Archiv für den Monat: November 2002

Flensburg

Ich schlafe unruhig, warum? Es gibt keinen Grund. Ich liege wach, wie spät? Keine Ahnung. Plötzlich das Telefon: Ding ….. ding – die Leitung mit der Geschäftsnummer! Ich gehe ans Telefon: tut …. tut …… tut …. – ein Fax ruf mich an! Mist, wieder ein Schiffsagent, der die Nummern verwechselt hat. Ich gehe wieder ins Bett und warte darauf, dass es zum zweiten Mal ding macht, was meistens der Fall ist, wenn die Leute versuchen, ein Fax an einen Telefonanschluss zu schicken. Es passiert aber nichts. Vielleicht hat der Absender ja ein manuelles Faxgerät benutzt und mein „Hallo“ gehört. An Schlaf ist nicht mehr zu denken. Ich weiss nicht wie spät es ist, es ist jedenfalls noch dunkel. Ich liege unruhig im Bett, wir kuscheln uns aneinander. Ich warte bis der Wecker das Zeichen um aufstehen gibt. Später sehe ich auf der Anrufliste am Telefon, dass es 06.48 Uhr war als das „Fax“ kam.

Es folgt die übliche Morgenroutine, wie an einem normalen Arbeitstag. Für Bernd ist es das auch. Wir gehen zusammen nach unten, Bernd geht zur U-Bahnstation. Ich steige ins Auto und fahre erst Mal nach Lübeck.

Dort hole ich meine Eltern ab. Wir hatten ihnen zum 55. Hochzeitstag einen Tagesausflug nach Flensburg geschenkt. Etwas früher als erwartet war ich in Lübeck. Ich rief sie mit dem Handy an (ja, ich habe eine Freisprechanlage), dass ich gleich da bin.

Weiter ging es über Bad Segeberg und Neumünster nach Flensburg. Auch diese Tour verlief schneller als erwartet. Oliver und Melli wollten noch Kuchen besorgen. Vorsichtshalber rief ich die beiden Langschläfer an und kündigte unsere Ankunft für die nächsten 10 Minuten an. Klar doch, sie hatten noch keinen Kuchen, aber das ist kein Problem, das regeln wir.

Meine Eltern kannten Olivers kleine Wohnung noch nicht. Seit seinem schweren Schlaganfall im vorigen Jahr ist mein Vater nicht mehr in der Lage, ein Auto zu fahren. Sonst wäre er sicher schon viel früher mit meiner Mutter in Flensburg gewesen.

Wie es üblich ist, wenn man sich lange nicht gesehen hat, gab es viel zu erzählen. Wir servierten die Törtchen, die allen gut schmeckten. Und schon wurde es Zeit, dass wir uns auf den Weg zum Hafen machten. Als Überraschung hatten wir ein 2-stündige Förderundfahrt gebucht: Flensburg – Kollund – Glücksburg – Kollund – Flensburg, mit „Anretning“, einer dänische Spezialität.

Als wir an Bord kamen, war für uns im oberen Salon ein Tisch reserviert, gedeckt mit einer weissen Tischdecke, Teller und Besteck. Auf dem Tisch stand bereits ein Korb mit Brot und die Platte mit den dänischen Fisch- und Wurstspezialitäten sowie Käse, Krabben und „Italiensk Salat“. Der Anblick war selbst für uns, die wir davon wussten, überraschend. Dazu brauchten wir selbstverständlich dänisches Bier, das allerdings extra bestellt werden musste. Wir hatten bereits begonnen, die köstlichen Dinge zu probieren als der Stewart erschien und noch warmes Fischfilet mit Remouladensauce servierte. Wir brauchten noch ein Bier! Leider war es uns nicht möglich alles aufzuessen, was meine Mutter am meisten bedauerte. Zum Abschluss bestellten wir für jeden einen Gammel Dansk, den berühmten dänischen Kräuterschnaps.

Wie es schien waren wir die einzigen deutschen Passagiere an Bord. Um uns herum wurde nur dänisch gesprochen. Sie spielten Karten und tranken Kaffee und liessen sich dabei kreuz und quer über die Flensburger Förde fahren. Rauchen eigentlich alle Dänen?

Zurück in Flensburg machten wir noch einen kleinen Spaziergang durch den Museumshafen. Danach fuhren wir zurück zu Olivers Wohnung. Kaffee und Kuchen rundeten diesen netten Tag ab.

Nachdem ich meine Eltern in Lübeck abgesetzt hatte, war ich kurz vor 21.00 Uhr wieder zu Hause. Bernd war schon da. Er berichtete die Neuigkeiten aus dem Theater, ich erzählte von unserem Ausflug. Danach noch ein Stündchen im WWW surfen und um 23.00 Uhr waren wir so müde, dass wir schlafen gingen.

Ein langer Abend

Sonst war es so, dass Bernd und ich am Wochenende gemeinsam einkaufen. Morgen fahre ich nach Flensburg und Bernd muss arbeiten. Samstag einkaufen scheidet also aus. Mir blieb nichts anderes übrig als heute Abend noch die Dinge zu besorgen, notwendig sind, z.B. Milch und Saft.

Als ich nach Hause kam war Bernd noch nicht zu Hause. Ich wusste auch nicht, wann er kommen würde. Ich holte ich die Wagenschlüssel aus der Wohnung und eine Klappkiste und auf ging es zu Aldi und Minimal. Kurz nach 18.00 Uhr war ich wieder zu Hause. Das ging ja recht gut.

Am Rechner erledigte ich die Routineaufgaben, d.h. Mails abholen, Gewinnspiele machen, Zugriffsstatistiken prüfen usw. Mit Holli unterhielt ich mich kurz im Chat über dies und das. Langsam wurde es 20.00 Uhr. Was gibt’s denn im Fernsehen? Ach ja, Dominoday ist heute. Na ja, ich kann es mir ja mal anschauen. 23.00 Uhr, Bernd ist immer noch nicht da. Was gibt es jetzt? „Sieben Tage – sieben Köpfe“ – manchmal ganz nett. Gut, also schaue ich es mir an. Mitternacht, ich bin immer noch alleine. Ich zappe so durch die Kanäle, bleibe hier und dort für einen Moment hängen. Kurz nach 01.00 Uhr gehe ich ins Bett – alleine! Das erste Mal seit Jahren. Ich muss spätestens um acht Uhr aufstehen, ich will ja nach Flensburg. Ich stell den Wecker auf halb acht. Schlafen kann ich nicht. Da, endlich, ich höre die Wohnungstür. Bernd kommt nach Hause. Ich schalte die kleine Lampe ein damit er sieht, dass ich noch wach bin und sich keine Mühe macht, sich ruhig zu verhalten. Ich schaue nicht auf die Uhr, es muss ca. halb zwei sein. Bernd kommt ins Bett, wir wechseln noch ein paar Worte, er muss um neun wieder im Theater sein. Passt gut, ich muss ja auch früh los. Wir kuscheln uns aneinander und schlafen ein.

Backabend

Nein, hier soll nicht die Rede sein von Weihnachtsbäckerei. Ich habe ein neues Rezept ausprobiert: Pikante Törtchen. Ich will sie am Samstag mit nach Flensburg nehmen zu Oliver. Dazu später mehr.

Das Rezept soll für 12 Törtchen reichen, was für 5 Personen zu wenig ist, auch wenn es nur ein kleiner Imbiss sein soll. Also hatte ich alle Zutaten doppelt eingekauft. Da ich aber ein vorsichtiger Mensch bin (manchmal) wollte ich vorerst nur eine Portion zubereiten und das Ergebnis abwarten.

In der Firma war es heute ruhig, deshalb nahm ich meinen Bummeltag und war bereits um 16.15 Uhr zu Hause. Sofort machte ich mich an die Arbeit und bereitete den Teig. Der musste dann eine Stunde in den Kühlschrank. Währenddessen kümmerte ich mich um die anderen Zutaten.

Der Teig musste ausgerollt werden, was in unserer Winzküche ein Problem ist da nur eine sehr kleine Arbeitsfläche zur Verfügung steht. Das Ausrollen und Ausstechen der Teigplatten nahm die meiste Zeit in Anspruch. Die Küche sah aus wie ein Schlachtfeld. Waage, Küchenmaschine, Handmixer und diverse Rührgefässe standen herum. Ich brauchte ja alles noch für die 2. Portion und konnte deshalb nichts wegräumen. Immer stand ein Gerät im Weg und dauernd musste ich hin- und herräumen um überhaupt arbeiten zu können. Aber das Endergebnis konnte sich sehen und auch schmecken lassen. Lecker! Nichts wie ran an die zweite Portion. Bernd kam um 21.00 Uhr nach Hause und ich holte gerade in dem Moment die Produktion aus dem Backofen. Bernd wollte gleich probieren. Er war genau so begeistert wie ich. Ich musste aufpassen, dass für Samstag noch genügend Törtchen übrigbleiben.

Hier das Rezept:
Zutaten für 12 Törtchen:
250 g Mehl
¼ TL Salz
125 g kalte Butter
1 Frühlingszwiebel
2 Tomaten
100 g Fetakäse
3 Eier
160 ml Milch
60 g geriebener Käse
Salz, Pfeffer
1 TL gehacktes Basilikum
½ TL getrockneter Thymian

Mehl, Salz und Butter mit 3 EL Wasser zu einem Teig verkneten, 1 Stunde kühl stellen. Frühlingszwiebel in Ringe schneiden, Tomaten in Würfel schneiden.

Fetakäse zerbröckeln und mit Frühlingszwiebel und Tomaten mischen.
Teig ausrollen, 12 Kreise von ca. 11 cm ausstechen, gefettete Förmchen damit auslegen, Tomaten-Feta-Mischung auf die Törtchen verteilen.

Eier, Milch und Käse verquirlen, mit Salz, Pfeffer und Kräutern würzen, die Mischung in die Förmchen füllen.

Backofen auf 220 Grad vorheizen, die Törtchen auf der untersten Schiene ca. 20 – 30 Minuten backen.

Niemand da

Bisher war es immer so, von wenigen Ausnahmen abgesehen, dass Bernd mich an der Wohnungstür begrüsste wenn ich nach Hause kam.

Heute Abend kam ich nach Hause und die Wohnung war leer. Keine Musik, kein Radio und kein Bernd. Es ist sein erster Arbeitstag, ich weiss nicht, wann er nach Hause kommen wird. Wir hatten tagsüber keinen Kontakt. Sein Handy darf er im Theater nicht angeschaltet haben, ein eigenes Büro hat er dort nicht. Es war schon ungewöhnlich, tagsüber nichts voneinander zu hören. Es ist gleich 19.30 Uhr. Ich warte, ich bin neugierig zu hören wie sein Tag war.

Das Bild hängt schief

Nein, nicht der Sketch von Loriot, aber passiert bei uns zu Hause.

Bei uns im Flur hängt ein gerahmtes Kalenderbild, nicht gerade leicht. Von Zeit zu Zeit passiert es, dass sich die Bilderhaken, an denen das Bild aufgehängt ist, verbiegen. Das Bild hängt dann schief, eine Warnung die Haken wieder geradezubiegen bevor es von der Wand fällt.

Heute gab es diese Warnung. Ich nahm also das Bild von der Wand, hielt es mit einer Hand fest, mit der anderen richtete ich die Haken. Rums, der Bilderahmen fiel plötzlich ein wenig auseinander. Ich schaffte es gerade noch, ihn gezielt gesteuert auf dem Fussboden abzulegen bevor er ganz auseinanderfallen würde. Zum Glück steht nichts unter dem Bild, es hätte ein Chaos geben können. Ich musste grinsen und an Loriot denken. Wo hat er wohl nur die ganzen Ideen her?

Familiendrama

Es geschah heute morgen gegen 03.30 Uhr, bei uns im Haus, ja sogar in unserer Wohnung, genauer gesagt in unserem Badezimmer: Schändlich hingerafft, zerquetscht mit Toilettenpapier, danach weggespült in die Kanalisation von Hamburg.

Ein menschliches Bedürfnis liess mich unsere Toilette aufsuchen. Und da war sie, die Familie Silberfisch. 4 Stück, davon einer von kaum sichtbarer Grösse. Wahrgenommen habe ich ihn nur, weil er so unvorsichtig war und sich bewegt hat. Die anderen etwas grösser, bis zu ca. 1/2 Zentimeter. Flink sind die Viecher ja. Wenn man nicht aufpasst sind sie in der nächsten Spalte verschwunden. Dann, als ich aus dem Badezimmer kam, wuselte noch ein ganz Dicker im Flur rum. Ihhhh, doch auch ihn habe ich erwischt bevor er in den rettenden Spalt flüchten konnte. Im Badezimmer steht zwar ein Köder, aber die Viecher sind wohl so vermehrungsfreudig, dass es immer ein paar Nachkommen gibt.

Weiss Jemand Rat, wie ich die Dinger ausrotten kann?

Verlust

Heute Nachmittag hab ich im Chat von GayRoyal einen Jungen angesprochen, und zwar auf Grund des ungewöhnlichen Usernamens. Das einzige was ich von ihm wusste war sein Alter (23 Jahre) und dass er aus Hamburg kommt. Es ist für mich nicht ungewöhnlich, dass ich von jungen Schwulen, besonders von so jungen Schwulen gar keine Antwort bekomme. Die vermuten in den meisten Fällen doch, dass ich sie anbaggern will. Alle die mich kennen, wissen, dass das nicht der Fall ist, lebe ich doch zufrieden und glücklich mit meinem Schatz.

Ich war dann doch erstaunt, dass ich von M. eine Reaktion erhielt. Wir unterhielten uns einige Zeit. Wir fragten uns gegenseitig verschiedene Dinge um uns ein Bild über unseren jeweiligen Gesprächspartner zu machen. Seine Antwort auf meine Frage nach einem Freund verursachte bei mir eine Gänsehaut:
Am Sylvestertag 2001, also vor fast einem Jahr, ist sein Freund bei einem Autounfall tödlich verunglückt. Er wohnte in München und wollte M. hier in Hamburg besuchen. Auf dem Weg zum Flugplatz geschah der Unfall.

M. hat noch keinen neuen Freund, er weiss nicht, ob er zum gegenwärtigen Zeitpunkt überhaupt in er Lage wäre, eine neue Partnerschaft einzugehen. „Ich weiss eigentlich gar nicht was ich will“ sagte er mir.

Ich hatte das Gefühl, er war froh mit jemandem über die Sache zu sprechen, der ihm zuhörte. Ich werde den Kontakt aufrechterhalten wenn er es wünscht, ihn vielleicht mal zu einem persönlichen Gespräch treffen.

Shopping

Was Holli und Marcus am letzten Samstag bereits erledigt hatten stand für uns heute auf dem Plan: Einkaufen. Bernd brauchte eine neue Hose und ein paar neue Schuhe. Wir waren bereits um 09.30 Uhr in der City. Im Karstadt-Parkhaus bekamen wir noch einen Platz auf dem ersten Parkdeck.

Bernd fand schnell, was er suchte, wenn auch nicht alles bei Karstadt. An den Kassen standen noch keine Warteschlangen, vor den Umkleidekabinen bildeten sich noch keine Menschentrauben. Es war sehr angenehm und stressfrei.

Wie immer wenn wir einkaufen gehen, finden wir noch ein paar Dinge, die nicht eingeplant waren. Heute war es eine Salzmühle und mal wieder eine DVD, „From Hell“ mit Johnny Depp.

Schon um 11.15 Uhr verliessen wir mit unserem Wagen das Parkhaus und fuhren nach Hause. Die City wurde jetzt langsam voll.

Ein Nachteil hatte das frühe Shoppen: Bei der Berliner Factory waren die Apfel-Zimt-Ringe noch nicht fertig, schade.

Ein Job für Bernd

Bernd hat einen Job, wenn auch vorerst nur begrenzt für 4 Wochen: Er wird Dresser beim Musical „Titanic“, das hier am 8. Dezember Premiere hat. Es besteht aber die Möglichkeit, dass er übernommen wird.

Seine Aufgabe wird es sein, den Darstellern bei notwendigen Kostümwechseln zu assistieren. Tagsüber muss er die Kostüme auf Beschädigungen durchsehen und notwendige kleine Reparaturen daran durchführen. Er freut sich und ich freu mich auch. Theater, Musical, dass ist eine Welt, an der er sehr interessiert ist. Erblich vorbelastet? Vielleicht. Ein Onkel von ihm hat ein Instrument gespielt und ist in den 60er Jahren mit einer damals – zumindest hier im norddeutschen Raum – bekannten Band aufgetreten. Damals sagte man wohl Tanzkapelle.

Montag ist sein erster Arbeitstag. Es wird sicher eine ziemlich anstrengende Zeit bis zur Premiere und ich werde wohl abends einen müden Mann zu Hause haben, wenn er denn schon hier ist, wenn ich nach Hause komme. Egal, die Hauptsache ist, dass es ihm Spass macht.

Futterhäuschen

Die Fütterung von Vögeln im Winter ist ja nicht ganz unumstritten. Wir machen es trotzdem und haben zu diesem Zweck ein Futterhäuschen am Balkon. Vor ein paar Tagen haben wir mit der Fütterung begonnen. Es ist erstaunlich, wie schnell die Vögel die Futterquelle angenommen haben. Scharen von Meisen tummeln sich auf unserem Balkon, dazwischen ein Dompfaffpärchen und gelegentlich auch mal eine Drossel oder Amsel.

Interessant ist es, die Meisen zu beobachten: Einige picken sich ein Körnchen und fliegen dann damit in den nächsten Baum, knacken und verzehren es dort und kommen dann zurück um sich das nächste Körnchen zu holen. Eine andere Meise bleibt im Häuschen sitzen und klopft dort den Sonnenblumenkern auf. Tock – tock – tock hören wir, wenn er auf dem Holzboden zertrümmert wird.

Die Nahrungsaufnahme findet so ziemlich zu festen Zeiten statt. Selten ist eine einzelne Meise zwischen den gemeinsamen Mahlzeiten anzutreffen.

Bernd hat mir erzählt, dass gestern eine Meise bei uns im Wohnzimmer war. Sie ist durch eine schmale Lüftungsklappe in der Balkontür hereingekommen. Ohne Schaden zu nehmen konnte sie durch die geöffnete Balkontür wieder in die Freiheit gelangen. Die kleinen Dinger sind ja sooo niedlich. Wäre ja schade gewesen, wenn sie gegen die Fensterscheibe geflogen wäre und sich das Genick gebrochen hätte.