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Nur noch ein Hauch

Morgens aufwachen, noch ein wenig liegenbleiben, sich sammeln und dann langsam und vorsichtig aufstehen und darauf warten, dass der Schmerz einsetzt sobald das erste Bein den Boden berührt. Glücklicherweise habe ich keine Schmerzen wenn ich liege und kann entspannt schlafen.

Seit heute morgen habe ich auch keine Schmerzen mehr nach dem Aufstehen. Wenn man monatelang damit geplagt ist, weiss man, was einen erwartet. Dementsprechend vorsichtig stieg ich heute morgen aus dem Bett. Oh! Wie weggeblasen! Nur ein ganz leichter Hauch war noch zu spüren. Wie ist das schön!

Auch nach längerem Sitzen vor dem Bildschirm ist die Lage entspannt. Ich weigere mich noch, euphorisch zu sein. Die üblichen Haushaltungen im Laufe des Tages werden zeigen, wie es nach der gestrigen ersten PRT-Behandlung geht. Aber es sieht schon mal alles sehr positiv aus.

Die Sache mit dem Rücken

Wer hier regelmässig liest weiss, dass ich Rückenprobleme habe. Ende August war ich ja bei einem Orthopäden der meinte, mir helfen zu können. Ich bekam eine Überweisung zum MRT aber keinen Anschlusstermin in der Praxis. Die Tussis an der Rezeption meinten, es gäbe keine Termine. Sorry, aber die Frauen, die mich da abfertigten, kann ich nicht anders als Tussis bezeichnen.

Ich lies die Sache erstmal auf sich beruhen, wollte aber ja nun wissen, was mit meinem Rücken ist und schrieb eine Mail an das MRT-Institut mit der Bitte, mir den Befund zuzuschicken, den ich auch innerhalb weniger Tage hatte. Die CD mit den Aufnahmen hatte ich ja mitbekommen.

Wie sollte ich aber nun weiter verfahren, es musste ja weitergehen. Und ich holte mir einen Termin bei dem Neurochirurgen, der vor 13 Jahren meinen Bandscheibenvorfall operiert hatte und zu dem ich grosses Vertrauen habe.

Gestern war ich nun bei ihm zur Untersuchung. Anhand der Aufnahmen aus dem MRT erklärte er mir, was das Problem sei, was ich mir eigentlich von dem Orthopäden gewünscht hätte. Ich kürze das jetzt mal ab: Ein Nerv ist eingeklemmt, eine OP sei aber nicht notwendig. Es ist ja auch so, dass ich ohne Schmerzmittel auskomme, es ist halt unangenehm, mal tut es mehr weh, mal gar nicht.

Ich werde jetzt unter CT Spritzen an die Nervenwurzel bekommen, die erste schon heute am späten Nachmittag. Die Aussichten auf einen unbeschwerten Urlaub stehen also gut. Trotzdem kommen Schmerztabletten in die Reiseapotheke, die gehören schon standardmässig da hinein.

Diese Periradikulare Therapie (PRT) wird von der Krankenkasse übernommen, vorausgesetzt, sie wird von einem Arzt mit der Zusatzbezeichnung „Spezielle Schmerztherapie“ vorgenommen. Weiter ist dazu eine Zweitmeinung eines Arztes mit diesem Zusatz notwendig. Zwei Ärzte in der Gemeinschaftspraxis besitzen diese Zusatzbezeichnung, u.a. mein behandelnder Arzt. Damit mein Arzt seinen Kollegen offiziell für seine Zweitmeinung beauftragen kann, muss ich eine „Einverständniserklärung zur Schweigepflichtsentbindung“ gegenüber diesem Arzt unterschreiben. Das Formular dazu habe ich gestern mitbekommen.

In ganz Hamburg gibt es nur etwa 25 Ärzte, die den Zusatz „Spezielle Schmerztherapie“ führen. Ich bin sehr froh, dass ich seinerzeit an einen von ihnen geraten bin.

Zwei Piekse

Gestern wurde ich geimpft, nicht wegen der bevorstehenden Reise nach Asien, einfach weil es notwendig war. Ein Arm erhielt eine Spritze gegen Lungenentzündung, der andere gegen Tetanus/Diphterie.

Im Lauf des Tages traten an beiden Oberarmen Schmerzen auf, nicht sonderlich schlimm, aber spürbar. Um 8 Uhr abends wurde ich dermassen müde, dass ich beschloss, das Kapitel noch zu Ende zu lesen und mich dann zur Nachtruhe zu begeben. Da ich Seitenschläfer bin, ich also auf dem jeweiligen Arm liegen würde, nahm ich noch eine Ibu. Den Wecker stellte ich auf 7 Uhr, ich wollte ja heute Morgen zur Rückengymnastik.

Irgendwann in der Nacht wachte ich auf und ich fühlte mich ziemlich matschig. Die Rückengymnastik war mir egal und ich stellte den Wecker wieder ab. Ich wachte nochmal kurz auf, als der Liebste aufstand um sich für die Arbeit fertigzumachen und schlief wieder ein. Gegen halb 8 heute Morgen wachte ich dann auf, immer noch mit Schmerzen in beiden Armen und ein wenig matschig. Ich hatte fast 11 Stunden geschlafen. Das musste dann wohl mal sein, besonders auch weil ich in den Nächten vor dem Vollmond schlecht geschlafen hatte, wie das bei mir dann immer der Fall ist.

Jetzt am Mittag habe ich immer noch Schmerzen in den Oberarmen. Ich konnte aber ein paar Häuslichkeiten erledigen, diem mal notwendig waren, besonders weil morgen Besuch ansteht. Man kennt das.

Eine Woche abstinent

Ich habe es geschafft, ich bin eine Woche ohne Nachrichten ausgekommen, jedenfalls was internationale und politische Nachrichten betrifft. Zwei Nachrichtenkanäle beschäftigen sich mit lokalen Dingen, ohne politisch zu sein. Da wird über Strassensperrungen, Unfälle, Bauvorhaben und ähnlichem berichtet. Auf den beiden Seiten schaue ich mich täglich um.

Manchmal passiert es, aus alter Gewohnheit, dass ich im Tabordner „News“ meines Browsers auch auf eine andere Seite klicke. Ich bin dann meist im ersten Moment etwas verwirrt, „was ist das jetzt?“. Und ohne genauer hingeschaut zu haben, ist die Seite schon wieder geschlossen.

Trotzdem bekomme ich am Rande doch so einiges mit, ohne dass ich mich näher damit beschäftige. Einige Blogs, denen ich folge, befassen setzen sich mit den politischen Geschehnissen im In- und Ausland auseinander. Manchmal gebe ich meinen Senf in Form eines Kommentars dazu.

Auch in meiner Instagramblase ist die Politik nicht zu übersehen. Einige Beiträge teile ich in meiner Story um zu versuchen, die Reichweite für gewisse Dinge zu erhöhen.

Die, Personen, die sich immer noch mit dem aktuellen Geschehen intensiver auseinandersetzen, bewundere ich. Ich kann das nicht mehr!

Noch zwei Wochen bis zur Wahl. Unsere Stimmzettel haben wir gestern an das Wahlbüro zurückgeschickt. Am Wahltag werde ich mir um 18 Uhr die Prognose anschauen. Und dann klinke ich mich komplett aus, will von allem nichts mehr wissen, bis irgendwann nach unserem Urlaub.< Zurzeit fahre ich ganz gut damit, mir Katzenvideos anzugucken. Das ist erheitert und beruhigt.

Cholesterinwert zu hoch

So sagt meine Ärztin bzw. das Ergebnis des Bluttestes. Nun ja, ist wohl so. Um den Wert zu senken, wurden mir Pillen verschrieben. Eigentlich lese ich nie Beipackzettel von Medikamenten. Aber hier schien es mir ratsam, das doch mal zu tun. Wenn ich nicht schon graue Haare hätte, wären die schlagartig grau geworden, wegen der Nebenwirkungen.

Natürlich müssen die nicht auftreten, oder nur ein Teil davon. Aber allein zu lesen, was die Einnahme dieses Medikaments bewirken kann, ausser dem, was es eigentlich tun soll, lässt mich schaudern. Bisher habe ich die Dinger leidergottseidank recht unregelmässig genommen weil nicht dran gedacht.

Ich habe mal versucht herauszufinden, was den Fettgehalt des Blutes ohne Pillen senken könnte. Da ist z.B. von Schokolade die Rede, von dunkler Schokolade mit einem möglichst grossen Kakaogehalt. Das käme mir sehr entgegen, ich mag nämlich dunkle Schokolade.

Desweiteren wird vorgeschlagen, Äpfel zu essen. Da fiel mir der Spruch ein „An apple a day keeps the doctor away“, da wird wohl was dran sein. Hab mir heute dunkle Schokolade und Äpfel gekauft.

Auch Bewegung soll helfen. Und da hapert es schon. Ich sollte eigentlich jeden Tag mindestens 30 Minuten durch die Gegend spazieren. Es gibt ein altes Ehepaar in der Nachbarschaft, die jeden Tag mit dem Rollator unterwegs sind. Einen Rollator brauch ich noch nicht, aber ich könnte ja trotzdem … Ach nee, heute ist der Wind so kalt, oder es regnet, oder es ist zu heiss. DHL hat sich mit einer Lieferung angekündigt oder Amazon, man weiss ja nie genau, wann die Lieferung erfolgt, also bleibt man zu Hause. Irgendwas ist ja immer.

Gerade schaute ich mal aus dem Fenster. Da ging unten ein älterer Herr mit seinen Walkingstöcken. Den sehe ich auch oft. Warum kann ich mich nicht dazu aufraffen, einfach nur zu gehen, zu spazieren?

Ich könnte mich auch anders ernähren, statt Toastbrötchen oder Brötchen vom Bäcker Knäckebrot essen. Aber bitte, kein Schwarzbrot, das kriegte ich als Kind schon nicht geschluckt. Da kau ich ewig drauf rum und wird immer mehr im Mund statt weniger. Das selbe passiert mit Nüssen, die sollen ja auch hilfreich sein, den Cholesterinwert zu senken, wie ich gelesen habe.

Vielleicht mach ich erst mal eine Kombination von unregelmässiger Pilleneinnahme, Schokolade und Äpfeln, erstmal bis zur Reise. Danach muss ich mir eine Routine angewöhnen, irgendwas dauerhaft zu tun.

Schaffe ich das?

Ich bin ein Nachrichtenjunky – eigentlich. Mich interessiert sehr viel, was in der Welt, und um mich herum im kleinen Kreis passiert. Es gibt wenige Themen, die mir am Allerwertesten vorbeigehen. Und das kann man gar nicht alles verarbeiten. Ukraine, Putin, Gas- und Strompreise, Trump, Orban, Merz, AfD, FDP – es ist irgendwie alles ein einziges Durcheinander.

Ich hatte jetzt die Idee, mir eine Nachrichtensperre aufzuerlegen, weltweit, deutschlandweit, lokal. Blogs dürfte ich nicht mehr lesen, Instagram wäre für mich tabu. Denn überall wird das kolportiert, was uns interessieren könnte, besonders, wenn man in einer Blase der Vernünftigen lebt. Nun denn, spätestens am 23. Februar um 18 Uhr werde ich nachschauen, wie die Wahl ausgehen könnte. Und dann würde ich wieder abschalten. Vielleicht eine Oper streamen oder einen Film anschauen, was leichtes, was lustiges. Opern sind meistens eher unlustig. Mindestens eine Person stirbt. Während sie stirbt, kann sie immer noch Arien singen. Aber die Musik – Verdi, Puccini, Mozart usw.! Traumhaft!

Ich schweife ab. Nachrichten – ich weiss nicht, ob ich das bis zum Urlaub (Abflug am 25.2.) durchalten würde, keine Nachrichten mehr zu lesen. Ich mach mal eine Einschränkung: Das, was wichtig sein könnte, würde ich in diversen Blogs finden können. Da fallen wir zwei ein. Andere halten sich politisch eher zurück, was ich nicht verstehen kann. Jeder hat eine Stimme, jeder hat eine andere Reichweite und erreichte mit seinen politischen Statements wieder andere Personen, die man selbst nicht auf dem Zettel hat. Blogs werde ich also weiterhin lesen. Vielleicht, aber eher hoffnungslos, steht da mal was positives über den Clown in Amerika, oder den neuen Clown, Heuchler und Verräter in Deutschland

Auch in meiner Instagramblase würden mir bemerkenswerte Neuigkeiten angezeigt werden.

Ich erinnere mich, dass ich nach einer der letztjährigen Kreuzfahrten auf die Nachrichtenkanäle verzichtet habe, mehrere Tage, vielleicht sogar ein oder zwei Wochen. Und die Kreuzfahren haben keine zwei Wochen gedauert, wie die anstehende. Da lehne ich mich zurück, trinke einen Cocktail oder ein Glas Wein, esse ein Eis, sitze in der Sonne, und weiss nicht, was in Deutschland oder sonstwo passiert. Ich könnte ein Zeitung abonnieren, nein ich will das alles nicht. Ich will dann von nichts wissen. Ich will mich entspannen, mich erholen.

Und wenn wir nach Hause kommen, nach zwei Wochen, wird es in Deutschland noch keine neue Regierung geben. Davon gehe ich mal aus. Also warum sollte ich das lesen, oder nachlesen, wer sich mit welchen Argumenten gegenseitig zuschüttet, eine Koalition, oder lieber nicht, einzugehen.

Meine Stimme habe ich vorher abgegeben, meine Kreuze habe ich vorher gemacht. Mehr kann ich auch dann auch nicht tun.

Jetzt ist es viertel nach 12 Uhr und ich habe noch keine einzige Nachrichtenseite geöffnet, ein gutes Zeichen, dass ich es bis zum Urlaub durchziehen kann. Man muss nur wollen.

Bis dahin sind ja auch noch ein paar Dinge zu erledigen, wie z.B. die 5-Euro-Scheine sammeln (da habe ich ein Angebot), Socken zählen, Schlübber zählen (man will ja nicht unterversorgt eine Reise antreten), die mich von den Nachrichten abhalten könnten.

Und statt mich über Nachrichten aufzuregen, werde ich bei Instagram Muschivideos und Rezepte gucken.

Erster öffentlicher Auftritt nach der OP

Bei Kings und Queens der europäischen Adelshäuser, besonders dem des Britischen, wäre dies eine Pressemeldung wert gewesen. Ich habe eine eigene Presse, nämlich mein Blog, also steht diese Meldung jetzt hier.

Heute morgen waren wir bereits in der Autowerkstatt unseres Vertrauens und haben die Bereifung auf Winter gewechselt, das war ja kürzlich fehlgeschlagen. Im Sprachgebrauch heisst es ja „Winterreifen aufziehen“. Da wir aber zwei komplette Rädersets, inklusive Felgen, besitzen, ist es bei uns ein Räderwechsel, da wird nichts aufgezogen.

Der nette hübsche junge Mann am Thresen fragte nicht danach, warum ich so aussehe wie ich zurzeit aussehe. Er starrte mich auch nicht an, sehr rücksichtsvoll.

Während der Wartezeit schauten wir uns in der Ausstellung ein Auto an, was uns interessierte. Es ist ein „E-Halb-Suv“. Wir nahmen nacheinander auf dem Fahrersitz platz. Sehr sehr angenehm und rückenfreundlich. Eine Farbe hab ich mir schon ausgesucht….

Als der Räderwechsel erledigt war, wollten, bzw. sollten wir die Rechnung begleichen. Aber das System streikte aus irgendwelchen Gründen. Die Rechnung war zwar schon per Email an mich abgeschickt, aber ich konnte nicht bezahlen. Wir müssen einen sehr seriösen Eindruck hinterlassen haben, trotz meiner Farbflecken im Gesicht, die auch auf eine handfeste Schlägerei hindeuten könnten. Ohne zu bezahlen durften mit unserem Wagen vom Hof fahren. Die Email mit der Rechnung beinhaltet eine Direktzahlungsmöglichkeit, die ich, zurück im Haus, gleich nutzte.

Auf dem Heimweg machten wir im Supermarkt unseres Vertrauens halt und kauften kiefergschädigtgerechte Lebensmittel. Mein Schatz hat diese Woche Urlaub. Und für diese Zeit fehlte uns noch ein Speiseplan. Seit Freitag darf ich eigentlich wieder feste Nahrung zu mir nehmen, was ich vorsichtig und eingeschränkt auch mache, aber sehr sehr vorsichtig. Und ich achte sehr darauf, dass die Lebensmittel nicht allzu fest sind. Die Hälfte meines Zahfleisches im Oberkiefer war aufgeklappt gewesen und wurde wieder zugenäht. Die Wunde ist also nicht ganz unerheblich. Und ich merke, „dass da was ist“. Also Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste.

Die Kassendame, die uns als Stammkunden kennt, sprach mich auch nicht an, sehr löblich. Beim Bäcker holte ich uns noch zwei Stücke Schmandkuchen. Die Bäckereifachverkäuferin wollte noch Brot oder Brötchen an den Mann bringen. Ich dankte höflich mit der Begründung dass ich es zurzeit nicht essen könnte wegen zweier Implantate. Na, so konnte ich mein rüpelhaftes Aussehen noch entschuldigen.

Persönliches Bulletin:
Eine Schwellung auf der linken Seite ist noch vorhanden. Der Bluterguss unter dem Auge geht zurück, am Kinn tut sich noch nicht viel. Das Sichtfeld des linken Auges ist durch die Schwellung noch etwas eingeschränkt.

In der letzten Nachte wachte ich, auf der linken Seite liegend, auf. Plötzlich schoss dort ein starker Schmerz rein. Ich wartete, ob es besser werden würde, wurde es aber nicht. Ich stand dann auf und warf mir eine 900er Dosis Ibu ein. Kurz darauf konnte ich entspannt weiterschlafen. Bis jetzt ist auch nichts wieder aufgetreten. Nur, wie weiter oben erwähnt, spüre ich, dass da was ist, was nicht normal ist. Ich bin ja nicht unbedingt ein Freund davon, mich mit Drogen vollzuwerfen, halte mich aber an den Verhaltensplan, den ich bekommen habe. Auf dem steht nur noch Antibiotikum und Ibu bei Bedarf. Der Bedarf war in der Nacht da, mein Schlaf ist mir nämlich wichtig.

Kleines update

In der Nacht, beim Klogang, schaute ich in den Spiegel, und ach, die Wange schien wieder dicher geworden zu sein, der Mund schief auf eine Seite gezogen, sah gar nicht gut aus.

Doch heute morgen war eine Besserung sichtbar. Die Schwellung ist zurückgegangen, hängt jetzt weiter unten am Kinn, welches sich inzwischen auch seitlich verfärbt hat. Direkt unter dem Auge ist leider immer noch das dicke blutunterlaufene Ei. Nach Kühlung zieht sich das etwas zurück und wird im Laufe des Tages, wohl durch die aufrechte Körperhaltung, dünner. Mit dem Job in der Geisterbahn auf dem Winterdom oder im Hamburg Dungeon wird das wohl doch nichts.

Gemäss „Verhaltensplan nach dem Eingriff“ dürfte ich ab heute wieder feste Nahrung zu mir nehmen. Ich bin da aber lieber sehr vorsichtig. Halbfeste Nahrung ist mir lieber, z.B. „Knack & Back“ zum Frühstück und Kartoffelpü und Klotzfisch als warme Mahlzeit.

Gestern, zur Pasta, habe ich mir 1-1/2 Gläser Wein gegönnt. Dachte mir, das kann nicht schaden wenn der Doc mir den Vorgschlag gemacht hat, in pürriertes Gulasch Portwein zu kipppen.

Quasimodo


Oder Hamsterbacke.
Scheint nur äusserlich zu sein, im Esszimmer ist alles ruhig und hab auch keine Schmerzen. Die Assistentin des Doc hatte mich ja vorgewarnt: Das kann bis zum Hals, sogar bis zum Dekolletee ziehen. Zum Glück muss ich vorerst keine schulterfreie Abendhose anziehen.

OP-Bericht aus der Sicht des Patienten

Es war so:
Um genügend Platz für 2 Implantate bzw. für 2 Kronen zu schaffen, musste eine ca. 50 Jahre alte Goldkrone etwas abgeschliffen werden. Dazu erschien ich gestern Morgen um 8:30 Uhr bei meinen Lieblingszahnarzt in Hamburg, Dr. Blume. Nach ca. 15 Minuten war der Fall erledigt. Um 10 Uhr hatte ich den Termin beim Lieblingskieferchirurgen Dr. Preusse, genügend Zeit, um den Weg in die Praxis zu Fuss zu erledigen. Vorher holte ich in der Wandelhalle des Hauptbahnhofs ein Franzbrötchen, ich wollte ja was im Magen haben. Und nach der OP wäre ja feste Nahrung tabu.

Um 9 Uhr erschien in der MKG Rödingsmarkt, viel zu früh. Ich hatte aber meinen Kindle dabei und setzte mich damit ins Wartezimmer.

Vor 10 Uhr wurde ich bereits aufgerufen zur Blutabnahme. Das Blut sollte ja mit Teilen aus meinem Kieferknochen und einem zugekauften Knochenersatzmaterial gemischt und auf den Kieferknochen und in die Bohrung für das Implantat aufgebracht werden. Die Assistentin machte das toll, fand auch gleich eine Vene, es piekte ein wenig und ich bekam ein kleines Pflaster auf den Einstich, leider kein Gummibärchen.

Nach kurzer Wartezeit erschien Dr. Preusse und verabreichte mir mehrere Spritzen an verschiedene Stellen im Oberkiefer. Nach der notwendigen Wartezeit ging es dann los. Mein Gesicht wurde mit 2 Tüchern abgedeckt, Kinn- und Halspartie sowie von der Nase bis zur Stirn. Licht an, Kopf drehen, Mund auf. Dr. Preusse machte laut Musik an, ein Livekonzert einer Band. Die Musik entsprach nicht ganz meinem Geschmack, aber es war ganz ok. Hauptsache ist doch, dass der Arzt dabei entspannt arbeiten kann. Und das tat er. Er summte um pfeifte (pfiff?) zu den Melodien.

Ich merkte nichts, war vollkommen schmerzfrei nur hörte ich diverse Geräusche, die aber nicht so unangenehm waren wie bei einer Kariesbohrung. Dr. Preusse erklärte währenddessen, was er da tat. Mehrmals musste ich die Position des Kopfes ändern. Ich bewegte teilweise Füsse und Finger zum Takt der Songs, alles ganz entspannt.

Irgendwann merkte ich, dass die Betäubung nachliess. Der Absauger verursachte einen leichten kühlen Zug. Und dann entfleuchte mir ein „Aahhrg“. Dr. Preusse musste nachspritzen. Bevor er weiter arbeitete, teste er, ob die Betäubung wieder ok war. Entspannt ging es weiter. Später musste diese Prozedur wiederholt werden. Da wurde schon zugenäht.

Aber meine Blase drückte inzwischen. Durch schleifen und bohren hatte ich ja auch viel Wasser geschluckt, und das musste wieder raus. Ich fragte Dr. Preusse „Wie lange brauchst du noch? Meine Blase!“ – „Ca. 5 Minuten“. Hm, könnte klappten. Aber wenn man erstmal darüber nachdenkt … es ging nicht mehr. Ich gab Bescheid und es gab keine kurze Pipipause. Danach wurde die Naht geschlossen und der Faden verknotet.

Ich bekam ein Kompliment, dass ich ja total entspannt gewesen wäre. Auch die Assistentin, die mir Blut abgezapft hatte, sagte, ich wäre dabei ganz entspannt gewesen. Na ja, während ich auf dem OP-Stuhl lag, zwickte der Körper mal hier und mal da. So gut es ging bewegte ich meine Füsse, viel konnte ich natürlich nicht machen. Ich war froh, als der Stuhl wieder in Sitzposition gebracht wurde. Die letzte Viertelstunde war wegen Blasendrucks nicht ganz so entspannt, das Pfeiffen von Dr. Preusse war da nicht sehr hilfreich.

Dr. Preusse erzählte mir, dass es etwas schwierig war, hinten links zu vernähen. Ich fragte, wieso da, die Zahlücke ist doch weiter vorn. Na, die Antwort überraschte mich. Er hat von vor der Zahnlücke bis hinten zum Gehtnichtweiter den ganzen Kiefer vom Zahnfleisch freigelegt, das musste natürlich wieder zugenäht werden.

Ich bekam eine Anweisung, was ich gestern und heute darf, bzw. eher nicht darf, also keine feste Nahrung, nur flüssiges. Suppe hatte ich ja vorgekocht. Welche Medis ich wann und wieviel nehmen soll (Ibu 600 und ein Antibiotikum). Ich erhielt einen Plan mit den Uhrzeiten, 23 Uhr die letzte Dröhnung. Nee nee, da schlaf ich schon. Also wurde der Plan umgeschrieben. Zu Hause hab ich das nochmal modifiziert, Hauptsache, die Abstände, wann ich den Cocktail nehmen soll, stimmen. Na ja, mit nur 2 Zutaten ist das eher ein Longdrink.

Ich liess mich von einem Taxi nach Hause bringen. Nach der Prozedur hatte ich keine Lust, mit dem ÖPNV nach Hause zu fahren.

Am Tresen erhielt ich den Implantatausweis. Darin ist mit kleinen Aufklebern (ähnlich der von der Covidimpfung) vermerkt, welche Implantate verbaut wurden und von welcher Charge, und natürlich, an welche Stelle in der Kauleiste die Implantate eingesetzt wurden. Desweiteren ist vermerkt, welche Materialen für den Knochenaufbau benutzt wurden und wieviel davon. Auf den Aufklebern sind noch ein paar mehr angaben. Habe versucht, auf der Homepage der Hersteller mich so gut es geht zu informieren. Es ist natürlich viel, was man da nachlesen kann, was ja auch richtig ist. Für mich ist es zuviel. Ausserdem bekam ich ein Privatrezept für IBU und das Antibiotikum. Da eine Implantat-OP eine Privatleistung ist, kann auch kein Kassenüberweisung ausgestellt werden.

Die Implantate bestehen zu 85 % aus Titan und 15 % aus Zirkonium, Roxolid heisst das Material. Auf die Dinger habe ich lebenslang Garantie.

Die Basis für das Knochenersatzmaterial sind Schweineknocken, also esst mehr Schweinefleisch.

Weiter wurden mir Membranen eingesetzt, die das Einwachsen von Weichgewebe verhindern sollen.

Heute Morgen wachte ich relativ gut erholt auf. Auf dem zusätzlichen Kopfkissen (erhöhte Lagerung) sind keine Blutspuren, also hab ich in der Nacht nicht gesabbert. Die rechte Wange scheint etwas dicker zu sein als gestern, also wird weiter gekühlt. Einen Dauerschmerz hab ich nicht, nur auf leichten Druck. Die Lippe ist rechts etwas dick und empfindlich. Gut, da wurde ja auch ordentlich dran gezogen damit der Dock gut mit dem Zwirn in der äussersten Ecke arbeiten konnte. Bin zwar ein wenig drömelig unterwegs. Autofahren muss ich ja nicht und einen Job an einer Maschine hab ich nicht. In der Spülmaschine konnte ich noch ein paar Teile unterbringen und hab sie ohne Probleme gestartet.

In zwei Wochen sollen die Fäden gezogen werden. Ca. 6 Monate später, wenn alles gut verheilt und der Knochen ok ist, sollen die Kronen aufgesetzt werden. Es gibt aber einen kleinen Wehrmutstropen: Meine 50 Jahre alte Goldkrone muss dann auch ersetzt werden. Dr. Preusse hat da noch dran rumgeschliffen. Dabei hat sich das „Blech“ etwas abgerollt. Mit einem linksdrehenden Schleifer hat er das dann aber erstmal reparieren können. Das abgeschliffene Gold konnte leider nicht separiert werden, also werden das unsere Gäste nicht als Goldstaub auf einem Dessert serviert bekommen.