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Die andere Seite


Unser erster abendlicher Fahrradausflug führte uns elbabwärts nach Altengamme und wir blieben auf der nördlichen Seite der Elbe in Schleswig-Holsten und Hamburg. Gestern Abend machten wir uns auf den Weg über die Elbe hinüber nach Niedersachsen und dann am Deich entlang elbaufwärts bis zum Tesper Fährhaus, direkt gegenüber vom Krümmelmonster.


Auf einer Bank auf dem Deich machten wir vor der Rückfahrt eine Pause bis die Sonne über Hamburg untergegangen war.

Es könnte hier so schön sein wenn nicht das Krümmelmonster dort gegenüber auf Geesthacher Stadtgebiet stehen würde.

Leider ging hier die Fahrt nicht auf dem Deich entlang sondern hinter dem Deich. Der Blick auf die Elbe war uns während der Fahrt also verwehrt.

Eigentlich hatten wir gar nicht so die rechte Lust, unsere Fahrräder aus dem Keller zu holen um eine Tour zu machen. Als wir da aber so auf der Bank dem Sonnenuntergang zuschauten, waren doch zufrieden und froh, dass wir uns zu dieser kleinen Tour aufgerafft hatten.

Magdeburg mit Stopover in Lüneburg


Burg ist Burg, ob nun Magde oder Lüne. Doch unser kleiner Ausflug nach Magdeburg hatte ein vorläufiges Ende in Lüneburg. Nicht, dass Lüneburg nicht schön wäre. Das ist wirklich ein nettes Städtchen, wie erst April gerade wieder beschrieben hat. Aber uns war eher nach Magdeburg als nach Lüneburg. In Magdeburg hatten wir nämlich ein Hotelzimmer gebucht, dortselbst wollten wir Oliver und Sabrina treffen. Und gemeinsam wollten wir uns „Titanic – das Muiscal“, eine Produktion des Theaters Magdeburg anschauen. Weiterlesen

Zum Musical in die Hauptstadt


Zum Geburtstag hatte ich von Bernd zwei Karten für das Musical „Der Schuh des Manitu“ im Theater des Westens in Berlin und eine Übernachtung im Hotel „Hollywood Media“ am Kurfürstendamm bekommen. Zwei Karten? Klar doch, dass ich Bernd mitnehmen würde.

Gestern Vormittag machten wir uns also auf in die Hauptstadt. Ab der Landesgrenze Schleswig-Holstein/Mecklenburg Vorpommern fuhren wir unter dem blauen Himmel durch blühende Landschaften. Vielleicht hatte Helmut Kohl mit den blühenden Landschaften einst die Felder mit dem in voller Blütenpracht stehenden Raps gemeint. Es entzieht sich meiner Kenntnis, ob zu DDR-Zeiten auch Raps dort angebaut wurde.

Das sommerliche Wetter machte es möglich, dass wir die ganze Strecke offen fahren konnten. Unser neues Navi brachte uns sicher zum Hotel. Der Wagen wurde in der Tiefgarage abgestellt.

Das Hotel gehört dem Schauspieler Artur Brauner. Überall im Hotel hängen Filmposter und Fotos von Schauspielern, von denen viele schon nicht mehr leben. In einigen Ecken sind kleine Filmszenen nachgestellt. Ausserdem gibt es jede Menge Filmutensilien, wie z.B. eine alte Vorführmaschine. Die Zimmer haben nicht nur eine Nummer. Jedes Zimmer ist einem berühmten Schauspieler oder einem anderen berühmten Filmschaffenden gewidmet, unser Zimmer dem Schauspieler und Regisseur Orson Welles. Sein Porträt hängt denn auch nicht nur neben der Zimmertür sondern auch über dem Bett.


Nachdem wir unser Zimmer in Augenschein genommen hatten, trafen wir uns mit Peter und Frank (ursprünglich sollte es eine Überraschung für mich sein, die Beiden dort zu treffen. Aber durch einen dummen Zufall kam das bereits vor meinem Geburtstag heraus). Gemeinsam bummelten wir über den Kurfürstendamm. Im Café Reinhard’s des Hotel Kempinski machten wir eine Eispause während der wir in der absolut ersten Reihe auf dem Gehweg des Kurfürstendamms sassen, was nicht unbedingt ein Vorteil war. Ausschweifende Hand- und Armbewegungen meinerseits während des Gesprächs trafen zuweilen den einen oder anderen vorbeiflanierenden Passanten.

Der Service im Reinhard’s war nicht gerade erstklassig. Beim Eisbecher fehlte die bestellte Sahne. Der Eisbecher mit gemischtem Eis war mengenmässig ein Witz weil die Kugeln sehr klein waren. Eine von Frank vorgebrachte Reklamation hatte Erfolg und es wurden 2 neue Eisbecher serviert. Währenddessen hatten Bernd und ich unsere Eisschokolade schon auf. Auf die Bezahlung unserer Zeche mussten wir sehr lange warten. Schliesslich sammelten wir den Gesamtbetrag zusammen, drapierten die Scheine unter einen der Teller und standen auf. Allerdings hatte Peter ein Einsehen und unterrichtete den für uns zuständigen Kellner, worauf der eiligst angelaufen kam und das Geld einsammelte.


Weiter führte unser Weg, an der Gedächtniskirche vorbei in Richtung Kaufhaus des Westens (KDW). Aber der Appetit trieb uns in eine Seitenstrasse in das Chinarestaurant Ming’s Garden, in dem uns ein preiswertes, aber ansprechendes und gutes Menü serviert wurde.

Nach dem Essen trennten wir uns von Peter und Frank. Die Beiden wollten zurück in ihr Apartment, um dort vor der Muscialaufführung noch ihren Schönheitsschlaf zu halten. Bernd und ich trieb es zurück zum Kurfürstendamm, den wir etwas genauer unter die Lupe nehmen wollten. Etwa ab der Höhe unseres Hotel ebbte der Tourstenstrom langsam ab, ebenso wie die Anzahl der Geschäfte. Dafür wurden diese exklusiver. Gucci, Prada, Rolex und viele andere teure Namen waren hier zu finden. Ich wollte ja für Bernd und mich noch einen neuen Anzug für den Theaterbesuch kaufen. Aber Bernd konnte mich leidergottseidank davon überzeugen, dass das nicht notwendig sei.


Nach einer erfrischenden Dusche im Hotelzimmer und nachdem wir uns umgezogen hatten, machten wir uns auf den Weg zum Theater des Westens, dass nur wenige Gehminuten vom Hotel entfernt ist. Wir hatten Durst und löschten diesen mit einer Flasche Bier. Für die Pause bestellten wir Uschi-Sekt.

Wir waren sehr gespannt wie man es geschafft hat, einen Film als Muscial auf die Bühne zu bringen, was überraschend gut gelungen ist. Man hat nämlich eine Art Westernrevue daraus gemacht mit viel Gesang (ist ja auch ein Musical) und Choreographie. Der erste Teil bis zur Pause ist dann auch recht flott und kurzweilig gelungen. In der Pause tauschten wir beim Uschisekt erste Meinungen mit Frank und Peter aus. Die beiden waren nicht ganz so positiv von dem Stück beeindruckt wie Bernd und ich. Aber es war ja noch nicht zu Ende.

Den zweiten Teil fanden wir ziemlich flach, langweilig und zum Teil albern. Und es schien uns, als sei er künstlich in die Länge gezogen. Es gab keinen richtigen Höhepunkt. Unsere Freunde dagegen waren ganz anderer Meinung und fanden den 2. Teil viel besser. Unser Fazit: Wir fanden das Musical nicht schlecht und würden es uns gegebenenfalls noch ein zweites Mal anschauen.

Ein Wiedersehen gab es mit Jens Janke. Er spielt im Schuh des Manitu den schwulen Indianer Winnetouch. Jens Janke spielte in dem legendären Musical Titanic den Funker. Wir sahen ihn auch auf der Bühne des Palladium-Theaters in Stuttgart im Musical 42nd Street.

Nach der Vorstellung nahmen wir direkt neben dem Theater im Café Quasimodo noch einen Schlummertrunk bevor wir uns auf den Weg zum Hotel machten. Und da frische Luft Appetit macht, brauchten wir noch einen Snack, den wir im Burger King direkt neben dem Hotel einnahmen.

Nach dem ausgiebigen Hotelfrühstück machten wir uns heute morgen auf den Heimweg. Anfangs spielte unser Navi ein wenig verrückt und zeigte eine Position an, auf der wir uns garantiert gerade nicht befanden. Auf der Übersichtskarte hatten wir vorher gesehen, dass wir auf dem richtigen Weg waren. Wir fuhren einfach weiter und landeten dann auch auf der Autobahn in Richtung Hamburg. Nun schloss sich auch das Navi unserer Meinung an und brachte uns wohlbehalten nach Hause.

Dieses war unser 3. Besuch in Berlin. Das erste Mal waren wir vor einigen Jahren mit dem Chor dort. Unser 2. Besuch galt dem Musical Les Miserable, das seinerzeit auch im Theater des Westens aufgeführt wurde. Beide Aufenthalte in Berlin vermittelten uns kein sehr positives Bild von der Stadt. Nach diesem 3. Besuch sind wir beide einhellig der Meinung: Wir kommen bestimmt wieder!

Vielen vielen Dank an meinen Schatz für dieses schöne Geburtstagsgeschenk!

Seeblick


Am Dienstag hatte Schwiegermutter Geburtstag. Da sie wegen ihrer kleinen Rente kaum aus dem Haus kommt, hatten wir ihr unter anderem eine „Fahrt ins Blaue“ geschenkt. Sie wusste also nur, dass wir sie mit dem Wagen abholen würden. Wohin die Fahrt gehen würde, war ihr nicht bekannt.

Wir hatten uns ausgedacht, sie nach Travemünde zu entführen und dort in einem Restaurant an der Strandpromenade ein Mittagessen einzunehmen. Für diesen Zweck hatte ich eigens einen Tisch reservieren lassen. Leider wurde die Fahrt länger als erwartet. Durch einen Unfall auf der A1 hatten wir eine erhebliche Zeitverzögerung. Unser lokaler Radiosender hatte über die Verkehrsstörung nichts berichtet. Im Wagen hatten wir den Sender nur recht leise an und bekamen deshalb von einer Verkehrsmeldung nichts mit. Und das Navi lag zu Hause, schliesslich kennt man sich ja aus.

Zum Glück war unser Tisch noch nicht vergeben. So konnten wir während des Essens auf die vom Nord-Ost-Sturm aufgewühlte Ostesee blicken.

Nach dem Essen brauchten wir noch einen kleinen Verdauungsspaziergang auf die sturmumtoste Mole, die auch von einer kleinen Hochzeitsgesellschaft aufgesucht wurde. Die Windsbraut hatte Mühe, ihren Schleier unter Kontrolle zu halten. Währenddessen versuchte ein kleiner Segler, mit Motorkraft die offene See zu erreichen. Und vor dem Hotel Maritim flatterten die Flaggen im Sturm.


Um die Verdauung weiter anzuregen, ging es dann noch zur Hafenpromenade. Hier gibt es eine Stelle, wo der Weg über ein Gleis führt, auf dem Schiffe ins Wasser gelassen werden können. Diese Stelle ist mit Stahlplatten abgedeckt. Wann man darauf rumhüpft, scheppert es recht nett. Und das muss ich seit zig Jahren machen. Heute mokierte sich eine alte Dame darüber. Sie fragte mich, ob es denn Spass machen würde. Blöde Frage, sonst würde ich das ja nicht tun (das hab ich aber nicht zu ihr gesagt). Ich erwiderte, dass ich das seit etwa 50 Jahren mache, und zwar jedes Mal, wenn ich an diese Stelle komme. Na, wir wechselten noch ein oder zwei Sätze und sie zog ihres Weges und wir machten uns auf den Weg zum Wagen, der uns zum Kaffeetrinken zu meiner Mutter nach Lübeck bringen sollte, was Schwiegermutter aber auch nicht wusste.

Für Schwiegermutter war es ein schöner Tag, ebenso für uns, weil wir merkten, dass wir sie mit diesem kleinen Ausflug glücklich gemacht haben.

Von einer verlorenen Tasse und einem schwulen Ritter

Am vergangenen Wochenende wurden Weihnachtsgeschenke einglöst: Oliver und seine Freundin sowie Bernd hatten von mir Karten für das Musical Spamalot bekommen, das zurzeit in Köln im Musicaldome aufgeführt wird.

Unser neues Spielzeug hat auf dieser Fahrt die Feuertaufe bestanden. Es führte uns am Samstag problemlos nach Mönchengladbach zu unserem Hotel. Oliver und Sabrina holten uns dort ab. Bei den Beiden zu Hause stärkten wir uns bei Kaffee und Kuchen.

Am späten Nachmittag machten wir uns auf den Weg nach Köln. In der Tiefgarage am Bahnhof wurde der Wagen abgestellt. Dann ging es in die City, wo wir uns ein Restaurant zum Essen suchen wollten. Ich hatte zwar von April ein paar Tipps bekommen. Aber aufgrund der Menschenfülle in den Strassen der Fussgängerzone hatten wir es bald satt, noch lange zu suchen und wir kehrten in einem Chinarestaurant ein, in dem Bernd und ich vor ein paar Jahren schon mal ganz zufriedenstellend gespeist hatten und das wir rein zufällig wiederentdeckten.

Wir sind immer gern recht früh am Ort des Geschehens um uns dort ein wenig zumzusehen. Architektur und Interieur von Theatern interessieren uns sehr. Wirkte der Zeltbau von aussen auf uns eher sachlich kühl, aber doch durch entsprechende Beleuchtung ins rechte Licht gesetzt, umfing uns das Foyer dagegen mir warmen Rottönen. Kugellampen verbreiteten fast eine nostalgische Atmosphäre.

Um halb acht wurder der Saal geöffnet und wir suchten unsere Plätze. Wir waren sehr gespannt, was uns an diesem Abend erwarten würde. Wir kennen zwar die Filme von Monty Python, aber wie setzt man die Ritter der Kokosnuss als Musical um?

Humorvoll waren bereits die vor Muscialaufführungen obligatorischen Hinweise, dass Handys nicht benutzt werden sollen und Ton- und Filmaufnahmen nicht gestattet sind. Hier gab es bereits erste Lacher.

Über das Stück selbst könnte ich eine ganze Inhaltsangabe machen, die aber diesen Rahmen sprengen würde. Nur soviel sei gesagt: Es sieht total bescheuert aus, wenn King Arthur, souverän in Szene gesetzt von Michael Flöth (ihn kennen wir als Kapitän aus dem Musical Titanic), ohne Pferd im Galoppschritt über die Bühne „reitet“, akustisch unterstützt vom Geräusch aneinandergeschlagener Kokosnusshälften seines Begleiters Patsy.

Mein absolutes Highlight des ersten Aktes war eine Diskussion der tumben Ritter: King Arthur erhält von Gott den Auftrag, den heiligen Gral zu suchen. Die Ritter wissen nicht so recht, was ein Gral ist, haben nur eine vage Vorstellung davon und bezeichnen das Ding dann als Tasse, die Gott verloren oder gar verschluckt haben müsse und wieso es überhaupt nur eine Tasse im Himmel gibt. Als dann einer meinte, der Kaffeepot sein so eine Art Phantom, wurden dazu ein paar Töne aus dem Musical Phantom der Oper intoniert. Die ganze Szene ist total blöd, total bescheuert – und über so total blöde Dinge kann ich mich königlich amüsieren und lauthals lachen.

Nach der Pause ging es bunt und humorvoll weiter. Mehrere Broadwayshowstücke machen einen grossen Teil des Musicals aus. So outet sich Sir Lancelot in einer mitreissenden Tanzshow als schwul. Er hätte sich gern noch etwas mehr ausziehen können!

Zum Schluss finden sich zwei Paare, u.a. dabei der schwule Sir Lancelot. Happy End – und aus. Wie? Schon zu Ende? Die Zeit verging wie im Flug und es war wirklich schade, dass der Spass schon vorrüber war. Wer es humorvoll mag, wer schrägen Humor mag, sollte sich dieses Musical unbeding ansehen.

Auf dem Weg zum Wagen wurde ich von einer Dame angesprochen. Es war die Empfangsdame von meinem Zahnarzt. Demnächst habe ich dort wieder einen Termin. Wir werden ganz bestimmt ein wenig über das Musical sprechen.

Oliver brachte uns zurück nach Mönchengladbach ins Hotel Vision. Am Sonntag morgen hatten wir dort ein gemeinsames Frühstück mit Oliver, Sabrina und Sabrinas Eltern. Ich hatte alle dorthin eingeladen. Es war eine lustige kleine Runde und wir hatten viel Spass miteinander.

Gegen Mittag machten wir uns auf den Heimweg.

Unser Kultursommer geht am 2. Mai in die Fortsetzung. Es geht nach Berlin ins Theater des Westens zum Schuh des Manitou, ein Geschenk von Bernd. Danach folgen noch Turandot an der Staatsoper Hamburg und Titanic in Magdeburg.

Reise nach Afrika

Angeregt zu dieser Zeitreise wurde ich durch den Besuch in Barcelona von Sabrina und Oliver vor ein paar Wochen. In Barcelona war ich 1968 auf meiner ersten Seereise auf einem Frachtschiff als Auszubildender – oder wie man damals noch sagte „Lehrling“ – zum Reedereikaufmann. Auf der Reise habe ich viele Fotos gemacht, die ich jetzt suchte. Dias waren das, geschossen mit einer Kodak Instamatic Kamera. Das Ding war damals der Hit für alle, die sich mit Belichtungszeiten, Blenden und dergleichen mehr nicht abgeben wollten. Gefunden habe ich nicht was ich suchte. Gefunden habe ich stattdessen Bilder von meiner zweiten Reise auf einem Frachtschiff im Jahr darauf, 1969. Ganze 19 Jahre alt war ich damals, auf einem Schiff mit noch 12 zahlenden Passagieren. Die Reise ging von Brake an der Weser nach Lower Buchanan, ein Hafen in Liberia, in dem Erz exportiert wurde, und dann nach Amsterdam. Drei Wochen waren wir unterwegs.

Das Schiff, mit dem ich auf Reisen war, hiess „Harmen Oldendorff“, ein Bulkcarrier bzw. Massengutfrachter, der ca. 50.000 Tonnen Erz wegschleppen konnte. Gebaut wurde das Schiff in den 60er Jahren auf der legendären Werft Bremer Vulkan. Die Schiffe waren alle nach Mitgliedern der Familie Oldendorff benannt, wie es heute in der Firma auch noch üblich ist. Seinerzeit war die Reederei Oldendorff die grösste Deutsche Reederei in Privatbesitz. Ich erinnere mich, dass die Flotte zeitweise 35 Schiffe umfasste.

Dias – macht man die überhaupt heute noch? Na, ich habe noch welche, teilweise im Papprahmen, teils im Plastikrahmen mit Glas geschützt. Da gab es dann immer diese regenbogenfarbenen Ringe, newtonsche Ringe nannte man die glaube ich. Unser Scanner ist dank einer speziellen Funktion in der Lage, die Aufnahmen von damals, von vor 40 Jahren, heute Digital abzuspeichern. Und es gibt Programme, die die Aufnahmen farblich etwas aufhübschen können.

Beim bearbeiten der alten Fotos begab ich mich auf eine Zeitreise und ich vergass Zeit und Raum. Einige der Bilder habe ich nie vergessen, was wieder mal zeigt, dass das, was man mit eigenen Augen gesehen hat, einem niemand nehmen kann.

Hier nun ein paar Eindrücke von der Reise nach Liberia im Jahr 1969 im zarten Alter von 19 Jahren. Glücklicherweise habe ich seinerzeit die Rahmen mit dem Motiv beschriftet, so konnte ich die Fotos entsprechend zuordnen. Die Qualität der Fotos entspricht natürlich nicht dem heutigen Standard. Des öfteren sind die Bilder mit Staub und Fusseln verunreinigt.





Demnächst werde ich weiter in meinem Schatzkästchen graben und wieder auf Zeitreise gehen. Das Ergebnis der Suche werde ich euch sehen lassen.

Mit Mutter unterwegs

Mein Fräulein Mutter hatte eingeladen, eingeladen, ein Wochenende in Mönchengladbach Oliver und seine Freundin zu besuchen. Sie wollte alles für uns bezahlen. Am vergangenen Samstag ging es los. Leider musste Bernd zu Hause bleiben. Nicht, weil er nicht eingeladen war. Es hatte andere Gründe. Er erhielt aber als Ausgleich ein finanzielles Geschenk von Mutter.

Samstag morgen trafen wir uns also in Hamburg auf dem Hauptbahnhof da meine Mutter aus Lübeck anreiste. Wir hatten noch reichlich Zeit bis zur Abfahrt des Zuges und deckten uns mit etwas Reiseproviant und Lektüre ein. Um dem Gedränge beim Einsteigen in den Zug zu entgehen, fuhren wir diesem zum Bahnhof Dammtor entgegen wo erfahrungsgemäss nicht so viele Menschen einsteigen. Immerhin ist meine Mutter bereits 84 Jahre alt und es ist nicht ganz so einfach mit ihr, was die körperliche Fitness angeht. Als wir den Hamburger Hauptbahnhof erreichten, hatten wir bereits unsere Plätze eingenommen und konnten den mit Gepäck beladenen Fahrgästen ganz entspannt dabei zusehen, wie diese ihre Plätze suchten.

Nachdem ich meine Zeitung gelesen hatte, wollte ich wissen, wer denn die Mitreisenden sind und schaute mir die Leute etwas näher an, jedenfalls die, die richtig sehen konnte. Ein junger Mann, so ca. 30 Jahre alt, erregte meine Aufmerksamkeit weil er gut aussah. Irgendwann entdeckte ich, dass er mich auch beobachtete. Unsere Blicke trafen sich öfter ohne dass wir uns auswichen. Zwei Stationen vor unserer Ankunft in Düsseldorf stieg er aus. Er verliess den Wagen an der von seinem Platz entferntesten Tür und musste deshalb bei mir vorbei. Ein zaghaftes Lächeln umspielte seine Lippen als sich unsere Blicke trafen. Schade, dass er ausstieg. Aber so weit hatten wir es nun auch nicht mehr.

In Düsseldorf mussten wir in eine Regionalbahn nach Mönchengladbach umsteigen. Mit uns stiegen viele Fussballfans ein, die sich in Mönchgengladbach ein Bundesligaspiel ansehen wollten. Glücklicherweise erwischten wir einen Wagen, in dem es verhältnismässig ruhig zuging, so dass wir die etwa 20-minütige Fahrt zu unserem Zielort ziemlich entspannt ertragen konnten.

Am Bahnhof holten Oliver und Sabrina uns ab und brachten uns zuerst ins Hotel. Nachdem wir uns etwas erfrischt hatten, machten wir uns auf zu einem kleinen Spazierung zum Domizil der beiden, das auch für Mutter gut zu Fuss vom Hotel aus zu erreichen ist. Beim Nachmittagskaffee mit hausgemachten Torten lernten wir Sabrinas nette Eltern kennen. Es wurde viel geredet wobei Reisen immer ein beliebtes Thema ist, zu dem auch ein paar Fotos gezeigt wurden.

Am Abend ging es in die Nachbarstadt Viersen zum Chinesisch/Mongolischen Restaurant Shanghai Garden. Wir entschieden uns alle für das Mongolische Buffett, d.h. man sucht sich die rohen Zutaten aus, tut eine Sauce nach seinem Geschmack dazu und gibt den Teller mit seiner Tischnummer dran beim Koch ab. Auf einer heissen Platte wird alles gegart und man bekommt das fertige Gericht am Tisch serviert. Unter anderem wurde auch Kängurufleisch angeboten, welches ich natürlich probieren musste. Es sieht aus wie Rindfleisch, geschmacklich ist es ähnlich wie Rindfleisch. Ich mag es – aber ich muss es nicht unbedingt kaufen. Ich hielt mich dann doch lieber an Fisch und Garneelen. Zuhause bekomm ich sowas ja nicht. Nach einem abschliessenden chinesischen Kräuterschnaps wurden wir auf unseren Wunsch ins Hotel gebracht.

Zwar war ich total müde – konnte aber überhaupt nicht einschlafen und hab in der Nacht wohl auch sowieso kaum geschlafen. In aller Herrgottsfrühe zappte ich mich durch die Fernsehkanäle, auf denen auch nichts gescheites zu sehen war. Mir fehlte wohl einfach nur mein Mann zum ankuscheln.

Nach dem gemeinsamen Frühstück am Sonntagmorgen im Hotel fuhren wir in die kleine Stadt Brüggen. Wir machten einen kleinen Rundgang durch den historischen Ortskern, der einen ganz gemütlichen Eindruck macht. Am Wasserlauf der alten Mühle entdeckten wir einen frischen Biberschaden. Biber hatten in der Nacht eine Weide gefällt. Offensichtlich fehlte ein Stück vom Stamm, das die der Biber weggeschleppt hatten. Es war nämlich nirgendwo aufzufinden. Demnächst wird der Wasserlauf wohl für eine Überschwemmung sorgen.

Von Brüggen ging die Fahrt ins europäische Ausland, nach Holland in die Stadt Roermond. In einem Parkhaus stellten wir den Wagen ab und machten uns auf den Weg in die Stadt. Wir müssen ja immer Rücksicht auf meine Mutter nehmen, die nicht mehr allzu gut zu Fuss unterwegs ist. Wir suchten die Kirche, die wir schon von weitem gesehen hatten. Nämlich da wo eine alte Kirche steht, ist es meistens rundherum auch alt.

Inzwischen hatte sich der Himmel verdunkelt und es sah sehr trüb und grau aus. Die grosse Kirche Munsterkerk wirkte mit ihrer grauen Farbe unter dem grauen Himmel ziemlich düster und bedrohlich. Auch das Innere der Kirche wirkte nicht gerade erheiternd auf uns. Der Geruch von Räucherstäbchen hing in der Luft. Nein, dies war keine Atmosphäre für uns – so gern ich mir auch Kirchen ansehe. Schnell verliessen wir den düsteren Ort. Draussen war es zwar auch düster, aber man konnte freier atmen.

Das Wetter lud nicht dazu ein, noch woanders hinzufahren. Ich schlug vor, dass wir zu Sabrina und Oliver fahren sollen um dort den Nachmittagskaffee einzunehmen. Vom Vortag war noch genügend Torte übrig. Genau diese Idee hatte Oliver auch gehabt und gerade mit Sabrina besprochen. Zwei Männer – ein Wort, und es ging wieder in Richung Mönchengladbach.

Nachdem die Torte aufgegessen und die Kaffeekanne leer war, zeigte uns Oilver die Fotos von seinem Aufenthalt in China im vorigen Dezember. Er hatte geschäftlich dort zu tun. Da ich die Aufnahmen schon kannte und ich nach der fast schlaflosen Nacht total müde war, fielen mir fast die Augen zu. Allerdings mussten wir noch beratschlagen, wo Mutter zum Abendessen ihr Geld loswerden würde. Die Wahl fiel auf das Restaurant Kaiser Friedrich in der Kaiser-Friedrich-Halle in Mönchengladbach.

Es stellte sich heraus, dass dies eine gute Wahl war. Wir wurden herzlich dort empfangen. Das Ambiente ist edel und stilvoll, macht aber nicht den Eindruck eines Szenerestaurants. Die Bedienung ist höflich, dezent und perfekt -aber nicht übertrieben. Wir fühlten uns auf Anhieb wohl. Die Speisekarte enthielt Gerichte, die der Herbstsaison angepasst sind zu Preisen, die akzeptabel sind. Wir fragten uns allerdings, wie gross die Portionen wohl sein würden. Und wir wurden überrascht! Uns wurde ein schmackhaftes und reichliches Essen serviert. Gelegentlich kam die Chefin an den Tisch und erkundigte sich ob alles recht sei. Sie erzählte uns was zu den Gerichten bzw. zu den Zutaten. Obwohl Mutter und ich unsere Gerichte nicht schafften, entschieden wir uns noch für ein kleines Dessert: Hausgemachtes Sorbet, im Glas serviert und aufgefüllt mit Sekt. Sabrina schaffte die bestellten Topfenknödel mit Birnenragout und Quitteneis nicht. Oliver musste ihr dabei helfen.

Sehr zufrieden wurden wir uns Hotel gebracht. Ich hatte vermutet, dass mir sofort die Augen zufallen würde, sobald ich im Bett sei. Aber nein, es daurte eine Weile bis ich eingeschlafen war. Der Kuscheleffekt fehlte wohl auch an diesem Abend.

Nach dem Frühstück am gestrigen Montag brachte Oliver uns zum Bahnhof. Ein schönes Wochenende war zu Ende – Wiederholung nicht ausgeschlossen!