Spätsommerliche warme Tage, fast schon heiss. In der Sonne zu sitzen, das geht nicht. Ich muss warten, bis die Pappeln ihren jetzt schon frühen Schatten werfen. Die Sonne steht nicht mehr so hoch am Himmel, deshalb erreicht sie die oberen Ende der Bäume nicht mehr wenn sie weiter gen Westen wandert.
Obwohl unsere Freundin Claudia nicht mehr Übungsleiterin im schönsten Studio der Stadt ist, bin ich dabeigeblieben. Es ist schnell zu erreichen, es gibt kein schöneres Gymnastikstudio und an die neue Übungsleiterin habe ich mich inzwischen gewöhnt. Sie gestaltet die Kurse etwas sachlicher, aber langsam taut sie etwas auf und wird auch persönlicher.
Gestern war ich der erste Teilnehmer, der eintraf. Emma fragte mich, wie ich es finden würde, wenn wir draussen sporteln würden. Ohne lange darüber nachzudenken, stimmte ich zu. Die folgenden Teilnehmerinnen waren auch nicht abgeneigt, die anderen wurden gar nicht erst gefragt. Wir trugen die Matten nach draussen auf das nahe Anlegerdeck eines dort vertäuten Fahrgastschiffes – und dann ging es los.
Ich habe es genossen! Auf den Rücken liegend Übungen zu machen, dabei in den blauen Himmel zu schauen, den Schwalben zuzusehen, den Flugzeugen hinterherzuschauen, ab und zu ein Platschen eines Fisches, der wohl eine Mücke fangen wollte. Es war sehr sehr schön und nach einer Stunde ging ich heiter und erfüllt nach Hause. Dass da inzwischen drei Hausfrauen auf den Balkons tätig waren, um Spinnennetze wegzufegen, war wohl eher Zufall – oder war das nur ein Alibi um uns zuzuschauen?
Nachdem ich noch ein paar Dinge erledigt hatte, setzte ich mich auf unsere Terrasse, wo die Pappeln auf unsere Sitzecke schon Schatten warfen. Ich ging erst wieder rein als Schatz nach Hause kam. Nachdm wir gemeinsam gegessen hatten, setzte ich mich wieder raus.
Diese letzten Tage, an denen es möglich ist, draussen zu sitzen, geniesse ich sehr. Ich sage jedes Vitamin-D-Atom auf, dessen ich habhaft werden kann. Um mich herum herbstelt es schon. Flecken in den Bäumen mit gelben Laub sind nicht mehr zu übersehen. Die Flecken werden täglich grösser. Vorn an der Strasse, dort wo Linden stehen, ist der Gehweg schon mit gelbem Laub übersät. Die Zeit, die uns jetzt bevorsteht, ist nicht meine Zeit.
Noch kann ich mit kurzer Hose und T-Hemd einkaufen oder ins Studio gehen, noch, wer weiss, wie lange noch. Der Blick auf die Temperaturvorschau für die nächsten Tage zeigt eine Achterbahnfahrt an. Heute 28 Grad, morgen 29 Grad, Freitag runter auf 23 Grad, Samstag 21 Grad, am Sonntag geht es langsam wieder rauf bis 27 Grad mitte der Woche.
Aber eins ist gewiss: Ich werde jede Minute ausnutzen, und das Draussen geniessen.
Das heisst aber auch, dass ich wenig in den Blogs lese und noch weniger kommentieren werde als eh schon.