Archiv für den Monat: März 2004

Terror

Es ist schon ein Unterschied, ob etwas Schreckliches an einem Ort passiert, an dem man niemanden kennt oder eben da, wo sich Menschen aufhalten, mit denen man täglich zu tun hat.

Als heute Morgen die ersten Nachrichten über die Bombenexplosionen in Madrid im Radio ausgestrahlt wurden dachte ich sofort an 3 nette Menschen die dort arbeiten und mit denen ich täglich telefoniere. Einer von ihnen ist Hamburger und lebt und arbeitet schon seit vielen Jahren in Madrid. Die anderen beiden sind 2 nette Damen, die auch persönlich kenne.

Kurz nach 10 Uhr hielt ich es nicht länger aus und rief im Büro in Madrid an. Ich hatte Carmen am Telefon. Ich konnte an ihrer Stimme erkennen, dass sie das Geschehene, dessen Ausmass zu diesem Zeitpunkt noch nicht abzusehen war, sehr mitgenommen hat und ich befürchtete bereits, eine schlimme Nachricht zu erhalten. Sie konnte mir aber bestätigen, dass alle Mitarbeiter das Büro unversehrt erreicht hatten. Sie selbst war zum Zeitpunkt einer der Detonationen noch beim Frühstück zu Hause. Die Bombe explodierte 250 m von ihrer Wohnung entfernt. Kein Wunder, dass sie noch ziemlich benommen war.

Teure Minuten

Bei unserem Haus in Lübeck stehen in diesem Jahr erhebliche Renovierungsarbeiten an: Das Dach muss neu eingedeckt und die Fassade gestrichen werden. Dazu kommen noch ein paar „kleinere“ Arbeiten. Die Angebote liegen schon vor. Alles zusammen wird ca. 50.000 Euro kosten. Um die Arbeiten zu koordinieren muss rechtzeitig mit der Planung begonnen werden. Gerüstbauer, Dachdecker, Maler wollen unter einen Hut gebracht werden. Der Ladenmieter hat auch noch ein Wörtchen mitzureden. Er muss uns einen Zeitraum nennen, in dem er am besten mit den Beeinträchtigungen durch das Gerüst leben kann.

Während eines 5 Minuten dauernden Telefongesprächs hab ich unseren Hausverwalter beauftragt, die Arbeiten zu vergeben, d.h. jede Minute hat 10.000 Euro gekostet.

Es ist wirklich erschreckend, wie schnell man viel Geld ausgeben kann. Aber um das Haus zu erhalten ist es wichtig, dass investiert wird. Dann ist auch sichergestellt, dass man damit Geld verdienen und es den Nachkommen erhalten kann.

Sprachlos

Heute flatterte mir eine Einladung zum Empfang anlässlich der Verabschiedung eines Mitarbeiters einer anderen Firma auf den Schreibtisch. Ich kennen diesen Herrn schon sehr viele Jahr, habe aber seit ich in Hamburg arbeite gar nichts mehr mit ihm zu tun gehabt. Um so erstaunter war ich, dass ich heute die Einladung zu seiner Verabschiedung in den Ruhestand bekam. Ich war wusste wirklich nicht, was ich dazu sagen sollte. Leider kann ich daran nicht teilnehmen da wir zu dem Zeitpunkt in London sein werden. Schade eigentlich.

Ich erinnere mich gern an unsere netten Gespräche auf verschieden Veranstaltungen bei einem Glas Bier (oder auch mehr). H. gehört zu den Personen in der Schifffahrt, die für ihre seriöse Arbeitsweise und ihre Kompetenz bekannt sind. Er ist einer, den man weltweit in Schifffahrtskreisen kennt und achtet. Es ist ein gutes Gefühl zu wissen, dass er mich nicht vergessen hat. Es ist ein gutes Gefühl sagen zu können: Ich habe ihn persönlich gekannt.

Schlaflos in Hamburg

Was für eine Nacht! Obwohl ich müde war konnte ich nicht einschlafen. Nichts hat geholfen, weder ankuscheln noch wegdrehen, weder Bauch-, Rücken- oder Seitenlage. Irgendwann bin aufgestanden und zur Toilette gegangen, es war 02.40 Uhr wie mir der DVD-Rekorder auf meinem Weg durch das Wohnzimmer anzeigte. Auf dem Rückweg blieb ich einen Moment am Balkonfenster stehen und schaute erstaunt auf ca. 5 cm Schnee, die sich auf dem Tisch abgelagert hatten, und es schneite noch immer.

Danach muss ich doch eingeschlafen sein denn ich merkte, wie ich sanft und zärtlich geweckt wurde. Schnell aber heftig und an Schlaf war nicht mehr zu denken. Ein Blick auf den Wecker: 05.15 Uhr! Was jetzt fragten wir uns. Also aufstehen und duschen, Kakao trinken. Uns fiel dann ein, dass das Auftaktrennen zur Formel1-Saison in dieser Nacht stattgefunden hat. Wir bekamen gerade noch die Siegerehrung mit.

Draussen schneite es noch immer. Meine Blumen sind dann wohl doch hinüber. Ich hoffe, dass es nun vorangeht mit dem Frühling und es ein letztes Aufbäumen des Winters gewesen ist.



Ich möchte noch mal darauf hinweisen, dass diese Fotos heute, am 7. März 2004 gemacht worden sind. Radio-Hamburg servierte den Wetterbericht soeben in gereimter Form zu den Klängen des Schneewalzers.

Langer Freitag

Seit Mittwoch Nachmittag diskutierten wir mit einem Geschäftspartner über Verschiffungspapiere für eine Ladung Gerste nach Safi in Marokko. Das Schiff ist bereits seit dem vergangenen Wochenende unterwegs und wird am Montag morgen eintreffen. Es müssen gewisse Dinge eingehalten werden, damit die Ladung in Safi gelöscht werden kann.

Am Mittwoch Nachmittag schickte ich per Email den Wortlaut einer Garantie über den Makler an den Geschäftspartner. Die Garantie musste von dem Geschäftspartner und seiner Bank unterzeichnet werden. Donnerstag sollte die Garantie zur Bank gegeben werden, also noch genügend Zeit vor dem Wochenende, um alles ins Reine zu bekommen damit das Schiff Montag morgen die Luken öffnen kann.

Bis heute Mittag hatten wir die unterschriebene Garantie noch nicht erhalten. Mehrmaliges telefonsiches anmahnen blieb erfolglos. Heute Nachmittag kam dann der Bescheid, dass die Bank den Wortlaut teilweise geändert und die Garantiesumme ermässigt haben wollte. Ein Gespräch mit unserer Rechtsschutzversicherung blieb insofern erfolglos als der Herr mir erklärte, dass man es lieber so und so machen sollte, er aber wüsste, dass es in den meisten Fällen nicht ginge, die Entscheidung, was wir akzeptieren können also bei uns liegt. Daraufhin riefen wir den Reeder in Wien an. Seine Entscheidung war, den Wortlaut der Bank zu akzeptieren. Wir bestätigten das also über den Makler, der das Geschäft vermittelt hatte. Er erklärte uns, dass das Fax mit der unterschriebenen Garantie in Kürze bei uns eintreffen würde.

„In Kürze“ bedeutet für mich maximal 30 Minuten. Um 17.30 Uhr war immer noch nichts da. Wir wunderten uns schon darüber, dass Banken überhaupt so lange am Freitag arbeiten. Um 18.00 Uhr kam das ersehnte Fax, zwar mit der Unterschrift der Bank aber ohne Unterschrift des Geschäftspartners. Es dauerte dann noch mal weitere 30 Minuten, bis alles vollständig war. Dann musste ich noch den Kapitän und den Schiffsagenten in Safi über die Abwicklung unterrichten. Das dauerte zwar nur wenige Minuten, aber es war dann 18.40 Uhr als ich endlich das Büro verlassen konnte. Und das an einem Freitag und obwohl wir alles rechtzeitig, nämlich vor 2 Tagen veranlasst hatten. Aber wen wundert das, wenn Schweizer Firmen und Banken daran beteiligt sind.

Was ist es dann?

„Guten Tag, Fa. xxx, wir möchten ihnen unsere Dienstleistungen anbieten.“ – „Wir sind an Telefonwerbung nicht interessiert.“ – „Das ist keine Telefonwerbung.“ – „Wieso, sie haben mir doch gerade ihre Dienstleistungen angeboten. Ausserdem hab ich keine Zeit mich mit ihnen darüber zu unterhalten.“ – Aufgelegt, dieses Mal von mir.

Also in vielen Fällen sitzen da ja so arme Menschen in einem Callcenter und werden auf die Menschheit losgehetzt. Und diese Menschen wollen bzw. müssen ja auch ihr Geld zum Lebensunterhalt verdienen. Aber irgendwann platzt mir der Kragen – und es dauert bevor mir der Kragen platzt. Doch es ist nur noch nervig, besonders wenn, wie heute Nachmittag, wirklich mal viel zu tun ist.

Telefonspam

Wir bereits am letzten Freitag erwähnt, vergeht kaum ein Tag, an dem wir in der Firma nicht mit Telefonanrufen von Firmen bombardiert werden, die etwas verkaufen wollen. Heute gab es die absolute Krönung. Es entspann sich etwa folgender Dialog:

„Fa. Alster…. – guten Tag.“ – „Äh, ach Alster…., nicht Fa. Dre…., da hab ich mich verwählt. Äh, macht ihr die Alsterschifffahrt?“ – „Nein, wir befrachten Seeschiffe.“ – „Interessant. Wer ist denn euer Chef?“ – „Um was geht es denn überhaupt und wer sind sie?“ – „Weinkontor xxxx“ – „Unser Chef kauft seinen Wein schon seit Jahren direkt in Frankreich.“ – „Frankreich bieten wir auch an, wer ist denn ihr Chef?“ – „Tut mir leid, den Namen kann ich ihnen nicht nennen.“ – „Warum das denn nicht?“ – „Ich sagte ja bereits, dass er mit Weinen versorgt ist. Und im übrigen betrachte ich solche Anrufe wie diese als Telefonspam.“ – „Telefonspam?“ – „Ja, sie wissen doch wie das ist: täglich werden wir mit Werbemails überflutet, das ist Spam.“ – „Davon lebt die Wirtschaft.“ – „Mag sein – aber wir fühlen uns belästigt.“ – „Wissen sie was? Sie sind ein Hamburger Pfeffersack. Binden sie sich einen Stein um den Bauch und springen in die Alster.“ Der Hörer wurde aufgelegt.

Leider weiss ich nicht mehr, von welcher Firma dieser Typ war. Aber schon die burschikose Art des Menschen (macht ihr die Alsterschiffe) liess mich auf Ablehnung gehen. Ich bin gewiss nicht altmodisch, aber es muss passen, und hier passte es nicht. Wer Geschäfte machen will muss schon ein wenig verbindlich, nett und höflich sein.

Ca. 10 Minuten später: „Guten Tag, Fa. Kaffee….., ich möchte jemanden sprechen, der bei ihnen für den Kaffeeeinkauf zuständig ist.“ Die Dame war ja ganz nett, trotzdem: *KREISCH – ES NERVT* – Kann man sich dagegen schützen?