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Faszination Südostasien


Manche Leute mögen uns ja für verrückt halten, eine Reise 1 Jahr 9 Monate im Voraus zu buchen. Aber da wir eine spezielle Kabinenkategorie bevorzugen, muss man zeitig zugreifen. Die Reise beginnt Ende Ferbruar 2025(!) und dauert 14 Nächte. Start- und Endhafen ist jeweils Singapore. Die Reiseroute lässt sich auf der obigen Karte nachverfolgen.

Einige Häfen hätten wir auf der meiner Geburtstagsreise 2020 angelaufen, die aus bekannten Gründen wenige Tage vor dem Start storniert wurde. Diese Reise hatten wir auch 1 Jahr 5 Monate im Voraus gebucht und dazwischen noch eine andere Kreuzfahrt gemacht. Wir sind uns einig, dass wir die Reisepläne für 2024 fallenlassen.

Die Asienreise wird sicherlich klimabedingt kein Zuckerschlecken. Wenn sie denn stattfindet und wir dann gesund sind, bin ich fast 75 Jahre alt. Kreuzfahrten im skandinavischen und europäischen Bereich sind diesbezüglich ja entspannter.

Wenn alles gutgeht, kommen wir dann vielleicht doch noch in den Genuss, Business Class im A380 zu fliegen. Die Reiserücktrittversicherung muss ich eh schon für den Grundpreis der Reise aufstocken.

Natürlich haben wir wieder bei TUICruises gebucht. Die „Mein Schiff 6“ wird uns, hoffentlich, durch für uns unbekannte Gewässer und zu neuen Ländern fahren.

Voll erwischt


Ich hoffe ja immer, dass der Kelch an mir vorbeigeht wenn der Gatte erkältet ist, befürchtend, dass das nicht der Fall sein wird. Die Befürchtung hatte recht, wie immer. Und so begann es auch dieses Mal mit Halsschmerzen und Fieber. Jetzt ist auch noch Schnupfen dazugekommen.

Wenn es bei diesen Symptomen bleibt, bin ich froh und glücklich. Ich hoffe, dass ich von einer Bronchitis veschont bleibe, ich befürchte aber, dass das nicht der Fall sein wird. Ich kann mich nicht erinnern, jemals bei einer Erkältung keine Bronchitis bekommen zu haben. Abwarten, Tee trinken, Erkältungsbad nehmen, usw.

Ich erinnerte mich, dass ich irgendwann mal einen Link für ein Erkälungs-/Grippemittel abgespeichert habe, vermutlich auf Empfehlung einer Bloggerin. In der Apotheke kannte man das Mittel nicht und es war auch nicht über einen Händler auffindbar. Die Apothekerin fragte mich, ob es ein Deutsches Produkt sei, was ich bejahte. Die Dame fand dann aber heraus, dass es ein Produkt aus der Schweiz sei. Und da wusste ich auch, bei wem ich von dem Medikament gelesen haben könnte, nämlich bei Frau Brüllen. Sie lebt mit ihrer Familie seit vielen Jahren in der Schweiz und ist selbst in der Pharmabranche tätig. Ich musste also mit einem anderem Medikament vorlieb nehmen.

Ich weiss, alles dauert seine Zeit. Mit Medis eine Woche, ohne Medis 7 Tage. Und jetzt nehme ich ein Erkältungsbad.

Man(n) muss ja mal was tun


Es wird wohl nicht helfen, nur flache Speisen zu verputen. Jeden Tag Pizza ist ja langweilig. Schokolade, na ja. Aber irgendwann wird mir die auch zum Hals raushängen.

Zweimal in der Woche gehe ich ja jetzt ins Gymnastikstudio ElbeGymnastik, Dienstag eine Stunde Pilates 55+ und Donnerstag Wirbelsäulengynastik. Aber das reicht nicht wirklich um fit zu bleiben bzw. zu werden. Ich sollte mehr tun, als nur die Dame bewundern, die weit über 80 Jahre alt ist und jeden Tag hier vorbeimmaschiert und ca. 1 Stunde unterwegs ist. Ich glaube, wenn ich mich ihr anschliessen würde, würde sie mir weglaufen.

Heute bin ich einfach mal los. Ich mag ja gern Rundwege gehen und nicht „bis dahin und dann umdrehen“. Ich vermute, die Dame macht das so. Ich habe mir also einen Rundweg ausgesucht. Der ist nicht immer hübsch, aber es ist eben eine Runde.

Frau Google sagt mir, dass es 3,9 km gewesen sind, die ich heute „abgerissen“ habe. Dafür sollte ich etwas mehr als 1 Stunde gebraucht haben. Die Idee mit der Zeitachse hatte ich erst als ich wieder zu Hause war. Ich hatte aber jeweils auf die Uhr geschaut als ich losgegangen bin und wieder angekommen war. Tja Frau Google, ihre Uhr geht nach, vielleicht sollte die mal jemand aufziehen. Ich habe nämlich nur 47 Minuten gebraucht. Und wer weiss, ob Frau Google auch richtig den Weg gemessen hat?

Mein Rücken, den ich mir exakt heute vor 4 Monaten im Urlaub verrenkt hatte, hat das schmerzfrei mitgemacht. Heute Morgen hatte ich in der Praxis angerufen, deren Doc 2011 meinen Bandscheibenvorfall erfolgreich operiert hat. Aber so ohne weiteres krieg ich da keinen Termin. Ich müsste erst zum Orthopäden. Wenn er dann meint, es sei notwendig, würde ein MRT gemacht und dann bekäme ich ggf. eine Überweisung zu „meinem“ Operateur. OK, einen Termin beim Orthopäden würde ich wohl relativ kurzfristig bekommen. Aber dann doktert er selbst erstmal dran rum bevor er vielleicht meint, ein MRT wäre doch ganz gut. Und dann dauert es, bis ich einen Termin dafür habe. Da ich ein Auto nur sehr eingeschränkt zur Verfügung habe, kann es also dauern, bis ich in einer mir genehmen Radiologie einen Termin bekomme, die ich mit dem ÖPNV erreichen kann.

Ich bin nach meinem kleinen schmerzfreien Spziergang recht guter Dinge, dass ich das mit Training und Konsequenz in den Griff bekomme.

Gänsehautmomente


Heute war mir nach Opern. Ich stöberte durch meine Klassik-CD-Sammlung und entdeckte „A Night AT The Opera“, eine Zusammenstellung diverser Opernkompositionen verschiedener Komponisten. Na ja, verschieden sind sie schon seit vielen Jahren. Aber ihre Werke sind, zum Glück, der Nachwelt erhalten geblieben, auch wenn sie desöfteren von modernen Regisseuren verzerrt dargestellt werden.

Die Aufnahmen auf dieser CD sind zum Teil bereits 60 Jahre alt. Die musizierenden Orchester gehören immer noch zu den besten der Welt. Die Sängerinnen und Sänger gehörten einst auch zu den besten der Welt in der Opernszene. Die meisten Namen sind mir geläufig: Kiri Te Kanawa, Joan Sutherland, Carlo Bergonzi, Guiseppe di Stefano, Franco Corelli, Renata Tebaldi, Fredericia von Stade, Peter Hofmann.

Viele der auf der CD vertretenen Opern habe ich live auf der Bühne gesehen, u.a. auch Richard Wagners Monumentalwerk „Die Meistersinger von Nürnberg“. Auch ein Stadttheater, wie das Grosse Haus in Lübeck, hat tolle Inszenierungen hervorgebracht. Bereits als Schüler hatte ich ein Jugendabo der Volksbühne Lübeck, 1 DM pro Vorstellung im 3. Rang. Doch nachdem ich die Königin der Nacht während ihrer Arie „Der Hölle Rache kocht in meinem Herzen“ nur vom Hals an abwärts sehen konnte, reichte mir das nicht mehr. Für die Saison im Folgejahr schloss ich ein reguläres Jugendabo beim Theater Lübeck ab, 1. Rang 3. Reihe.

In der ersten Reihe sitzen aber oft alte Damen, die sich ganz vorn auf den Sitz platzieren, sich dann vorbeugen und mit ihrem dauerwellenfrisiertem Haupt die Sicht auf die Bühne versperrten. Der Platz war also auch nicht gut. Jugendabos mussten jedes Jahr erneuert werden. Im Jahr darauf ergatte ich einen Platz 1. Rang, 1. Reihe – perfekt. Hier war dann während vieler Jahre mein Stammplatz, auch dann noch, als ich kein Schüler bzw. Auszubildender mehr war und ich ein reuguläres Abo abschliessen musste. Während meiner ersten Ehe habe ich viele Jahre dort gesessen, der genialen Musik gelauscht und die eine oder andere Gänsehaut bekommen – so wie gerade jetzt, als die Arie „Redondita amoria“ des Mario Cavaradossi aus dem 1. Akt der Oper Tosca erklingt, gesungen von Frano Corelli. Welch ein Genuss!

Ich bleibe dabei

Am Samstagnachmittag nahm ich ja an einer ausserordentlichen Pilatesstunde teil. Nachdem ich zu Hause angekommen war, war ich platt und legte mich erstmal in die Wanne. Die Übungen gefielen mir aber sehr gut.

Gestern hatte ich in der Küche zu tun wobei ich etwas länger an der Arbeitsplatte zu stehen hatte. In den vergangenen Wochen war es immer so, dass längeres Stehen zu nicht gerade unerheblichen Rückenschmerzen führten und ich, wenn die Tätigkeit es zuliess, eine Pause einlegte. Gestern tätigte ich also so vor mich hin. Ja, ich merkte meinen Rücken, gönnte dem aber keine grössere Aufmerksamkeit. Und dann merkte ich auf: He, das geht jetzt ja ohne grössere Probleme. Und ich beendete das, was zu tun war, und zwar ohne Pause.

Heute war ich also zur regulären Pilatesstunde. Die Kursleiterin, eine gute Freundin von uns, sagte nach der Stunde: Sage deinem Schatz, dass ich stolz auf dich bin! Wow, gibt es ein schöneres Kompliment nach einer Übungseinheit von 60 Minuten? Nein! Und ich fühlte mich auch sehr gut nach der Stunde, nicht so ausgelaugt wie am Samstag. Ich hatte nicht das Bedürfnis, mich in die Wanne zu legen.

Nachdem ich die Katzen mit einem Leckerli versorgt hatte, fegte ich sogar noch zu Zuwegung zum Haus, weil der Hausmeister dort Sonntag in der Früh sein Granulat verstreut hatte, damit die Bewohner nicht ins Straucheln geraten. Ich hasse nämlich diesen Rutschhemmer, der sich in die Schuhsolen klemmt und den man ins Treppenhaus trägt und vielleicht sogar in die Wohnung.

Ich fühle mich richtig toll, jetzt immer noch, 3 Stunden nach dem Ende der Übungsstunde. Nächsten Dienstag stehe ich um 9 Uhr wieder auf der Matte, nein, ich werde auf der Matte liegen. Alle Übungen finden auf der Matte statt.

Vorher, Donnerstag, gehe ich aber auch wieder zur Wirbelsäulengymnastik. Ab jetzt werde ich als zweimal in der Woche was für mich tun.

Faszientraining mit Pilates

So oder so ähnlich heisst die Trainingsstunde, die unsere Freundin Claudia für heute Nachmittag angeboten hatte. Ich gehe ja 1 x in der Woche zur Wirbelsäulengymnastik im Studio Elbe Gymnastik. Zweimal die Woche wäre besser und Pilates hat mich schon etwas länger interessiert. Und da mein Schatz heute arbeiten muss und eh erst heute Abend nach Hause kommt, hatte ich mich für die angebotene Samstagsstunde angemeldet.

Ich bin der Meinung, dass ich die Übungen für meine Verhältnisse recht gut gemacht habe. Ab und zu zwickte es schon, so dass ich doch mein Gesicht verziehen musste. Nach dem Vorfall am Strand im letzten Urlaub gibt es ein paar wenige Bewegungen, die noch Probleme bereiten. Aber ich hielt tapfer durch.

Ich überlege jetzt ernsthaft, Dienstagmorgens zur Trainingseinheit Pilates 55+ zu gehen – solange ich dafür keinen Fascinator benötige. Aber die anderen Teilnehmer und Teilnehmerinnen übten ohne diesen Kopfschmuck, der sich so ähnlich ausspricht wie Faszie.

Mal gucken, wie sich das Wochenende jetzt entwickelt, mit mehr oder weniger Muskelkater. Als ich nach Hause kam, hab ich erstmal die Katzen versorgt und mich dann in die Wanne gelegt. Nach 15 Jahren bin ich immer noch glücklich, dass in unserem Badezimmer Platz für eine Dusche UND eine Badewanne ist.

Von der anderen Seite


Die „Mein Schiff 3“, das Schiff, mit welchem wir im Sommer unsere Reise antreten wollen, liegt heute bei strahlendem Sonnenschein an der Columbuskaje in Bremerhaven, dort, wo auch wir einsteigen werden.

Ein Instagramfreund, Ralf, wohnt auf der anderen Seite der Weser und hat heute dieses Foto gemacht. Ralf ist früher als Schiffsingenieur zur See gefahren, u.a. auf dem einzigen Deutschen Atomfrachter „Otto Hahn“. Der Heimathafen des Schiffes war Geesthacht, dort wo mit dem Elbe-Penthouse unser Heimathafen ist. Das orginal Bugwappen der Otto Hahn kann man in einem kleinen Park bewundern.

Dort wo Ralf mit seiner Frau wohnt, in Sichtweite der Kreuzfahrtschiffe an der Columbuskaje, würde ich ständig Fern- und Meerweh bekommen. Wir wohnen ja ganz nah an der Elbe, aber da fahren nur Binnenschiffe. Das ist auszuhalten.

Ralf und seine Frau sind auch kreufahrtbegeistert. Fast wären wir uns im vorigen November begegnet, aber die beiden hatten umgeplant.

Nummer 11 ist gebucht


Vor 10 Jahren haben wir unsere erste Kreuzfahrt mit TUICruises gemacht, damals auf der alten Mein Schiff 1. Ich hätte seinerzeit nie nie nie damit gerechnet, dass wir das jemals wiederholen könnten. Unsere finanziellen Verhältnisse waren noch nicht so gut wie sie sich inzwischen entwickelt haben. Auf der Reise haben wir uns mit dem Kreuzfahrtvirus infiziert – und es ging tatsächlich immer weiter. Coronabedingt haben wir ein Jahr aussetzen müssen, dafür haben wir im vorigen Jahr zwei kurze Reisen gemacht, im Durchschnitt also jedes Jahr eine Kreuzfahrt.

Mein Schatz hat bereits Ende vorigen Jahres seine Urlaubsanträge eingereicht, geplant nach Kreuzfahrten, die für uns in Frage kämen. Ein Termin wurde ihm nicht bestätigt. Aber die Reise, die wir für den Sommer angedacht haben, können wir antreten und haben wir gestern gleich gebucht. Es waren sogar noch Kabinen in unserer Lieblingskategorie frei, es wird wieder ein Juniorsuite mit einigen Vorzügen.

Es gab ein paar Wochen, in denen bei mir die Lust am Reisen in diesem Jahr sehr gedämpft war. Aber jetzt, wo alles „in trockenen Tüchern“ ist, ist die Vorfreude gross. Wir müssen zwar noch 134 Tage warten, bis es losgeht. Aber das ist kein Problem für uns.

Dieses mal lernen wir ein anderes Schiff der Wohlfühlflotte kennen. Es wird die Mein Schiff 3, der erste Neubau, der von der Reederei 2014 in Dienst gestellt wurde. Die Schwesterschiffe Nr. 5 und Nr. 6 kennen wir ja bereits. Gross werden die Unterschiede nicht sein, aber die Schiffe unterscheiden sich doch etwas, zumal die Nr. 3 inzwischen auch etwas modifiziert wurde. Wir werden sehen und sind sehr gepannt.

Sehr persönlich

Ich bin als Einzelkind aufgewachsen, was in den 50er Jahren des vorigen Jahrhunderts ganz sicher für meine Eltern, und auch für mich, wirtschaftlich von Vorteil war. Ein Kind mehr zu versorgen, hätte für meinen Eltern ganz sicher Schwierigkeiten bedeutet, finanziell, auch wenn Eltern und Schwiegereltern selbstständige Unternehmer waren und womöglich meine Eltern unterstützt haben. Aber die hatten nach dem Krieg auch ihre Probleme. Aus heutiger Sicht kann ich das beurteilen.

In den hintersten Schubladen meines Denkapparates ist da aber was, da war mal was. So richtig zum Greifen war das für mich nie, ich hab da mal was gehört, vielleicht ein Gespräch belauscht: Meine Mutter ist nach mir nochmal schwanger gewesen. Das Wort „schwanger“ war irgendwie auf dem Index. Man sagte „in anderen Umständen“, wie es auch Umstandsbekleidung gab. Heisst das heute immer noch so? Wenn ja – schrecklich. Natürlich wusste jeder Bescheid, dass, wer „in anderen Umständen“ war, ein Kind in sich trug. Ich glaube, meine Mutter hat bis an ihr Lebensende mit 96 Jahren das Wort „schwanger“ nie in den Mund genommen. Ich schweife ab.

Ich erinnnere mich, dass wir an den Totengedenktagen im Novemer zum Friedhof pilgerten und die Altvorderen besuchten. Oma, Opa, meine Eltern und ich. Alle, die dort in der Friedhofserde vorsichhinnmoderten, kannte ich nicht. Ich vermute, dass es die Adoptiveltern meiner Oma waren. Danach ging es dann zu einem anderen Grab. Es war nur grünbewachsen mit einem Bodendecker, kein Kreuz, kein Stein, ein namenloses Grab, ein Kindergrab von der Grösse her. Ich fragte wohl auch, wer denn da wohl beerdigt sei. In meinem Denkapparat ist der Name Siegfried enthalten. Mehr zu diesem Thema wurde in meinem Beisein nie erwähnt.

Mit dem Fortgang meines Alters kramte ich im Denkapparat und mir wurde bewusst, dass es sich um einen Bruder von mir handeln müsste. Ich habe nie einen Bruder gehabt, was mir in meiner persönlichen Entwicklung, aus späterer Erkenntnis, nicht gutgetan hat. Ich hätte, aus heutiger Sicht, gern einen Bruder oder eine Schwester gehabt. Aus wirtschaftlichem Aspekt war es gut, dass es nicht so war.

Als meine Mutter starb, habe ich in ihren Papieren nichts gefunden, dass meine Mutter noch ein Kind zur Welt gebracht hat. Es gab keine Urkunden oder andere Hinweise auf eine weitere Schwangerschaft. Das Thema wurde wohl im wahrsten Sinn totgeschwiegen. Aber ich wollte mehr wissen.

Anfang dieses Jahres schickte ich eine Mail an das Standesamt in Lübeck. Ich weiss, dass Kinder, die lebend zur Welt gebracht werden, an das Standesamt gemeldet werden müssen und ein Begräbnis erhalten, und wenn sie nur eine einzige Minute nach der Geburt gelebt haben.

Ich habe jetzt die Kopie der Geburtsurkunde meines Bruders in Händen, geboren am 18. Oktober 1954. Am Ende der Urkunde ist ein Vermerk „Tod des Kindes am 18.10.1954“. Mein Bruder hat also nur wenige Stunden gelebt, oder gar nur wenige Minuten. Deshalb hatte er ein Grab auf einem Friedhof.

Inzwischen kann ich verstehen, dass ich sehr sehr behütet aufgewachsen bin. Geh nicht hier hin, geh nicht da hin, tu dies nicht, tu das nicht, und ähnliche Dinge mehr. Aus heutiger Sicht würde man von einer Helikoptermutter sprechen. Nein, so schlimm war es nicht, da tu ich meiner Mutter unrecht. Für meine persönliche Entwicklung war das nicht sehr hilfreich. Aber daraus kann ich meiner Mutter keinen Vorwurf machen.

Es könnte sogar sein, dass meine Mutter vor meiner Geburt schon mal „in anderen Umständen“ gewesen ist. Das müsste ich aber in meinem Geburtsort Hannover recherchieren. Klar, wer schon mal ein Kind verloren hat, vielleicht sogar zwei, richtet seine Liebe und Fürsorge auf das Kind, welches lebt.

Eins ist mir heute bewusst geworden: Zu wissen, oder zu glauben zu wissen, dass man ein Bruder hatte, ist eine Sache. Wenn man aber die Geburtsurkunde in der Hand hat, und die Gewissheit hat, dass man einen Bruder hatte, wenn auch nur für wenige Augenblicke ….

Ich kann mich nicht an meine Mutter mit einem dickem Bauch erinnern, oder daran, dass sie mal nicht präsent war. Mit 4-1/2 Jahren müsste ich da doch eine Erinnerung haben. Aber da ist absolut nichts.

Auf dem Anschreiben zur Übersendung der Urkunde steht „Das Kind ist am 18.10.1954 verstorben, der Sterbeeintrag kann vom Archiv Lübeck mit beigefügtem Formular angefordert werden.“ Jetzt bin ich schon so weit, das werde ich jetzt auch noch anfordern.

Hallo Siegfried, schade, dass ich dich nicht kennengelernt habe.

Ohrwurm beim Klogang


Nachts drückt die Blase und man sucht zur Abhilfe die Toilette auf, was sinnvoll ist. Man will ja ungestört weiterschlafen können. Auf unschöne Dinge, die passieren könnten, wenn man dem Druck nicht an entsprechender Stelle nachgibt, möchte ich nicht weiter eingehen.

Es war also notwendig, das zu erledigen, was zu tun war und da bemerkte ich, dass ich 2 oder 3 Takte Musik im Ohr hatte. Also nicht, dass ihr jetzt denkt, ich höre nachts Stimmen oder Sphärenklänge. Ich musste erst überlegen, was ich denn da hören würde. Und dann wusste ich es: Es waren Takte aus dem Frühlingsstimmenwalzer von Johann Strauss.

Warumm es dieses wunderbare Koloraturgesangsstück war, wurde mir schnell klar. Ich hatte nämmlich kürzlich ein Video mit einem Szenenausschnitt aus dem Musical „Oh Alpenglühn“ gesehen, in dem die grandiose Carolin Fortenbacher die weibliche Hauptrolle spielt. In besagter Szene singt sie diesen Walzer und spielt dabei ihr komödiantisches Talent voll aus. Das Musical hatten wir einige Male gesehen und ich war überrascht, welch tolle Gesangsstimme die Frau hat. Ich hab da wohl staunend mit offenem Mund gesessen ihr ihr zugehört.

Warum ich nun ausgerechnet beim nächtlichen Klogang diesen Ohrwurm hatte, keine Ahnung. Vielleicht liegt es am zunehmenden Mond. Ich träume im Moment auch wieder sehr viele merkwürdige Dinge.