Ich bin kein Fussballfan und ich weiss nicht, wieviele Fussballmannschaften allein in der 1. Bundesliga spielen. Dann gibt es noch die 2. Bundesliga und noch ein paar Ligen mehr, in denen etliche Mannschaften spielen mit sicherlich einigen hundert Spielern. Dass unter diesen Spielern auch welche sind, die schwul sind, ist ja zu vermuten. Es gibt ja auch Schwule, die Fussballfans sind, wie z.B. mein Mann.
Schwul sein und aktiv fussballspielen – das passt für viele hartgesottene Fussballfans nicht zusammen. Fussballfans sind Kerle bzw. sie tun so, als seien sie welche, jedenfalls wenn sie gemeinsam im Stadion stehen. Keiner weiss, wer von ihnen zuhause schwule Pornos schaut.
Bisher hat sich noch kein aktiver Fussballspieler der 1. Bundesliga als schwul geoutet. Doch einer hat sich jetzt anonym zu Wort gemeldet. Als ich das gelesen habe, ist mir wieder mal bewusst geworden, wie gut ich das habe. Ich bin im Job geoutet und in der Nachbarschaft, in der Familie sowieso. Ich kann mit meinen Mann überall hingehen, ja wir sind auch schon mal geschäftlich gemeinsam eingeladen gewesen. Wir können uns frei und ungezwungen bewegen, und das nicht nur unter der Bettdecke.
Auf dem schwulen Fussballspieler muss eine grosse Last liegen, dass er all das nicht kann, dass er sich verstecken muss, dass er im öffentlichen Leben ein Schauspieler sein muss. Denn die Fussballstars stehen nun mal im Fokus der Öffentlichkeit. Der Mann – ebenso wie seine schwulen Kollegen – ist zu bedauern. Und ja, ich gebe ihm recht: Es wäre ein Fehler, sich in seiner aktiven Zeit allein zu outen. Alle schwulen Fussballer sollten das gaymeinsam tun. Damit könnte den sogenannten Fans der Wind naus den Segeln genommen werden.
Ich kann nur allen Schwulen Fussballspielern, die nicht geoutet sind, wünschen (wie überhaupt allen Schwulen), dass sie genügend Stärke haben, diesen Zustand zu bewältigen. Denn das, was sie jetzt machen, ist kein Leben! Das ist ein Krampf!