Mein Schiff 3 – Grossbritannien mit Irland, Teil 1


Sieben Monate nach unserer letzten Kreuzfahrt gingen wir wieder an Bord. Dieses Mal war es die Mein Schiff 3, ein Schiff, welches wir bisher noch nicht kannten. Bei den Schiffen der Serie Mein Schiff 3 – 6 sind alle wichtigen Räumlichkeiten gleich. Die Mein Schiff 3, das älteste Schiff der Flotte, wurde aber inzwischen leicht modifiziert. Trotzdem war es für uns einfach, uns zurechtzufinden. Man ist ja erfahren.

Die Reise begann und endete in Bremerhaven. Die Anreise mit dem PKW war entspannt und nicht zu vergleichen mit der Bahnanreise, wie wir es 2018 erlebt haben.

29.6.2023 – Bremerhaven

Meine Idee war ja, früh nach Bremerhaven loszufahren und an Bord zu frühstücken. Aber wie das immer so ist, man kommt nicht rechtzeitig los. In Bremerhaven hatten wir uns am Kreuzfahrtterminal schon vor Wochen einen Parkplatz reserviert, fast direkt am Schiff. Das sehr freundliche Personal unterstützte uns bei der Einfahrt und beim Prozedere. Unsere Koffer wurden gleich verladen.

Das erste Malheur geschah bereits, nachdem wir 15 Minuten an Bord waren und ich herzhaft in ein kleines Baguettbrötchen biss. Es ertönte ein „Pling“ und mein Ersatzzahn fiel aus dem Brötchen auf den Teller. Na, das fing ja gut an. Zum Glück hatte mein Zahnarzt mich mit Klebstoff versorgt, so dass ich mir die Krone selbst wieder richten konnte. Nach dem Schreck brauchte ich erstmal ein Glas Champagner, frei nach dem Motto „The only pain I like is Cham-pagne!


Um 15 Uhr wurden die Kabinen freigegeben. Wir begaben uns auf unser Deck 10, die Koffer standen schon bereit und warteten darauf, ausgepackt zu werden. Als Bernd den Reissverschluss seines nigelnagelneuen Koffers öffnete, hatte er den Zipper in der Hand, den zweiten dann auch gleich. Wir verteilten unsere Textilien und sonstigen Kram im reichlich vorhanden Stauraum. Bei der 7. Kreuzfahrt mit diesem Schiffstyp war das eine reine Routineangelegenheit. Während ich meinen ausgefallenen Ersatzzahn einklebte, versuchte Bernd den Reissverschluss seines Koffers wieder gangbar zu machen, was ein hoffnungsloses Unterfangen war. Selbst zu zweit bekamen wir das nicht wieder eingefädelt. Wir fragten die äusserst liebe und gutaussehende Concierge in der X-Lounge, ob es eine Möglichkeit gäbe, das Problem an Bord reparieren zu lassen. Bernd sollte es an der Rezeption versuchen, die würden den Koffer einem Uppolsterer geben. Das wollten wir dann am nächsten Tag, dem 1. Seetag machen.

Kurz nach 16 Uhr begaben wir uns an Deck, um das Ablegemanöver zu beobachten. Als sich das Schiff ganz langsam von der Pier entfernte, ertönte aus dem Schiffstyphon das obligatorische Signal „3 x lang“ und Sekunden später erschallte über das Deck die Auslaufhymne „Grosse Freihei“. Und ich stand da wieder schluchzend und mit Tränen im Gesicht. Die Ausfahrt von Bremerhaven ist optisch nicht so doll. Tausende Autos und Container warten darauf, verschifft zu werden. Als wir die offene See erreichten, sahen wir drohende Wolken am Himmel, wie so oft auf dieser Reise.

Für diesen ersten Abend an Bord hatten wir uns einen Tisch im Italienischen Restaurant La Spezia reserviert. Was für ein Bohau! Wir wurden zu unseren Plätzen geleitet, ein Zweiertisch am Fenster mit Blick auf das Promenadendeck und das Meer. Jemand schob uns die Stühle unter den Po als wir uns setzten. Die Speisekarte sowie die Weinkarte wurden uns überreicht. Während wir durch das Angebot blätterten, kam ein Steward und stellte 2 Schälchen mit Olivenöl auf den Tisch, ein Teller mit 3 Sorten Brot und eine Batterie mit verschiedenen Salzen. Ein Olivenöl war mit Lavendelaromen, es schmeckte wie das Parfüm Uralt Lavendel roch. Ich hätte mir das Öl auch hinter die Ohren tupfen können.


Wir suchten uns jeder eine Vor-, Haupt- und Nachspeise aus und entschieden uns für eine Flasche Rotwein. Als der Wein gebracht wurde, wurde uns die Flasche erstmal präsentiert und uns erzählt, um welchen Wein es sich handelt. Der Korken wurden auf einen kleinen Teller auf dem Tisch gelegt nachdem wir daran geschnüffelt hatten. Mit einer eleganten Bewegung entfernte der Steward die Gläser vom Tisch und schenkte den Wein ein. Der Wein schmeckte uns ausgezeichnet und begleitete uns auch während der Reise weiter.

Zum Aperetif hatten wir Prosecco bestellt und zum Abschluss des tollen Menüs gönnten wir uns einen Grappa. Für die Bezahlung wurde die Bordkarte benötigt, die Rechnung wurde zum Unterschreiben in einem Ledermäppchen gebracht. Wenn man bereit war, Trinkgeld zu geben, konnte das auf der Rechnung vermerkt werden. Für den tollen Service waren wir natürlich bereit, Trinkgeld zu geben.

Ich muss anmerken, dass das Restaurant La Spezia, sowie zwei weitere Restaurants, nicht zum All Inklusive Paket gehören. Aber man gönnt sich ja sonst nicht. Wir reservierten gleich einen Tisch für den letzten Abend an Bord.

Während wir uns dem Genuss hingaben, fiel draussen der Regen auf das Deck

Als wir uns in unsere Kabine zum Schlaf zurückzogen, liessen wir die Balkontür einen Spalt offen. Wir lieben es, vom Rauschen der Bugwelle in den Schlaf „gesungen“ zu werden.

30. Juni2023 – 1. Seetag

Als wir morgens wach wurden, befanden wir uns laut Positionsanzeige auf dem Bildschirm mitten in der Nordsee.

Um 7 Uhr öffnet die X-Lounge zum Frühstück. Wir sind ja Frühaufsteher und erschienen Punkt 7 Uhr. Da gestern Abend für die Reise rund um Grossbritannien und Irland die Uhren eine Stunde zurückgestellt wurden, war es eigentlich erst 6 Uhr. Nach und nach kamem mehr Passagiere, die frühstücken wollten. Bald waren alle Plätze besetzt und es kamen immer noch mehr Passagiere. Es wurde eine Warteliste erstellt, auf Wunsch wurden auch Gutscheine für ein Frühstück in der Kaffeelounge ausgegeben. So einen Andrang hatten wir noch nie erlebt. Dabei gab es gar keine Eile, zu frühstücken. Auf See konnte niemand irgendwo hin. Und der Tag will ja auch ausgefüllt werden.

Unser Frühstück bestand aus einem Egg Benedict, was nicht wirklich viel ist. Aber am Frühstücksbüffet kann man sich an diversen Wurst- und Käsesorten bedienen. Lachs darf natürlich nicht fehlen, sowie Quark- und Joguhrt und Müsli. Und ganz wichtig für mich: Die Auswahl an Plundergebäck. Frisch gepresster Orangensaft und heisse Schokolade gehören für uns zum Bordfrühstück dazu.


Um 11 Uhr wird das Frühstücksbuffet abgeräumt. Stattdessen werden kleine pikante Speisen eingedeckt und ein paar Kuchenstücke. Mhhhhhm! Neu in der X-Lounge: Es wird eine Auswahl an täglich wechselnden warmen Speisen serviert. Man kann wählen zwischen Pasta, Suppe, Quiche und Tapas. Es ist nicht zum Sattessen, eher eine kleine Mahlzeit zwischendurch. Wenn man die Angebote gut über den Tag verteilt, kann man auf das Abendessen verzichten, kann man …, haben wir auch mal gemacht.
Auch aus der Standardkarte kann man kleine Gerichte auswählen. Das ist für uns auch neu. Bernd hat z.B. ein Sandwich mit Pommes bestellt. Wir sind übrigens sehr sparsam mit Fotos von unseren Speisen umgegangen. Es ist ja inzwischen wie eine Sucht, das zu fotografieren, was gleich darauf im Magen verschwindet. Und es ist erstaunlich: Man kann es auch essen ohne es vorher fotografieren zu müssen.

Nach einem Rundgang über Deck landeten wir wieder in der X-Lounge. Für den Aufenthalt im Freien war es zu windig und zu frisch. Deshalb haben wir bisher auch keinen Cocktail getrunken. Unsere E-Reader leisteten gute Dienste.

Am Abend fand der Suitenempfang beim Kapitän in der Kaffeelounge statt. Für diesen Anlass hatten wir extra sportlich-elegante Garderobe eingepackt. Den charmanten Kapitän Simon Böttger kannten wir von unserer Reise im Jahr 2019. Er erkannte uns und begrüsste uns mit den Worten „Schön, dass sie wieder an Bord sind“. Es folgte noch ein wenig Small Talk und das typische Foto mit dem Kapitän. Bistrotische waren aufgestellt an denen Personal im Offiziersrang stand, um sich mit den Gästen zu unterhalten. Wir stellten uns zu einem jungen Mann, der an der Rezeption tätig ist. Champagner wurde gereicht. Nach einer kleinen Ansprache des Kapitäns mischten sich Stewards mit Platten mit Fingerfood unter die Menge.


Mit dem Rezeptionisten kamen wir in ein lockeres Gespräch und wir erhielten auch ein paar Informationen über die Crew, dass z.B. ca. 300 Köche für das Wohl der Passagiere und der Crew arbeiten. Jetzt weiss ich auch, warum die Mein Schiff 6 auf der legendären 1. Reise eines Schiffes der Reederei nach Amerika von den Behörden „nur“ 99 Punkte statt 100 bekommen hat: Die Crew hat die Waschbecken immer trockengewischt! Der Inspekteur dachte, man würde sich die Hände nicht waschen. Verrückt. Die Verantwortlichen der Reederei waren jedenfalls total begeistert, dass das Schiff so hoch bewertet wurde.

Zur Nacht liessen wir wieder die Balkontür ein Stück offen. Aber später frischte der Wind stark auf und es gab ziemlich laute Windgeräusche. Ich musste die Tür dann leider schliessen.

1. Juli 2023 – Kirkwall

In diesem kleinen Städtchen waren wir bereits 2015 mit der alten Mein Schiff 1. Seinerzeit hatten wir eine Bustour mit verschiedenen Destinationen gebucht. Das wollten wir nicht nochmal machen. Auch das, was sonst vom Veranstalter angeboten wurde, interessierte und nicht. Wir hatten uns deshalb entschieden, auf eigene Faust Kirkwall anzuschauen. Die Stadt stellte einen kostenlosen Shuttlebus zur Verfügung, mit dem wir uns ins Zentrum fahren liessen.


Viel sehenswertes hat Kirkwall nicht zu bieten. Ich wollte aber unbedingt nochmal in die St. Magnus Kathedrale, in der eine Gedenkstätte für 833 ertrunkene/getöte Marinesoldaten des Kriegsschiffes H.M.S Royal Oak, welches 1939 in einer geschützten Bucht in der Nähe von Kirkwall von einem Deutschen U-Boot versenkt wurde. Auch der Friedhof mit den uralten Grabsteinen rund um die Kirche hatte mich sehr fasziniert.

Gegenüber der Kirche befinden sich die Ruinen des Bishop’s Palace und des Earl’s Palace. Sind zwar nur alte kaputte Gemäuer, doch auf ihre Art beeindruckend, allein schon aufgrund ihres Alters. 2015 hatte ich erst nachträglich über die beiden Ruinen gelesen. Jetzt wollte ich sie mir unbedingt anschauen. Gegen eine Eintrittsgebühr kann man auch in den Ruinen herumkraxeln, worauf wir aber verzichteten.

Ausser den genannten drei Altertümen gibt es eigentlich nichts in Kirkwall, ausser einer sehr beschaulichen Einkaufsstrasse. Nachdem wir einmal durch die Strasse geschlendert sind, brachte uns der Bus wieder zum Schiff. Ein Regengebiet war unterwegs und wir kamen im Trockenen an Bord. Das Pooldeck präsentierte sich einsam und verlassen, selbst im Pool dümpelte niemand. Ein Teil der Passagiere befand sich wohl noch auf Ausflügen. Aber das Wetter lud wahrlich nicht dazu ein, ein paar Bahnen zu schwimmen.

Für nachmittags hatte ich eine Thai-Yoga-Anwendung gebucht. Mehr als eine Stunde wurden meine Muskeln gedrückt, Gelenke wurden gedehnt, ich befürchtete schon, meine Beinen würden in einem unlösbaren Knoten enden. Als meine Hände und der Nacken massiert wurden, bin ich doch tatsächlich dabei eingeschlafen. Für einen späteren Termin hatte ich eine andere Anwedung gebucht, die ich sofort in eine weitere Thai-Yoga-Anwendung geändert habe.

Für die Nacht gab es vom Kapitän eine Sturmwarnung. Route nach Belfast ging dann durch den Pentland Firt zwischen den Orkney Inseln und dem Schottischen Festland. Unsere Balkontür blieb an diesem Abend gleich geschlossen.

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