
Was soll ich sagen? Toll!? Phantastisch!? Genial!? Geil!? Jedes einzelne Wort trifft es. Aber man muss es selbst erlebt haben. Ich will versuchen, euch davon zu erzählen.

Mit nur wenigen Minuten Verzögerung begann die für 20.00 Uhr geplante Vorstellung. Das Konzerte nie püntklich beginnen ist ja hinreichend bekannt. Meist wird es 15 Minuten später. Aber fast pünktlich öffnete sich der Vorhang hinter dem Tina Turner auf einer kleinen Plattform in luftiger Höhe stand. Wir Besucher im Innenraum sprangen von unseren Stühlen auf und sofort war die Colorline Arena von Jubel und Beifall erfüllt. Langsam fuhr die Plattform herunter auf Bühnenniveau und Tina sang ihre ersten Songs. Gefühlvoll und mit kräftiger Stimme bestritt sie ihr Programm. Keine Minute lang kam das Gefühl auf, dass es nur abgespult war. Zwei effektvolle Auftritte nach jeweils einem Kostümwechsel begleiteten die erste Stunde bis zur Pause. Ansonsten verzichtete Tina auf jeglichen technischen Firlefanz. Sie allein hat so eine starke Bühnenpräsenz, dass sie es nicht nötig hat, viel Show drumherum zu machen. Die Show ist sie selbst. Sehr beeindruckend das Finale des ersten Teils mit ihrem Hit „We don’t need another hero“, das mit einem kleinen Feuerwerk beendet wurde.
Als sich der Vorhang nach der Pause öffnete, sass Tina mit ihren Musikern vorn an der Rampe auf Stühlen. Sie präsentierte uns eine Reiher ruhigerer Titel. Langsam ging sie dazu über, wieder kraftvoller und rockiger zu werden. Die Stühle wurden beiseite geräumt und Tina tanzte wieder über die Bühne. Mal links, mal rechts präsentierte sie sich dem Publikum in der grossen Halle, sodass jeder in den Genuss kam, sie möglichst nahe zu sehen.

Nach dem nächsten Konstümwechsel kam ein wirklich grosser Auftritt zur James-Bond-Titelmelodie „Golden Eye“. Tina erschien aus einem sich öffenden Kreis, der symbolisch das Golden Eye darstellen sollte. Dazu passend ihr outfit: Schlichtes Schwarz mit Gold besetzt, dazu goldfarbende Pumps. Unter ihrem vorn offenen Kleid blitzte schon das goldfarbene Mini hervor. Dramatisch ihr Auftritt, der nicht die erste Gänsehaut an diesem Abend bei mir verursachte.
Und dann rührte Tina mich zu Tränen, und das ist nicht gelogen. Die ersten Töne der Band von „You are simply the best!“ verursachten zunächst die nächste Gänsehaut. Aber als sie dann anfing zu singen rollten die Tränen. Was soll man machen, wenn „the best“ ganz dicht neben mir steht?! Ich umarmte meinen Mann ganz fest und ich liess den Tränen freien Lauf. Der Song ist wirklich mein absolutes Lieblingslied von ihr, aber mit dieser Reaktion von mir hätte ich nie und nimmer gerechnet.
Tina Turner rockte weiterhin über die Bühne und riss das Publikum dazu mit, Refrains mitzusingen. Die Frau ist mit ihren 69 (!) Jahren wirklich fit und versteht es, zu begeistern. Die steht ja nicht eine Minute still. Von Rheuma keine Spur. Ich wünsche mir, dass ich in 10 Jahren auch noch so fit bin.

Ein Titel noch, und dann verliess sie zusammen mit ihren Musikern die Bühne während die Halle tobte. Rhytmisches Klatschen, Tina-Rufe, Trampeln auf den Rängen – es war klar, dass wir eine Zugabe wollten. Und da das Licht nicht wieder anging, war auch von vornherein klar, dass es eine Zugabe geben würde. Und die war phantastisch:
Die Musiker nahmen wieder Platz und Tina begab sich an eine Stelle an der Seite der Bühne. Ganz langsam wurde sie dort ca. 2 m in die Höhe gehoben. Ein langer Ausleger drehte sich in den Zuschauerraum und Tina Turner schwebte über den Köpfen der Zuschauer in den ersten Reihen während sie von dort oben noch einmal das Publikum mitriss. Der Ausleger kam fast über uns zum stehen. Und dort oben sang Tina. Es war unfassbar, sie so nahe zu sehen. Der Auslager drehte wieder zurück in die Mitte des Saales. Und was machte sie?: Sie verliess ihren, durch ein Geländer gesichterten, Platz und ging singend über diese Brücke.

Danach gab es noch ein ruhiges Abschiedslied. Tina nahm den Beifall entgegen und verliess die Bühne. Ein tolles Konzert, das, ohne die Pause mitzurechnen, mehr als 2 Stunden gedauert hat, war zu Ende. Und ich habe es nicht bereut, das Geld für die Karten auszugeben. Der Abend war wirklich jeden einzelnen Cent wert, inklusive Geld für Benzin, Parkgebühren, Gaderobengeld, Getränke und etwas zum Essen vor der Vorstellung. Ein langehegter Wunsch hatte sich erfüllt: Ein mal Tina Turner in einem Livekonzert zu erleben. Wenn ich gestern Abend im Lotto gewonnen hätte, würde ich morgen wieder zum Ticketcenter gehen und versuchen, Karten für die Vorstellung am Dienstagabend zu bekommen.