Archiv der Kategorie: Kultur

Neujahrskonzert

So, da bin ich wieder, heute am Neujahrstag das erste Mal in 2022.

Das Neujahrskonzert in Wien im alterwürdigen Musikvereinsaal in Wien ist ja allgemein bekannt. Es gibt die Tradition in vielen Familien, sich die Übertragung des Konzerts am Neujahrstag live im Fernsehen anzuschauen bzw. anzuhören.

Neujahrtskonzerte gibt es aber nicht nur in Wien. Durch Zufall entdeckte ich, dass es auch ein solches in Venedig gibt, und zwar im Gran Teatro La Fenice. Durch eine Brandstiftung brannte das Theater 1996 bis auf die Grundmauern nieder. Im Jahr 2004 konnte der Opernbetrieb wieder aufgenommen werden. Das Gran Teatro La Fenice gehört zu den Häusern, in dem ich mir gern mal eine Operninszentierung anschauen würde.

Aber zurück zum Neujarskonzert, welches leider nicht live übertragen wurde. Der Chor trat mit Masken auf und trug diese auch während der Chorstücke. Ausgenommen Blech- und Holzbläser, trug auch das Orchester Masken. Die Solisten kamen mit der Maske auf die Bühne, nahmen sie aber für ihre Darbietungen ab.

Präsentiert wurde Arien von Verdi, Puccini und Rossini. Der berühmte Gefangenenchor aus Verdis Oper Nabucco durfte natürlich auch nicht fehlen.

Als Sopranistin brillierte Pretty Yende aus Südafrika, die auch bereits an der Met in New York gesungen hat. Ihr zurseite stand der Tenor Brian Jagde aus Amerika. Er sang unter anderem die Arie Nessun Dorma aus der Oper Turandot von Puccini. Noch während er die letzten Töne dieser Arie ins Parkett schmetterte, hub das Publikum zum Beifallsstürmen an.

Am Schluss des Konzerts wurde das Brindisi aus der Oper La Traviata gesungen, ein fetziges Trinklied, zu welchem das Publikum im Takt klatschte. Man kennt das aus dem Neujahrskonzert in Wien wenn der Radetzkymarsch gespielt wird.

Ich war angemessen beeindruckt von diesem Konzertausschnitt. Ich werde mal gucken, ob ich davon einen gesamten Livemitschnitt finde.

Verballhornung

Verballhornug oder verballhornen hat wohl jeder schon mal gehört. Es ist ein Ausdruck dafür, ein existierendes Wort zu entstellen, ggf. auch zu berichtigen. Zurückzuführen ist die „Verballhornung“ auf den Lübschen Drucker Johannes Balhorn der Jüngere.

Ich habe jetzt durch einen Zufall ein kleines Buch entdeckt: „Kochen ohne Verballhornung – Das verschollene Kochbuch des Lübecker Druckermeisters Johann Balhorn aus dem Jahr 1570“ von Ragnar Harald Lüttke. Als ehemaliger Lübecker, der noch enge Verbindungen in die alte Hansestadt hat, musste ich dieses Buch haben. Ich habe also ein richtiges Buch bestellt, mit Seiten aus Papier, die man umblättern muss, sozusagen ein analoges Buch. Sowas hab ich lange nicht in den Händen gehalten und ist vollkommen gewöhnungsbedürftig und auch unpraktisch. Aber was soll’s.

Eine Überraschung erlebte ich beim ersten Durchblättern des Buches, welches auch mit Fotos aus Lübeck versehen ist, Orte in der Hansestadt, wo die Familie Balhorn Grudbesitz besaß. Ein Bruder des besagten Johann Balhorn, der Buchhändler Joachim Balhorn, vererbte ein Grundstück in der Königstraße 61 an seine Frau Cäscilla. Dieses Grundstück war ganz viele Jahre, zusammen mit dem Nachbargrundstück Nr. 63, im Besitz unserer Familie. Es wurde von unserer Familie einvernehmlich an einen Lübecker Geschäftsmann verkauft, der die Bebauung, inklusive zweier historischer Treppengiebel, abreißen ließ um auf dem Grundstück ein Geschäftshaus zu errichten. Aus heutiger Sicht wage ich zu behaupten, dass „da was gelaufen ist“ damit die Genehmigung zum Abriss erteilt wurde. Die neuen Fassaden ähneln nur noch entfernt an die ursprüngliche Bebauung.

Weiter zu Johannes Balhorn dem Jüngeren. Er erhielt vom Rat der Hansestadt Lübeck den Auftag, das Lübsche Recht, welches nur handschriftlich zur Verfügung stand und in über 100 Städten angewandt wurde, in eine Druckfassung umzuwandeln. Der lübsche Rat benannte 3 Mitglieder, welche die vorhandene Fassung prüfen und ggf. berichtigen sollten. Das haben sie auch gemacht, aber als die gedruckte Fassung vorlag stellte sich heraus, dass alles schlimmer als vorher.

Auf dem Titelblatt des Lübschen Rechts von 1586 sind die 3 Ratsherren, die für die Überarbeitung verantwortlich waren, nicht vermerkt, da steht nur der Name des Druckers, nämlich Johann Balhorn. Daher der Ausdruck Verballhornung, bzw. verballhornern, obwohl der arme Drucker gar nicht dafür verantwortlich war. Die ungenannten Ratsherrn hatten die Verballhornung der Druckausgabe des Lübschen Rechts verbockt.

Der 2. Teil des Buches besteht aus einer Erzählung über einen Tag im Leben des Johann Balhorn, manchmal auch mit Doppel-L geschrieben.

Im 3. Teil gibt es eine Reihe von Rezepten aus der Zeit, welche sprachlich der heutigen Zeit angepasst wurden. Es ist sehr „fischlastig“, was natürlich dem Leben in einer Hafenstadt geschuldet ist. Ein Teil der Rezepte darf ich also nicht nachkochen. Ich bin sehr gespannt, was von den Rezepten für uns übrigbleiben wird.

ABBA – Voyage


Um 17:24 Uhr erklangen gestern die ersten Takte des neuen Abba-Albums von CD, ja von CD, nicht irgendwo heruntergeladen und auf den electronic devices gespeichert.

Gleich der erste Titel, I Still Have Faith In You, verursachte eine Gänsehaut. Dieser Song wurde ja vorab veröffentlicht und nahm mich schon ein wenig gefangen als ich ihn das erste Mal hörte. Das war schon sehr vielversprechend. When You Have Danced With Me heißt der zweite Titel, klingt ein wenig nach Dudelsack, schoss aber gleich in die Füße und ich musste mitwippen.

Der 3. Titel, Little Things, – na ja, hört sich an wie ein Kinderlied. Ich sagte das gerade zu Bernd – und schon begann ein Kinderchor mit seinem Gesang. Es ist ein Weihnachtslied. Wenn man die anderen Titel auf der CD hört, könnte man denken, man soll um den Weihnachtsbaum tanzen. Warum ausgerechnet ein Weihnachtslied so mittendrin sein muss, erschließt sich mir nicht.

Don’t Shut Me Down,Nummer 4 ist dann wieder ABBA pur, wie man es kennt von früher. Das geht schon in den ganzen Körper, nicht nur in die Füße. Nummer 5 mit Just A Notion schließt sich thematisch an. Beide Titel enthalten Streichertakte und die unverkennbaren abbatypischen Klaviersequenzen, da wird kräftig in die Tasten gehauen.

I Can Be That Women, der sechste Titel ist dann wieder sehr ruhig, ohne dass man sagen kann, dass es eine typische Ballade ist. Trotzdem – mein Fuß …! Kann mir gut vorstellen, dazu mit meinem Schatz einen Engtanz auf die Tanzfläche zu bringen.

Titel Nr. 7, Keep An Eye On Dan, ähnelt am meisten der früheren Abba-Musik und gefällt mir am besten, weil flott und temporeich. Bei Nummer 8 auf der CD, Bumblebee, wird es wieder ruhig. Aber Nr. 9, No Doubt About It, startet recht fetzig, zwischendrin ein paar ruhige Takte, insgesamt aber sehr tanzbar, ich meine damit, man kann da richtig zappeln, ein Partyhit.

Eher nach klassischer Musik, wie z.B. Ballett, mit Anklängen von Walzertakten, hört sich Titel Nummer 10 an, Ode To Freedom – ein schönes Ende der Reise, äh, Voyage, mit Gänsehauteffekt. Wenn man sich dabei eine Theaterbühne vorstellt, sieht man, wie sich beim letzten Takt der Vorhang ganz langsam schließt.

Ich habe gerade zum zweiten Mal die CD gehört um meinen Eindrücke zu vertiefen. Die ersten Eindrücke habe ich gleich gestern geschrieben während wir das Album hörten. Ich habe sie jetzt etwas ergänzt.

ABBA Voyage ist ein sehr schönes Album, abwechslungsreich und anknüpfend an die alte Musik von ABBA. Es ist das, was die Fans wollen. Alles andere wäre irgendwie nicht passend gewesen. Musikalisch begleitet wurde ABBA vom Stockholm Concert Orchestra. Da hört man wirklich die Kraft der Musik.

Und jetzt werde ich das Album zum 3. Mal hören – ABBA geht schließlich immer!

Zeppelin – ein Musical


Zeppelin, so der Titel des brandneuen Musicals. Die Welturaufführung fand am 16. Oktober 2021 statt. Jeder kennt die tragische Geschichte des Zeppelin LZ 129 „Hindenburg“, der bei der Landung in Lakehurst in Flammen aufging. Der Titel „Graf Zeppelin“ wäre dem Musical eher gerecht geworden.

Als ich vor ein paar Monaten entdeckte, dass es ein neues Musical geben würde, nämlich „Zeppelin“, dachte ich, das wäre doch ein Geburtstagsgeschenk für meinen Schatz, zu verbinden mit einem Besuch bei unseren Freunden in München. Frank, unser Freund, den mein Mann mit in die Ehe gebracht hat, war auch interessiert. Wir sendeten ein paar Nachrichten hin und her, der Termin wurde ausgemacht und Tickets, Flüge und Hotelzimmer gebucht. Mein Mann war begeistert über dieses Geschenk. Am vergangenen Freitag, eine Woche nach der Welturaufführung, war es endlich soweit, wir saßen gespannt im Festspielhaus Füssen und harrten der Aufführung. Kurz vor dem Beginn gab es dezenten Beifall. Was ist jetzt los? Der Komponist des Musicals, der Großmeister des ESC, Ralph Siegel, betrat das Parkett und setzte sich auf einen Platz. Dann begann die Vorstellung, also nicht die des Ralpf Siegel, sondern die des Musicals.

Ich möchte hier jetzt nicht den Inhalt des Stücks komplett wiederholen. Ein paar kritische Anmerkungen seien mir aber gestattet.

Es geht in dem Stück zwar um den Zeppelin, der am 6.Mai 1937 in Lakehurst bei der Landung in Flammen aufging. Der Grund dafür konnte ja nie wirklich geklärt werden, was am Ende des Musicals in verschiedenen Kommentaren auch widergespiegelt wird. War es ein Blitz, ein Schuss, ein Attentat – man weiß es nicht. Gerüchte eines blinden Passagiers werden während der Handlung eingestreut. Das Hauptaugenmerk liegt aber auf dem Leben des Grafen Zeppelin.

Die Handlung springt vor und zurück, beginnend mit dem Jungen Ferdinand Zeppelin, der eine Tuchfabrik erben soll, die er dann doch nicht erbt. Militärausbildung, Bürgerkrieg in Amerika, Heirat – dazwischen Einblendungen von Überfahrten nach Amerika mit dem Zeppelin inklusive Unterhaltungsprogrogramm an Bord der Riesenzigarre. Dann wieder zurück in das Leben des Grafen, wieder nach vorn – es ist ein einziges Durcheinander, welches nur zu verstehen ist durch Texteinblendungen oberhalb der Bühne, was denn jetzt in den nächsten Minuten zu sehen ist.

Cut! Vorhang! Königshof mit Karl I. von Württenberg, der als Tunte auftriftt, was er nach meiner Recherche auch war. Cut! Vorhang! Varietee in Berlin. Cut! Graf Zeppelin heiratet. Cut! Bühnenüberschrift, was die nächste Szene zeigt, und so geht es weiter und weiter, vor und zurück, mit einem Wort: Chaos.

Die Szenenübergänge wirkten unferting und planlos. Eine ordentlche Inszenierung kommt ohne ergänzende schriftliche Hinweise aus. Man muss das aus dem Fortgang der Story auf der Bühne erkennen können.

Der 2. Akt begann mit einer Ballettszene, in der für Staubsauger geworben wurde – weil ein Staubsaugervertreter an Bord der Hindenburg war, der in die USA wollte. Diese Szene war so überflüssig wie in Kropf, wir konnten nur mit dem Kopf schütteln.

Die Idee zu dem Musical, sowie die Kompositionen und die Texte, stammen von Ralph Siegel. Es heißt, er habe sein Privatvermögen für diese Produktion belastet. Es war sein Traum, ein Musical auf die Bühne zu bringen. 5 Jahre hätte er an dem Projekt gearbeitet. Das Buch schrieb Hans Dieter Schreeb. Die Regie lag bei Benjamin Sahler. Wer von den Dreien jetzt die Idee von Vor- und Rückgriffen hatte, wissen wir nicht. Nach unserer Meinung ist das gründlich danebengegangen – und da waren wir 4 uns einig. Die Musik enthält einige Ohrwürmer, die Texte sind in Teilen flach, ein Beispiel: Oh Ferdinand, gib mir deine Hand!

Für die Inszenierung konnten einige in der Musicalszene bekannte Namen angeworben werden: Patrick Stanke, Uwe Kröger, Mathias Edenborn und Kevin Tarte. Die Protagonisten agieren und singen toll, herrausragend Kevin Tarte. Außerdem stand Sigmar Solbach auf der Bühne, bekannt aus diversen Fernsehrollen, mit seiner markanten und kräftigen Stimme.

Fazit: Es scheint, als wollten Ralph Siegel oder Hans Dieter Streeb in dieses Musical alles hineinpacken, was die Geschichte hergibt, angefangen im jungen Knabenalter von Ferdinand Graf von Zeppelin bis zu seinem Tod 1917, die Zeppelinaera, Rücksckläge bei der Konstruktion, Ballettauftritte und die Nixe im Cocktailglas in einschlägigen Cabarets während des 3. Reiches, Liebschaften, Eifersuchtsdramen, Judenhass – und schließlich das spektakuläre Ende. Kaum was davon bringt die Geschichte auf der Bühne voran, vieles ist verzichtbar und man fragt sich: Was soll das jetzt? Und wie weiter oben erwähnt – ohne die Textüberschriften bliebe vieles im Dunkeln.

Am Ende der Vorstellung gab es standing ovations. Wir hätten nicht große Lust gehabt, uns dem nicht anzuschließen. Aber wir wollten dann ja auch sehen, was auf der Bühne noch passiert. Unser Freund Thomas hat 50 Personen beim Schlussapplaus gezählt, die auf der Bühne den Dank des Publikums entgegennahmen. Man hat da wirklich aus dem Vollen geschöpft, wie auch viele Theaterideen in das Stück hineingestopft wurden, weniger wäre mehr gewesen – Theater, Theater, gesungen von Katja Epstein und komponiert von ….. Ralph Siegel. Er selbst erschien auch auf der Bühne um den Beifall entgegenzunehmen. Üblich ist das eigentlich nur bei der Uraufführung bzw. bei Premieren.

Zeppelin war das 40. Musical, welches ich mit meinem Schatz zusammen gesehen habe, also ein kleines Jubiläum.

Nach der Vorstellung löschten wir unseren Durst an der Bar mit einer Schorle, serviert in stilvollen Gläsen. Wie wir da so standen und schlürften, wurde der Meister in einem Rollstuhl herangeschoben und direkt neben uns platziert. Fans konnten sich mit Ralph Siegel fotografieren und sich ein Autogramm von ihm geben lassen. Na ja, wer’s braucht!

Hexen in Hamburg II

Vor 2 Wochen hatten wir uns ja die mit Spannung erwartete Neuinzsenierung des Musicals „Wicked – die Hexen von OZ“ angeschaut. Am vergangenen Samstag waren wir zum zweiten Mal in der Vorstellung. Beim Essen sagte ich zu Bernd: Ich freue mich, ins Theater gehen zu können, ich freue mich aber nicht wirklich auf das Musical.

Manchmal ist es ja so, dass man in ein Stück „hineinwachsen“ muss. Das ist mir seinerzeit bei Cats so gegangen, wie auch bei dem Musical Tanz der Vampire. Ich hatte also Hoffnung für den Theaterabend.

Während ersten Teil der Vorstellung saß ich also in Reihe 6 und ließ mich berieseln. Ich hätte auch im Kino oder vor dem Fernseher sitzen können. Das Musical berührte mich nicht wirklich, da konnte mir auch das Talent der Protagonisten nicht helfen. Vielleicht hätte ich mich mehr auf Spiel und Gesang konzentrieren sollen als auf das Drumherum. Der Höhepunkt war das Ende des ersten Teils, als die grüne Hexe Glinda mit ihrem Besen sich erst in die Luft erhob, dabei gesungen hat und mit dem Höhepunkt des Liedes schwebte sie singend über das Publikum hinweg. Diese Szene ist wahrlich wirklich toll mit der Musik und dem Gesang abgestimmt.

Nach der Pause ließ ich mich mehr einfangen. Es wurde sehr spannend und die Darsteller spielten und sangen wirklich toll. Ich sitze ja sehr gern in den vorderen Reihen. Von dort aus lässt sich die Mimik der Sängerinnen und Sänger am besten beobachten. Obwohl mir die Handlung ja inzwischen gut bekannt ist, war ich voll dabei – im Gegensatz zum ersten Teil.

Gestern, am Tag nach der Aufführung, sprachen Bernd und ich über den Theaterabend. Wir sind beide der Meinung, dass wir uns das Musical in dieser Inszenierung nicht nochmal anschauen müssen. OK, wenn aus unserem Freundeskreist jemand fragt, ob mir mitwollen, würden wir uns das vielleicht überlegen. Aber von unserer Seite fragen wir nicht, ob jemand mit uns das Hexenmusical anschauen möchte.

Wir sind große Fans der alten Inszenierung, sind deshalb nach Stuttgart geflogen und nach Oberhausen gereist, nur um „Wicked“ zu sehen. Ob das auch mit dieser Inszenierung der Fall gewesen wäre? Ich weiß es nicht, jedenfalls nicht im Vergleich alt gegen neu. Wenn wir nur diese neue Inszenierung kennen würden – vielleicht. Ich bin mir aber wirklich nicht sicher.

Am kommenden Samstag schauen wir uns Deutschlands neuestes Musical an, welches am Samstag Welturaufführung hatte. Vielleicht reisen wir deshalb nochmal nach München. Wer weiß das schon. Ich werde berichten.

Ein Theaterbesuch


Gestern hatte ich ja über das Musical Wicked berichtet, welches wir uns während einer ersten Aufführung nach 17 Monaten in einem Theater angeschaut hatten. Wie lief das denn jetzt ab?

Ein paar Tage vor der Vorstellung erhielten wir vom Veranstalter Stage Entertainment eine Mail mit ausführlichen Anweisungen und Informationen. Stage Entertainment hat sich für die Version „3G“ entschieden, also man muss entweder geimpft, genesen oder getestet sein, um das Theater betreten zu dürfen und sich die Vorstellung anschauen zu können.

Bereits an der Treppe zum Haupteingang waren seitlich am Geländer Aufkleber, mit denen es möglich ist, mit der „LUCA-App“ oder mit „Darfichrein“ die Kontaktdatenerfassung zu vollziehen. Große Aufsteller standen zusätzlich unübersehbar direkt vor den Türen.

Nach dem Betreten des Eingangsbereichs mussten die Hände desinfziert werden, was nach der Anreise mit Bus und Bahn sicher auch notwendig ist. Dann wurde der G-Status kontrolliert und nach der Kontaktdatenerfassung gefragt, welche bei uns nicht kontrolliert wurde. Wir sehen wohl vertrauenswürdig aus.

Im gesamten Theater müssen die Masken getragen werden, auch am Platz.

Wir hatten ja „Open Bar“ gebucht, d.h. ab einer Stunde vor dem Vorstellungsbeginng und in der Pause sind die angebotenen Getränke im Barpreis inkludiert. Vor Corona war es so, dass jemand herumkam und nach den Getränkewünschen fragte. Auf den Tischen standen kleine Schalen mit Knabbererkram. Getränkewünsche werden jetzt am Tresen entgegengenommen und dort auch ausgehändigt. Man bekommt 2 geschlossene Tütchen mit Knabberkram mit. Im Bereich für die Open Bar darf man die Masken abnehmen, macht ja auch Sinn.

Auf den Toiletten ist jedes zweite Waschbecken und jedes zweite Urinal gesperrt.

Im Parkett ist die gesamte 1. Reihe gesperrt. In den anderen Reihen gibt es immer 2 zusammenhängende und dazwischen 2 leee Plätze. In den Reihen davor und dahiner sind die verkauften Plätze immer versetzt. Das Theater ist also maximal nur halb besetzt.

Ein Theater ist ein sehr kostenintensiver Betrieb. Stage Entertainment versucht mit den aufgestellten Regeln, den Betrieb aufrechzuerhalten und Künstler, Personal und Gäste vor Corona zu schützen.

Die Hexen sind in Hamburg


Wicked – die Hexen von Oz, ein Musical, welches wir schon 5 mal gesehen haben, 3 x in Stuttgart und 2 x in Oberhausen. Wir haben uns schon immer gewünscht, dass dieses Musical mal in Hamburg aufgeführt wird. Das sollte eigentlich schon im Oktober letzten Jahres der Fall sein, aber „aufgrundderaktuellensituation“ war das natürlich nicht möglich. Die Premiere wurde auf Mai 2021 verschoben. Das war dann auch nicht möglich. Aber kürzlich war im September nach zwei Verschiebungen endlich die Premiere der Neuinszenierung. Karten haben wir für Mitte Oktober. Aber da wir so geil nach Musicals sind, haben wir kurzfristig Karten besorgt, wir wollten ja endlich auch wissen, wie uns die Neuinszenierung gefallen würde.

Gestern Abend war es endlich soweit, nach mehr als 19 Monaten konnten wir uns wieder eine Liveshow auf einer Theaterbühen anschauen. Je näher der Beginn der Vorstellung kam, umso nervöser wurden wir. Nicht, weil es um Theater ging – aber es ging um Wicked – die Hexen von Oz. Wie würde uns das jetzt gefallen? Wir hatten schon einiges darüber gelesen und auch ein paar Fotos des Bühnenbildes gesehen und waren etwas skeptisch.

Vor der Vorstellung versuchten wir, uns bei einem Glas Wein in der Open Bar zu beruhigen. Es blieb natürlich nicht bei einem Glas, ein zweites musste her. Dann war es endlich soweit und wir begaben uns erwartungsvoll zu unseren Plätzen im Theater Neue Flora. Die Musik setzte ein, die Bühne wurde hell und die Vorstellung begann.

Und wie war’s jetzt?
Die Handlung und die Musik sind unverändert. Aber Bühnenbild ist anders. Es ist sehr modern, teils zurückhaltend einfach und nicht so pompös und bunt gegenüber der alten Inszenierung, man kann sagen: Es wirkte kühl auf mich. Eine LED-Wand mit Bildschirmen in der Smaragdstadt, in der der Zauberer von Oz regiert, war zuviel des modernen.

Der Hexenflug über das Publikum hinweg – Elphaba fehlte ein Schirm, sonst hätte sie es Mary Poppins gleichgetan, der Flug war also nicht wirklich neu. Da fand ich die Szene in der alten Inszenierung bedrohlicher, magischer, als die grüne Hexe auf der Bühne über sich selbst hinauswuchs.

Die Kostüme waren der Inszenierung gemäß modern angepasst. In der Schulszene war das ok, aber in den großen Szenen das Ensemble in grünen „Regenmänteln“? Das war schon recht einfach, ja preiswert, um nicht zu sagen billig.

Aber ein Theaterstück lebt nicht nur von der Ausstattung. Den Löwenanteil haben die Darsteller. Und die haben es gestern Abend geschafft, mit ihrer Leistung uns vom Bühnenbild abzulenken.

Vajèn van den Bosch agierte als grüne Hexe Elphaba überzeugend und mitreißend auf der Bühne. Ihre Mimik und Gestik wirkten keinen Moment aufgesetzt oder unnatürlich.

Jeannine Wacker verkörperte die Hexe Glinda, ein Partygirl und Zuckerpüppchen. Teilweise wirkte ihr Spiel recht überzogen. Ich weiß nicht, wieviel Spielraum die Darsteller auf der Bühne haben, eine Rolle zu füllen. Vielleicht war das von der Regie auch so gewollt.

Das Schlussduett der beiden Hexen, die zu Freundinnen werden, rührte zu feuchten Augen.

Naidjim Severina als Fiyero – na ja, Teilen etwas hölzern. Gut, am Ende wird er ja auch zur Vogelscheuche.

Herausragend in den Nebenrollen war Susanne-Elisabeth Walbaum als Madame Akaber. Ihr dominates Spiel beherrschte die Szenen bei ihren Auftritten.

Pamina Lenn überzeugte als Elphabas behinderte Schwester Nessarose. Ihr Verbitterung über ihr Schicksal nimmt man ihr ab.

Fazit: Es gab ein paar überraschende und schöne Szenen. Aber die alte Version hat mir besser gefallen als die entstaubte Neuinszenierung. In zwei Wochen schauen wir uns eine weitere Vorstellung an. Vielleicht gefällt es mir dann ja etwas besser. Es gab bisher zwei Musicals, in die ich mich erstmal „einsehen“ musste. Es waren Cats und Tanz der Vampire. Beide Musicals gefielen mir immer besser je öfter ich sie mir anschaute. Mal abwarten, was ich in zwei Wochen zu berichten habe.

Mein Name ist Bond

Über ein Jahr hat die Welt auf den neuen James-Bond-Film gewartet. Vor ein paar Tagen hatte ich gelesen: Der Film ist so alt, als der gedreht wurde, galten im UK noch EU-Regeln. Als James-Bond-Fans gehören wir immer zu den Ersten, die sich den neuesten Film anschauen, so auch in diesem Jahr, nämlich gestern Abend. Wir waren besonders gespannt auf den Film weil Teile an einem Ort gedreht wurden, den wir vor zwei Jahren auf einem Ausflug von Bari aus besucht hatten, Sassi di Matera. Unser Guide hatte uns seinerzeit erzählt, dass dort Szenen für den Film gedreht werden würden.

Oft ist es ja so, dass mit großem Aufwand eine Szene gedreht wird, die dann später nur wenige Sekunden im Film zu sehen ist. Hier war das gann anders. Das komplette Intro des Films wurde in Sassi di Matera gedreht, welches mehrere Minuten dauerte bis dann der Titelsong gespielt wird und die eigentliche Handlung beginnt. Die begann dann mit dem Untertitel „5 Jahre später“. Worum es in dem Intro ging, welches Jahr zum besseren Verständnis der Story dienen soll, wissen wir heute nicht mehr, nur, dass es sich um eine spektakuläre Verfolgungsfahrt handelte.

Die Handlung der James-Bond-Filme ist ja in etwa immer die gleiche: 007 soll die Welt retten. Am Ende drängt die Zeit und James hat nur noch wenige Minuten um das zu tun, was sein Auftrag ist. Schafft er es oder nicht? Natürlich schafft er es, aber um welchen Preis? Und das war in diesem Fall eine Überraschung, wenn auch eigentlich logisch, denn es war Daniel Craigs letzte Rolle als James Bond.

Wir hatten die Möglichkeit, den Film in 3D anzuschauen. Nun ja, so wirkliche tolle 3D-Effekte gab es nicht. Aber immerhin gehörten wir zu den Ersten in der kleinen Stadt an der Elbe, die den Film gesehen haben.

Ein kurzes Wiedersehen gab es mit Dame Judi Dench als „M“, wenn auch nur als Gemälde in einem Raum des MI6. In sieben James-Bond-Filmen spielte Judi Dench die Rolle der Chefin des MI6.

Nur mal so: Am 23.Februar 2020 waren wir das letzte Mal in einem Theater. Der gestrige Filmabend war der erste Theaterbesuch nach 19 Monaten! Das Impfzertifikat wurde geprüft, auf dem Weg zum Sitzplatz musste die Maske getragen werden (am Platz selbst nicht), die Plätze im Saal waren ich Schachbrettverfahren vergeben. Gleich morgen geht es weiter mit einer Musicalaufführung in Hamburg, 2 weitere Vorstellungen folgen noch im Oktober. Ich werde berichten.

Gendersprache

Es heißt wohl eher „gendergerechte Sprache“. Ich muss zugeben, ich tu mich schwer damit. Vielleicht liegt es an meinem Alter. Wer 1957 eingeschult wurde, so wie ich, hat eben eine andere Sprache gelernt, als die, die heute in Teilen üblich ist. Aber muss ich das auf Anordnung von Behörden oder gar Ministerien mitmachen? Nein!

Für mich ist ein Negerkuss immer noch ein Negerkuss. Ein Neger war für mich nicht das Sinnbild eines fremdartigen Menschen. Ich sage auch noch Zigeunerschnitzel oder Zigeneuersauce. Ich bin in einer Zeit, und in einer Familie aufgewachsen, in der Neger und Zigeuner keine minderwertigen Personen waren. Es waren Menschen wie du und ich! Und ja, im öffentlichen Geschreibsel hier im Blog, bemühe ich mich, das N-Wort und das Z-Wort nicht zu benutzen. Aber wer will mir das verbieten? Wenn mich jemand im privaten Kreis schief anschaut, weil ich z.B. Negerkuss gesagt habe, dann muss er damit leben.

Es geht aber um gendergerecht. Als wir 2018 auf einer Kreuzfahrt zum Nordkap waren, hatten wir in Aalesund einen Guide, eine Dame, die aus Deutschland kam. Sie erzählte uns auf der Busfahrt auch aus ihrem privaten Bereich, u.a. sagte sie „Meine Tochter lernt Koch, ja, Koch! Wir haben es hier nicht so mit Sternchen usw.“ Hach, ich hätte die Frau umarmen können.

Es gibt derzeit wichtigere Dinge in Deutschland, als darüber nachzudenken, gendergerecht zu schreiben oder zu sprechen. Damit meine ich nicht nur dieaktuellesituation. Im sozialen Bereich gibt es genügend Probleme, die wichtiger sind als Sternchen oder „innen“ oder sonstwelche sprachlichen Verrenkungen.

Schon gar nicht sollte man versuchen, eine neue Deutsche Sprache per Gesetz oder behördlicher Anweisung zu generieren. Ebenso finde ich es sinnlos, gendergerechte Sprache zu verbieten.

Eine Sprache verändert sich ständig, ohne dass Einfluss genommen wird. Lass uns doch alle reden, wie uns der Schnabel gewachsen ist. In einer nach mir folgenden Generation mag man ja so schreiben oder sprechen, wie jetzt zwanghaft versucht wird, uns einzureden, dass man jetzt „das Salzstreuende“ zu sagen hat und nicht mehr „der Salzstreuer“. Ich sage es klipp und klar: Ich will mich nicht mehr umgewöhnen. Widder halt!