Mein Schiff 3 – Grossbritannien mit Irland, Teil 2

2. Juli 2023 – 2. Seetag

Unsere Kabine befand sich auf Deck 10. Unsere bevorzugte Frühstückslocation, die X-Lounge, befindet sich auf Deck 14, was aber nur 3 Decks höher ist als Deck 10. Auf den Schiffen gibt es nämlich Deck 13 nicht. Wie jeden Morgen nahmen wir auch heute die Treppen. Etwas körperliche Bewegung braucht der Mensch, obwohl das wohl eher eine Alibifunktion ist. Vorsorglich hatte die Crew wegen des vorhergesagten Sturms in den Treppenhäusern die Spucktüten angehängt. Leidergottseidank kam es aber nicht so schlimm. Für mich „leider“ – weil es mir nichts ausmacht. Andere Passagiere waren sicher froh, dass es „gottseidank“ nicht so schlimm eingetroffen ist.


Als wir aufstanden, zeigte die Wetterseite auf dem Kabinen-TV eine Aussentempertur von 11 Grad und eine Windgeschwindigkeit von 130 km/h. Der Himmel war unheilvoll bewölkt. Da die „Stabis“ (Stabilisatoren) ausgefahren waren, schaukelte das Schiff kaum.

Das Frühstück begann mit einer Panne: Als der Steward Bernd das Glas mit heisser Schokolade servieren wollte, rutschte das Glas vom Unterteller und der Inhalt ergoss sich über Bernds Hose. Aber der Trend geht ja zur Zweithose, also kein Problem, passiert halt mal. Die Concierge sorge dafür, dass die Hose gereinigt wurde.

Nachdem wir unser Frühstück schon genossen hatten, füllte sich langsam die X-Lounge. Es brauchte heute aber niemand abgewiesen zu werden. Ich war umgestiegen von Egg Benedict zu einem Omelett mit Kräutern. Dazu holte ich mir vom Buffet Räucherlachs und ein paar Stücke marinierte Heringe.


Im Laufe des Vormittags klarte der Himmel auf und die Sonne schien. Unser schwimmendes Zuhause, ja, für uns ist es wirklich ein Zuhause, fuhr jetzt im Windschatten der Äusseren Hebriden an Steuerbord, an Backbord, vage im Dunst zu erkennen, lag die Westküste Schottlands.

Unsere Handys mit der App Marinetraffic liegt immer Griffbereit auf dem Tisch. Damit lassen sich weltweit Schiffe finden. Entdecken wir ein Schiff in unserer Nähe, öffnen wir die App und anhand der Position zu unserem Schiff finden wir heraus, welches Schiff wir gerade sehen. Und was entdeckte ich?: Ein Schiff, welches zu der Reederei gehört, in der ich meine Ausbildung zum Reedereikaufmann gemacht hatte: Oldendorf! Egon Oldendorff war seinerzeit Deutschlands grösste Privatreederei. Die Flotte bestand aus über 30 Schiffen, darunter waren zu Beginn meiner Ausbildung 1967 sogar noch 2 Dampfer: Gebe Oldendorff und Ilsabe Oldendorff.


Das Housekeeping stellte uns einen Teller mit einer Auswahl von Pralinen und Schokolade auf die Kabine. Es war ein kleiner Dank des Kapitäns dafür, dass wir am Empfang teilgenommen und uns an den Gesprächen beteiligt hatten. Auf der Koje sassen die Meeresfrösche.

An diesem Abend gab es fast einen Sonnenuntergang zu sehen. Die Wolken sorgten aber dafür, dass wir ein paar schöne Fotos machen konnten. Wir hatten den Windschutz der Äusseren Hebriden verlassen und mussten leider die Balkontür wieder geschlossen halten.

3. Juli 2023 – Belfast und Grey Abbey

Wenn man den Namen Belfast hört, denkt man zuerst an den Nordirlandkonflikt. 30 Jahre dauerte dieser Bürgerkrieg mit Bombenanschlägen und Strassenkämpfen. Noch heute, 35 Jahre nach dem Ende des Konflikts, gibt es in Belfast Stadtgebiete, die von 18 Uhr bis 6 Uhr mit Toren verschlossen werden. Mehrere 8 Meter hohe „Friedenslinien“ – insgesamgt 21 km – trennen Gebiete zwischen Protestanten und Katholiken. Im Osten Belfasts wohnen viele pro-britische Unionisten (Protestanten), die ihre Gesinnung durch die Beflaggung der Strassenzüge und Häuser mit dem Junionjack kenntlich machen. Als wir mit dem Bus durcn Belfast fuhren und uns unser Guide über die „troubles“ erzählte, fühlte ich mich der Zeit des Bürgerkrieges sehr nahe und war sehr berührt, wobei ich eher Sympathien für die Nationalisten hege, die eine Wiedervereinigung von Nordirland mit der Republik Irland befürworten. Fährt man durch die Stadt, sind mit Stacheldraht bewehrte Zäune allgegenwärtig.


Belfast ist Sitz des Nordirischen Paralaments, welches aber seit den Wahlen von 2017 handlungsunfähig ist, da sich die Nationalisten und die Unionisten nicht auf notwendige regierungsbildende Schritte einigen können. Interessant: Die Nationalisten haben im Paralament mit 27 Sitzen eine knappe Mehrheit von 2 Stimmen gegenüber den Unionisten.

Aber Belfast ist nicht nur Bürgekrieg und Politik, Belfast ist auch „Titanic“. Dieses Schiff wurde dort in der damals grössten Werft der Welt, Harland and Wolff, gebaut. Der Liegeplatz unseres Schiffes befand sich in Sichtweite der Werft mit den markanten gelben Portalkränen. Es gibt in Belfast auch ein Titanic Museum, welches wir aber nicht besucht haben. Heute baut Harland and Wolff keine Schiffe mehr. Dort werden jetzt Teile für Windkraftanlagen hergestellt. Viele Rotorblätter lagern direkt an unserem Liegeplatz und warten auf die Verschiffung.


Unser Ziel war Grey Abbey, ein Kloster, welches 1193 gegründet wurde. Heute stehen nur noch die Ruinen des Klosters. Einer Führung mit weitreichenden Erklärungen, schlossen wir uns nicht an. Wo in den Ruinen sich welcher Raum befunden hat, interessiert uns nicht. Wir schlenderten allein durch die Ruinen und liessen die Gemäuer auf uns wirken. Auf dem neben dem Kloster gelegenen Friedhof entdeckte ich eine kleine Grabstelle, in der 2022 eine alte Dame beigesetzt wurde.

Wir buchen, wenn möglich, ja immer die Vormittagstouren. Heute haben wir alles richtig gemacht: Am Nachmittag begannen die Regenschauer. Das Zentrum von Belfast haben wir leider nur durch die Busfenster gesehen „Links sehen Sie … Rechts sehen Sie…“ Das ist nicht unbedingt unser Ding. Nach unserer Rückkehr zum Schiff hätten wir mit dem Shuttle wieder in die Stadt fahren können. Aber durch die vielen Eindrücke waren wir geschafft und blieben lieber an Bord.

4. Juli 2023 Killybegs mit Sliabh Liag Klippen

Die Distanz zu unserem nächsten Hafen, Killybegs, liess sich ohne einen Seetag bewältigen. Killybegs ist eine kleine Stadt mit ca. 1.500 Einwohnern. Es ist einer der grössten Fischereihäfen von ganz Irland. Die Mein Schiff 3 lag gegenüber einer kleinen Bucht mit hübschen Häuschen, Cottages sagt man wohl hier, wobei das wohl schon ein wenig untertrieben ist.


Wir wollten uns unbedingt die Klippen von Sliabh Liag anschauen. Uns war schon klar, dass sich uns die 600 Meter hohen Klippen wegen des Wetters nicht in ihrer ganzen Pracht präsentieren würden.

Zwei Busse machten sich auf den Weg zu den Klippen. Wir sind ja eher zurückhaltend und nahmen den zweiten Bus. Beim Sliabh Liag Cliff Center sollten wir umsteigen in kleinere Busse. Die Gäste des ersten Busses waren schon unterwegs als wir am Center ankamen. Also wurden wir erstmal in das kleine Café gebeten zu Tea and Scoanes, auf Wunsch gab es auch Kaffee.

Wir wollten es aber zünftig und entschieden uns für Tee. Für jeden gab es ein Scoane, dazu je ein kleiner Becher Erdbeermarmelade und clotted cream. Es dauerte nicht lange und ein junger Mann sang Irische Weisen mit Gitarrenbegleitung. Ich hätte den ganzen Tag dort sitzen, zuhören, Tee trinken und Scoanes essen können – sehr gemütlich. Aber wir mussten ja noch zu den Klippen.


Als die kleinen Shuttlebusse zurückkamen, stiegen wir dort ein und fuhren weiter zu einem kleinen Parkplatz. Ein paar Meter gingen wir noch zu einem Aussichtspunkt, von wo wir einen Blick auf die wolkenverhangenen Klippen hatten. Trotzdem war es sehr beeindruckend. Der Guide, der im kleinen Bus mitgefahren war, erzählte ein paar Mythen. Dann griff er zur Gitarre und sang ein paar Lieder. Auf einem Felsen nahe des Aussichtspunktes grasten ein paar Schafe. Sie haben sicher keine Höhenangst.

Während die meisten Leute dem Gesang des Guides lauschten und Videos mit ihren Handys machten, war das für mich eher Hintergrundmusik. Ich genoss lieber den Anblick der Klippen, weswegen wir die Tour ja auch gemacht haben. Und plötzlich tauchte vor meinen Füssen ein Regenbogen auf. Den haben wohl die wenigsten bemerkt. Vor der Küste entdeckte ich ein kleines Segelboot.

Wir hatten Glück, dass wir diese Tour überhaupt machen konnten: Ca. 1 Woche vorher gab es einen Mordfall. Eine Person wurde beim Aussichtspunkt hinuntergestossen. Das Opfer wurde erst drei Tage vorher gefunden. Bis dahin war dort alles abgesperrt.

Alsbald ging es mit dem Tourbus wieder zurück zum Schiff. Nachdem ich mich ein wenig gestärkt hatte, ging ich noch an Land um die kleine Stadt etwas kennenzulernen. Der Gatte hatte keine Lust und blieb an Bord.


Kleine bunte Häuser säumen die Strassen. Im Hafen lagen viele moderne Fischtrawler. Vom Hügel, auf der die Kirche liegt, hatte ich einen Blick über den Hafen bis zum Schiff. Ich schaute kurz in die Kirche. Sie ist recht schlicht. Der Altarraum strahlt eine gewisse Gemütlichkeit aus. Ein paar wenige Passagiere hatten auf den Bänken platzgenommen und hielten Andacht. Ich ging durch den seitlichen Gang durch das Kirchenschiff nach vorn um nicht zu stören. Aussen an der Kirche entdeckte ich einen wunderschönen Spruch, der die Verbundenheit mit dem Meere symbolisiert.

Es stellte sich heraus, dass wir in Killybegs übernacht bleiben würden. Aufgrund des Tidenhubs konnte man aber von Mitternacht bis 5 Uhr früh das Schiff weder verlassen noch betreten. Nun ja, um das Nachtleben von Killybegs war es sicher nicht schade.

5. Juli 2023 – 3. Seetag

Um 10 Uhr morgens verliessen wir die beschauliche Hafenstadt Killybegs. Eigentlich war geplant, am nächsten Tag in Foynes anzukommen. Dort hätte das Schiff ankern müssen, es müsste getendert werden, d.h. die Passage würden mit Booten an Land und zurück zum Schiff gebracht werden. Die Schiffsleitung war schon seit Tagen mit den Hafenbehörden in Kontakt gewesen. Aufgrund des starken Windes verbot sich das Tendern. Es ist nur erlaubt bis zu einer Windgeschwindigkeit von 25 Knoten (Windstärke 6), vorhergesagt waren aber 35 Knoten (Windstärke 8). Statt nach Foynes würden wir nach Cobh fahren.

Das Housekeeping hatte uns heute den Bordhund auf die Koje gesetzt. Wir gaben uns den leiblichen Genüssen, wie essen und trinken hin, saßen in der X-Lounge, lasen und schauten ab und zu auf das Meer, was sehr entspannend ist und mich mit grosser Ruhe erfüllt.


Man bekommt ja ab und zu ein paar Gespräche der Mitreisenden mit. Eine Dame fragte den Steward nach Champagner Pommery. Aber der wird in der X-Lounge nicht ausgeschenkt. Pommery ist natürlich ein Name in der Welt der Champagner, wobei es noch andere gibt, z.B. Taitinger und Moët & Chandon, die viel wohlklingendere Namen haben. Ob die besser schmecken ist eine Frage des persönlichen Geschmacks. Ich beweifle aber, dass besagte Dame den Unterschied herausschmecken würde. Ich hatte mich ja für Lanson entschieden. Später zu Hause habe ich den mal gegoogelt. Es stellte sich heraus, dass Lanson eine der ältesten Champagnerkellereien Frankreichs und der bevorzugte Champagner des Englischen Königshauses ist. Nun ja, rein gefühlsmässig hatte ich eine gute Wahl getroffen. Ich will ja auch niemandem den Pommery wegtrinken.

Abens aßen wir anlässlich des Bergfestes im Restaurant Hanami by Tim Raue. Dies ist ein weiteres Restaurant, welches nicht zum All-Inclusice-Paket gehört. Unsere ausgewählte Vorspeise, Sauer Scharf Suppe, konnte auf Wunsch zusächtlich geschärft werden. Meine Entkenkeule konnte die sprichwörtliche Oma ohne Zähne essen, was meinem Ersatzzahn gut bekommen ist. Es gibt keine Fotos von unserem Menü. Es sieht immer ziemlich versnobt aus, wenn Leute die ihnen vorgesetzten Speisen fotografieren. Das Personal war äusserst freundlich, wir fühlten uns gut aufgehoben und umsorgt.

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11 Gedanken zu „Mein Schiff 3 – Grossbritannien mit Irland, Teil 2

      1. Frau Momo

        Das wäre es mir ganz sicher nicht. Ich glaube, mir persönlich wäre eine Kreuzfahrt zu eintönig, aber ich habe noch nie eine gemacht und kann das nur mutmaßen.

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        1. Hans-Georg

          Es gibt ja Kreuzfahrten mit ganz wenigen Seetagen, jeden Tag ein anderer Hafen. Das ist sicher nicht eintönig. Aber wir lieben die Seetage: Sitzen, gucken, lesen, essen, trinken, lesen, gucken, entspannen. Ach ja, essen nicht vergessen.

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  1. Ralf

    Bemerkung am Rande: Einerseits fährt dieses Schiff unter der Flagge Maltas, des bekanntlich schwulenfreundlichsten Landes der Welt (wie auch immer genau das ermittelt wurde, sehr schwulenfreundlich auf jeden Fall), andererseits gehört es über verschiedene Beteiligungen einem liberianischen Unternehmen, und Liberia ist bekanntlich Verfolgerstaat. Ich weiß, ich mache mich wieder unbeliebt, aber man kann schon mal darüber nachdenken, wen man mitfinanziert. Hätte die Reederei die Flagge ihres Heimatstaates gehisst mit der Folge der Geltung liberianischen Rechts, säßt Ihr vielleicht schon im Gefängnis. Aber über solche moralischen Fragen macht man sich nicht gern Gedanken, ich weiß; in meiner Zeitung werden in der Sonntagsbeilage auch gerne die schlimmsten Verfolgerstaaten überhaupt, z.B. Saudi-Arabien, Sansibar, Uganda, Malediven u.ä. als Urlaubsziele von der Reiseredaktion beworben. Hat mal jemand gefragt, warum man so wohin als Schwuler nicht fahren soll, wenn es doch dort so schön ist. Antwort: weil man als Jude auch im Dritten Reich keinen Urlaub gemacht hat. Und eigentlich ja auch aus Vernunftgründen: Wie leicht kann für ein schwules Paar aus einem zweiwöchigen Urlaub ein zwanzigjähriger Gefängnisaufenthalt werden, wenn es denn unbedingt Sansibar sein muss. Ich erinnere mich auch, dass vor gar nicht so vielen Jahren ein schwules Paar in einer Fernsehshow einen Urlaub auf einer Karibikinsel gewann und sowohl der Ausrichter wie der TV-Sender, aber auch das Paar bass erstaunt waren, als sie merkten: Huch, das ist ja ein Verfolgerstaat. Da saßen sie dann auf ihrer Insel und durften einander unter Aufsicht des Hotelpersonals und der Einheimischen den Urlaub über nicht anfassen. Oder dass in der Karibik gerne mal die Polizei an Bord kommt, wenn man von Land aus sehen konnte, dass zwei Männer sich auf dem Schiff küssten. Auch deutsche öffentlich-rechtliche Fernsehsender haben keine Scham, einerseits ihre Sportredakteure Katar wegen Menschenrechtsverletzungen kritisieren zu lassen, andererseits aber Werbespots für Katar zu senden. Sind so Sachen, an die man denken kann, wenn es darum geht, ob es lieber auf die Malediven geht oder auf die Seschellen, lieber nach Jamaika oder nach Martinique. Oder ob man lieber mit den Emiraten fliegt oder mit der Lufthansa.

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    1. Hans-Georg

      2 Dinge möchte ich anmerken:
      Lokale Polizei hat auf einem Schiff, welches unter fremder Flagge segelt, KEINE Befugnisse. Dafür ist einzig und allein der Kapitän zuständig und die Behörden des entsprechenden Flaggenstaates, es sei denn, diese bitten die lokalen Behörden um Unterstützung. Da können sich ganze Gruppen von Männern an Deck küssen – die örtliche Polizei bleibt an Land.
      TUI Cruises gehört zur Royal Caribbean Group, ebenso wie ein paar andere namhafte Kreuzfahrtreedereien. Natürlich ist es möglich, dass es bei Royal Caribbean diverse Beteiligungen gibt. Wenn du mir darüber Informationen zukommen lassen könntest, wäre es schön, aber fundierte Informationen.

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  2. Ralf

    Lieber Hans-Georg, das es sich bei der Royal Caribbian Group entgegen dem irreführenden Namen um ein liberianisches Unternehmen handelt, lässt sich in Wikipedia nachlesen. Was die Befugnisse der lokalen Polizei und Justiz angeht, vertritt der Wissenschaftliche Dienst des Bundestages unter Verweis auf das Völkerrecht und darauf fußende Abkommen eine ganz andere Auffassung. Zu ergoogeln mit Stichwort „Hoheitsrecht auf Kreuzfahrtschiff in fremdem Hafen“. Es gab dazu auch mal einen Artikel auf Queer.de, als die Polizei einer Karibikinsel wegen mannmännlicher Küsse auf einem Kreuzfahrtschiff tätig wurde (wäre bei einem Reisebus mit deutschem Kennzeichen in Frankreich ja auch nicht anders) – Ich will niemandem den Urlaub vermiesen, schon gar nicht Dir und Deinem Mann. Aber ich meine, wir sollten immer daran denken, dass unsere Freiheit hier in Deutschland nicht selbstverständlich ist und hart und langwierig erkämpft werden musste – und ich meine ebenfalls, wir sollten auch im Urlaub politisch denken.

    Falls Du verärgert bist, möchte ich mich entschuldigen, dass mal wieder der „Berufsschwule“ die Tastatur erobert hat – und Dir gleichzeitig applaudieren, dass Du es Dir nicht einfach machst und meine Äußerung schlicht nicht veröffentlichst. Schön, sich auf einer Seite zu bewegen, auf der Meinungsfreiheit herrscht.

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  3. Ralf

    Nachtrag: Der Vergleich mit dem deutschen Bus in Frankreich bezog sich natürlich auf die Befugnisse der französischen Polizei, nicht darauf, dass die den Bus stoppen würde, wenn sich darin zwei Männer küssen – das täte sie selbstverständlich nicht. 🙂

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    1. Hans-Georg

      1. Sitz in Monrovia bedeutet nicht zwangsläufig, dass es Beteiligungen von Firmen oder Personen aus Monrovia gibt. Normalerweise ist es so, dass es in Monrovia ein „Sammelbüro“ gibt, das kann ein Anwalt sein, der die Firmenanschrift für diverse Reedereien ist, also nur ein Briefkasten. Registriert in Monrovia hat einzig und allein steuerliche Gründe. Ich könnte jetzt ein Beispiel meines letzten Arbeitgebers anführen, das ich aber aus Gründen nicht machen darf.
      2. Kreuzfahrtschiffe sind Handelsschiffe, wie Containerschiffe, Tanker und andere Frachtschiffe. Das internationale Seerecht unterliegt dem Völkergewohnheitsrecht und ist sehr komplex. Örtliche Sicherheitsbehörden dürfen nur eingreifen, wenn Umweltschutz, Schiffssicher-
      heit oder Navigation betroffen sind. Dafür ist die Hafen- bzw. Wasserschutzpolizei zuständig.
      3. Ein Reisebus ist nicht zu vergleichen mit einem Reisebus – auch rechlich nicht. Ein Busfahrer hat keine hoheitlichen Befugnisse.

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  4. Ralf

    Zu Nr. 2 ist der Wissenschaftliche Dienst des Bundestages wohl eine sehr verlässliche Quelle. Die Hoheit des Staates, in dem ein Kreuzfahrtschiff ankert, ist durch die Führung der Flagge eines anderen Staates nicht suspendiert.

    Was Nr. 1 angeht, trifft es sicher zu, dass der Sitz, die Rechtsform und die Organisation eines Unternehmens nicht unbedingt etwas aussagen über diejenigen Personen oder Gesellschaften, die letztendlich die Eigentumsanteile halten (oder die Eigentumsanteile derjenigen Unternehmen, die ihrerseits am Ursprungsunternehmen beteiligt sind). Gleichwohl sind mir Unternehmen verdächtig, die als Sitz einen Staat wählen, in dem die Menschenrechtslage fragwürdig ist, wenn sie dort nur weniger Steuern zahlen müssen. Letztlich unterstützt auch geringe Steuer ein menschenverachtendes Regime. Und die zu versteuernden Einnahmen stammen von den Kunden, die in liberalen Demokratien ihre Freiheit genießen.

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