oder auch „Liebe stirbt nie“, der zweite Teil des Musicals Phantom der Oper. Gestern Abend haben wir mit unseren Freunden Claudia und Thomas eine neue Inszenierung auf dem Domplatz in Magdeburg gesehen. Was noch nie dagewesen ist: Bereits vor der Premiere waren alle Vorstellungen ausverkauft. Wobei ich mir nicht sicher bin, ob ein Grossteil des Publikums wusste, was es auf der Bühne erwartet.
Das Phantom ist vor 10 Jahren, zusammen mit der Ballettmeisterin Madame Giry und ihrer Tochter Meg, aus Paris geflüchtet und hat sich in Amerika auf Coney Island einen Vergnügungspark bauen lassen. Das Phantom ist in die Jahre gekommen, hat an Körperumpfang zugelegt und wirkt leicht ungepflegt.
Christine Daaé, die grosse Liebe des Phantom, trifft mit Ehemann und Sohn in Amerika ein, um ein neues Opernhaus in New York zu eröffnen. Die Familie ist aufgrund der Spielsucht des Ehemannes Raoul, der zudem Alkoholiker ist, hoch verschuldet. Das Phantom bietet Christine das Doppelte des Betrages, welcher ihr von Richard Hammerstein geboten wurde, wenn sie für ihn singt.
In einer emotionalen Szene stellt sich heraus, dass Gustave, der Sohn von Christine, die Frucht einer einzigen Liebesnacht zwischen Christine und dem Phantom ist.
Madame Giry und Tochter Meg sind verzweifelt und wütend. Meg hat jahrelang versucht, die Aufmerksamkeit des Phantoms auf sich zu ziehen um für die Treue zu ihm belohnt zu werden. Jetzt funkt Christine dazwischen.
Christine entscheidet sich für das Phantom und singt den Titelsong Liebe Stirbt Nie, den das Phantom für sie komponiert hat. Raoul reist ab, Gustave ist verschwunden.
Am Ende grosses Drama, grosse Emotionen – mehr zu schreiben, würde diesen Rahmen sprengen. Wer mag, kann die ganze Geschichte im Internet nachlesen.
Vom Magdeburger Dom erklang die Stundenglocke um 21 Uhr und auf der Tribühne wurde es schlagartig ruhiger. Es folgte die übliche Ansage wie, bitte Handys ausschalten, filmen und fotografieren nicht erlaubt usw., und die Vorstellung begann sozusagen pünktlich auf die Minute. Es war noch hell, als sich der imaginäre Vorhang hob.
Erst nach der Pause war es nahezu dunkel und die Norseite des Doms bildete im Hintergrund eine passende Kulisse. In einigen Szenen schien es fast so, als würde das Phantom irgendwo auf dem Dom singen.
Patrick Stanke war die ideale Besetzung für das Phantom. Sein etwas aus der Form geratener Körper mit dem Bauchansatz (kein Kunstbauch) und seine kräftige Stimme, dazu sein schauspielerisches Talent, waren ein Hochgenuss an diesem Abend. Verständlich, dass er beim Schlussapplaus den stärksten Beifall bekam. Ihm zur Seite spielte und sang Martina Lechner die Rolle der Chritine. Ihre Stimme liess manchmal etwas Brillianz vermissen, aber im richtigen Moment erreichte sie doch eine schöne Strahlkraft, vielleicht nahm sie sich dafür vorher ein wenig zurück. Man nahm ihr die Rolle einer starken Persönlichkeit gegenüber ihrem Mann und einer liebevollen Mutter für ihren Sohn ab, ebenso wie die liebede Frau, die sich zum Phantom hingezogen fühlt. Als Gustave stand eine Frau auf der Bühne. Mit einer Körpergrösse von 165 cm ist die ausgebildete Musicaldarstellerin Sarah Gadinger perfekt für diese Rolle. Mit Talent und Stimme liess sie uns vergessen, dass da eine erwachsene Frau spielt und singt und schluchzend an der Seite seiner Mutter liegt. Toll, herzzerreissend.
Love Never Dies – eine gelungene Inszenierung auf dem Magdeburger Domplatz, die mir besser gefallen hat, als die Bühnenversion im Hamburger Operettenhaus vor ein paar Jahren. Es gibt aber leider einen Punkteabzug: Einige Szenen spielen sich am äussersten linken Bühnenrand ab, was nicht von allen Plätzen gut zu beobachten ist.
Die Intendanz des Theater Magdeburg hat bereits verkündet, was im nächsten Jahr auf dem Domplatz zu sehen und zu hören sein wird: Das Musical Die Adams Family. Das ist jetzt nicht das, was wir uns anschauen würden. Deshalb werden wir im nächsten Jahr nicht nach Magdeburg reisen.
Und jetzt freuen wir uns auf Tecklenburg im August, auf das grossartige Musical Mamma Mia.