Archiv des Autors: Hans-Georg Kloetzen

Spaltengarten


Zweimal in der Woche gehe ich diese Strasse entlang, erst gestern habe ich diese Pflanze entdeckt, die sich tapfer zwischen den Gehwegplatten ins Licht gearbeitet hat.

Mit zwei vollen Einkaufstaschen, die ich nicht wirklich auf den Platten abstellen wollte, war es nicht einfach, ein Foto zu machen. Es ist mir gelungen. Wenn ich die weggeworfenen Zigarettenkippen vorher entdeckt hätte, hätte ich vermutlich aus einem anderem Blickwinkel fotografiert. Ich habe vor Jahren mal zu einer Dame, die gerade eine Kippe auf die Strasse geworfen hat, gesagt, sie hätte da gerade was verloren. Sie hat mich nur mit grossen Augen angeschaut. Schlimm.

Noch 2 Wochen!


Heute ist die Mail mit den allerletzten Infos und Unterlagen gekommen, u.a. die Kofferanhänger damit unser Gepäck auch bei unserer Kabine landet. Die müssen wir ausdrucken, ausschneiden, falten und am Koffer befestigen.

Landausflüge sind gebucht, ebenso wie zwei Wellnessanwendungen. Auch haben wir zwei Tischreservierungen für das Restaurant La Spezia vorgenommen, jeweils für den ersten und letzten Abend an Bord, man gönnt sich ja sonst nichts.

Jetzt müssen wir nur noch die Koffer packen. Was da hineinkommt, will dieses Mal gut überlegt sein. Schottland und Irland stehen auf dem Reiseplan, da wird es nicht so warm sein wie es derzeit hier bei uns ist. Da wir nicht auf das Gewicht des Gepäcks achten müssen, ist es kein Problem, genügend Auswahl einzupacken. In der Juniorsuite ist auch genügend Stauraum vorhanden.

Die Reise ist ausgebucht. Gestern war sie komplett aus dem Angebot entfernt. Heute sind wieder ein paar wenige Kabinen verfügbar. Es passiert ja leider, dass jemand aus krankheitsgründen eine Reise stornieren muss. Bei aller Vorfreude sollte man das nie vergessen.

Bei Helga auf’m Land


Helga ist eine Jugendfreundin von mir. Wir haben uns in der 2. Hälfte der 60er Jahre des vorigen Jahrhunderts kennengelernt. Meine Eltern hatten ihr 2. Schiff, einen selbstausgebauten Motorsegler, Helgas Eltern besassen ein Motorboot, eher eine kleine Motoryacht, auch selbstzusammengeklöppelt. Wir trafen uns in Travemünde im Passathafen, wir waren Bootsnachbarn. Unsere Eltern verstanden sich gut, Helga, etwas jünger als ich, und ich verstanden uns auch gut.

Wir kloppten stundenlang Canasta, paddelten mit meinem Schlauchboot „Charlotte“ durch den Yachthafen oder sassen auf dem „Lästerstein“ an der Priwallmole und guckten wie die anderen guckten. Handy oder sonstwelche elektronischen Geräte gab es noch nicht. Helgas Eltern kauften später eine secondhand Segelyacht, die „Hai. Der Name ist eine Zusammensetzung der Anfangsbuchstaben der Namen von Helga und ihren Eltern. Die Sommerwochenenden verbrachten wir in Travemünde und die Ferien natürlich auch. „Unser Schiff ist ein Loch im Wasser, in das wir unser ganzes Geld werfen.“ Eine kleine Messingplakette mit diesem Spruch war irgendwo auf unserer kleinen Yacht angeschraubt. Und genau so war es ja auch. Der Liegeplatz in Travemünde in der Sommersaison musste bezahlt werden, wie auch die Gebühren für die Wintereinlagerung auf dem Vereinsgelände in Lübeck. Die jährlichen Erneuerungs- und Überholungsarbeiten kosteten Geld, auch wenn das vom Vater selbst gemacht wurde, aber das Material, wie z.B. Lackfarben, mussten ja auch bezahlt werden. „Plastikreuzer“ gab es anfangs noch nicht.

Irgendwann verloren sich die Eltern und Helga und ich uns aus den Augen, wie das Leben halt so spielt. Im vorigen Jahr, 2 Jahre nach dem Tod meiner Mutter, erhielt ich einen lieben Brief von Helga. Sie hatte im Internet die Todesanzeige für meine Mutter entdeckt, die in den Lübecker Nachrichten erschienen war (die Anzeige, nicht meine Mutter). Im Brief hatte Helga ihre Telefonnummer angegeben. Und eines Tages rief ich sie an.

Es stellte sich heraus, dass Helga sozusagen in unserer Nachbarschaft lebt, im Haburger Ortsteil Altengamme, und zwar direkt an der Grenze Hamburg/Schleswig-Holstein, 6,5 km von unserer Wohnung entfernt. Das erste Mal seit Jahrzehnten trafen wir uns auf neutralem Boden zum Frühstück in einem Café in Geesthacht. Natürlich hatten wir viel zu erzählen. Auf unser 25-Jahr-Feier war Helga unser Gast.

Vor wenigen Wochen ludt Helga uns zum Frühstück bei sich ein, was wir heute wahrgenommen haben. Das Frühstück nahmen wir hinter dem Haus auf der Terrasse ein, mit blick in die Weite der Wiesenlandschaft der Vier- und Marschlande.

Zwei Wiesen weiter begann der Bauer mit Mäharbeiten. Kaum hatte er begonnen, vielen die Störche dort ein, im wahrsten Sinn des Wortes. Sie stolzierten auf der Wiese umher in der Hoffenung, dort Nahrung funden. Ich denke mal, es waren wohl 10 Störche, die dort umherstolzierten. Nach dem dem Ende der Mäharbeiten erhoben sich die stolzen Vögel wieder in die Lüfte und verschwanden. Es war ein wunderbares Erlebnis, dies alles beobachten zu können. Mit unserem fototechnischen Equipment war es nicht einfach, gute Fotos zu machen. Ein Storch erdreistete sich, sich auf der nächsten Wiese niederzulassen. Da war ein relativ gutes Foto möglich. Wenn man genau hinschaut, sind weiter hinten ein oder 2 Störche im hohen Gras zu sehen.

Auf der gegenüberliegenden Seite der Terrasse haben Schwalben ein Nest gebaut. Bernd gelang es, einen kleinen Einblick unter dem Dachüberstand zu erhaschen.

Natürlich haben wir nicht nur Störche und Schwalben beobachtet. Es gab auch viel über unsere Eltern und über die vergangenen Jahre zu erzählen. Helga hat jetzt eine Einladung zu einem Frühstück im Elbe-Penthouse bekommen. Auch dann wird es ganz bestimmt nicht langweilig werden. Man könnte ja auch mal eine Runde Canasta kloppen. Ich glaube mich zu erinnern, dass bei 3 Personen jeder 13 Karten bekommt.

Kuschelkatze


Die morgendliche Routine: Nach meinen üblichen Verrichungen nach dem Aufstehen, wie Körperpflege, Katzenfüttern, Medikamenteneinnahme (ist nur eins), Frühstücksgetränk zubereiten, setze ich mich an den Rechner und schaue mir im grossen weiten Netz auf diversen Kanälen an, inklusive Blogs und Instagram, was übernacht das grosse weite Netz aufgefüllt hat.

Es dauert nicht lange, und ich bekomme Gesellschaft. Glinda setzt sich auf die Tastatur und verpasst mir eine Milchtrittmassage, ich so: Fein machst du das, aua aua! Das ist aber lieb, aua aua aua! Liebe Katze, aua aua aua! Dabei streichel ich sie und ich freue mich, dass Glinda mich liebhat. Wenn sie genug getreten hat, legt sie sich bei mir hin und kuschelt sich an mich, macht die Augen zu, schnurrt wie ein A380 beim Start und geniesst es, wie ich sie knuddel. Meine rechte Hand liegt derweil auf der Maus damit ich mich im grossen weiten Netz fortbewegen kann. Die Tastatur ist ausgeschaltet. Es passiert dann manchmal, dass Glinda mit den Vorderpfoten meine Hand von der Maus holt damit ich auch ihr Köpfchen eingehend bekuscheln kann.

Insgesamt dauert das mehr oder weniger lange, je nach Lust und Laune der kuschelbedürftigen Dame. Urplötzlich steht sie dann auf, horcht mit spitzen Ohren in den Raum hinein, macht es sich dann auf einem Sessel bequem und schläft weiter. Und ich sitze dann da und kann erstmal die rausgeknuddelten Haare entsorgen.

Online Check-In


Heute in drei Wochen gehen wir wieder auf grosse Fahrt. Die „Mein Schiff 3“ wird für 11 Tage unser schwimmendes Zuhause sein. Heute konnte der vorletzte notwendige Schritt erledigt werden, der Online Check-In. Der vorläufige Schiffspass ist jetzt auch auf unseren Handies. Ein Ausdruck ist nicht notwendig, eigentlich. Aber wie ich uns kenne, drucken wir den trotzdem aus. Nicht, weil wir kein Vertrauen in die Technik haben, es ist einfach eine zusätzliche Sicherheit für den Fall, dass das Handy verlorengegangen oder der Akku leer ist.

In einer Woche können wir die Reiseunterlagen runterladen. Da ist viel Papier bei, was wir nicht alles benötigen, das ist aber wohl vorgeschrieben. Was wir aber benötigen sind die die Kofferanhänger, auf der unsere Kabinennummer notiert ist. Die Koffer schleppen wir nämlich nicht selbst an Bord sondern sie werden von dafür zuständigen Besatzungsmitgliedern vor die Kabinentür gestellt.

Die Vorfreude auf die Reise nimmt jetzt täglich zu.

Balkonsanierung beendet


In 4. Generation bin ich Eigentümer eines Hauses in Lübeck, welches um 1900 von den Adoptiveltern meiner Oma erbaut wurde. Der „Kaufkontrakt“ für das Grundstück vom 13. April 1892 liegt mir im Original vor, desweiteren alle Testamente und Erbscheine. Der Kaufpreis für das Grundstück von 274 qm betrug 2.300 Mark.

Meine Urgrosseltern habe ich ja nicht kennengelernt, aber meine Grosseltern. Sie haben immer dafür gesorgt, dass das Haus in einem guten Zustand erhalten bleibt, wie danach auch meine Eltern. Tja, und seit dem Tod meiner Mutter vor 3 Jahren bin ich für den Erhalt zuständig.

Im vorigen Jahr wurde der Zaun Vorgarten/Gehweg erneuert. Das ca. 120 Jahre alte Gitter konnte aufgearbeitet und erhalten werden. Leider war das für die Balkons nicht zu machen. Allein beim Sandstrahlen wären die Geländer wohl zerbröselt. Ich habe mir aber 2 Elemente ausschneiden lassen und werde diese, wenn ich sie denn mal in Lübeck abgeholt habe, auf unserer Terrasse als Andenken unterbringen.

Die Sanierung der Balkons begann Mitte März. Die Geländer wurden entfernt. Loser Mörtel und/oder Beton wurde abgeklopft. Die Stahlträger wurden konserviert, zum Glück waren die noch gut erhalten. Wir suchten neue Geländer aus, die einigermassen zum Haus passen sollten und an die aufwendig verzierten alten Geländer angelehnt sein sollten. Etwas vergleichbares herstellen zu lassen, wäre wohl möglich, aber für mich unbezahlbar gewesen.

Ende letzter Woche war mit der Demontage des Gerüstes die Sanierung endlich beendet. Fast 3 Monate hat es gedauert. Meine Mieter und ich sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Über die Kosten wollen wir lieber nicht reden, sie übertrafen meine Vorstellung, die ich um vorigen Jahr hatte, um mehr als das Vierfache. Natürlich darf man nicht vergessen, dass seit dem letzten Jahr alles teurer geworden ist. Hätte ich noch ein weiteres Jahr gewartet, wäre es noch teurer geworden, davon ist auszugehen.

In den vergangenen Jahren wurden die Balkons nie vernachlässigt, es wurden aber immer nur notwendige Reparaturen gemacht. Meine Oma hat schon immer über die Balkons geflucht, alle paar Jahre musste was dran gemacht werden. Jetzt wurde eine Grundsanierung vorgenommen und ich hoffe, dass die Balkons jetzt weitere 120 Jahre halten und ich der 5. Generation, unserem Sohn, eine gute Grundlage hinterlassen werde.

Was macht der Mann da?


Er isst keine Kalbsroulade (Loriot), er mäht den Rasen, jedenfalls das, was noch da ist. Und Rasen kann man das auch nicht nennen. Die Mieter haben kein Interesse daran, ihren Garten zu pflegen. Aber sie engagieren einen Gärtner, der dort mal mäht und auch mal mit dem Laubbläser arbeitet.

Die Geräusche des Rasenmähers machten die Katzen darauf aufmerksam, dass da unten was los ist. Da sie gerade auf der Terrasse waren, mussten sie mal neugierig über die Kante gucken.

Jetzt ist der Mann ohne Kalbsroulade, aber mit dem Rasenmäher wieder weg, es ist Ruhe eingekehrt und ich kann mich raussetzen und lesen.

In Geesthacht ist was los


Die meiste Zeit des Jahres sind die Sitzterrassen am Geesthacher Hafen, links von der Hafenbrücke, verweist. Ich benutze die Stufen runter zum Wasser damit ich dort zum Pilates und zur Wirbelsäulengymnastik gehen kann. Der Weg ist gemütlicher als wenn ich an der Strasse mit viel Auto- und LKW-Verkehr gehe.

Pfingstsonntag begann die Veranstaltungsreihe „Musik am Hafen“, die zum Auftakt einen neuen Besucherrekord erzielte. Das Wetter war ja auch toll. Nur unsere Musik war das nicht, deshalb blieben wir dem Konzert fern. Fast 2000 Gäste sollen sich die Veranstaltung angeschaut bzw. angehört haben. Im Lauf des Sommers wird es 4 weitere Konzerte geben, bei freiem Eintritt!

Heute findet dort eine Tanzveranstaltung statt, „Battle 2 Da Next Level“. Da wird aber nicht geschwoft wie „vor vor Wechselschritt“. Es ist ein Freestyle-Tanzwettbewerb, zu dem man sich anmelden kann wenn man meint, seinen Körper ausreichend verdrehen zu können. Eine Jury bewertet die Darbietungen. Es gibt einen Geldpreis zu gewinnen obwohl der Eintritt zu dieser Veranstaltung auch frei ist.

Wir wohnen ja nicht weit weg vom Veranstaltungsort, Luftlinie sind es keine 250 Meter. Da kann es schon mal laut werden. Damit muss man eben leben, auch wenn die Musik nicht immer unseren Beifall findet. Aber es ist doch super, dass die Sitzterrassen mit der Bühne am Wasser genutzt werden und nicht zum Lost Place werden.

Ich war vorhin mal kurz unten und hab mir das Spektakel angeschaut. Es war wohl gerade Wettbewerbspause. Eine farbige Sängerin trat dort auf mit, so wie ich es verstanden habe, selbstgeschriebenen Songs. Das junge Publikum ging begeistert mit während „ältere Semester“ grinsend vorbeispazierten. Und diese Menschen waren viel jünger als ich es bin. Ich fand, die Sängerin hat das ganz toll gemacht.

Ein Ohrwurm


Wir wissen alle, was ein Ohrwurm ist, nämlich eine Melodie, die uns für längere Zeit nicht mehr aus dem Kopf geht, wodurch auch immer das ausgelöst wurde. Bei mir wurde der Ohrwurm durch eine einfache Notiz, die ich im Internet gelesen habe, ohne danach gesucht zu haben, ausgelöst. Wie kann es anders sein, als dass es um eine Musicalmelodie handelt.

Das Musical „Das Phantom der Oper“ ist vielen Menschen ein Begriff. Auch wer es nicht gesehen hat, weiss sicherlich von dem Kronenleuchter, den das Phantom zum Absturz gebracht hat und dabei über den Köpfen des Publikums hinweg schwebt und vor ihm auf der Bühne landet.

Wenigen mag bekannt sein, dass Andrew Lloyd Webber eine Fortsetzung komponiert hat, die allerdings nicht an den grossen Erfolg des ersten Musicals anknüpfen konnte. 2015/2016 wurde die Fortsetzung „Liebe stirbt nie“ im Stage Operettenhaus in Hamburg aufgeführt. Tatsächlich haben wir das Stück dreimal gesehen (wozu ein Blog doch gut ist). Und jetzt habe ich erfahren, dass dieses Musical im nächsten Jahr open air auf dem Domplatz in Magdeburg aufgeführt werden soll.

Bei uns rotieren die Gedanken, denn wir möchten uns das Musical dort gern anschauen. Sollen wir schon Karten kaufen und ein Hotelzimmer buchen? Wer versogt die Katzen? Hat Bernd ein freies Wochenende? Im vorigen Jahr haben wir ja eine Gewaltaktion gemacht um uns dort das Musical „Rebecca“ anzuschauen: Samstag Mittag sind wir nach Magdeburg gefahren und nachts nach der Vorstellung wieder nach Hause. Das geht, aber entspannter wäre natürlich, wenn wir eine Hotelübernachtung einplanen könnten.

Ach ja, der Ohrwurm. Es ist das einzige Stück, was bei mir von den Aufführungen in Hamburg hängengeblieben ist, nämlich der Titelsong „Liebe stirbt nie“, den das Phantom seiner grossen Liebe Christine auf den Leib komponiert hat.