Garden kommt man vom Schiff über die Strasse am Hafen, auf der einen Seite das Wasser, auf der anderen Seite gepflegte bunte Häuser. Auf der Promenade kann man sich mit Fish & Chips und Süsskram versorgen. Je näher man der Gedenkstätte kommt, umso einfacher werden die Häuser. Die Stromversorgung sieht nicht immer sehr vertrauensvoll aus.

Hoch über der Stadt thront die wuchtige St. Colman’s Cathedral. Von dort schaut man über die Dächer von Cobh.

Kurz bevor wir zurück am Schiff waren, fielen die ersten Regentropfen – und der Regen hörte für den Rest des Tages auch nicht mehr auf. Im Lauf des Tages wurde die für den Abend auf dem Pooldeck geplante Tanzparty „St. Pauli bei Nacht“ abgesagt. Zitat aus dem Bordprogramm: „Das Pooldeck verwandelt sich in die wildeste Meile der Weltmeere …. Hamburger Kiezgestalten sorgen als Walking Acts und mit Showeinlagen für besonders ausgelassene Stimmung.“ Schade, dass das ausfallen musste, wäre sicher interessant gewesen. Stattdessen wurde ein Karaokeabend in der Schaubar angekündigt. Wer’s mag.

7. Juli 2023 – 4. Seetag

Welch ein Anblick: Blauer Himmel und Sonnenschein. Das hatten wir lange nicht. Es lohnte sich, Fotos von unserm Balkon zu machen, zur Brücke und zum Bug des Schiffes.


Es war das erste Mal, dass wir in unserer Lieblingsbar, der Aussenalsterbar sitzen konnten. Endlich konnten wir unseren Lieblingscocktail trinken, Piña Colada für Bernd und Swimmingpool für mich. An der Eisbar auf Deck 5 gönnten wir uns ein Eis welches jetzt in wiederverwendbaren Keramikbechern serviert wird. Eine gute Idee. Später am Tag gab es noch ein zweites Eis. Die Auswahl ist ja auch riesig und die Eiskreationen von Bruno Gelato sind wirklich der Hammer.

Heute nahmen wir unser Abendessen in der X-Lounge ein. Dort kann man sein Menü aus der Tageskarte des Atlantik Restaurants zusammenstellen. Die Getränke muss man aber ab 19 Uhr bezahlen. Am Nebentisch nahm ein Ehepaar platz. Der Mann war sehr gesprächig. Sein Redefluss wurde auch nicht unterbrochen, als unsere Speisen serviert wurden. Ich nahm ein Bruschetta von der Vorspeise und dachte, er würde uns jetzt in Ruhe essen lassen. Auf halbem Weg zum Mund verharrte meine Hand. Es ist ja unhöflich zu essen während man angesprochen wird. Unhöflich war der Mann, der mich beim Essen störte. Wir entschlossen uns, einfach zu essen während er sabbelte. Uns wurde was über Naturheilkunde erzählt, z.B. Hagebutten gegen Bandscheibenvorfall. Und ob wir einen Thermomix hätten wurden wir gefragt. Worauf ich antwortete: So ein Teil brauchen wir nicht, ich kann kochen. Als wir aufgegessen und unsere Flasche Wein ausgetrunken hatten, verzogen wir uns auf unsere Kabine, gingen in die Koje und lasen noch eine Weile.

8. Juli 2023 – Portsmouth mit Arundel Castle

Da wacht man morgens in Portsmouth auf, schaut vom Balkon, und gegenüber am Kai liegt ein Schiff, auf dem an der Bordwand „Geestline“ steht. Der erste Gedanke gilt unserer Heimatstadt Geesthacht und daran, dass die Reise nun bald zu Ende ist. Natürlich ist das Schiff viel zu gross, um die kleine Stadt an der Elbe zu erreichen. Die Recherche im Internet ergab, dass die Reederei 1945 von den van Geest Brothers gegründet wurde, daher also der Name der Schifffahrtslinie, die Häfen im Vereinigten Königreich und in der Karibik bedient.


Wir bevorzugen ja Ausflüge am Vormittag. Leider gab es für die Tour, die unser Interesse geweckt hatte, nur einen Nachmittagsausflug. Die Zeit bis dahin zog sich. Noch schien die Sonne, aber dunkle Wolken hingen über dem Watt. Die Regenwahrscheinlichkeit war mit 80 % vorhergesagt. Das Housekeeping erfreute uns heute mit einem Krokodil. Wir steckten in jede Pranke einen 5-Euro-Schein als Dankeschön.

Unser heutiges Ziel war Arundel Castle. Das Schloss wurde im 11. Jahrhundert erbaut und seitdem ständig erweitert und umgebaut. Es ist bis heute der Sitz des Earls of Arundel. Teile des Schlosses sind zur Besichtigung freigegeben. Das Schloss zu erhalten, kostet ja auch viel Geld.

Arundel Castle ist umgeben von weitläufigen, gepflegten Gartenanlagen, in denen wir nach der Besichtigung der prunkvollen Innenräume lustwandelten. Auf der Herrentoilette entdeckte ich einen klappbaren Wickeltisch – wir fortschrittlich. Kürzlich las ich, dass ein Vater von Frauen beschimpft wurde, der sein Kind auf der Damentoilette wickelte weil es nur dort einen Wickeltisch gab. Auf dem Schlossgelände steht die FitzAlan Chapel. Sie ist eine Besonderheit, sie ist geteilt. Der vom Schlossgarten zugängliche Teil ist katholisch und dient als Mausoleum für die Dukes of Norfolk. Die von ausserhalb zu betrende Seite ist die anglikanische Kirche St. Nicolas.

Nachdem wir genug Schloss und Schlossgarten gesehen hatten, hatten wir noch Zeit, durch das kleine Städtchen Arundel zu bummeln. Auf dem Weg zum Bus kamen wir an einem Geldautomaen vorbei. Für den Guide und den Fahrer brauchte ich noch etwas Geld, wir waren ja nun wieder im Vereinigten Königreich, in welchem mit Pfund bezahlt wird. Ich zog 10 Pfund, auf dem das Konterfei der verstorbenen Königin Elizabeth II prangte.

Um 17 Uhr sollte der Bus zurück nach Portsmouth fahren. Alle sassen rechtzeitig im Bus, bis auf ein Paar, welches sich um wenige Minuten verspätete. Als wir am Schiff eintrafen, standen viele Passagiere von anderen Ausflügen vor uns und warteten darauf, an Bord gehen zu können. Ein Herr von unserem Ausflug mokierte sich über die leicht verspätete Abfahrt vom Schloss: Wenn wir pünktlich abgefahren wären, hätten wir jetzt nicht warten müssen! Ich verstehe sowas nicht. Wir haben Urlaub, niemand hetzt uns, das Schiff wird nicht ohne uns abfahren – was sollen solche dämlichen Bemerkungen?!


Die Abfahrt von Portsmouth am Abend war sehr emotional. Es war das letzte Mal, dass wir auf dieser Reise einen Hafen verliessen. Wir standen an Deck und liessen uns diesen Moment nicht entgehen. Die untergehende Sonne tauchte das Watt in rötliches Licht. Ganz langsam bewegte sich das Schiff vom Kai weg, aus dem Typhon ertönte das übliche Signal 3 x lang und dann ertönte zum letzten Mal auf dieser Reise die Schiffshymne „Grosse Freiheit“. Und ich stand wieder tränenreich an Deck. Selbst in dem Moment, wo ich diese Zeilen schreibe, bekomme ich wieder feuchte Augen. Allein die Liedzeile „Ich denk so oft an dich zurück, als du mein Zuhause warst“ öffnet bei mir alle Schleusen. Leute, hört euch das an:


Rückwärts entfernten wir uns vom Kai, zur Sicherheit begleitet von 2 Schleppern, die beim notwendigen Drehmanöver ggf. hätten assistieren können, was aber nicht notwendig war. Am Marinearsenal war der Flugzeugträger „Queen Elizabeth“ vertäut. Danach passierten wir die Hafenkante mit dem Wahrzeichen von Portsmouth, Restaurants und Pubs. Viele Menschen standen dort und winkten uns zu, Handys leuchteten auf und zum Gruss liess Kapt. Böttger nochmal das Typhon 3 x ertönen. Was für ein Abschied!

9. Juli 2023 – 5. Seetag

Unser letzter Tag. Auf dem English Channel, oder auch Ärmelkanal, fuhren wir Bremerhaven entgegen. Es war wieder wärmer geworden, kaum Wind, das Wasser ruhig. Einige Passage nutzten die Gelegenheit, um nochmal im Pool zu plantschen.

Für 18 Uhr hatten wir einen Tisch im Restaurant La Spezia auf Deck 5 reserviert. Wir gingen rechtzeitig runter und drehten nochmal eine Runde über das Promenadendeck. Wir flanierten an den Fenstern des Restaurants vorbei. Dort sahen wir einen Tisch, der mit Rosenblüten dekoriert war. Schade, wir hatten uns eigentlich diesen Tisch ausgesucht. Aber ok, man kann nicht alles haben. Als wir am Restaurant ankamen, wurden wir exakt zu diesem Tisch geführt. Was für eine Überraschung. Wir mussten uns beide über die Augen wischen.


Die Weinkarte brauchen wir gar nicht zu studieren, wir bestellten gleich unseren Lieblingswein. Es wurden wieder 2 Schälchen mit Olivenöl und dazu Brot serviert. Das Lavendelöl probierten gar nicht erst. Wir gaben unsere Bestellung auf, zum Dessert Tiramisu, für das wir eine Ausnahme machten: Es wurde fotografiert bevor wir es verspeisten. Es war wirklich ein Genuss.

Zum Digestif bestellten wir Grappa. Der wurde uns mit einer kleinen Show serviert. Eine 5-Literflasche wurde gebracht und mit einer riesigen Pipette wurde der Grappa aus der Flasche gezogen und in die Gläser geträufelt. Wir waren begeistert.

Als es ans bezahlen ging, flüsterte der Steward mir ins Ohr: Das Dessert ist ein Geschenk. Wir waren sprachlos.

Was macht man mit so einem tollen Abend noch? Wir gingen in die X-Lounge. Bevor wir uns entschieden, was wir trinken wollten, wurde uns Champagner aufgenötigt. Noch eine Flasche Wein wäre auch zuviel gewesen. Dort sassen wir noch eine Weile und liessen die vergangenen Tage Revue passieren. Als wir uns für die Nacht verabschiedeten und bezahlen wollten, wurden zwischen der Concierge und der Stewardess, die uns bedient hatte, Blicke getauscht. Was soll das jetzt? Und dann kam es: Den Champagner brauchten wir haute Abend nicht bezahlen, er war auch ein Geschenk. Nach 19 Uhr muss man die Getränke in der X-Lounge ja bezahlen.

Unsere Koffer standen noch vor der Kabinentür. Als wir in der Koje lagen, hörten wir es auf dem Gang rumoren: Die Koffer wurden eingesammelt.

10. Juli 2023 – Bremerhaven und Heimreise

Heute schloss sich der Kreis unserer Rundreise. Der Himmel über der Weser sah genauso aus wie bei der Abreise.

Wie an jedem Morgen waren wir um 7 Uhr zum Frühstück erschienen. Die Getränke brauchten wir schon lange nicht mehr zu ordern, das freundliche Personal wusste inzwischen, was wir zum Frühstück trinken. Es wurde auch nur noch nachgefragt: Egg Benedict und Omelett mit Kräutern? Ein letztes gemütliches Frühstück an Bord, herzliche Verabschiedungen vom Personal mit Umarmungen – und um 8 Uhr gingen wir von Bord. 10 Minuten später fuhren wir zurück nach Hause, 2 Stunden später begrüssten uns die Katzen an der Wohnungstür.

Fazit:
Das Wetter auf dieser Reise war nicht so, wie man es im Urlaub eigentlich gern hätte. Aber dass es in diesem Fahrtgebiet nicht südlich-warm, oder gar heiss sein würde, damit haben wir gerechnet und waren dementsprechend auch nicht enttäuscht.

Seit der Reise nach New York haben wir bisher ja immer eine Juniorsuite gebucht, die natürlich teurer ist als eine normale Balkonkabine, wobei eine Juniorsuite zwar etwas grösser ist als eine normale Kabine, aber doch eben nur aus einem Raum besteht. Auf dieser Reise hat sich die Extraausgabe wirklich gelohnt. Aufgrund des Wetters konnten wir ja kaum draussen sein. Wir genossen die gemütliche und ruhige Atmosphäre in der X-Lounge mit dem tollen Service. Champagner brauchen wir nicht, ein guter Sekt tut es auch. Aber bis 19 Uhr wird er, wie auch Wein und andere Getränke „all inclusive“ angeboten. In den Bars sind die Getränke wie Sekt, Wein und Cocktails auch all inclusive. Es ist dort eben nicht so „intim“.

Die nächste Juniorsuite ist ja schon gebucht, denn nach der Kreuzfahrt ist vor der Kreuzfahrt, auch wenn diese erst in 2025 stattfindet und wir noch 586 Tage warten. Aber wer weiss schon, auf was für Ideen uns die Sucht nach Meer noch bringt, wenn das Meer anruft und fragt, wo wir bleiben?

Auf unser ersten Kreuzfahrt 2013 mit der alten Mein Schiff 1 erzählte uns die Galeristin: Dieses Schiff nennt die Besatzung das Schiff mit Herz. Bei der Erneuerung der Flotte wurde die alte Mein Schiff 2 in Mein Schiff Herz umbenannt. Sie wurde im vorigen Jahr innerhalb des Konzerns verkauft. Wir fühlten uns auf der Mein Schiff 3 sehr gut aufgehoben und umsorgt. Aus unserer Sicht, und im Vergleich mit Mein Schiff 5 und Mein Schiff 6, ist die Mein Schiff 3 auf jeden Fall ein Schiff mit Herz!

Zum Abschluss ein Zitat von Thomas Mann:
„Das Meer ist keine Landschaft, es ist das Erlebnis der Ewigkeit.“ Dem ist nichts hinzuzufügen.

< Teil 2

Mein Schiff 3 – Grossbritannien mit Irland, Teil 2

2. Juli 2023 – 2. Seetag

Unsere Kabine befand sich auf Deck 10. Unsere bevorzugte Frühstückslocation, die X-Lounge, befindet sich auf Deck 14, was aber nur 3 Decks höher ist als Deck 10. Auf den Schiffen gibt es nämlich Deck 13 nicht. Wie jeden Morgen nahmen wir auch heute die Treppen. Etwas körperliche Bewegung braucht der Mensch, obwohl das wohl eher eine Alibifunktion ist. Vorsorglich hatte die Crew wegen des vorhergesagten Sturms in den Treppenhäusern die Spucktüten angehängt. Leidergottseidank kam es aber nicht so schlimm. Für mich „leider“ – weil es mir nichts ausmacht. Andere Passagiere waren sicher froh, dass es „gottseidank“ nicht so schlimm eingetroffen ist.


Als wir aufstanden, zeigte die Wetterseite auf dem Kabinen-TV eine Aussentempertur von 11 Grad und eine Windgeschwindigkeit von 130 km/h. Der Himmel war unheilvoll bewölkt. Da die „Stabis“ (Stabilisatoren) ausgefahren waren, schaukelte das Schiff kaum.

Das Frühstück begann mit einer Panne: Als der Steward Bernd das Glas mit heisser Schokolade servieren wollte, rutschte das Glas vom Unterteller und der Inhalt ergoss sich über Bernds Hose. Aber der Trend geht ja zur Zweithose, also kein Problem, passiert halt mal. Die Concierge sorge dafür, dass die Hose gereinigt wurde.

Nachdem wir unser Frühstück schon genossen hatten, füllte sich langsam die X-Lounge. Es brauchte heute aber niemand abgewiesen zu werden. Ich war umgestiegen von Egg Benedict zu einem Omelett mit Kräutern. Dazu holte ich mir vom Buffet Räucherlachs und ein paar Stücke marinierte Heringe.


Im Laufe des Vormittags klarte der Himmel auf und die Sonne schien. Unser schwimmendes Zuhause, ja, für uns ist es wirklich ein Zuhause, fuhr jetzt im Windschatten der Äusseren Hebriden an Steuerbord, an Backbord, vage im Dunst zu erkennen, lag die Westküste Schottlands.

Unsere Handys mit der App Marinetraffic liegt immer Griffbereit auf dem Tisch. Damit lassen sich weltweit Schiffe finden. Entdecken wir ein Schiff in unserer Nähe, öffnen wir die App und anhand der Position zu unserem Schiff finden wir heraus, welches Schiff wir gerade sehen. Und was entdeckte ich?: Ein Schiff, welches zu der Reederei gehört, in der ich meine Ausbildung zum Reedereikaufmann gemacht hatte: Oldendorf! Egon Oldendorff war seinerzeit Deutschlands grösste Privatreederei. Die Flotte bestand aus über 30 Schiffen, darunter waren zu Beginn meiner Ausbildung 1967 sogar noch 2 Dampfer: Gebe Oldendorff und Ilsabe Oldendorff.


Das Housekeeping stellte uns einen Teller mit einer Auswahl von Pralinen und Schokolade auf die Kabine. Es war ein kleiner Dank des Kapitäns dafür, dass wir am Empfang teilgenommen und uns an den Gesprächen beteiligt hatten. Auf der Koje sassen die Meeresfrösche.

An diesem Abend gab es fast einen Sonnenuntergang zu sehen. Die Wolken sorgten aber dafür, dass wir ein paar schöne Fotos machen konnten. Wir hatten den Windschutz der Äusseren Hebriden verlassen und mussten leider die Balkontür wieder geschlossen halten.

3. Juli 2023 – Belfast und Grey Abbey

Wenn man den Namen Belfast hört, denkt man zuerst an den Nordirlandkonflikt. 30 Jahre dauerte dieser Bürgerkrieg mit Bombenanschlägen und Strassenkämpfen. Noch heute, 35 Jahre nach dem Ende des Konflikts, gibt es in Belfast Stadtgebiete, die von 18 Uhr bis 6 Uhr mit Toren verschlossen werden. Mehrere 8 Meter hohe „Friedenslinien“ – insgesamgt 21 km – trennen Gebiete zwischen Protestanten und Katholiken. Im Osten Belfasts wohnen viele pro-britische Unionisten (Protestanten), die ihre Gesinnung durch die Beflaggung der Strassenzüge und Häuser mit dem Junionjack kenntlich machen. Als wir mit dem Bus durcn Belfast fuhren und uns unser Guide über die „troubles“ erzählte, fühlte ich mich der Zeit des Bürgerkrieges sehr nahe und war sehr berührt, wobei ich eher Sympathien für die Nationalisten hege, die eine Wiedervereinigung von Nordirland mit der Republik Irland befürworten. Fährt man durch die Stadt, sind mit Stacheldraht bewehrte Zäune allgegenwärtig.


Belfast ist Sitz des Nordirischen Paralaments, welches aber seit den Wahlen von 2017 handlungsunfähig ist, da sich die Nationalisten und die Unionisten nicht auf notwendige regierungsbildende Schritte einigen können. Interessant: Die Nationalisten haben im Paralament mit 27 Sitzen eine knappe Mehrheit von 2 Stimmen gegenüber den Unionisten.

Aber Belfast ist nicht nur Bürgekrieg und Politik, Belfast ist auch „Titanic“. Dieses Schiff wurde dort in der damals grössten Werft der Welt, Harland and Wolff, gebaut. Der Liegeplatz unseres Schiffes befand sich in Sichtweite der Werft mit den markanten gelben Portalkränen. Es gibt in Belfast auch ein Titanic Museum, welches wir aber nicht besucht haben. Heute baut Harland and Wolff keine Schiffe mehr. Dort werden jetzt Teile für Windkraftanlagen hergestellt. Viele Rotorblätter lagern direkt an unserem Liegeplatz und warten auf die Verschiffung.


Unser Ziel war Grey Abbey, ein Kloster, welches 1193 gegründet wurde. Heute stehen nur noch die Ruinen des Klosters. Einer Führung mit weitreichenden Erklärungen, schlossen wir uns nicht an. Wo in den Ruinen sich welcher Raum befunden hat, interessiert uns nicht. Wir schlenderten allein durch die Ruinen und liessen die Gemäuer auf uns wirken. Auf dem neben dem Kloster gelegenen Friedhof entdeckte ich eine kleine Grabstelle, in der 2022 eine alte Dame beigesetzt wurde.

Wir buchen, wenn möglich, ja immer die Vormittagstouren. Heute haben wir alles richtig gemacht: Am Nachmittag begannen die Regenschauer. Das Zentrum von Belfast haben wir leider nur durch die Busfenster gesehen „Links sehen Sie … Rechts sehen Sie…“ Das ist nicht unbedingt unser Ding. Nach unserer Rückkehr zum Schiff hätten wir mit dem Shuttle wieder in die Stadt fahren können. Aber durch die vielen Eindrücke waren wir geschafft und blieben lieber an Bord.

4. Juli 2023 Killybegs mit Sliabh Liag Klippen

Die Distanz zu unserem nächsten Hafen, Killybegs, liess sich ohne einen Seetag bewältigen. Killybegs ist eine kleine Stadt mit ca. 1.500 Einwohnern. Es ist einer der grössten Fischereihäfen von ganz Irland. Die Mein Schiff 3 lag gegenüber einer kleinen Bucht mit hübschen Häuschen, Cottages sagt man wohl hier, wobei das wohl schon ein wenig untertrieben ist.


Wir wollten uns unbedingt die Klippen von Sliabh Liag anschauen. Uns war schon klar, dass sich uns die 600 Meter hohen Klippen wegen des Wetters nicht in ihrer ganzen Pracht präsentieren würden.

Zwei Busse machten sich auf den Weg zu den Klippen. Wir sind ja eher zurückhaltend und nahmen den zweiten Bus. Beim Sliabh Liag Cliff Center sollten wir umsteigen in kleinere Busse. Die Gäste des ersten Busses waren schon unterwegs als wir am Center ankamen. Also wurden wir erstmal in das kleine Café gebeten zu Tea and Scoanes, auf Wunsch gab es auch Kaffee.

Wir wollten es aber zünftig und entschieden uns für Tee. Für jeden gab es ein Scoane, dazu je ein kleiner Becher Erdbeermarmelade und clotted cream. Es dauerte nicht lange und ein junger Mann sang Irische Weisen mit Gitarrenbegleitung. Ich hätte den ganzen Tag dort sitzen, zuhören, Tee trinken und Scoanes essen können – sehr gemütlich. Aber wir mussten ja noch zu den Klippen.


Als die kleinen Shuttlebusse zurückkamen, stiegen wir dort ein und fuhren weiter zu einem kleinen Parkplatz. Ein paar Meter gingen wir noch zu einem Aussichtspunkt, von wo wir einen Blick auf die wolkenverhangenen Klippen hatten. Trotzdem war es sehr beeindruckend. Der Guide, der im kleinen Bus mitgefahren war, erzählte ein paar Mythen. Dann griff er zur Gitarre und sang ein paar Lieder. Auf einem Felsen nahe des Aussichtspunktes grasten ein paar Schafe. Sie haben sicher keine Höhenangst.

Während die meisten Leute dem Gesang des Guides lauschten und Videos mit ihren Handys machten, war das für mich eher Hintergrundmusik. Ich genoss lieber den Anblick der Klippen, weswegen wir die Tour ja auch gemacht haben. Und plötzlich tauchte vor meinen Füssen ein Regenbogen auf. Den haben wohl die wenigsten bemerkt. Vor der Küste entdeckte ich ein kleines Segelboot.

Wir hatten Glück, dass wir diese Tour überhaupt machen konnten: Ca. 1 Woche vorher gab es einen Mordfall. Eine Person wurde beim Aussichtspunkt hinuntergestossen. Das Opfer wurde erst drei Tage vorher gefunden. Bis dahin war dort alles abgesperrt.

Alsbald ging es mit dem Tourbus wieder zurück zum Schiff. Nachdem ich mich ein wenig gestärkt hatte, ging ich noch an Land um die kleine Stadt etwas kennenzulernen. Der Gatte hatte keine Lust und blieb an Bord.


Kleine bunte Häuser säumen die Strassen. Im Hafen lagen viele moderne Fischtrawler. Vom Hügel, auf der die Kirche liegt, hatte ich einen Blick über den Hafen bis zum Schiff. Ich schaute kurz in die Kirche. Sie ist recht schlicht. Der Altarraum strahlt eine gewisse Gemütlichkeit aus. Ein paar wenige Passagiere hatten auf den Bänken platzgenommen und hielten Andacht. Ich ging durch den seitlichen Gang durch das Kirchenschiff nach vorn um nicht zu stören. Aussen an der Kirche entdeckte ich einen wunderschönen Spruch, der die Verbundenheit mit dem Meere symbolisiert.

Es stellte sich heraus, dass wir in Killybegs übernacht bleiben würden. Aufgrund des Tidenhubs konnte man aber von Mitternacht bis 5 Uhr früh das Schiff weder verlassen noch betreten. Nun ja, um das Nachtleben von Killybegs war es sicher nicht schade.

5. Juli 2023 – 3. Seetag

Um 10 Uhr morgens verliessen wir die beschauliche Hafenstadt Killybegs. Eigentlich war geplant, am nächsten Tag in Foynes anzukommen. Dort hätte das Schiff ankern müssen, es müsste getendert werden, d.h. die Passage würden mit Booten an Land und zurück zum Schiff gebracht werden. Die Schiffsleitung war schon seit Tagen mit den Hafenbehörden in Kontakt gewesen. Aufgrund des starken Windes verbot sich das Tendern. Es ist nur erlaubt bis zu einer Windgeschwindigkeit von 25 Knoten (Windstärke 6), vorhergesagt waren aber 35 Knoten (Windstärke 8). Statt nach Foynes würden wir nach Cobh fahren.

Das Housekeeping hatte uns heute den Bordhund auf die Koje gesetzt. Wir gaben uns den leiblichen Genüssen, wie essen und trinken hin, saßen in der X-Lounge, lasen und schauten ab und zu auf das Meer, was sehr entspannend ist und mich mit grosser Ruhe erfüllt.


Man bekommt ja ab und zu ein paar Gespräche der Mitreisenden mit. Eine Dame fragte den Steward nach Champagner Pommery. Aber der wird in der X-Lounge nicht ausgeschenkt. Pommery ist natürlich ein Name in der Welt der Champagner, wobei es noch andere gibt, z.B. Taitinger und Moët & Chandon, die viel wohlklingendere Namen haben. Ob die besser schmecken ist eine Frage des persönlichen Geschmacks. Ich beweifle aber, dass besagte Dame den Unterschied herausschmecken würde. Ich hatte mich ja für Lanson entschieden. Später zu Hause habe ich den mal gegoogelt. Es stellte sich heraus, dass Lanson eine der ältesten Champagnerkellereien Frankreichs und der bevorzugte Champagner des Englischen Königshauses ist. Nun ja, rein gefühlsmässig hatte ich eine gute Wahl getroffen. Ich will ja auch niemandem den Pommery wegtrinken.

Abens aßen wir anlässlich des Bergfestes im Restaurant Hanami by Tim Raue. Dies ist ein weiteres Restaurant, welches nicht zum All-Inclusice-Paket gehört. Unsere ausgewählte Vorspeise, Sauer Scharf Suppe, konnte auf Wunsch zusächtlich geschärft werden. Meine Entkenkeule konnte die sprichwörtliche Oma ohne Zähne essen, was meinem Ersatzzahn gut bekommen ist. Es gibt keine Fotos von unserem Menü. Es sieht immer ziemlich versnobt aus, wenn Leute die ihnen vorgesetzten Speisen fotografieren. Das Personal war äusserst freundlich, wir fühlten uns gut aufgehoben und umsorgt.

< Teil 1

Teil 3 >

Mein Schiff 3 – Grossbritannien mit Irland, Teil 1


Sieben Monate nach unserer letzten Kreuzfahrt gingen wir wieder an Bord. Dieses Mal war es die Mein Schiff 3, ein Schiff, welches wir bisher noch nicht kannten. Bei den Schiffen der Serie Mein Schiff 3 – 6 sind alle wichtigen Räumlichkeiten gleich. Die Mein Schiff 3, das älteste Schiff der Flotte, wurde aber inzwischen leicht modifiziert. Trotzdem war es für uns einfach, uns zurechtzufinden. Man ist ja erfahren.

Die Reise begann und endete in Bremerhaven. Die Anreise mit dem PKW war entspannt und nicht zu vergleichen mit der Bahnanreise, wie wir es 2018 erlebt haben.

29.6.2023 – Bremerhaven

Meine Idee war ja, früh nach Bremerhaven loszufahren und an Bord zu frühstücken. Aber wie das immer so ist, man kommt nicht rechtzeitig los. In Bremerhaven hatten wir uns am Kreuzfahrtterminal schon vor Wochen einen Parkplatz reserviert, fast direkt am Schiff. Das sehr freundliche Personal unterstützte uns bei der Einfahrt und beim Prozedere. Unsere Koffer wurden gleich verladen.

Das erste Malheur geschah bereits, nachdem wir 15 Minuten an Bord waren und ich herzhaft in ein kleines Baguettbrötchen biss. Es ertönte ein „Pling“ und mein Ersatzzahn fiel aus dem Brötchen auf den Teller. Na, das fing ja gut an. Zum Glück hatte mein Zahnarzt mich mit Klebstoff versorgt, so dass ich mir die Krone selbst wieder richten konnte. Nach dem Schreck brauchte ich erstmal ein Glas Champagner, frei nach dem Motto „The only pain I like is Cham-pagne!


Um 15 Uhr wurden die Kabinen freigegeben. Wir begaben uns auf unser Deck 10, die Koffer standen schon bereit und warteten darauf, ausgepackt zu werden. Als Bernd den Reissverschluss seines nigelnagelneuen Koffers öffnete, hatte er den Zipper in der Hand, den zweiten dann auch gleich. Wir verteilten unsere Textilien und sonstigen Kram im reichlich vorhanden Stauraum. Bei der 7. Kreuzfahrt mit diesem Schiffstyp war das eine reine Routineangelegenheit. Während ich meinen ausgefallenen Ersatzzahn einklebte, versuchte Bernd den Reissverschluss seines Koffers wieder gangbar zu machen, was ein hoffnungsloses Unterfangen war. Selbst zu zweit bekamen wir das nicht wieder eingefädelt. Wir fragten die äusserst liebe und gutaussehende Concierge in der X-Lounge, ob es eine Möglichkeit gäbe, das Problem an Bord reparieren zu lassen. Bernd sollte es an der Rezeption versuchen, die würden den Koffer einem Uppolsterer geben. Das wollten wir dann am nächsten Tag, dem 1. Seetag machen.

Kurz nach 16 Uhr begaben wir uns an Deck, um das Ablegemanöver zu beobachten. Als sich das Schiff ganz langsam von der Pier entfernte, ertönte aus dem Schiffstyphon das obligatorische Signal „3 x lang“ und Sekunden später erschallte über das Deck die Auslaufhymne „Grosse Freihei“. Und ich stand da wieder schluchzend und mit Tränen im Gesicht. Die Ausfahrt von Bremerhaven ist optisch nicht so doll. Tausende Autos und Container warten darauf, verschifft zu werden. Als wir die offene See erreichten, sahen wir drohende Wolken am Himmel, wie so oft auf dieser Reise.

Für diesen ersten Abend an Bord hatten wir uns einen Tisch im Italienischen Restaurant La Spezia reserviert. Was für ein Bohau! Wir wurden zu unseren Plätzen geleitet, ein Zweiertisch am Fenster mit Blick auf das Promenadendeck und das Meer. Jemand schob uns die Stühle unter den Po als wir uns setzten. Die Speisekarte sowie die Weinkarte wurden uns überreicht. Während wir durch das Angebot blätterten, kam ein Steward und stellte 2 Schälchen mit Olivenöl auf den Tisch, ein Teller mit 3 Sorten Brot und eine Batterie mit verschiedenen Salzen. Ein Olivenöl war mit Lavendelaromen, es schmeckte wie das Parfüm Uralt Lavendel roch. Ich hätte mir das Öl auch hinter die Ohren tupfen können.


Wir suchten uns jeder eine Vor-, Haupt- und Nachspeise aus und entschieden uns für eine Flasche Rotwein. Als der Wein gebracht wurde, wurde uns die Flasche erstmal präsentiert und uns erzählt, um welchen Wein es sich handelt. Der Korken wurden auf einen kleinen Teller auf dem Tisch gelegt nachdem wir daran geschnüffelt hatten. Mit einer eleganten Bewegung entfernte der Steward die Gläser vom Tisch und schenkte den Wein ein. Der Wein schmeckte uns ausgezeichnet und begleitete uns auch während der Reise weiter.

Zum Aperetif hatten wir Prosecco bestellt und zum Abschluss des tollen Menüs gönnten wir uns einen Grappa. Für die Bezahlung wurde die Bordkarte benötigt, die Rechnung wurde zum Unterschreiben in einem Ledermäppchen gebracht. Wenn man bereit war, Trinkgeld zu geben, konnte das auf der Rechnung vermerkt werden. Für den tollen Service waren wir natürlich bereit, Trinkgeld zu geben.

Ich muss anmerken, dass das Restaurant La Spezia, sowie zwei weitere Restaurants, nicht zum All Inklusive Paket gehören. Aber man gönnt sich ja sonst nicht. Wir reservierten gleich einen Tisch für den letzten Abend an Bord.

Während wir uns dem Genuss hingaben, fiel draussen der Regen auf das Deck

Als wir uns in unsere Kabine zum Schlaf zurückzogen, liessen wir die Balkontür einen Spalt offen. Wir lieben es, vom Rauschen der Bugwelle in den Schlaf „gesungen“ zu werden.

30. Juni2023 – 1. Seetag

Als wir morgens wach wurden, befanden wir uns laut Positionsanzeige auf dem Bildschirm mitten in der Nordsee.

Um 7 Uhr öffnet die X-Lounge zum Frühstück. Wir sind ja Frühaufsteher und erschienen Punkt 7 Uhr. Da gestern Abend für die Reise rund um Grossbritannien und Irland die Uhren eine Stunde zurückgestellt wurden, war es eigentlich erst 6 Uhr. Nach und nach kamem mehr Passagiere, die frühstücken wollten. Bald waren alle Plätze besetzt und es kamen immer noch mehr Passagiere. Es wurde eine Warteliste erstellt, auf Wunsch wurden auch Gutscheine für ein Frühstück in der Kaffeelounge ausgegeben. So einen Andrang hatten wir noch nie erlebt. Dabei gab es gar keine Eile, zu frühstücken. Auf See konnte niemand irgendwo hin. Und der Tag will ja auch ausgefüllt werden.

Unser Frühstück bestand aus einem Egg Benedict, was nicht wirklich viel ist. Aber am Frühstücksbüffet kann man sich an diversen Wurst- und Käsesorten bedienen. Lachs darf natürlich nicht fehlen, sowie Quark- und Joguhrt und Müsli. Und ganz wichtig für mich: Die Auswahl an Plundergebäck. Frisch gepresster Orangensaft und heisse Schokolade gehören für uns zum Bordfrühstück dazu.


Um 11 Uhr wird das Frühstücksbuffet abgeräumt. Stattdessen werden kleine pikante Speisen eingedeckt und ein paar Kuchenstücke. Mhhhhhm! Neu in der X-Lounge: Es wird eine Auswahl an täglich wechselnden warmen Speisen serviert. Man kann wählen zwischen Pasta, Suppe, Quiche und Tapas. Es ist nicht zum Sattessen, eher eine kleine Mahlzeit zwischendurch. Wenn man die Angebote gut über den Tag verteilt, kann man auf das Abendessen verzichten, kann man …, haben wir auch mal gemacht.
Auch aus der Standardkarte kann man kleine Gerichte auswählen. Das ist für uns auch neu. Bernd hat z.B. ein Sandwich mit Pommes bestellt. Wir sind übrigens sehr sparsam mit Fotos von unseren Speisen umgegangen. Es ist ja inzwischen wie eine Sucht, das zu fotografieren, was gleich darauf im Magen verschwindet. Und es ist erstaunlich: Man kann es auch essen ohne es vorher fotografieren zu müssen.

Nach einem Rundgang über Deck landeten wir wieder in der X-Lounge. Für den Aufenthalt im Freien war es zu windig und zu frisch. Deshalb haben wir bisher auch keinen Cocktail getrunken. Unsere E-Reader leisteten gute Dienste.

Am Abend fand der Suitenempfang beim Kapitän in der Kaffeelounge statt. Für diesen Anlass hatten wir extra sportlich-elegante Garderobe eingepackt. Den charmanten Kapitän Simon Böttger kannten wir von unserer Reise im Jahr 2019. Er erkannte uns und begrüsste uns mit den Worten „Schön, dass sie wieder an Bord sind“. Es folgte noch ein wenig Small Talk und das typische Foto mit dem Kapitän. Bistrotische waren aufgestellt an denen Personal im Offiziersrang stand, um sich mit den Gästen zu unterhalten. Wir stellten uns zu einem jungen Mann, der an der Rezeption tätig ist. Champagner wurde gereicht. Nach einer kleinen Ansprache des Kapitäns mischten sich Stewards mit Platten mit Fingerfood unter die Menge.


Mit dem Rezeptionisten kamen wir in ein lockeres Gespräch und wir erhielten auch ein paar Informationen über die Crew, dass z.B. ca. 300 Köche für das Wohl der Passagiere und der Crew arbeiten. Jetzt weiss ich auch, warum die Mein Schiff 6 auf der legendären 1. Reise eines Schiffes der Reederei nach Amerika von den Behörden „nur“ 99 Punkte statt 100 bekommen hat: Die Crew hat die Waschbecken immer trockengewischt! Der Inspekteur dachte, man würde sich die Hände nicht waschen. Verrückt. Die Verantwortlichen der Reederei waren jedenfalls total begeistert, dass das Schiff so hoch bewertet wurde.

Zur Nacht liessen wir wieder die Balkontür ein Stück offen. Aber später frischte der Wind stark auf und es gab ziemlich laute Windgeräusche. Ich musste die Tür dann leider schliessen.

1. Juli 2023 – Kirkwall

In diesem kleinen Städtchen waren wir bereits 2015 mit der alten Mein Schiff 1. Seinerzeit hatten wir eine Bustour mit verschiedenen Destinationen gebucht. Das wollten wir nicht nochmal machen. Auch das, was sonst vom Veranstalter angeboten wurde, interessierte und nicht. Wir hatten uns deshalb entschieden, auf eigene Faust Kirkwall anzuschauen. Die Stadt stellte einen kostenlosen Shuttlebus zur Verfügung, mit dem wir uns ins Zentrum fahren liessen.


Viel sehenswertes hat Kirkwall nicht zu bieten. Ich wollte aber unbedingt nochmal in die St. Magnus Kathedrale, in der eine Gedenkstätte für 833 ertrunkene/getöte Marinesoldaten des Kriegsschiffes H.M.S Royal Oak, welches 1939 in einer geschützten Bucht in der Nähe von Kirkwall von einem Deutschen U-Boot versenkt wurde. Auch der Friedhof mit den uralten Grabsteinen rund um die Kirche hatte mich sehr fasziniert.

Gegenüber der Kirche befinden sich die Ruinen des Bishop’s Palace und des Earl’s Palace. Sind zwar nur alte kaputte Gemäuer, doch auf ihre Art beeindruckend, allein schon aufgrund ihres Alters. 2015 hatte ich erst nachträglich über die beiden Ruinen gelesen. Jetzt wollte ich sie mir unbedingt anschauen. Gegen eine Eintrittsgebühr kann man auch in den Ruinen herumkraxeln, worauf wir aber verzichteten.

Ausser den genannten drei Altertümen gibt es eigentlich nichts in Kirkwall, ausser einer sehr beschaulichen Einkaufsstrasse. Nachdem wir einmal durch die Strasse geschlendert sind, brachte uns der Bus wieder zum Schiff. Ein Regengebiet war unterwegs und wir kamen im Trockenen an Bord. Das Pooldeck präsentierte sich einsam und verlassen, selbst im Pool dümpelte niemand. Ein Teil der Passagiere befand sich wohl noch auf Ausflügen. Aber das Wetter lud wahrlich nicht dazu ein, ein paar Bahnen zu schwimmen.

Für nachmittags hatte ich eine Thai-Yoga-Anwendung gebucht. Mehr als eine Stunde wurden meine Muskeln gedrückt, Gelenke wurden gedehnt, ich befürchtete schon, meine Beinen würden in einem unlösbaren Knoten enden. Als meine Hände und der Nacken massiert wurden, bin ich doch tatsächlich dabei eingeschlafen. Für einen späteren Termin hatte ich eine andere Anwedung gebucht, die ich sofort in eine weitere Thai-Yoga-Anwendung geändert habe.

Für die Nacht gab es vom Kapitän eine Sturmwarnung. Route nach Belfast ging dann durch den Pentland Firt zwischen den Orkney Inseln und dem Schottischen Festland. Unsere Balkontür blieb an diesem Abend gleich geschlossen.

Teil 2 >

Foreign body

Man glaubt es kaum, aber es gibt Begriffe, die werden wörtlich ins englische übersetzt, wie z.B. der Fremdkörper tatsächlich ein foreign body ist. So einen habe ich jetzt im Esszimmer.

Der Notzahn, der mir kurz vor dem Urlaub eingeklebt wurde, war auch ein Fremdkörper. Der war aber noch viel mehr foreign als die neue Krone aus Vollkeramik. Innen bzw. hinten ist die sehr glatt. Ich hatte den Zahnarzt heute gefragt, ob er da nicht mal mit Sandpapier beigehen könnte. War natürlich ein Scherz meinerseits. Es wird noch etwas dauern, bis der Schneidezahn vorn rechts voll ingegriert ist und ich gar nicht mehr wahrnehme, dass der so ist wie er ist.

Und sonst so?: Ich lese immer noch kaum Blogs, bin ja mit meinem eigenen noch ziemlich beschäftigt. Der erste Teil des Reiseberichts ist fertig, aber noch nicht bebildert. Damit tu ich mich in diesem Jahr schwer.

Die neue Duschabtrennung ist eingebaut. Es wird aber noch eine neue Duschamatur, eine Brausestange und eine Seifenablage eingebaut. Ich hoffe, dass die Dusche in der nächsten Woche komplett sein wird.

Gestern waren wir mit den Katzen in der Tierklinik in Lüneburg, sie sind jetzt wieder für ein Jahr geimpft. Für die sichere Autofahrt kommen die Katzen je in eine Transportbox, was sie total stresst. Elphie, die kleinste Katze, hat die lauteste Stimmme. Von Glinda kommt eher ein klägliches Mauzen. Sollte nichts aussergewöhnliches passieren, ist jetzt wieder für ein Jahr Ruhe.

Und jetzt kümmer ich mich mal wieder um Reisefotos.