Archiv des Autors: Hans-Georg Kloetzen

2. Weihnachtstag im Hotel Saphir


Heute kann ich darüber schreiben, was es denn nun mit unserem komprimierten Kulturrausch am Jahesende auf sich hat. Am 22. Dezember haben wir uns ja das Musical Tanz der Vampire angeschaut, ich berichtete. Gestern ging es dann weiter. Es war ein Weinachtsgeschenk für Bernd. Keine Angst, wir sind nicht mit der Modelleisenbahn zum First Stage Theater in Altona gefahren.
Das Theater gibt es erst seit 8 Jahren, mit seinen 279 Plätzen ist es relativ klein. Hier treten Junge Menschen der Musicalschule Stage School auf und sammeln erste Bühnenerfahrung. Ich hatte Bernd Karten für die Grosse Weihnachtsshow geschenkt.

Das enge und etwas verschachtelte Foyer war glänzend-bunt-weihnachtlich hergerichtet. Es war bereits ziemlich voll als wir eintrafen und wir begaben uns gleich zu unseren Plätzen im Saal.

Die Bühne war offen und verschmilzt mit dem Parkett. Auf der Bühne war die Lobby des Hotel Saphir aufgebaut, mit Rezeption, Kamin, Sitzecken und einer Treppe zur Empore mit den Zimmern.

In der Lobby war bereits Betrieb. Die Rezeption war besetzt, es trafen Gäste ein, Pagen in Livree kümmerten sich um das Gepäck und Getränke wurde gereicht. Zimmermädchen im schwarzen Kleidchen mit weisser Schürze puschelten Staub von der Deko. Es gab sogar schon einige Gesangsdarbietungen während das Publikum die Plätze einnahm.

Vor dem Beginn der eigentlich Vorstellung gab es eine kleine Inforede des Geschäftsführer des Theaters und der Stage School. Er gab eine Vorschau auf das Programm des nächsten Jahres. Ausserdem warb er schon für die Grosse Weihnachtsshow 2024, ein Drittel der Karten wären schon verkauft. Dann kam auf die aktuelle Show zu sprechen. 42 Studenten der 2. und 3. Klasse der Schule würden diese Show auf die Bühne bringen.

Rund um das Hotel Saphie war eine kleine Geschichte kontruiert worden. Teils wurden original amerikanische Weihnachtslieder gesungen/geschauspielert. Für manche Songs wurden in deutsch gesungen, mit Texten, die zur Handlung passen. Zu Musicalmeldodien, wie z.B. aus Wicked, wurden ebenfalls der Handlung entsprechende Texte gesungen. Es wurde gerappt, getanzt, gesteppt. Last Christmas wurde auf die Schippe genommen. Das Publikum sparte nicht mit Applaus nach den diversen Gesangsnummern und Tanzeinlagen. In der Pause war die Bühne nicht leer, einige der jungen Künstler bevölkerten die Hotellobby, so wie es schon vor der Vorstellung der Fall war.

Uns wurde eine wirklich bunte und grosse Show präsentiert, für uns allerdings mit zuviel Weihnachten. Trotzdem war es ein unterhaltsamer Abend. Am Schluss gab es für das 42-köpfige Ensembel jubelnden Beifall und standig ovations. Das haben die jungen Menschen wirklich verdient.

Vor dem Theaterbesuch waren wir im italienischem Restaurant Cosmos essen, in der Nähe des Altonaer Bahnhofs. Ich hatte das Restaurant im Internet entdeckt – und es war ein Glücksgriff. Freundliches Personal, angemesse Preise und schmackhafte Speisen. Der mit Rohrzucker gratinierte Ziegenkäse war der Hammer.

Von dort brauchten wir ca. 20 Minuten, um das Theater zu erreichen, welches inmitten eines Wohngebietes liegt. Dank Google Maps trafen fand den Weg.

Weihnachten ist niedlich


Von meinem Platz am Computer schaue ich, wenn ich mich 90 Grad nach links drehe, auf den grossen Wendeplatz unserer Wohnanlage, auf dem man eigentlich nicht parken darf. An Wochenenden schert sich eh niemand darum und an Feiertagen schon gar nicht. Die Gäste müssen ja irgendwo ihr Fahrzeug abstellen. Es gibt allerdings hinter den Häusern einen öfffentlichen Parkplatz. Der ist aber nicht so einfach zu erreichen und eventuell ist der Weg von dort zum anvisierten Haus ein paar Schritte weiter. Aber man kennt das, die Bequemlichkeit …

Weihnachten parken hier, nein, stellen hier auch die Gäste, die hier in einer der Wohnungen feiern wollen, ihre Fahrzeuge ab. Die Türen öffnen sich, Menschen und Hunde quellen aus den Fahrzeugen. Der Kofferraum wird geöffnet, die Geschenke entnommen und dann setzt sich die Karawane in Bewegung.

Ein PKW kommt, hält vor dem Eingang eines Hauses, Oma und Opa werden zur Familienfeier abgeholt, nicht ohne vorher die Geschenke im Kofferraum zu verstauen. Andere Personen verlassen das Haus, tragen Geschenke zum Carport, in dem ihr Auto steht und die in den Kofferaum gelegt werden, und ab geht die Fahrt, irgendwo hin, wo sie von der Familie erwartet werden.

Diese Aktivitäten vor meinem Fenster am Heiligen Abend sind auch ein Teil von Weihnachten. Das gehört dazu. Mir macht es Spass, das zu beobachten. Bin ja nicht selbst betroffen, deshalb finde ich das auch niedlich.

Eine Maus?


Wenn wir Fondue essen, bevorzugen wir zum Schutz des Tisches Papiertischtücher. Eventuelle Fettspritzer werden damit hervorragend aufgesaugt. Die Tischdecke muss dann nicht gewaschen und gebügelt werden, sie landet im Müll. Es gibt für unseren Tisch passende Tischdecken, die waren aber ausverkauft als wir vor einige Wochen Fondue machen wollten. Also kauften wir eine Rolle, von der man die passende Länge abschneiden kann. Da Weihnachten bevorstand, war der Kauf ganz hilfreich, konnten wir doch für das Weihnachtsfondue wieder die benötigte Länge abschneiden. So eine Papierrolle ist ja ziemlich lang. Um sie gut aufzubewahren, stellten wir sie in den Kleiderschrank.

Als ich die Rolle herausnahm, war sie im unteren Viertel total zerfleddert. Die Übeltäterin brauchte nicht lange ermittelt zu werden, Elphie! Sie hat nämlich herausgefunden, dass sich eine Hälfte des Kleiderschranks nicht abschliessen lässt. Das Stangengschloss ist nämlich defekt. Sie kratzt und friemelt dann so lange dort, wo beide Türhälften zusammenstossen, bis sie die eine Hälfte soweit geöffnet hat, dass sie es sich im Kleiderschrank gemütlich machen kann. Damit es nicht so hart ist, hat sie schon lange fast alle unsere Krawatten vom Halter gezogen. Wer braucht auch noch Krawatten, ausser eine Katze als Schlafplatz.

Tja, nun stand da die Rolle mit der Papiertischdecke in der Ecke. Die fand dann offensichtlich das Interesse von Elphie als Kratzbaum. Und so kam es, dass wir ein paar Lagen Papier abwickeln mussten bis wir an aureichend unversehrtes Papier gelangten, um damit unseren Tisch schützen und schmücken zu können.

Da eh schon genügend Kartons von den Weihnachtsgeschenke rumstanden, liessen wir die Bahn mit dem zerfledderten Rand dort ebenfalls nieder. Die Katzen nahmen das Angebot dankbar an. Ein professioneller Tierfotograf hätte auch kein besseres Bild inszenieren können.

Eine Eisenbahn


Der Gatte bekam von mir zu Weihnachten eine Modelleisenbahn von LGB, Spur G. Das ist erheblich grösser als das, was im Miniaturwunderland zu bestaunen ist. Bernd war hoch erfreut. Nach unserem Weihnachtsfondue machten wir uns daran, den Kreis rund um den Weihnachtsbaum aufzubauen. Da sassen dann zwei erwachsene Männer wie die kleinen Jungs lagen wir auf dem Fussboden, steckten die Gleise zusammen und stellten dann den Zug auf.

Diese Bahn ist auch als Gartenbahn geeignet, bei uns also eher als Terrassenbahn. Wir werden bis zum Sommer sicher noch Ergänzungsgleise kaufen damit die kleine Bahn nicht nur im Kreis fahren muss.

Tja, wie haben die Katzen reagiert?: Anfangs waren sie sehr neugierung und beobachteten das Geschehen sehr skeptisch aus der Ferne. Dann gab es eine Situation, die Elphie total erschreckte. Bernd vermutet, dass Elphie eine Position hatte, in der die Bahn auf sie zugefahren ist. Jedenfalls sprang Elphie auf mich zu und war fortan total verstört, sie ging anfangs gar nicht mehr ins Wohnzimmer.

Heute haben wir damit begonnen, Elphie an den fahrenden Zug zu gewöhnen. Die Bahn drehte ihre Runden mit absolut langsamster Geschwindigkeit. Sie wurde von Elphie aus sicherer Entfernung skeptisch beäugt, machte ein paar Schritte darauf zu um dann einen grossen Bogen um den Kreis zu machen und von einer anderen Position wieder zu schauen, was da passiert. Währenddessen legte sich Glinda ganz nah an das Gleis und beschnupperte die Lok und die Waggons.

Elphie ist jetzt sehr schreckhaft. Jede kleine spontane Bewegung und jedes plötzliche Geräusch lässt sie zusammenzucken. Wenn Glinda auf sie zu geht, ganz normal und ohne böses im Sinn, geht Elphie rückwärts als befürchte sie einen Angriff. Das wird jetzt ein paar Tage so anhalten, das wissen wir von früheren Erfahrungen wenn Elphie sich ganz fürchterlich erschreckt hat.

Die kleine Lok ist mit einem Dampf- und Geräuschgenerator ausgestattet. Das werden wir erstmal nicht einschalten, erst dann, wenn Elphie sich wieder beruhigt hat.

Die Auflösung


Bernd und ich hatten beide in unserer Jugend jeder eine Modelleisenbahn, Spur H0. Ich habe sehr gerne mit meiner gespielt und sie wurde nach und nach erweitert und technisch sowie landschaftlich aufgerüstet. Die Landschaft ist stationär auf einer grossen Platte verbaut. Die Anlage steht noch im ausgebauten Dachgeschoss im Haus meiner Exfrau. Unser Sohn hätte in seinem Haus wohl Platz, dort die Anlage aufzustellen. Der Abbau in Lübeck und der Wiederaufbau in Mönchengladbach wäre wohl mit grossem Aufwand verbunden.

Vor langer Zeit haben wir< mal darüber philosophiert, ob wir uns eine Gartenbahn für unsere Terrasse zulegen wollen. Diesen Gedanken habe ich jetzt mal aufgegriffen. So eine Bahn Spur G ist auch rustikaler und nicht so empfindlich wie Spur H0. Ich muss ja auch daran denken, dass die Katzen sicher sehr neugierig und auch unvorsichtig sind. Im Moment haben wir nur einen Kreis, auf der der kleine Zug herumdampft, ja, der dampft tatsächlich und macht entsprechende Geräusche. Vielleicht erweitern wir die Bahn ja noch ein wenig für den Sommer auf der Terrasse.
Als Reminiszens an Weihnachten habe ich einen Weihnachswaggon dazubestellt. Es gäbe auch einen kompletten Weihnachtszug, aber den im Sommer auf der Terrasse fahren zu lassen, finde ich nicht so gut.

Dieser Beitrag wurde vorgeschrieben und heute automatisch veröffentlicht. Wie der Gatte und die Katzen reagiert haben, werde ich dann noch gesondert berichten.

Tanz der Vampire – mal wieder


Vor 20 Jahren habe nwir dieses Musical zum ersten Mal gesehen, vor 6 Jahren zuletzt. Dazwischen noch einige Male mehr, u.a. in Berlin im Theater des Westents.Jetzt kam es wieder nach Hamburg, ins altehrwürdige Stage Operettenhaus am Spielbudenplatz. Mein Schatz hatte mir die Karten zum Geburtstag geschenkt und gestern Abend haben wir uns die Vorstellung angeschaut.

Vorher haben wir schön gespeist im Old Commercial Room gegenüber vom Michel. Das Ambiente dieses Restaurants ist wirklich gemütlich und ein Schumckstück.

Die mit dunklem Holz getäfelten Räume erinnern an einen Salon auf einem alten Passagierschiff. Leider mussten wir feststellen, dass die Portionen kleiner geworden sind bei höheren Preisen. Geschmeckt hat es trotzdem.

Ich ess aushäusig ja meisten das, was ich selbst nicht koche, ich bestellte Labskaus. Ich weiss, es sieht ausgebrochen gut aus, aber es schmeckt.

Von dort sind es nur ein paar Schritte zum Theater. Bevor die Türen geöffnet wurden, mussten wir noch eine Weile davor warten. Zum Glück fanden wir noch Platz unter der Überdachung des Eingangs, sonst hätten wir, im wahrsten Sinn des Wortes, im Regen stehen müssen. Nach dem Einlass und nachdem wir unsere Jacken an der Garderobe abgegeben haben, gingen wir gleich die Showtreppe hinauf zur Open Bar, liessen uns dort nieder und tranken Sekt bzw. Weisswein.

Kurz vor dem Beginn der Vorstellung suchten wir unsere Plätze auf. Im Parkett wurde für diese Inszenierung eine Reihe der Bestuhlung entfert. Wohlweislich hatte Bernd uns Karten für Plätze an diesem Gang gekauft.

Das Bühnenbild und die Musik war uns ja bereits bekannt. Die Szenerie und die Kostüme sind sehr aufwendig und beeindruckend. Herrausragend der Ballsaal im Schloss des Grafen und der Friedhof, auf dem sich die Untoten aus den Gräbern winden. Die Musik ist in Teilen rockig, in anderen Szenen gibt es wunderschöne Duette. Die Bühne des Operettenhauses ist manchmal doch ein wenig klein. In einigen Szenen ist viel Ensemble auf der Bühne, Spiel und Tanz war dann ein wenig eingeengt.

Die Hauptrolle, der Vampir Graf von Krolock, war mit Rob Fowler toll besetzt, stimmlich und spielerisch ein Genuss. In der Rolle des Professor Abronsius, ein Vampirforscher, war Till Jochheim zu bewundern. Er hat einige Passagen zu bewältigen, in denen ein sehr schneller Sprechgesang, ohne Punkt und Komma und ohne Luftholen gefordert wird. Das hat er bravurös gemeisetert. Vincent Van Gorp überzeugte stimmlich in der Rolle des Alfred, Assistent des Professors. Herbert ist der schwule Sohn des Grafen Krolock, Jonas Steppe hätte für diese Rolle mehr klischee-schwule Gestik gutgetan. Das haben wir schon besser gesehen. Nicole Klünsner spielt die weibliche Hauprolle Sarah, die sich von Graf Krolock verführen und beim Mitternachtsball beissen lässt. Sie spielt die Naive aus dem Dorf in Transsilvanien recht überzeugend, stimmlich fand ich sie nicht so toll.

Unsere Plätze in Reihe 11, direkt am Gang, der quer durch das Parkett verläuft, waren genial. Graf Krolok stolzierte hier an uns vorbei. Mir gelang es, kurz sein düsteres Gewand anzufassen. Ein paar Untote kamen vorbei. Mit einer Geste versuchte ich einen von ihnen zu Erschrecken. Er revanchierte sich mit einem Schrei. Der Professor hastete mit Alfred auf der Flucht durch den Gang. Koukol, den pukelige Dorftrottel, konnten wir ebenfalls aus der Nähe bewundern. In Kenntnis des Musical hatte Bernd die Plätze toll ausgesucht.

Die Heimfahrt mit S-Bahn und Bus funktionierte auf die Minute genau. Als wir an der Haltestelle Reeperbahn auf dem Bahnsteig ankamen, rollte die S-1 gerade herein. Am Hauptbahnhof mussten wir in die S-2 umsteigen, die nach 2 Minuten ankam. In Bergedorf stand der Bus X-80 für uns bereit. Es war perfekt. Kurz vor Mitternacht waren wir zu Hause, ein Mitternachtsball mit Bissen in den Hals, aus dem das Blut rinnt, und blutverschmierten Lippen, fand dann aber nicht statt.