Mutprobe

Heidepark fahren wollten. Da die beiden Hasen Zeit hatten, sagten sie zu, sind sie doch ebenso Fans von aufregenden Fahrgeschäften wie wir.

Das letzte Stück der Strecke wollten wir, wenn möglich, offen im Konvoi fahren. Wir verabredeten, uns auf einem Parkplatz an der A7 zu treffen. Wegen der frühen Morgenstunde, es war erst 08.30 Uhr, war es dann doch nicht möglich, offen über die Autobahn zu sausen. Aber wenige Kilometer vor dem Park hielten wir an, klappten die Dächer auf und weiter ging’s.

An der Kasse bekamen wir den Rat, zuerst die grossen Fahrgeschäfte, wie z.B. die grösste Holzachterbahn der Welt „Colossos“, aufzusuchen. Es waren nämlich Hunderte junge Menschen von freiwilligen Feuerwehren aus ganz Niedersachsen angreist, die den Park bevölkerten

So führte dann auch unser erster Weg zu der besagten Achterbahn und tatsächlich mussten wir nur wenige Minuten warten, bis uns der Zug auf 60 m Höhe transportierte, von wo es in einem Winkel von 61 Grand fast senkrecht wieder nach unten ging. Ein tolles Erlebnis aus dem allerersten Wagen.

Ein kleineres Fahrgeschäft gleich nebenan warf Bernd und mich für’s Erste aus der Bahn, so dass wir erstmal eine Pause einlegen mussten während sich die Hasen alleine in die Bobbahn wagten. Doch danach ging es frisch gestärkt weiter: Wildwasserbahn, Mountainrafting, nochmal Colossos und veschiedene andere Fahrgeschäfte wurden von uns mitgenommen. Zwischendurch stärkten wir uns am See auf der Terrassee vom Restaurant „Capitol“.

Während unseres Aufenthaltes im Heidepark kämpfte ich mit mir, ob ich wirklich den grössten Gyro-Drop-Tower der Welt, „Scream“ ausprobieren wollte oder nicht. Ich wusste, dass die Hasen früher schon mal drin waren und aus 71 m Höhe im freien Fall in die Tiefe gesaust sind und es wieder machen würden. Ich wusste, dass Bernd es auch ausprobieren würde. Ich wusste, dass ich keine Angst haben würde. Ich wusste aber auch, dass der Blick nach unten aus grosser Höhe, ohne etwas Festes unter mir, ein merkwürdiges Gefühl in mir verursachen würde, mit dem ich schlecht fertig werde. Die Beine hängen baumelnd in der Luft, rund um mich herum ist nichts sichtbar, das stabil ist, es ist, als würde ich einfach so in der Luft hängen und könnte jederzeit abstürzen – eine Erfahrung, die ich in einem ähnlichen Gerät auf dem Hamburger Dom mal gemacht hatte. Und seitdem mied ich diese Türme. Aber zu viert ist man stark, also stellte ich mich mit an. Und ausserdem: Was Andere können kann ich auch! Basta!

Irgendwann waren wir an der Reihe. Mein Herz klopfte, meine Hände waren Nass von Schweiss als der Sichherheitsbügel über Kopf und Schultern gezogen und der Sicherheitsgurt am Bügel befestigt wurde. Ich würde einfach die Augen zumachen, wenn ich es nicht mehr aushalten kann. Langsam wurden wir in die Höhe gezogen. Anfangs schaute ich auf eine Achterbahn, auf der ein Zug oben auf dem ersten Hügel steckengeblieben war. Aber dann konnte ich die Augen nicht mehr aufhalten und ich musste sie schliessen. Es ging höher und höher. Dann stoppte das Gerät und ich wartete auf den Fall. Ich hörte ein Klicken und dann rasten wir nach unten. Wow – geil. Mutprobe bestanden. Noch mal!

Inzwischen war es Nachmittag geworden und da die Wartezeit am „Scream“ recht lang war, gingen wir weiter durch den Park und nahmen noch ein paar gemütliche Fahrgeschäfte mit. Im Holländischen Stadtteil bestellten wir uns Pofferties, dazu trank ich einen Cappuccino aus dem Pappbecher, d.h. ich wollte ihn trinken, denn der Becher glitt mir nach dem ersten Schluck aus der Hand und der Cappuccino ergoss sich über den Tisch und auf das Tablett. Ich kann mit so billigem Geschirr einfach nicht umgehen.

Dann war es Zeit zur Heimfahrt. Ein Stück fuhren wir mit den Hasen gemeinsam, dann gab Gunnar Gas und entschwand unseren Blicken.

Der ausgeschütte Cappuccino war nicht mein einziges Missgeschick dieses Tages: Bernd suchte morgens, bevor wir losfuhren, seine Armbanduhr. Sie war in unser kleinen Wohnung nicht zu finden. Später, als wir beim 2. Mal am „Colossos“ in der Sonne in Warteschleife standen, fand ich dir Uhr als ich die Hemdärmel hochkrempelte. Ich hatte die Uhr, und zwar ich hatte gleich 2 Uhren angelegt, eine rechts eine links. Wir haben nämlich die gleichen Uhren. Und ich trage meine derzeit rechts wegen einer Hautreizung am linken Handgelenk. Warum ich die zweite Uhr dann doch links angelegt hatte, bleibt mir ein Rätsel.

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