Marinetraffic – eine Seite, auf der sich Schiffsbewegungen nachvollziehen lassen. Natürlich muss man den Namen des Schiffes wissen, von dem man wissen will, wo es sich gerade befindet. Aus nachvollziehbaren Gründen habe ich dort eingegeben, dass ich benachrichtigt werden möchte, wenn unser Traumschiff, „Mein Schiff 1“, einen Hafen anläuft oder von dort wieder wegfährt. Schliesslich werden wir in diesem Jahr unsere 2. Kreuzfahrt auf dem Schiff machen und im nächsten Jahr unsere 3.
Das Schiff war jetzt in einer Werft in Bremerhaven und startete von dort zu einer neuen Reise. Also bekam ich eine Nachricht von Marinetraffic, dass das Schiff jetzt unterwegs ist. Das System basiert auf Googlemaps. Als ich die Seite anklickte, war noch ein Teil der Karte von Bremerhaven zu sehen. Und mein Blick fiel auf die Wurster Landstraße.
Die Wurster Landstraße hat weder mit der/dem ESC-Teilnehmer/in Conchita Wurst aus Österreich zu tun noch mit Wurst ansich. Conchita würde man wohl kaum eine Strasse, und schon gar nicht eine ganze Region in Deutschland widmen. Land Wursten ist ein Landstrich zwischen der Wesermündung und der Elbemündung – so ganz grob gesagt.
Nun werdet ihr euch vielleicht fragen, woher ich Land Wursten kenne. Dort hatte mein Lehrherr EO seine Wurzeln, seinerzeit Deutschlands grösster Privatreeder, bei dem ich von 1967 bis 1970 meine Ausbildung zum Schifffahrtskaufmann machte, damals hiess das noch Reedereikaufmann, was sich wesentlich eleganter anhört.
EO bekam eines Tages eine neue Sekretärin, ein junges Fräulein. Ich weiss noch genau, wie sie seinerzeit aussah, ich erinner mich auch noch an ihren Namen. Ja, damals nannte man unverheiratete weibliche Wesen noch Fräulein.
Fräulein K…up.eier bekam also von EO einen Brief diktiert, so richtig mit Stenoblock und spitzem Bleistift, in dem es u.a. etwa hiess: „Und in der Anlage übersende ich Ihnen ein Buch über Land Wursten.“ Das Fräulein war noch ziemlich neu in der Firma, kannte den persönlichen hintergrund von EO noch nicht und meinte, sich verhört zu haben. Sie schrieb dann in dem Brief: „Und in der Anlage übersende ich Ihnen ein Buch über Langusten.“
Manchmal ist es merkwürdig, wie man plötzlich über etwas stolpert und an Dinge erinnert wird, an die man Jahrzehnte nicht gedacht hat. Das Fräulein Chefsekretärin trug mit Vorliebe Minröcke, war etwas blond und kompakt geschnitten, also nicht dicklich aber breit, also breite Hüften will ich mal sagen.
Und wie lange ist das her? Puh, ich könnte jetzt meine Ordner wälzen, aber dazu hab ich keine Lust. 1967 begann meine Lehre, heute sagt man Ausbildung. 1977 ging ich zu EO und sagte, ich wäre jetzt 10 Jahre in der Firma. Damals gab es noch DM 600 steuerfrei beim 10-jährigen. Da ich aber 18 Monate meinen Grundwehrdienst geleistet hatte, wurde die Firmenzugehörigkeit dadurch unterbrochen. EO meinte dann zu mir, ich soll mich in 1-1/2 Jahren wieder bei ihm melden, was ich dann auch tat im Februar 1979. Und dann bekam ich einen Scheck über DM 600. Kurz darauf habe ich gekündigt. Aber die Zeit bei EO ist unvergesslich. Anfangs fuhren noch zwei Dampfer in der Flotte, „Gebe Oldendorff“ und „Ilsabe Oldendorff“, Namen, die der Familie von EO entliehen waren.
Das Langzeitgedächtnis – muss ich mir Sorgen machen?