Archiv für den Monat: September 2003

Wochenende am Neckar

Freitag, 26. September 2003

– 1. Tag

Morgens um halb acht ging es los, mit dem ICE nach Mannheim. Zum Lesen hatten wir nur eine MOPO dabei. So viel steht da ja nun auch nicht drin, um ca. 4-1/2 Stunden Reisezeit zu überbrücken. Da wir Fensterplätze gebucht hatten, konnten wir zwar aus dem Fenster schauen, aber so viel Interessantes gibt die Landschaft auch nicht her. Unsere elektronische Fahrkarte war kein Problem. Der Zugbegleiter tippte Irgendwas von dem Ausdruck in seinen mobilen Computer und zog ein Mal die Kreditkarte durch den Leser. Alles war aber erst in Ordnung nachdem er den obligatorischen Zangenabdruck auf das Stück Papier gemacht hatte.

Kurz nach der Abfahrt aus Hamburg wurden wir über den Zuglautsprecher informiert, dass wir im Restaurantwagen ein „Zweites deftiges Frühstück“ einnehmen könnten. Dieses Frühstück verfolgte uns bis Kassel. Nach jedem Halt wurde diese Information in breitem hessisch wiederholt. Es fehlte nur der Zusatz, dass auch Äppelwoi angeboten wird.

Endlich war die Reise zu Ende und Mannheim war erreicht. Mit dem Taxi ging es zum Hotel „Rhein-Neckar“. Der trockene Kommentar des Fahrers: „Hier ist der Puff“. Nun ein Zimmer im Stundenhotel hatten wir nicht gebucht, aber das Hotel liegt direkt neben einer kleinen Seitenstrasse, die zwar mit einem Sichtschutz versehen ist, aber einige der Damen konnte man am Fenster auf Kundschaft warten sehen.

Das Hotel „Rhein-Neckar“ ist wirklich nett und sauber, das Zimmer gross, die Nasszelle sehr modern mit viel Glas. Die visuelle Prüfung entlockte uns ein „OK“.


Wir packten die Taschen aus und machten uns mit der Bahn auf den Weg in die Stadt. Oliver musste noch arbeiten, ihn würden wir später treffen.

Ja, Mannheim: Eine Fussgängerzone mit Geschäften, die es nicht überall gibt. Aber wir waren nicht zum Shoppen nach Mannheim gekommen. Hunger hatten wir auch. Wir fanden einen Pizza Hut wo zur Pizza dünne Cola serviert wurde. Weiter ging unser Weg. Es gab nichts Besonderes zu sehen. Ich merkte, dass Bernd schlechte Laune bekam. Aber wir mussten noch ein wenig Zeit überbrücken. Wir fanden den Wasserturm mit einem hübschen Park. Dort setzten wir uns eine Weile auf die Bank und liessen die Wasserspiele auf uns wirken.


Endlich wurde es Zeit, ins Hotel zu fahren um die „Mitbringsel“ für Oliver zu holen und uns mit ihm zu treffen. Am Fahrkartenautomat lösten wir die Fahrkarten in bewährter Teamarbeit: Bernd suchte das Ziel und ich warf das entsprechende Geld für den Fahrpreis ein: Euro 1,10. Die erste Fahrkarte wurde ausgedruckt. Wir drückten wieder die Tastenkombination, ich warf 1,10 ein und wurde aufgefordert, nachzuschiessen. Ach, da hatte ich mich wohl in den Münzen vergriffen. In der Bahn stellte Bernd dann fest, dass er eine Kinderkarte hatte und ich tatsächlich eine Karte mit dem richtigen Fahrpreis. Nachlösen? Nein, wir stehen das durch. Es war auch nichts zum durchstehen, es ging gut.

Vom Hotel aus ging es zu Fuss zu Oliver. Da wir nicht wussten wo er wohnt, kam er uns ein Stück entgegen. Wir schauten uns seine Wohnung an. Ganz ehrlich: Seine Wohnung in Flensburg gefällt mir besser. Aber Oliver fühlt sich auch in Mannheim wohl, das merkt man ihm an. Und für 6 Monate, von denen 2 schon rum sind, ist es akzeptabel.

Nach dem wir eine Flasche Sekt geleert hatten fuhr Oliver uns nach Bensheim. Dort gibt es ein Chinarestaurant, das ihm von einer Kollegin empfohlen worden war. Zum Glück hatte Oliver Plätze reserviert. Es war sehr voll, manchmal warteten Gäste auf freiwerdende Plätze. Obwohl ein leckeres Buffet angeboten wurde, suchten wir uns was von der Karte aus. Wir wollten eben gemütlich essen und uns unterhalten und nicht andauernd zum Buffet rennen.

Nach dem Essen fuhr Oliver uns zum Hotel. Wir waren zwar abgespannt aber zum Schlafen noch nicht müde genug. Bevor wir schlafen gingen schauten wir uns im Bett liegend im Fernsehen eine Sendung über einen Pferdebändiger und eine Folge von Loriots gesammelten Werken an.

Samstag, 27. September 2003

– 2. Tag

Wir haben wirklich gut geschlafen – bis wir vom Motorengedröhn der Lastwagen geweckt wurden, die beim gegenüberliegenden Supermarkt frische Waren anlieferten. Es muss so gegen 6 Uhr morgens gewesen sein. Tja, und was macht man dann, wenn man nicht mehr schlafen kann? Man döst so vor sich hin, kuschelt und was weiss ich noch.

Pünktlich um halb neun war Oliver zum Frühstück im Hotel. Es gab ein kleines, aber ordentliches Frühstücksbuffet. Wir frühstückten ausgiebig mit Saft, Kakao bzw. Milch, Brötchen, Joghurt und Müsli, ausreichend für einige Stunden.

Zuerst wollte Oliver uns zeigen, wo er arbeitet. Vom Hotel aus war er ja natürlich noch nie zur Arbeit gefahren (ich nehme nicht an, dass er im Puff nebenan gewesen ist). Er versuchte mit viel Mühe, die Strecke zu finden, was ihm auch nach ein paar Umwegen gelang. Ich muss ihm zugestehen, dass das Autofahren in Mannheim wirklich nicht einfach ist. Auf das Gelände von Daimler Chrysler durften wir natürlich nicht. Vom Werkstor erklärte Oliver uns die von dort aus sichtbaren Gebäude. Es ist schön für mich zu wissen, sich jetzt vorzustellen, wo er arbeitet, wenn ich mit ihm telefoniere.

Weiter ging es nach Heidelberg. Die grobe Richtung hatte Oliver sich bereits eingeprägt: Immer geradeaus. Ich als Beifahrer hatte die Karte, die ihm seine Vermieterin, die Schlampe, dagelassen hat. Der Zustand der Karte passte zur Schlampe: Hier und da ziemlich stark eingerissen. Wir benötigten nur einen kleinen Ausschnitt der Karte. Wegen der Risse war es fast unmöglich, die Karte entsprechend unseren Bedürfnissen zu falten. Mehrere Quadratmeter Tisch wären mir lieber gewesen als meine Knie und das Armaturenbrett. Egal, wir fanden einen Weg nach Heidelberg. Schön war’s. Links Hügel, rechts eine Ebene. Es ging durch mehrere kleine Städte. Plötzlich heulte Oliver auf: „Schriesheim! Da bin ich doch gewesen. Wieso sind wir auf dieser Strasse? Ich wollte doch die Autobahn nehmen!“ Das Problem war, dass wir nirgends ein Autobahnschild Richtung Heidelberg gesehen hatten. Ach, eigentlich war die Strecke ja ganz nett. Und wir kamen auch in Heidelberg an. In der Nähe des Bahnhofs fanden wir einen Parkplatz. Von dort machten wir uns auf den Weg Richtung Neckar. Wir wollten eine Schifffahrt auf dem Neckar machen.

Leider war in Heidelberg Stadtfest. Auf vielen Strassen und Plätze gab es Stände mit Essen und Trinken und Krimskrams. Die Strassen waren voll mit Menschen, es gab kaum ein Durchkommen. Wir schafften es, ohne uns zu verlieren, uns zum Neckarufer durchzukämpfen.

Am Anleger sahen wir, dass sich die Leute bereits an Bord begaben. Abfahrt 12.05 Uhr, es war kurz vor 12! Am Häuschen kaufte ich 3 Karten. „Hin und zurück?“ fragte der Kartenverkäufer. Ja klar wollten wir hin und zurück, wussten wir doch gar nicht, wo es hin ging. Eine Fahrt ins Blaue sozusagen. An Deck war noch reichlich Platz, das Schiff war nicht ausgebucht. Von Heidelberg ging die Fahrt den Neckar hinauf Richtung Stuttgart. Kurz nach dem Ablegen mussten wir durch eine Schleuse. Die Passagiere erhielten per Bandansage dreisprachig technische Informationen über eine Schleusung. Na, da wurde uns nichts Neues erzählt.


Weiter ging die Fahrt. Es gab genügend Informationen über das, was rechts und links des Flusses zu sehen war. Ich schaute mir die Fahrkarten an und stellte fest: Wir fahren nach Neckarsteinach – wo immer das auch ist.

Die Fahrt über den Neckar war recht angenehm. Die Herbstsonne meinte es gut mit uns. Grüne Hügel an beiden Ufern. Gelegentlich kamen uns ein Lastkähne und andere Fahrgastschiffe entgegen.


Nach einem kurzen Zwischenstopp in Neckargemünd erreichen wir Neckarsteinach, die Stadt mit den 4 Burgen. Die meisten Passagiere verliessen hier das Schiff. Wir entschieden uns, an Bord zu bleiben und gleich zurückzufahren, wollten wir uns doch noch Heidelberg ansehen. Allerdings wechselten wir vom Achterdeck auf das Vorderdeck. Von dort hat man einen viel besseren Blick auf den Fluss und die Ufer. Neue Passagiere stiegen zu und los ging es wieder Richtung Heidelberg. Vor einigen Brücken musste der Vormast geklappt werden. Die Reedereiflagge wehte dabei Bernd um den Kopf.


Nach insgesamt ca. 3 Stunden waren wir wieder in Heidelberg. Auf zum Schloss war die Devise.

Oliver schlug den Weg mit über 300 Stufen ein. Bernd und er waren mir immer ein paar Meter voraus. Nein, so schnell kann ich das nicht. Es ging vorbei an uralten Villen, die den Burschenschaften gehören. Endlich hatten wir das Ziel erreicht. Es war beinahe wie in Venedig: Ein vielsprachiges Gemurmel war um uns rum. Ein wunderbarer Blick über die Altstadt und auf den Neckar entschädigte uns für die Strapazen des Aufstiegs.

Das Schloss ist seit dem 17. Jahrhundert grösstenteils zerstört. Es muss einst ein sehr schönes Anwesen gewesen sein. Selbst die Ruine ist noch sehr beeindruckend.

Als wir Hunger bekamen, machten wir uns auf den Abstieg zur Altstadt. Dieses Mal nicht über die Treppe sondern über die enge Fahrstrasse. Durch das Menschengewühl ging es Richtung Bahnhof. Da wir nichts besseres fanden, setzten wir uns in die Aussenanlagen des neben dem Bahnhof gelegenen Restaurants. Gut, wir hätten woanders wahrscheinlich besser gegessen, aber es war akzeptabel. Und wir konnten endlich sitzen und uns ausruhen. Oliver wollte uns zum Nachtisch ein Eis ausgeben. Die Bedienung erklärte uns, dass es nur noch ganz wenig Sorten gab. Die Eissaison sei vorbei. Und sie wüsste auch nicht, warum die Eiskarte noch ausliegt. Komisch, für mich ist immer Eissaison. Na gut, dann eben nicht. Stattdessen überlegten wir, was wir noch machen wollten.

Oliver hatte herausgefunden, dass es in der Umgebung von Mannheim Wein- und/oder Federweissenfeste gibt. Federweissen mögen wir alle 3 gern. Und in Weisenheim am Berg sollte ein entsprechendes Fest sein. Also auf nach Weisenheim am Berg – über Mannheim, Ludwigshafen und Bad Dürkheim. Erstaunlicher Weise fanden wir den Weg ziemlich leicht, von ein paar Umwegen in Bad Dürkheim abgesehen. Als wir ankamen, war es bereits dunkel. Das Dorf machte einen ziemlich verschlafenen Eindruck. Wir fanden einen Parkplatz für den Wagen und erkundeten das Dorf. In den Häusern sassen Familien und spielten mit ihren Kindern. Es waren kaum Leute unterwegs, zu hören war auch nichts. Eine Muschi schloss sich uns an und liess sich von uns streicheln. Irgendwann verschwand sie in einem Feld mit Sonnenblumen zum Selbstschneiden. Nur vom Fest hatten wir noch keine Spur gefunden. Der Weg führte vorbei ein einem Weingut. Oh, da muss das Fest sein: Mit Plastikfolie hatte man ein Art Laube konstruiert. Ein paar Leute sassen auf Bänken an langen Tischen und waren laut. Als wir stehen blieben, wurden wir bereits neugierig betrachtet. Nein, hier wollten wir nicht bleiben. So hatten wir uns das nicht vorgestellt.

Was jetzt? Ich machte den Vorschlag, dass wir zurück fahren nach Mannheim und uns dort in den Garten des Bistros setzen in der Nähe von Olivers Wohnung. Dort könnten wir was trinken, uns unterhalten und jeder könnte von dort zu Fuss nach Hause gehen.

Klar doch, dass wir uns in Mannheim erst Mal wieder verfahren haben. Wir kamen eine breite Strasse entlang, dann eine Ampel. „Hier rechts ab muss der „Ring“ sein“ sagte ich. Es wurde grün, Oliver bog rechts ab …. und wir landeten in der Tiefgarage vom Bahnhof. Na, immerhin wussten wir jetzt wo wir waren. Für 15 Minuten Parkzeit muss man dort nichts bezahlen. Oliver hielt kurz an, ich ging zum Automaten und liess die Parkmünze entwerten und dann ging es wieder raus. Wir fanden auch die Ringstrasse und fuhren zur Neckarstadt wo Oliver wohnt. In dem besagten Garten liessen wir uns häuslich bei Weizenbier nieder, das Oliver uns ausgegeben hat. Bernd und Oliver hatten Weizenbier mit Bananensaft bestellt. Na, auf so was wollte ich mich nicht einlassen. Aber ich hab probiert. So schlecht schmeckt das gar nicht.

Gegen 22.00 Uhr wurden die Stühle und Tische zusammengestellt. Wir waren auch müde und verabschiedeten uns von Oliver. Er ging um die Ecke nach Hause, wir hatten noch einen Fussweg von ca. 20 Minuten zu absolvieren, bevor wir im Hotel waren. Müde und erschöpft fielen wir ins Bett.

Sonntag, 28. September 2003

– 3. Tag

Das Handy weckte uns um acht Uhr morgens. Aufstehen, duschen, packen. Dann zum Frühstück. Heute gab es noch Kuchen, ein wenig trocken zwar, aber immerhin Kuchen. Nach dem Frühstück ging es rauf aufs Zimmer, die Taschen zu holen. Nachdem wir bezahlt hatten, unterhielten wir uns noch ein wenig mit der Dame an der Rezeption. Auf unsere Nachfrage, warum so ein nettes Hotel in dieser Gegend existieren kann bekamen wir zur Antwort, dass es hier in Nähe viel Industrie gibt. Das Hotel profitiert von den vielen Geschäftsleuten und Technikern, die die Firmen aufsuchen. Während der Woche ist man meist ausgebucht. Die Inhaber planen, das Grundstück gegenüber zu kaufen und dort noch weitere 40 Zimmer zu bauen. Mit einem Augenzwinkern erzählte sie uns, dass die „Damen“ nebenan auch davon profitieren.

Wo ein Puff ist, ist auch ein Taxistand. 2 Taxen warteten auf Fahrgäste. Mit Bernd und mir kamen Zwei, die zum Bahnhof wollen. Kurz vor dem Ziel fragte der Fahrer, ob wir über den Platz an der Post oder gleich hier aussteigen wollten, dann müssten wir aber die die Gleise von der Strassenbahn. Wir wollten gleich hier, der Fahrer bog ab und wir befanden uns genau an der Stelle, wo die Einfahrt zur Tiefgarage ist, in der wir gestern Abend gelandet waren. Der Fahrer steuerte den Wagen an der Einfahrt vorbei und blieb auf dem Vorplatz stehen, um uns aussteigen zu lassen. Bernd und ich mussten grinsen, als wir merkten, wo wir gelandet waren.

Für die Rückfahrt nach Hamburg versorgten wir uns mit Lesestoff und kauften ein paar Zeitschriften. Der ICE kam pünktlich. Unser Abteil war bis auf unsere beiden Plätze bereits belegt. Die Mitreisenden waren ein wenig nervig. Einer sabbelte die ganze Zeit mit seinem Kollegen. Ein alter Herr schien etwas aufgeregt, dass er auf Reisen war. Na ja, irgendwann beruhigte sich alles. Und nach mehr als 4 Stunden Reise waren wir zurück in Hamburg.

* * *

Wir haben mal wieder was Neues gesehen, wir haben schöne Augenblicke erlebt, wir hatten Spass zusammen. Doch am schönsten war es, Oliver mal wieder zu sehen.

Zurück

So, die Reisen sind dann erst Mal zu Ende, weitere sind im Moment nicht geplant. Morgen geht es wieder ins Büro. Hab da ja schon was gehört über eine technische Panne.

In den nächsten Tagen werde ich ein kleines Olli-Special machen. Oder sollte ich es „Die Irrfahrten“ nennen?

(Die sichtbaren Eintragungsdaten der Kommentare entsprechend nicht der tatsächlichen Veröffentlichungszeit)

Generalprobe

In 2 Wochen haben wir Gäste, sehr nette Gäste. Wer kennt nicht die Frage: Was bietet man an? Wir haben ein neues Kochbuch – was internationales – mehr wird hier nicht verraten. Daraus habe ich heute was gekocht. Hmmmm – lecker war’s! Ich hoffe, unsere Gäste werden das auch mögen. Und den Nachtisch werde ich am nächsten Wochenende ausprobieren.

Last Christmas?

Keine Frage, morgen in 3 Monaten ist Heiligabend! Kaum vorstellbar, aber es stimmt. Bei Radio Hamburg gibt es heute eine Telefonumfrage: Wollen die Hörer morgen früh in der Morning Show um kurz nach sieben Uhr „Last Christmas“ hören? Nach den veröffentlichten Zwischenergebnissen ist die Mehrheit der Hörer dagegen. Wir wären zu der Zeit eh noch im Bett.

Ich erinnere mich da gerade an einen Urlaub vor vielen Jahren auf Mallorca im Oktober. Das Wetter war nicht besonders gut und wir sassen mit Oliver im Wintergarten und spielten irgendwas. Im Hintergrund lief Musik vom Band. Plötzlich lief „Last Christmas“. Ich schaute mich um, wollte gern die Reaktion der anderen Gäste sehen. Ausser einem jungen Mann, der ebenfalls aufschaute und lachte, hatte offensichtlich niemand bemerkt, dass da gerade ein Weihnachtslied gespielt wurde. Warum soll man dann nicht morgen früh „Last Christmas spielen. Es hör ja eh keiner zu.

Fast wie neu

Es war dringend erforderlich: Der Teppichboden musste einer Reinigung unterzogen werden. Gestern haben wir von Bernds Mutter das dazu notwendige Gerät und das Pulver geholt. Heute wurde dann das Wohnzimmer aus- bzw. umgeräumt. Erst habe ich die eine Hälfte gereinigt und anschliessend abgesaugt. Danach musste alles wieder umgeräumt werden und die zweite Hälfte wurde gemacht. Jetzt sieht der Boden wieder gut aus. Und ich bin geschafft. Wahrscheinlich werde ich noch ein erholsames Bad nehmen.

Warum nur immer im Urlaub?

Seit Anfang letzter Woche stehen vor dem Grundstück gegenüber 2 Schilder „absolutes Halteverbot“ vom 18.9. bis 31.10. Umzug? Nein, wer wird so lange aus- bzw. einziehen? Sicher wieder irgendwelche Bauarbeiten.

Als wir Samstag aus Venedig zurückkamen hatte sich noch nichts getan. Gestern wurde eine Fläche zwischen Gehweg und Strasse auf der gesamten Länge des Grundstücks eingezäunt. Heute Morgen als wir aufstanden stand da bereist ein Dixiklo. Und einige Augenblicke später ging es los mit dem Baulärm. Mit einem Elektromeissel sind die Leute dabei und reissen eine Aussentreppe ab. Die Räume im Erdgeschoss stehen seit Monaten leer. Offensichtlich wurde ein Mieter gefunden und jetzt wird da umgebaut.

Klar – ich hab wieder mal Urlaub und wieder Mal gibt es geräuschvolle Bauarbeiten. Vielleicht sollte ich mich bei der nächsten Urlaubsplanung vorher in der Nachbarschaft erkundigen, ob Bauarbeiten geplant sind.

Venedig im September


Donnerstag, 18. September 2003

– 1. Tag

Die Reise begann mit ca. 15. Minuten Verspätung. Die Boeing 737-300 der Deutschen BA war nicht ausgebucht. Wir hatten eine Sitzreihe für uns, doch obwohl uns der Fensterplatz und der Platz am Gang zugewiesen wurden, rückten wir zusammen. Das ist doch irgendwie blöd wenn man auf Zwischenraum sitzt. Ausserdem ist es nicht wirklich richtig eng und für 1-1/2 Stunden Flugdauer ist das OK. Den Fensterplatz bekam Bernd.

Kurz nach dem Start wurde angekündigt, dass man Getränke und einen Imbiss käuflich erwerben kann. So besonders günstig war der Flugpreis aber auch nicht, dass die Fluggäste für Verpflegung und Getränke noch bezahlen müssen. Auf den Imbiss verzichteten wir, aber etwas zu trinken musste es wegen der trockenen Luft schon sein. Wir entschieden uns für Cola, die Dose für 2 Euro.

Auf dem ganzen Flug hatten wir einen ungehinderten Blick auf die Erdoberfläche. Nach ca. 1 Stunde Flugzeit sahen wir eine recht grosse Stadt. München? Da kam auch schon die Ansage aus dem Cockpit, dass wir soeben München überflogen hatten – jedenfalls hatten wir das Wort „München“ verstanden. Ich frage mich, warum es technisch nicht möglich ist, die Ansagen aus dem Cockpit klar und verständlich über die Bordlautsprecher zu senden. Man bekommt immer nur Wortfetzen zu hören, aus denen man sich selbst zusammenreimen muss, was gerade gesagt wurde.

Kurz hinter München überflogen wir die Alpen. Dort unten – ist das eventuell der Gardasee? Steil ins Wasser abfallende Felswände und die längliche Form mit einer Stadt am nördlichen Ende des Sees deuteten darauf hin. Wenig später landeten wir auf dem Flughafen Marco Polo in Venedig.

Ein Linienbus brachte uns für 1 Euro zum Piazzale Roma. Dort endet die nach Venedig führende Strasse. Ab jetzt heisst es, Wassertaxis oder Vaporettos zu nehmen oder die Füsse zu benutzen. Wir nahmen das Vaporetto der Linie 1, das vom Piazzale Roma durch den ganzen Canal Grande bis hinaus zum Lido fährt. Beim kaufen der Fahrkarten bekamen wir einen ersten Eindruck von den in Venedig herrschenden Preisen. 5 Euro kostete die Fahrt für 3 Stationen, allerdings kann man für den gleichen Preis bis zum Lido fahren.

Das Vaporetto ist das Massenverkehrsmittel schlechthin. Es gibt zwar eine ausreichende Anzahl Sitzplätze, doch für 3 Stationen lohnt es nicht, sich einen Platz zu suchen. Wir standen also auf der Plattform, dicht gedrängt mit Touristen und Einheimischen. An der Station San Marcuola gingen wir an Land. Unsere Unterkunft, das Gästehaus Al Portico, war schnell gefunden. Es liegt ein wenig abseits vom Touristenstrom – aber trotzdem recht zentral. An der geschlossenen Pforte läuteten wir. Über eine enge Treppe wurden wir in den ersten Stock gebracht um dort die Formalitäten zu erledigen und die Schlüssel ausgehändigt zu bekommen. Unser Zimmer lag in der 2. Etage. Als der Chef die Tür öffnete bekam ich zuerst einen Schreck: Es war stockfinster im Zimmer. Ich dachte, wir würden in einem Raum ohne Fenster untergebracht. Nein, so war es nicht. Die Jalousien waren heruntergelassen um das Zimmer nicht so stark von der Sonne aufheizen zu lassen. Nach der ersten Überprüfung erwies sich das Zimmer als sauber, geräumig und ordentlich eingerichtet. Das Badezimmer ist zwar recht eng aber sauber und modern. Was will man mehr.

Und dann stürzten wir uns, bewaffnet mit einem Stadtplan, ins Getümmel. Ich hatte mir vorgenommen, Bernd an diesem Nachmittag die „Highlights“ Venedigs zu zeigen. Dem Touristenstrom und den Wegweisern folgend, machten wir uns auf den Weg zur Rialtobrücke. Bernd war überrascht, dass es links und rechts auf der Brücke kleine Geschäfte gibt. Beim ersten Besuch in Venedig 1976 war ich ebenso überrascht. Wir gingen auf die Brücke und schauten, wie so viele Andere auch, auf den Canal Grande.


Auf der anderen Seite suchten wir uns ein Restaurant direkt am Wasser und mit Blick auf die Brücke. Wir bestellten Pizza und eine Flasche Wein. Und wir beobachteten das Gewusel von Gondeln, Vaporettos, Wassertaxis und Warentransportbooten. In Venedig gibt es zwar keinen Autoverkehr, trotzdem ist der Lärmpegel recht hoch.

Nach dem Essen gingen wir durch enge Gassen und über diverse Brücken weiter. Bernd meinte: Mein Gott, hier kann man ja an jeder Ecke stehen bleiben und fotografieren.

Über die Ponte del Accademia, eine Holzbrücke, die den Canal Grande überspannt, führte unser Weg in Richtung Marcusplatz, vorbei an einem skurrilen Geschäft für den modebewussten Venezianer.

Es war bereits später Nachmittag. Durch einen Reihe von Arkaden betraten wir „Le Salon“, den Marcusplatz. Zuerst fiel unser Blick auf den von der Sonne angestrahlten Campanile. Vor der Basilica di San Marco standen noch hunderte Menschen und warten auf Einlass. Die tiefstehende Sonne liess das Gold der Mosaike glänzen.

Vor dem Campanile warteten nur wenige Menschen, um mit dem Lift in 60 m Höhe zur Aussichtsplattform transportiert zu werden. Wir stellten uns an und nach einer kurzen Wartezeit fuhren wir hinauf. Ein grandioser Blick über die Dächer von Venedig und zu den vorgelagerten Inseln erwartete uns. Ein Kreuzfahrtschiff verliess den Hafen und glitt langsam an der Kulisse vorbei, den Passagieren einen letzten Blick auf die Stadt bietend.


Vom Campanile gingen wir vorbei am Dogenpalast mit den beiden roten Säulen, von denen aus die Todesurteile verkündet wurden, hinunter zum Wasser und zum Kanal, der von der Seufzerbrücke überspannt wird. Auf der vorgelagerten Brücke drängten sich die Menschen um einen Blick auf die Seufzerbrücke zu bekommen. Dutzende von Japanern liessen sich mit der Brücke im Hintergrund fotografieren. Nein, irgendwie macht es keinen Spass, mit diesen Menschenmassen in einen Topf geworfen zu werden. Ich hatte gehofft, dass auf Grund der vorgeschrittenen Tageszeit weniger Touristen unterwegs sein würden.

Die Gassen in Richtung Rialtobrücke waren noch voller Menschen. Die Venezianer nehmen auch keine Rücksicht auf den Menschenstrom. Man trifft, sich und wechselt ein paar Worte und bleibt genau dort stehen. Es gibt einen Stau und irgendwie kommt man daran vorbei. Vermutlich ist das eine Art von Stolz den Touristen zu zeigen: Das ist unsere Stadt, wir leben hier, wir lassen uns von euch nicht verdrängen. Ich kann das nachvollziehen bei jährlich 10 Millionen Touristen, das sind im Jahresdurchschnitt ca. 27.000 täglich, wobei das in den Sommermonaten erheblich mehr sein müssen, so voll wie es in diesen Tagen war. Anderseits lebt die Stadt vom Tourismus. Restaurants, Bars sowie Geschäfte, vor allem mit den Glaswaren aus Murano und mit Masken, reihen sich dicht an dicht.

Nachdem wir die Rialtobrücke passiert hatten, wurde es langsam ruhiger auf den Strassen. Die Einheimischen waren in der Überzahl. Am Campo San Sofia setzen wir uns in ein Strassenbar um unseren schmerzenden Füssen ein wenig Ruhe zu gönnen. Wir bestellen uns ein Bier und beobachteten die vorbeiziehenden Menschen, überwiegend von der Arbeit heimkommende Venezianer, die sich vom Bahnhof kommend auf die Stadt verteilten. Nach 2 halben Litern Bier bekamen wir Hunger. Die Rechnung war die Überraschung des Tages: 20 Euro für 4 Bier. Aber das konnte uns den Appetit nicht verderben. Wir fanden eine nette Trattoiria und verspeisten noch eine Pizza.

Freitag, 19. September 2003

– 2. Tag

So ganz richtig gut geschlafen haben wir nicht. Andere Bewohner, die nach Hause kamen, klappten laut mit den Türen. Bevor ich wieder einschlafen konnte, hörte ich auf dem nahen Canal Grande das Tuckern der Vaporettos. Früh waren wir wieder wach und …..

Im Reiseführer hatte ich eine Tour mit dem Vaporetto ausgesucht, die halb um Venedig herumführt. Einen Teil dieser Tour haben wir zu Fuss absolviert. Sie führte uns auf dem ersten Abschnitt durch reine Wohngebiete mit teilweise recht neuen und modernen Gebäuden. Hier waren kaum Touristen unterwegs.


Von der Anlegestation Fondamenta Nuove, bei der zahlreiche Vaporettos geparkt waren, hatten wir einen Blick hinüber zur Friedhofsinsel. Ich musste an Ingrid denken. Sie hätte sicher eine Fahrt auf diese Insel unternommen.

Wir nahmen jetzt das Boot und fuhren weiter zum Dogenpalast. „Menschenmassen unter sich“ sagte Bernd. Reisegruppen aller Herren Länder, Schulklassen, es war noch viel schlimmer als am Nachmittag tags zuvor.

Auf der Pizaetta war kaum ein Durchkommen. Menschenschlangen, die auf Einlass in die Kirche warteten, versperrten den Weg. 1976 habe ich das Innere der Basilika besichtigt, es ist wirklich sehenswert und beeindruckend. Aber ich würde mich deswegen nicht stundenlang anstellen. Stattdessen setzten wir uns auf den Marcusplatz ins Café Florian. Der Cappuccino wurde uns mit einer Karaffe Wasser serviert. Der Platz war erfüllt von Caféhausmusik der Salonorchester. Wir beobachteten Tauben und Menschen und Menschen, die Tauben fütterten, kleine Kinder, die von den vielen Tauben Angst bekamen. Stundenlang hätten wir es hier aushalten können – wenn nicht ein Cappuccino 8 Euro kosten würde! Aber schön war es trotzdem.

Von Cappuccino wird man halt nicht satt. Gestern hatten wir in einem Geschäft eine Art Brot gesehen, dass mit Käse und Oliven gefüllt war, mit einem Preis von Euro 1,27 recht preiswert. Wieder reihten wir uns in den Touristenstrom ein und suchten das besagte Geschäft. Ja, im Schaufenster lag diese „Strudel“ genannte Spezialität. Wir verlangten „due Strudel“. Nachfrage der Verkäuferin: „due?“ – „si“. Sie legte einen Strudel auf die Waage. Ups – deswegen war es so preiswert, die Dinger werden nach Gewicht verkauft. Egal, wir wollten jetzt 2 Strudel, dazu 2 Dosen was zu trinken. Na gut, für den Preis von 18 Euro hätten wir uns auch in ein Restaurant setzen und Pizza essen können. Aber so suchten wir uns ein ruhiges Plätzchen an einem kleinen Kanal, setzten uns auf die Stufen und speisten Strudel.

Langsam wurde es langweilig. Wir hatten bereits viel gesehen. Neue Wege zu erkunden war schwierig. Die meisten endeten als Sackgasse an einem Kanal oder in kleinen dunklen und engen Plätzen. Dauernd mit dem Stadtplan vor der Nase rumlaufen liegt mir auch nicht. Museen und Kirchen gibt es zwar reichlich, aber obwohl es dort viele interessante Dinge zu sehen gibt, fehlt uns das richtige Verständnis dafür. Eins wollte ich aber doch noch gerne sehen, und zwar die Kirche Santa Maria Gloriosa dei Frari. Hier ist das Marmorgrabmal von Tizian und ein grosses, ein Teil des Altars bildendes, Gemälde von ihm. Die Kirche war schnell gefunden. Es waren wenig Touristen in dieser Gegend. Das riesige Grabmal war beeindruckend, das Gemälde – nun ja, gross alt und bunt. Gegenüber dem Grabmal von Tizian erweckte aber ein anderes Grabmal unser Interesse: Eine Pyramide aus Marmor, die im Vergleich zu den anderen Grabmalen sehr modern wirkt und einen grossen Kontrast bildet. Es ist das Grabmal des Bildhauers Antonio Cavo.


Von hier aus wollte ich zu einem Platz, der im Reiseführer als bemerkenswert gekennzeichnet ist. Doch leider fand ich den richtigen Weg nicht. Wir fanden einen anderen kleinen Platz, auf dem man gemütlich bei einer Cola sitzen und sich erholen konnte. Leider gibt es in Venedig sehr wenig Sitzbänke, auf denen man verweilen kann. Vielleicht haben die örtlichen Gastronomen was dagegen weil sie befürchten, ihre Einnahmen könnten geschmälert werden.

An einem Kiosk gab es leckeres Eis, und zwar zu moderaten Preisen: 1 Kugel = 1 Euro, 2 Kugeln = 1,50 Euro. Je mehr Kugeln man bestellt um so weniger bezahlt man für jede weitere. Das hab ich noch nirgends gesehen.

Da ich die gesuchte Stelle nicht fand wurde umdisponiert und wir gingen zur Kirche Santa Maria della Salute, fast am Ende des Canal Grande. Von dort ein paar Meter weiter sollten wir einen schönen Blick auf den Marcusplatz haben. Leider war der Weg wegen Bauarbeiten geschlossen. Wir setzten uns auf die Freitreppe der Kirche und schauten über den Bauzaun hinweg auf den Kanal.

Nach der kleinen Rast machten wir uns langsam wieder auf den Heimweg via Ponte del Accademia, von wo aus man einen schönen Blick auf unseren gerade verlassenen Rastplatz hat.


Noch Mal Marcusplatz, enge Gassen, Touristen, Rialto – die Luft war raus – so schön wie Venedig auch ist. Wir entschlossen uns, das Hotel aufzusuchen und uns dort eine Weile zu erholen. Mehr als eine Stunde lagen wir auf dem Bett und liessen das bisher erlebte Revue passieren. Wir kamen zu dem Entschluss, dass wir jetzt eigentlich nach Hause fliegen könnten. Für richtige Kunstkenner ist Venedig sicher eine wahre Fundgrube und die könnten sicher Wochenlang dort bleiben und täglich Neues entdecken. Nachdem wir genug philosophiert hatten, gingen wir nach unten zu einer kleinen Piazza in der Nähe des Hotels und verbrachten dort den Rest des Abends damit, die Leute zu beobachten.

Samstag, 20. September 2003

– 3. Tag

Wir hatten viel besser geschlafen als in der Nacht davor. Vielleicht lag es daran, dass wir abends noch die beiden Mücken erlegt hatten.

Wie verbringen wir die Zeit bis zum Abflug war die Frage. Wir gingen noch Mal die Hauptgasse entlang und es gab noch ein leckeres Eis. Ein letztes Mal bummelten wir durch die Stadt und fanden hier und da noch ein paar romantische Flecken und ein kleines Museum, dass Antonio Vivaldi gewidmet ist – Eintritt frei. Ausgestellt sind zum Teil über 300 Jahre alte Musikinstrumente.


Dann holten wir unsere Reisetasche aus dem Hotel, gaben die Schlüssel ab und strömten mit der Masse. An der Rialtobrücke setzten wir uns im Schatten der Rialtobrücke in das kleine Restaurant Al Buso, direkt an den Stufen zum Canal Grande. Wir bestellen Pizza und Bier, und noch ein Bier und Cappuccino. Auch hier hätten wir stundenlang sitzen können. Für Spatzen und Tauben sitzen auf den Stufen und warten, dass ein paar Krümel vom Tisch fallen oder gefallen werden.

Eine kleine Beerdigungsprozession auf Motorbooten fuhr vorbei. Der Sarg stand mit Blumen geschmückt auf einem offenen Boot, die nächsten Angehörigen sassen dabei. Ein weiteres Boot mit dazugehörigen Leuten folgte.

Auf der anderen Seite des Kanals hatte sich ein müder Tourist auf einen Steg gelegt. Gondeln und andere Boote befuhren geschäftig den Kanal. Romantik und Gondel – das gehört eigentlich zusammen. Nur war bei der herrschenden Betriebsamkeit von Romantik keine Spur.


Plötzlich kam eine besondere Gondel. Sie hatte eine schwarze Laube und wurde von 2 Gondolieren gerudert. In der Laube sass ein Mann. War es ein reicher Venezianer, der sich fahren liess? Dann wurde es Zeit, mit dem Vaporetto in Richtung Busbahnhof zu fahren. Und da kam die Gondel wieder zurück – mit einem Brautpaar an Bord. Statt in einer Hochzeitskutsche fährt man in Venedig mit einer Hochzeitsgondel – eigentlich logisch.

n wenigen Minuten brachte uns das Vaporetto aus der Stadt heraus. Der Bus zum Flughafen stand abfahrbereit und eine halbe Stunde später waren wir umgeben von moderner Technik. Der Alltag hatte uns wieder.

Der Abflug verzögerte sich etwas. Alle Passagiere waren schon eingestiegen als eine Stewardess die Reihen 2 Mal durchzählte. Eine anderes Stewardess zählte ein drittes Mal. Es gab eine Durchsage aus dem Cockpit, die wieder nur unvollständig zu verstehen war. Wir hörten was heraus von Problemen mit Papieren. Wir vermuten, dass die Passagierliste nicht mit der tatsächlich an Bord befindlichen Anzahl der Fluggäste übereinstimmte. Dann ging es tatsächlich los. Beim Start konnte ich noch einen Blick auf die im Dunst liegende Stadt erhaschen.

Man hört ja immer wieder, dass Leute behaupten, Venedig stinkt und ist schmutzig. Ich war jetzt zum 3. Mal da und habe wieder nicht festgestellt, dass es stinkt und schmutzig ist. Eins ist klar: Wo Wasser ist kann es manchmal ein wenig riechen, nach Wasser eben. Und wo morgens der Müll gesammelt wird und darauf wartet, von einem Boot abgeholt zu werden, da stinkt es schon mal. Das ist normal und nur vorübergehend und kann bei uns auch passieren. Und da der Müll täglich entsorgt wird bedeutet, dass es nicht schmutzig ist. Schmutzig machen es die Touristen, die Zigarettenkippen, Papier und anderen Abfall einfach in die Gassen oder die Kanäle werfen – so wie auch hier.

Venedig ist nicht schmutzig – Venedig ist halt alt, das kann man überall sehen. Es kostet sicher ein Vermögen, Palazzi zu renovieren bzw. instand zu halten. Es wird einiges getan – aber es muss auch noch viel getan werden!

(Die sichtbaren Eintragungsdaten der Kommentare entsprechend nicht der tatsächlichen Veröffentlichungszeit)