Archiv der Kategorie: Kultur

Die Abba Story


Abba geht immer! Deshalb dachte ich, ich schenke meinem Mann zum Geburtstag den Besuch dieser Show im alterwürdigen St. Pauli Theater auf der Reeperbahn in Hamburg. Das war gestern Abend der Fall.

Ein „Erzähler“, in der Rolle des Managers Stig Anderson, erklärte, wie Abba zueinanderfanden und wie alles begann – und dann auch zu Ende ging. Dazu wurden die passenden Songs live gesungen, begleitet von drei Backgroundsängern und einer vierköpfigen Band. „The Winner Takes It All“ – ein Song, der die Scheidung von Agnetha und Björn zum Thema hat, durfte natürlich nicht fehlen. Und ja, auch hier in der Show rollte eine Träne aus meinen Augen. Das kenn ich ja schon aus dem Musical Mamma Mia.

Die beiden Frontfrauen, „Agnetha“ und „Anni-Frid“, animierten das Publikum im Saal zum Mitsingen und Klatschen. „Benny“ am E-Piano und „Björn“ an der E-Gitarre standen den beiden Damen zur Seite.

Als die Geschichte erzählt war, war die Show noch nicht zu Ende. Das Publikum wurde animiert, Party zu machen und zu tanzen, soweit das in den Sitzreihen möglich ist. Im Parkett, im ersten, sowie im zweiten Rang, brachten die Zuschauer das alte Theater zum Beben. Ca. 30 Minuten erklangen Abba-Songs von der Bühne, die nicht nur mich zum Schwitzen brachten.

Und als Rausschmeisser gab es dann, wie sollte es auch anders sein, „Thank You For The Music“. Mein Schatz und ich wiegten uns dazu Arm in Arm im Takt.

Ein toller Abend mit zeitlos guter Musik. Abba geht eben immer.

Titanic – ein emotionaler Abend


Titanic – Das Musical auf einer Freilichtbühne, geht das überhaupt? Ja, das geht, und wie das geht. Gestern Abend haben wir die sensationelle Aufführung in Tecklenburg angeschaut.

Tecklenburg ist eine Kleinstadt in der Nähe von Osnabrück. Der alte Ortskern mit den Fachwerkhäusern mutet schon eher dörflich an. Es ist erstaunlich, dass ein Trägerverein, „Freilichtspiele Tecklenburg e.V.“ in der Lage ist, hochkarätige Musicalaufführungen auf die Beine zu stellen.

Wir logierten ein einem Hotel am Ortsrand, aber fussläufig ca. 20 Minuten vom Theater entfernt. Es geht bei den Freilichtspielen eher Familiär zu. Bei dem gestrigen tropischen Wetter war sommerliche leichte Bekleidung angesagt. Um 19 Uhr ist Einlass.

Schon eine Stunde vorher kann man die Karawane beobachten, die der Freilichtbühne entgegenstrebt, bepackt mit Taschen für das Picknick vor der Vorstellung und in der Pause. Und natürlich mit Kissen. Die Holzbänke sind nämlich sehr unbequem.

Diese Inszenierung ist wirklich der Hammer, und das sage ich nicht nur deshalb, weil ich ein grosser Fan dieses Musicals bin. Bei den ersten Takten flossen bei mir die Tränen, so schöne Musik, so schöne Liedtexte. Thomas bekam eine Gänsehaut.

Ich weiss gar nicht, was ich im Einzelnen schreiben soll. Am besten ist es, ich zitiere aus den Rezensionen, die ich nach der Premiere gelesen hatte.

Die Kulturfeder schreibt:
Benjamin Eberling gibt Kapitän E. J. Smith authentisch als tragische Autoritätsfigur, seine volltönende Stimme verleiht dem alten Seemann Würde und Verzweiflung.
Alexander di Capri als Konstrukteur Thomas Andrews fasziniert besonders im finalen Solo – seine Rolle ist Anklage und Requiem zugleich.
Felix Martin spielt den Reeder Ismay als gewissenlosen Karrieristen, ein Stinkstiefel par excellence, ohne in Karikatur zu verfallen.
Til Ormeloh überzeugt als Heizer Frederick Barrett mit großer Stimme und Emotionalität, sein Duett mit Tobias Bieri als Funker Harold Bride ist ein musikalischer Höhepunkt.
Masha Karell und Anton Rattinger als Ida und Isidor Straus bilden das berührende Herzstück des zweiten Aktes. Ihr Duett, gesungen von zwei Menschen, die lieber gemeinsam sterben als getrennt leben, ist still, aber von erschütternder Kraft.
(Dieses Duett ist wirklich herzzerreissend.)
Hier nachzulesen

Da Capo Magazin schreibt:
… denn was das Tecklenburger Kreativteam unter der Leitung von Regisseur Ulrich Wiggers auf der alten Burgruine geschaffen hat, darüber wird man in 20 Jahren noch sprechen. Eine perfekte Inszenierung mit grandiosen Bildern, toller Musik und herrlichen inszenarischen wie auch optischen Ideen ..


Musicalzentrale:
Als das Ensemble aus der Stille, die einem Gedenken an die realen Opfer der Katastrophe gleicht, aus den Trümmern des Wracks und der Dunkelheit wieder ins Licht tritt und abermals den mächtigen Choral mit „Nun fahr mit Gott, mein Schiff, Titanic, weit hinauf auf’s Meer“ anstimmt, bleibt kaum ein Auge trocken und das große Ensemble wird vom Auditorium aus berührt wie frenetisch gefeiert.

Ich kann dem nichts hinzufügen, ausser, dass es eine Inszenierung ist, die man so schnell nicht vergisst.

Ein 26-köpfiges Orchester sorgte für einen fulminannten Klang. Die Bühne wurde zeitweise mit 70 Personen bespielt. Die Kostüme – ein Traum. Bei den Temperaturen, die gestern herrschten, müssen die Darsteller darin und unter den Perücken gelitten haben.

Nach diesem Abend konnten wir nicht so einfach ins Bett gehen und das Licht ausmachen. Das Hotel Bismarckhöhe hat eine kleine Veranda, in der man den Abend ausklingen lassen kann. Dort sassen wir noch eine Weile mit unseren Freunden Claudia und Thomas und unterhielten uns über die Aufführung.

Connie Francis gestorben


Im Alter von 87 starb die Schlagersängerin Connie Francis.

Als erstes dachte ich, als ich heute von ihrem Ableben las: Ach, die lebte auch noch? Aber so ist das, wenn Personen, die einst ständig präsent waren, lange nicht in Erscheinung getreten sind.

Wenn ich an ihre Schlager denke, fällt mir als erstes ein „Die Liebe ist ein seltsames Spiel“. Warum es gerade dieses Stück ist, weiss ich auch nicht. Beim Nachlesen über Connie Francis stiess ich noch auf „Schöner fremder Mann“ und „Barcarole in der Nacht“. Ach ja, stimmt, ich erinnere mich.

In den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts hatte Connie Francis ihre Zeit als Schlagersängerin in Deutschland. Das war meine Zeit, in der ich Schlager hörte und Omas Opernschallplatten auflegte. Ein Kontrastprogramm? In der Zeit, als die grossen Opern entstanden, gab es kein Radio, vom Fernsehen ganz zu schweigen, und keine Schallplatten. Einige Arien avancierten damals zu Schlagern.

Weisse alte Männer

Ich kann nur mit dem Kopf schütteln! Warum?:
In der kleinen Stadt an der Elbe gibt es einen Männergesgangsverein, die Geesthachter Liedertafel, gegründet 1862 und damit ältester Verein der Stadt. Vor 25 Jahren erdreisteten sich einige Damen, einen eigenen Chor zu gründen, den Damenchor 2000, als Teil der Geesthachter Liedertafel. Es gab darum eine grosse Diskussion, ob denn Damen überhaupt in der altehrwürdigen Geesthachter Liedertafel mitsingen dürften. Es gab darüber eine Abstimmung und die Damen durften. Über diesen Frevel war etwa die Hälfte der Männer derart erbost, dass sie den Verein verliessen. Im Jahr 2000 ist das geschehen, man stelle sich das mal vor.

Die Damen feiern in diesem Jahr also ihr 25-jähriges Jubiläum mit einem Festkonzert. Der Männerchor hat es abgelehnt, bei diesem Konzert aufzutreten. Denn, mangels eigener Masse, taten sich die Männer mit einem anderen Männerchor zusammen. Der eigene Chor, also die Männer der Geesthachter Liedertafel, wären wohl beim Konzert ihrer Damen aufgetreten, aber die Männer des anderen Chores, Cantus/Eintracht aus Neuengamme, lehnen das ab.

Die Damen werden das Konzert aber nicht allein bestreiten müssen. Als Gastchor wird die Liedertafel Harmonia aus Ochsenwerder auf der Bühne stehen.

Ich habe übrigens ganz bewusst den Namen des Chores der alten weissen Männer erwähnt.

Carlo von Tiedemann verstorben

Wer in Norddeutschland lebt, dem ist Carlo von Tiedemann ein Begriff. Und nun ist er im Alter von 81 Jahren gestorben.

Carlo von Tiedemann und das NDR-Radio gehörten zusammen. Auch im NDR-Fernsehen war er präsent: Die NDR Talkshow, die Aktuelle Showbude. Die Talkshow gibt es immer noch. Von 1991 bis 1998 war er Stadionsprecher im Volksparkstadion bei den Heimspielen des HSV.

Die Stimme von Carlo von Tiedemann kannte jedes Kind. Er war ein Urgestein des Rundfunks. Carlo von Tiedemann verkörperte Hamburg und Nordeutschland zu einer Zeit, als es die privaten Radiosender noch nicht gab. Man hörte NDR, wir hatten ja sonst auch nichts.

Über seine Mutter, Fides von Kleist, war er weitläufig mit dem Schriftsteller Heinrich von Kleist verwandt.

Carlo von Tiedemann, unvergessen, R.I.P.

Musik am Hafen


Heute Nachmittag startete die diesjähre Konzertreihe Musik am Hafen. Organisiert wird das durch die Stadt Geesthacht. Der Eintritt ist frei. Wenn das Wetter mitspielt und die richtigen Bands auftreten, haben schon ca. 1.200 Zuschauer dort zugesehen, gehört und getanzt.

Die Sitzterrassen des Hafens, wo die Konzerte stattfinden, liegen ja fast direkt vor unserer Haustür. So sind wir nach einem kurzen Fussweg und wenigen Minuten am Hafen und können gucken, was da los ist.

Die Band MANNSCHAFT eröffnete heute die Sommerkonzerte. Hm, deren Musik war nicht unser Stil. Wir hörten ein paar Minuten zu und entschlossen uns dann, einen kleinen Spaziergang zu machen.

Heute Abend soll noch die Band DenManTau auftreten. Leider ist ein Regengebiet auf dem Weg. Mal gucken, wie das um 19 Uhr aussieht und ob wir überhaupt noch mal Lust haben, zum Hafen zu gehen.

Die Konzerte locken immer viele Menschen an. Wer weiss, in ein paar Jahren werde ich auch da so sitzen, ein Kaltgetränk schlürfen und froh sein, mal was anderes zu sehen.

Ein Abend mit James Bond


„Let the sky fall“ – Kenner und Fans werden sofort wissen, um was es geht, es geht um James Bond.

Gestern Abend war im Theater Lüneburg der Auftakt zu einer kleinen Konzerttour mit Titelmelodien einiger James-Bond-Filme, von denen es mittlerweile 26 gibt. Auf der Bühne standen Navina Heyne und Thomas Borchert. Amüsant und charmant führten sie durch den Abend und natürlich wurden auch die Titelmelodien gesungen.

Bis auf wenige Ausnahmen wurde alle Titelmelodien von Frauen gesungen. Da blieb es nicht aus, dass auch Thomas Borchert einige Songs übernahm, z.B. „Golden Eye“, der im Original von Tina Turner gesungen wurde.

Thomas Borchert agierte stets im Smoking während Navina Heyne sich in wechselnden Kleidern präsentierte. Die Damen im Publikum waren teils äusserst angetan. Während Navina die Bühne betrat, war immer ein entzücktes „Aaahhh“ zu vernehmen. Aber die Frau sah auch wirklich toll aus. Am Oberschenkel trug sie ein Pistolenhalfter. Wenn sich die zwei Ehepartner mal nicht eins waren, wurde die Pistole gezückt.

Navina Heyne war uns erstmal im vorigen Jahr in Tecklenburg aufgefallen als sie die Rolle der Donna im Musical Mamma Mia spielte. Vorher kannten wir sie nicht. Ihre Darbietung war einach grossartig.

Thomas Borchert ist schon länger im Musicalgeschäft. Ich weiss aber nicht, ob wir ihn schon mal bei einem unserer vielen Musicalbesuche gesehen haben. Kürzlich erlebten wir beide im Theater Lüneburg als Christine und Phantom im Musical Love never dies.

Beide haben tolle Stimmen und viel Luft, Töne lange zu halten. Es war ein Ohrenschmaus. Zwischen den Songs wurde über die verschiednen Filme und ihre Darsteller geplaudert. Wer denn nun der beste James Bond bisher war, konnte nicht entschieden werden. Thomas Borchert erzählte eine Anekdote über Shirley Bassey: Bei der Aufnahme des Titelsongs Goldfinger trug sie keinen BH. Er würde ihren Gesang einengen. Ein lange gehaltener Ton A kommt darin vor. Thomas sang diesen Song gestern Abend. Einen BH trug er sicher nicht, aber er schaffte es bravourös. Navina erklärte sich, dass sie eh keinen tragen würde, jedenfalls gestern Abend nicht, den BH hätte sie gar nicht erst angelegt.

Musikalisch begleitet wurden die Künstler von einer Combo, die auf der Bühne platziert war. Der Bassgitarrist war insofern ein Teil der Show weil er als Blofeld gefragt wurde, welchen Namen denn die Katze hat, die er dann auf seinen Armen trug. Angelika war die Antwort. Die Plüschkatze landete dann in hohem Bogen auf den Brettern der Bühne.

Nach mehr als zwei Stunden dann grosser Applaus und standing ovations für diese beiden Ausnahmekünstler. Wir haben das Konzert genosse und waren nicht traurig, dass wir einen grossen Teil des ESC-Finales verpasste haben, denn …

… als wir die Karten für den gestrigen Konzertabend bestellt hatten, war uns nicht bewusst, dass am selben Abend das Grosse Finale des diesjährigen ESC in Basel stattfinden würde. Zurück zu Hause schalteten wir den Fernseher ein. Wir bekamen noch die letzten drei Liveauftritte mit und dann natürlich die spannende Punktevergabe.

Wir kannten ja schon die Teilnehmertitel aus den beiden Semifinale, aber insgesamt wäre es doch schöner gewesen, sich alles zusammen nochmal ansehen zu können. Zum Ergebnis: Ja, mit dem Siegertitel kann ich leben, der war aber nicht mein Favorit. Stefan Raab, der für die Auswahl des Deutschen Beitrags zuständig war, hat sich sicherlich mehr versprochen als Platz 15, aber das war auch ok so, es gab besseres als „Baller“.

Das war es dann erstmal mit der Kultur. Es geht erst im August weiter. Aber wer weiss schon, was uns bis dahin noch wieder einfällt.

Der grösste Musikwettbewerb der Welt


Die Rede ist vom Eurovision Song Contest. Da er im vorigen Jahr von der Schweiz gewonnen wurde, findet er in diesem Jahr dortselbst statt, und zwar in Basel.

Mein Schatz hat im Mai ja noch sein Sabbatical. Deshalb waren wir in der Lage, uns die beiden Halbfinale anschauen zu können. Sonst liegen wir um 21 Uhr schon in der Koje und wenige Minuten später geht das Licht aus. Bald ist es wieder soweit, leider.

Dienstag fand das erste Halbfinale statt, gestern Abend das zweite. Wir öffneten eine Flasche Spumante rosé, die schon ein paar Monate im Kühlschrank lag und auf eine Gelegenheit wartete, sie zu leeren. Glinda leistete uns gestern Abend gesellschaft, war aber am Geschehen auf dem Fernsehbildschirm nicht interessiert. Sie legte sich in die Obstschale aus Olivenholz und liess sich vom bunten und lauten Geschehen nicht stören.

Die diesjährigen Beiträge sind überwiegend erstaunlich gut. Es ist nur wenig dabei, was und gar nicht gefällt. Aber es ist natürlich eine Frage des persönlichen Geschmacks.

Die beiden Moderatorinnen führten locker durch beide Abende. Ich fand allerdings, das sie gestern Abend noch lockerer waren. Als der Finnischen Gruppe im Greenroom ein typisch schweizerisches Käsefondue zu erklären, geschah dies u.a. mit dem Hinweis: Wenn du das Stück Brot verlierst, musst du nackt einmal um das Haus laufen. Käsefondue wollten wir immer schon mal machen … Aber das lässt sich sicher auch auf ein Fleischfondue anwenden.

Die Teilnehmer für das morgen Abend stattfindende Grosse Finale stehen jetzt also fest. Ich habe gestern Abend für Dänemark abgestimmt, und siehe da, Dänemark wird morgen dabeisein.

Bei uns gibt es eine Terminkollision: Wir haben uns vor Wochen Karten für das Konzert „Let The Sky Fall“ The Bond Concert Show –
mit den Musicalstars „Thomas Borchert & Navina Heyne“ gekauft und nicht daran gedacht, den Termin mit dem des ESC zu vergleichen. Das Konzert findet im Theater Lüneburg statt und wird bestimmt „amazing“. Es beginnt um 20 Uhr, die Fahrzeit pro Strecke beträgt ca. 30 Minuten, der ESC beginnt um 21 Uhr. Es ist also damit zu rechnen, dass wir spätestens zur Punkteverteilung wieder zu Hause sind.

Moulin Rouge in Köln

Eigentlich bin ich ja immer ziemlich aktuell was mein Blog betrifft. In diesem Fall war das Draussen mir wichtiger, nämlich zu grillen und auf der Terrasse in der Sonne zu lesen. Aber jetzt gilt es, einiges aufzuholen:

Es war das Geburtstagsgeschenk von meinem Schatz: Der Besuch des Musicals Moulin Rouge im Musical Dome in Köln mit Bahnfahrt und Hotelübernachtung. Grosse Freude, denn das Musical wollte ich schon länger gerne sehen.

Am 30. April morgens ging es also los. Erst mit dem Wagen zum P+R-Parkplatz in Nettelnburg, von dort mit S-Bahn nach Hamburg-Altona. Wenn wir mit der Bahn reisen, starten wir gern in Altona, denn am Hauptbahnhof ist immer ein ziemliches Gewusel auf dem Bahnsteig. Wenn es dann noch eine geänderte Wagenreihung gibt, läuft sich die Menge um weil natürlich alle an der falschen Stelle stehen und dorthin wollen, wo ihr gebuchter Wagen anhält. In Altona steigen sowieso immer nur ein paar Fahrgäste ein und man hat ausreichend Zeit, den Wagen und die Plätze zu suchen. Die Plätze, die Bernd gebucht hatte, 1. Klasse natürlich, befanden sich im letzten Wagen. Der Weg war also kurz.

Erster Halt war Hamburg-Dammtor. Bis dahin hatten wir schon mal 3 Minuten Verspätung. Am Hauptbahnhof waren es schon 6 Minuten. Der Zug schlich über die Gleise, blieb sogar ein paar mal stehen. Und da wundert man sich, dass die Bahn immer Verspätung hat, jedenfalls meistens. Und wir waren immer noch in Hamburg. Auf dem Weg nach Bremen wurden ein paar Minuten gutgemacht, aber letztendlich kamen wir mit 15 Minuten Verspätung in Köln an. Die Zugfahrt sollte in München enden, wer weiss, wann der Zug dort angekommen ist.

Bernd hatte für uns ein Zimmer im Hotel Ibis am Dom gebucht. Das Hotel ist irgendwie ein Teil des Bahnhofs und liegt wenige Minuten vom Musical Dome entfernt. Das Zimmer war klein, aber sauber und durch die Farbgebung ganz hübsch. Das Bad war eng, auch sauber, kein Schimmel. Die Dusche war nur mit einem grossen Schritt zu erreichen, der Rand war ca. 40 cm hoch. Für mich war es am bequemsten, rückwärts aus der Dusche zu steigen.

Nach dem Einchecken suchten wir erstmal ein Restaurant. Wir entschieden uns für das Gaffel am Dom. OK, in der Lage ist es natürlich für Touris ausgelegt, aber es lag halt am Weg. Und bevor wir lange weitersuchten, nahmen wir Platz. Ich entschied mich für Schnitzel mit Spiegelei, Spinat und Bratkartoffeln.

Der Spinat sah eher nach Pesto aus, aber er schmeckte nach Spinat. Dazu tranken wir Kölsch, was sonst wenn man in Köln ist? Na ja, so ein Glas Kölsch trinkt man nicht, das atmet man eher ein und dann ist es leer und man braucht danach noch eins.

Nach dem Essen und nach dem zweiten Kölsch spazierten wir durch den Bahnhof, unter den Gleisen durch auf die andere Seite und hinunter zum Muscial Dome, unser eigentliches Ziel. Wir wollten ja wissen, wo wir abends hinmussten.

Wir hatten noch Zeit und das Wetter war gut. Deshalb flanierten wir entlang des Rheins, an dessen Ufer zahlreiche Flusskreuzfahrtschiffe festgemacht hatten. Die Sonne heizte auf uns herab und meine Gelenke schmerzten, die 4-1/2-stündige Zugfahrt war meinem Rücken nicht wirklich zuträglich. Langsam spazierten wir zurück ins Hotel. Es wurde dann auch Zeit, eine Dusche zu nehmen und sich für den Abend aufzurüschen.

Bernd hatte Open Bar gebucht und spezielle Plätze. Im Foyer bekamen wir ein Bändchen für das Handgelenk und wir bekamen gleich ein Glas Sekt angeboten. Bevor der Saal geöffnet wurde, erfrischten wir uns mit Mineralwasser. Durch die Zugfahrt hatten wir ein Flüssigkeitsdefizit. Da war Mineralwasser besser als Wein oder Sekt.

Als wir den Theatersaal betraten, blieb mir fast der Mund offenstehen. Die Bühne war offen, die Wände des Saales und die Decke waren mit rotem, drapierten Stoff verkleidet. Goldene Käfige und Balkone, Separees – alles zusammen wirkte plüschig bis puffig. Ich stelle es mir vor, dass es so im Puff aussieht, ich habe da keine Erfahrungen.

Rechts stand ein blauer Elefant in einer Loge. Was es mit dem aufsichhatte, wurde während des Stücks offenbart.

In einer Loge gegenüber stand eine illuminierte Mühle. Wir blieben erstmal auf den Stufen stehen und machten Fotos.

Unsere Plätze befanden sich ganz unten im Parkett. Vor uns hatten wir ein Tischchen. Im Gang vor uns standen zwei Servierwagen mit Getränken. Wir entschieden uns für Wein und kurz vor dem Beginn der Vorstellung orderten wir Sekt. Als wir anstossen wollten (machen wir auch immer zu Hause), machte es nicht „kling“, es erklang ein mattes „plopp“. Die Gläser waren aus Plastik und nicht aus Glas, sahen aber täuschend echt aus.

Auf und neben der Bühne gab es ein Vorprogramm. Männer in Leder bewegten sich homoerotisch miteinander, Frauen machten erotische „Gymnastik“. Zum Glück hatten die ein Höschen an, sonst hätte man sehen können, ob sie sich die Zähne geputzt haben. In einem Käfig tanzte ein Mann.

Die Servierwagen wurden herausgeschoben und die Vorstellung begann. Die Geschichte ist mit wenigen Worten erzählt: Der Club ist finanziell am Ende, es wird ein Mäzen gesucht. Satine, die Hauptdarstellerin, soll sich dem reichen Duke of Monroth an den Hals werfen damit er den Club mit Geld unterstützt. Sie liebt aber Christian, einen mittellosen Komponisten. Trotzdem wendet sie sich dem Grafen zu, wegen des Geldes. Am Ende stirbt Satin an der Schwindsucht in den Armen von Christian. Parrallelen zur Oper La Bohème tun sich auf. Sie spielt ebenfalls im Künstlermilieu und die Hautrolle stirbt an der Schwindsucht. Ich will das Rätsel um den Elefanten auflösen: Blauer Elefant heisst die Garderobe der Hauptdarstellerin Satine.

Umrahmt wird die Geschichte mit viel Tanz und Gesang. Satine (Sophie Berner) und Christian (Jonas Hein) haben das wirklich drauf. Solche Künstler muss man erstmal finden. Jonas Hein brachte die Emotionen nicht so richtig rüber, dafür waren Gesang und Tanz wirklich erstklassig. Der Duke of Monroth hatte nur wenig Gesang und Tanznummern gar keine. Die Rolle wurde von Matt Posada gespielt, ziemlich farblos in der Ausstrahlung, den eifersüchtigen Lover nahm man ihm nicht ab. Die absolute Hauptrolle, auf der Bühne wie in der Story hatte Sopie Berner als Satine. Gesang, Tanz und Ausdruck – ein Juwel. Das alles unter einen Hut zu bringen, ist wirklich Kunst.

In der Pause wurden wir wieder an unseren Plätzen in der Sparkling Diamond Reihe mit Getränken versorgt. In 25 Minuten kriegt man ein Glas Sekt ganz gut weg. Während der Vorstellung kann man ja an dem zweiten Glas weiternippen.

Am Ende der Vorstellung gab es viel Beifall, aber doch eher verhalten. Es gab zwar auch Jubelrufe, die aber einzelnen Darstellern galten. Uns hat das Musical gefallen, aber nicht wirklich abgeholt.

Nach der Vorstellung gab es im Foyer Tanz in den Mai. Ein DJ legte auf, eine Sängerin und ein Saxophonist gaben den Anschein von Livemusik. Die Idee war gut, aber für mich nicht mitreissend. Ausserdem meine Knochen …. Die Tanzfläche war schnell voll. Auffallend war, dass sich viele Gäste wirklich nett zurechtgemacht haben. Die Damen teilweise in knöchellangen Kleidern oder Röcken, dazu wurden Stillettos getragen, vereinzelt auch Turnschuhe, oder wie immer man dazu heute auch sagt. Es gab auch Ausreisser: Obenrum eine Bluse mit Silberpailletten und untenrum eine schedderige Jeans. Ich sag nur: Holzklasse, einfache aber gewöhnliche Leute.

Wir gingen zurück ins Hotel durch die warme Mainacht. Der Dom ragte illuminiert in den Nachthimmel.

Nach dem Frühstück hatten wir noch Zeit bis zur Abfahrt des Zuges. Im Hotel war es nicht gemütlich, um dort zu warten. Da das Wetter gut war, gingen wir am Dom vorbei runter an den Rhein. Man muss sich ja wundern, was morgens um 9 Uhr an einem Feiertag am Dom schon los ist. Auf unserem Weg kam uns eine Gruppe Menschen mit roten Jacken entgegen. Ich dachte erst an eine Maidemo. Aber nein, es war eine Reisegruppe, vermutlich aus Japan, die auf einer Führung unterwegs war. Es waren alles etwas ältere Menschen, um die 60 Jahre alt. Wir nehmen an, dass sie von einem der zahlreichen Flusskreuzfahrtschiffe waren, die an den Ufern des Rheins festgemacht hatten.

An der Rückseite des Doms entdeckten wir ein Grab mit einem schlichten Holzkreuz. Ein Name ist eingraviert: Ludwig Schöller. Ist das der Mann von dem Eis?

Wir fanden eine gemütliche Ecke mit kleinen Hotels und Restaurants. Für einen eventuellen weiteren Aufenthalt in Köln haben wir uns das mal vorgemerkt.

Auf dem Rückweg zum Hotel, wir mussten ja noch unser Gepäck holen, kamen wir ganz dicht am Bahnhof vorbei. Die Überdachung der Bahnsteige ausserhalb der grossen Bahnhofshalle hat mir sehr gut gefallen.

Die Rückfahrt nach Hamburg war widererwarten pünktlich. Da wir nicht kochen wollten und die Wettervorhersage sehr gut war, hatten wir vorgesorgt, um den Grill anzuwerfen. Mit Wein und schmackhaftem Fleisch sassen wir entspannt auf der Terrasse und unterhielten uns über die letzten zwei Tage – wie immer einer Meinung über das Musical und das ganze Drumherum.

25 Jahre Stage Entertainment – ein Galakonzert


Stage Entertainment feiert in diesem Jahr 25-jähriges Jubiläum mit Galakonzerten im Theater Neue Flora. Eins dieser Konzerte haben wir gestern Abend besucht. Ich weiss gar nicht, mit welchem Adjektiv ich dieses Konzert beschreiben soll. Super, genial, phantastisch, phänomenal, toll – alles trifft irgendwie zu und trifft es irgendwie doch nicht. Wir waren jedenfalls begeistert, mein Schatz ist heute morgen immer noch heiser weil er den Sängerinnen und Sängern auf der Bühne so laut zugejubelt hat. Ich war eher der stille geniesser weil ich so sehr beeindruckt war von der Leistung und von der Show.

Alexander Klaws führte durch das Programm. Er sagte nicht die Gesangsnummern an, stattdessen plauderte er mit seinen Bühnenkolleginnen und -kollegen über ihre Rollen, die sie in vielen Jahren auf den Musicalbühnen verkörpert haben. Die meisten von ihnen, wenn nicht sogar alle (ich müsste in die alten Programmhefte schauen), haben wir selbst schon gesehen.

Die Songauswahl der ersten 10/15 Minuten waren für mich sehr emotional. Die Tränen liefen so stark, ich kannte gar nicht nachwischen, irgendwann hab ich es einfach laufenlassen.

Der Abend brachte Songs aus vielen Musical, die Stage Entertainment in den letzten 25 Jahren auf die Bühne gebracht hat. Phantom der Oper, Wicked, Kinky Boots, Tarzan, Elisabeth, König der Löwen, Tina Turner, Die Eiskönigin, Hamilton – um nur einige zu nennen.

Gino Emnes sang aus Elisabeth „Ich gehör nur mir“, ein Lied, welches im Musical von Elisabeth gesungen wird. Der Text passt auch auf einen Mann, er passt auf jede Person, denn niemand sollte sich einer anderen Person unterwerfen. Gino Emnes machte das so toll, so berührend, als er geendet hatte, sprang ich sprang spontan auf und klatschte.

Alexander Klaws und Judith Caspari sangen „Dir gehört mein Herz“ aus Tarzan. Willemjin Verkaik brillierte mit „Lass jetzt los“ aus Die Eiskönigin. Sie erhielt standing ovations am Schluss ihrer Darbietung.

Mathias Edenborn sang Songs aus Das Phantom der Oper und mit Judith Caspari aus Tanz der Vampire das Duett „Sei bereit“. Am Ende legte sich Mathias in eine grosse Requisitenkiste, die als Sarg diente – eine tolle Idee.

Ich kann mich wirklich nicht mehr erinnern, welches Songs noch zu hören waren. Philipp Büttner war zu hören mit Solonummern, wie auch mit seinen Bühnenkollegen im Duett und mit grossen Nummern, die alle zusammen gesungen haben. Philipp Büttner steht aktuell als Hercules im gleichnahmigen Musical auf der Bühne des Theaters Neue Flora.

Ein Medley mit Songs von Queen aus dem Musical We Will Rock You riss das Publikum mit. Alle Teilnehmer waren daran beteiligt.

Kristina Love, eine absolute Powerfrau. Im Gedächtnis geblieben ist mir „You are simply the best“, mein Lieblingslied von Tina Turner. Sie hat ja auch die Rolle der Tina Turner im Musical gespielt. Alexander Klaws beendete das Konzert mit ein paar Worten über Bühnenauftritte im Allgemeinen und was alles dahintersteckt und endete, an das Publikum gewandt: You are simpyl the best! Und dann legte Kristina Love los und riss uns alle mit.

Natürlich gab es eine – geplante – Zugabe: Ein Medley aus dem Musical Mamma Mia. Was anderes hätte auch wirklich nicht gepasst. Wenn das Orchester und die Akteure nicht die Bühne verlassen hätten, wäre der Beifall noch minutenlang fortgesetzt worden.

Was für ein Abend!

Es gibt noch 3 Konzerte, eins heute Abend und noch jeweils ein am Montag und Dienstag nächster Woche. Wollen wir nochmal hin? Zu Hause angekommen schaute ich gleich mal nach, ob es wohl noch Karten gibt. Alle drei Konzerte sind nahezu ausverkauft, so wie gestern Abend auch. Wir können uns nicht erinnern, schon jemals so ein volles Musicaltheater gesehen zu haben.

Und ja, es gibt noch Karten für die nächsten Konzerte. Aber wir wollen nicht in der letzten Reihe ganz hinten auf dem Rang sitzen.