Archiv der Kategorie: Kultur

Montserrat Caballé


Montserrat Caballé würde heute 89 Jahre alt werden. Google ehrt die Prima Donna mit einer Grafik auf seiner Startseite. Sie gilt als eine der letzten großen Operndiven.

Ich habe Montse geliebt. Ihre glockenhelle Stimme, ihr Lachen, wenn sie z.B. als Gast bei Thomas Gottschalk saß. Wir hatten das große Glück, sie 2005 bei einem Konzert in der Hamburger Laiszhalle erleben zu dürfen.

Harry Potter und das verwunsche Kind


Vor 2 Jahren, zu meinem 70. Geburtstag, hatte der liebste Mann der Welt mir ein tolles Geschenk gemacht, Karten für die Aufführung des Theaterstücks „Harry Potter und das verwunschene Kind“. Fast auf den Tag genau 2 Jahre später konnten wir uns endlich die Aufführung im Harry Potter Theater anschauen. Die Karten waren ursprünglich gekauft für eine Vorstellung Ende Mai des selben Jahres. Aus bekannten Gründen wurde die Premiere abgesagt. Den zweiten Versuch unternahmen wir für November 2020. Wir wissen alle, dass auch da noch nichts möglich war und die Premiere wurde auf April 2021 verschoben. Auch für diese geplante Aufführungsserie hatten wir Karten. Aber die Premiere musste ein weiteres Mal verschoben werden und fand dann im Dezember 2021 statt. Gestern war es endlich soweit, dass wir uns die Geschichte anschauen konnten, die Tage vorher immer mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass die Vorstellung wegen einer Erkrankung im Ensemble ausfallen könnte, was schon ab und zu gesehen war.

Das Stück besteht aus zwei Teilen, beide jeweils abendfüllend. Man hat die Wahl, sich beide Teile hintereinander am selben Tag anzuschauen oder an zwei aufeinanderfolgenden Tagen. Wir entschieden uns für die Marathonsitzung, d.h. 2 x 2 Stunden 50 Minuten, darin enthalten jeweils eine Pause von 20 Minuten, Gesamtauffühungszeit also 5 Stunden. Unterbrochen werden die beiden Teile von einer ca. zweistündigen großen Pause.

Mein Schatz hatte das Luxuspaket gebucht: Die Karten für Teil I und II und den Zugang zur Mehr Lounge. Die Lounge fasst ca. 50 Gäste. Es gibt dort einen separaten Bereich für die Garderobe (im Preis inkludiert). Im Preis enthalten sind auch Getränke, wie Wein, Bier, Sekt, Softdrinks und Kaffeegetränke. An einem Buffet kann man sich an kleinen exotischen Speisen und Desserts bedienen. Die Lounge öffnet 1,5 Stunden vor dem Beginn der Vorstellung und steht den Gästen auch während der kleinen Pausen und in der großen Pause zur Verfügung. Das Ambiente der Lounge ist sehr angenehm, freundliches Personal erfüllt die Getränkewünsche. Wir gingen bereits um 11:30 Uhr aus dem Haus um mit dem ÖVPN nach Hamburg zu fahren. In der Mehr Lounge konnten wir Appetit und Durst stillen.

Zur Lounge gehört ein separates WC, selbstverständlich mit angemessener Ausstattung.

Auf dem Platz vor dem Theater gibt es eine große Cafeteria „für die Holzklasse“. Man sitzt dort auf unbequemen Bänken, um sich seinen Getränken und dem Fastfood zu widmen. Aber irgendwie muss man die große Unterbrechung von 2 Stunden ja überbrücken. Nachdem wir uns gestärkt hatten, lustwandelten wir ein wenig umher und vertraten uns die Beine.


Und jetzt zum Stück selbst: Harry Potter, Hermine, Ron und Draco Malfoy sind erwachsen geworden, haben geheiratet und haben selbst Kinder. Die Kinder gehen, wie früher ihre Eltern, ebenfalls in die Schule von Hogwarts. Harrys Sohn Albus hat sich mit dem etwas hyperaktivem Scorpius Malfoy angefreundet, dem Sohn von Draco Malfoy. Beiden fällt ein Zeitumkehrer in die Hände, mit dessen Hilfe sie eine Person aus dem früheren Umfeld von Harry Potter zum Leben erwecken wollen. Das geht total schief und eine Kette unvorhergeseher Ereignisse wird ausglöst.

Als der erste Akt des ersten Teils beendet war, schauten Bernd und ich uns fragend an, mit der Bemerkung „Ich weiß nicht?!“, was ausdrücken sollte, dass wir nicht gerade begeistert waren. In der Lounge stand unser vorbestelltes Getränk bereit und wir nahmen ein paar Happen vom Buffet.

Im zweiten Akt nahm das Stück dann richtig fahrt auf. Da hat man wirklich viel getan, um Spannung aufzubauen und uns am Ende mit dem Gedanken zurückgelassen: Ich will jetzt mehr wissen. Aber wir mussten ja nun 2 Stunden warten, bevor es weitergeht.

Der zweite Teil war spannungsgeladen mit vielen tollen Effekten. Ganz langsam löste sich im zweiten Akt die Geschichte auf, alle waren wieder in der richtigen Zeitlinie angekommen.

Den Schlussbeifall nahm das Ensemble gemeinsam entgegen, niemand wurde als Solist hervorgehoben. Und ja, es war eine gemeinsame Leistung der Darsteller, dieses Schauspiel fesselnd auf die Bühne zu bringen.

Für mich hatte ich aber zwei Rollen und ihre Darsteller entdeckt, die ich sehr beeindruckend fand: Vincent Lang als Albus Potter und Mathias Reiser als Scorpius Malfoy, die beiden Freunde, die mit dem Zeitumkehrer alles ausgelöst hatten. Ihr Spiel, ihre Dialoge, ihre Gestik – es war eine Freude, den beiden zuzuschauen und zuzuhören. Für mich waren das die beiden Hauptrollen.

Fazit eines langes Tages:
Nach einem eher zögerlichen Anfang nahm uns HARRY POTTER UND DAS VERWUNSCHENE KIND im Verlauf der Aufführung mehr und mehr gefangen. Die Akustik ließ aber in Teilen zu wünschen übrig. Einige Dialoge waren kaum bis gar nicht zu verstehen weil die Protagonisten sehr leise sprachen. Das beinträchtigte zwar nicht, dem Verlauf der Handlung zu folgen, war aber nicht wirklich schön.

Um uns herum waren im Publikum an einigen Stellen Lacher zu hören. Das waren wohl Hardcorefans von Harry Potter. Vermutlich gab es an jenen Stellen Verbinungen zu den diversen Büchern bzw. Filmen. Wir haben nur zwei Filme gesehen, die Bücher haben wir nicht gelesen. Trotzdem konnten wir der Handlung folgen.

Die Mehr Lounge ist ein tolles Angebot, sich vor der Vorstellung und in den Pausen dort in einem angenehmen Ambiente aufzuhalten. Der Platz, den man sich am Anfang ausgesucht hat, seht einem in jeder Pause zur Verfügung. In den kleinen Pausen steht das vorbestellte Getränk schon am Platz bereit. Schälchen mit Salzgebäck stehen auf den Tischen.

Für uns als eingefleischte Musicalfans war es im ersten Moment etwas ungewöhnlich, dass nicht gesungen sondern gesprochen wird. Aber daran haben wir uns schnell gewöhnt.

Fotografieren ist natürlich während der Vorstellung nicht erlaubt. Die 4 Akte begannen jeweils bei offener Bühne, die für das zu erwartende Geschehen vorbereitet war. Diese Bühnenbilder durften fotografiert werden.

Wir fanden es gut, dass wir uns beide Vorstellungen hintereinander und nicht an zwei Abenden angeschaut haben. Das Finale des ersten Teils ist schon ein riesiger Cliffhanger. Weil immer eine gewisse Spannung in der Handlung gehalten wurde, war es auch überhaupt nicht lang. Die Bestuhlung ist bequem, was natürlich auch wichtig für einen langen Abend ist. Am Ende saßen wir dann doch müde gähnend hinter unseren FFP2-Masken in der S-Bahn und im Bus und freuten uns auf das Bett. Immerhin hatten wir vor 12 Uhr das Haus verlassen und waren gegen Mitternacht wieder daheim. Dann darf man auch müde sein.

ABBA macht glücklich


Carolin Fortenbacher tourte mit dem dem o.g. Programm einige Wochen durch Deutschland. Sie trat in Kleinstädten auf kleinen Bühnen auf. Das Abschlusskonzert dieser Tour fand gestern Abend im Kleinen Theater Schillerstrasse in Geesthacht statt, nur wenige Gehminuten von unserer Wohnung entfent. Was lag da Näher, als sich dieses Konzert anzuhören, als großer Fan von Carolin Fortenbacher und der Musik von Abba. Da mein Schatz schon immer ganz früh aufstehen muss, ging ich mit zwei Freundinnen in das Konzert.

Carolin Fortenbacher wurde durch das Musical Mamma Mia bekannt. Im Stage Operettenhaus stand sie 1.200 (!) Mal als Donna auf der Bühne.

Caro, wie sie sich selbst nennt, spulte das Programm nicht einfach ab und hing Titel an Titel. Sie kommunizierte mit dem Publikum – und das Publikum mit ihr. Sowas geht nur in einem kleinen Theater. Deshalb war die Entscheidung, auf kleinen Bühnen aufzutreten, durchaus richtig. Caro erzählte ein paar Anekdoten aus ihrer Zeit als Donna und ließ uns mit ein paar Informationen an ihrem privaten Leben teilhaben. Mit viel Witz führte sie durch das Programm und brachte ihr Publikum zum Lachen.

Mit den Befehlen „Licht an“ und „alle aufstehen“ („man nennt mich auch die Musicaldomina“) animierte sie uns, in den Stuhlreihen ein paar Tanzbewegungen zu einigen Songs zu nmachen – so gut es eben ging. Die meisten Lieder wurden in englisch gesungen. Als Reminiszenz an ihre Arbeit mit Benny und Björn (die 2 B von ABBA) für das Musical, sang Caro einen Titel auf schwedisch. Und auch spanisch brachte sie zu Gehör.

Mein Lieblingslied aus dem Musical „Der Sieger hat die Wahl“ (The winner takes it all) sang Caro auf Deutsch. Hier wurde die ganze Bandbreite iher Stimme deutlich, von zart und glockenhell bis wütend und tief. Und ja, auch hier hatte ich Pipi in den Augen, wie jedes Mal im Musical.

Natürlich trat Caro nicht im quietschbunten ABBA-Kostüm auf, aber immerhin trug sie eine schwarze Schlaghose. Musikalisch begleitet wurde sie von Ania Strass am Cello, Jürgen Ray Scholz mit Gitarre und Achim Rafain am Bass. Diese Besetzung war anfangs etwas ungewöhnlich, aber so wurde der Gesang und das Spiel von Caro nicht eingeengt. Und es war live und nicht von der Konserve eingespielt. Die ABBA-Songs wurden in einem ganz anderen Stil zu Gehör gebracht als man es gewohnt ist. Nicht alles hat mir gefallen.

Laufend wurden im Hintergrund Nebelschwaden auf die Bühne geblasen, was ein kleines Geräusch verusachte, welches im Publikum aber nicht zu hören war, aber auf der Bühne. Nach Caros Wahrnehnmung war das ein „pfü“, von dem sie wohl ein wenig genervt war, was sie aber trotzdem mit Humor nahm. „Pfü“ wurde also ein Teil des Programms.

Natürlich gab es Zugaben. Ganz am Schluss durften wir uns was wünschen. „Thank you for the Music“ kam ein Zuruf aus dem Parkett. Da das nicht im Programm ist, wurde es a cappella von Caro und dem Publikum gemeinsam gesungen. Und dabei blieb es denn auch.

Mit einem breiten Grinsen im Gesicht trat ich den Heimweg an, denn ABBA macht glücklich und Caro macht froh!

Die Eiskönigin


Spontanität ist gefragt in diesen Tagen wenn man eine Musicalvorstellung besuchen möchte. Da der liebe Gatte aus Gründen derzeit zu Hause ist, können wir sehr spontan sein. Ich würde mir gern das Musical Miss Saigon anschauen, welches derzeit im Raimond-Theater in Wien gegeben wird. Aber was, wenn man in Wien aus dem Flugzeug steigt und man feststellen muss, dass die Vorstellung ausfällt weil jemand in der Besetzung an Corona erkrankt ist? Gut, ich wollte schon seit längerem mal nach Wien. Aber wenn der eigentliche Grund für die Reise nicht mehr vorhanden ist, wäre das zu teuer.

Aber was gibt es denn in Hamburg, was wir noch nicht gesehen haben? Richtig, die Eiskönigin. Schnell mal geguckt, was es für einen Wochentag noch für gute Karten gibt, und zack, hatten wir gebucht, 2 Plätze in Reihe 9 plus 2 Karten für die Open Bar. Der X80-Bus brachte uns von der kleinen Stadt an der Elbe bis fast zu den Landungsbrücken.

Ein Musicalbesuch beginnt am besten mit einem Restaurantbesuch. Wir testeten das Alex an den Landungsbrücken. Nun ja … Um dort zu speisen eignet es sich nicht unbedingt. Besser, man nimmt dort einen Drink zu sich während man auf den Hafen schaut. Die Speisen verdienen keine weitere Erwähnung.

Mit dem Musicalshuttle fuhren wir von den Landungsbrücken über die Elbe zum Anleger am Musicalboulevard. An den zahlreichen Aufstellern musste man mit der Luca-App einchecken. Vor dem Einlass hatten wir noch ein wenig Zeit über die Elbe auf das abendliche Hamburg zu schauen. Vor ein paar Tagen standen wir hier mit unseren Freunden aus München, nicht ahnend, dass wir so schnell wieder hier stehen würden.

Am Eingang wurde der Impfstatus geprüft und verglichen mit dem Bundespersonalausweis. An der nächsten Tür hielten wir den QR-Code des Onlintickets unter den Scanner … Grün! Wir durften passieren. An der Garderobe gaben wir unsere Jacken ab.


In der homoerotisch angehauchten Open Bar prüfte die freundliche Bedienung auf unseren Handys die die Bartickets. Da wir die ersten Gäste waren, konnten wir uns einen Platz aussuchen. Bernd bestellte Weißwein, ich ließ mir Sekt anreichen. Auf dem Tisch lagen ein Tütchen mit Salzbrezen und ein Tütchen mit Erdnüssen zum Verzehr bereit. Es blieb natürlich nicht bei einem Glas Wein und Sekt. Der Preis für die Open Bar ist sozusagen eine Flatrate für 90 Minuten vor der Vorstellung und für die Pause.

Ja, die Eiskönigin. Was soll ich sagen? Das Bühnenbild, wegen dem ich das Musical gern sehen wollte, ist wirklich wirklich toll. Von der Musik ist nicht viel hängengeblieben. Die Handlung ist auch für kleine Kinder ab ca. 5 – 6 Jahren ok. Wir waren erstaunt, dass in der Abendvorstellung an einem Wochentag viele Kinder anwesend waren. Die Szenen mit den Figuren des Olaf (ein Schneemann) und Sven (ein Rentier) waren für die Kinder ein Highlight während es für die Erwachsenen bestenfalls teilweise amüsant war.

Sabrina Weckerlin stand in der Rolle der Elsa auf der Bühne. Sie spielt eine der beiden weiblichen Hauptrollen. Ihr Auftritt im Finale des ersten Aktes war grandios und zu recht bejubelt, begleitet von einigen optischen Überraschungen. Es war einfach nur „WOW“!.

Anna, die Schwester von Elsa und die 2. weibliche Hauptrolle, wurde gespielt von Willemijn Maandag. Die Rolle ist der naive Part zu Elsa. Willemijn spielte die Rolle perfekt und quirlig. In keinster Weise merkte man während der Aufführung, dass sie Holländerin ist.

Die Mädchen Lina und Lisa spielten die Rollen von Elsa und Anna als junge Mädchen. Die Zwei haben das ganz ganz toll gemacht. Der Spaß an Spiel und Gesang war ihnen anzumerken. In einzelnen Szenen ganz allein auf der großen Bühne zu stehen und zu singen (Lisa als Anna) ist bewunderswert.

Die Eiskönigin ist ein Musical für die ganze Familie, mit tollen Effekten, mit einem großem Ensemble und mit großen Stimmen. Vielfach gab es Szenenapplaus, was nicht gerade oft der Fall bei Musicalvorstellungen ist.

Standing ovations und Jubelrufe am Ende der Vorstellung. Was will man mehr!?

Für die Statistik:
Mit dem Musical Die Eiskönigin haben mein Schatz und ich jetzt 41 verschiedene Musicals gesehen.

Neujahrskonzert

So, da bin ich wieder, heute am Neujahrstag das erste Mal in 2022.

Das Neujahrskonzert in Wien im alterwürdigen Musikvereinsaal in Wien ist ja allgemein bekannt. Es gibt die Tradition in vielen Familien, sich die Übertragung des Konzerts am Neujahrstag live im Fernsehen anzuschauen bzw. anzuhören.

Neujahrtskonzerte gibt es aber nicht nur in Wien. Durch Zufall entdeckte ich, dass es auch ein solches in Venedig gibt, und zwar im Gran Teatro La Fenice. Durch eine Brandstiftung brannte das Theater 1996 bis auf die Grundmauern nieder. Im Jahr 2004 konnte der Opernbetrieb wieder aufgenommen werden. Das Gran Teatro La Fenice gehört zu den Häusern, in dem ich mir gern mal eine Operninszentierung anschauen würde.

Aber zurück zum Neujarskonzert, welches leider nicht live übertragen wurde. Der Chor trat mit Masken auf und trug diese auch während der Chorstücke. Ausgenommen Blech- und Holzbläser, trug auch das Orchester Masken. Die Solisten kamen mit der Maske auf die Bühne, nahmen sie aber für ihre Darbietungen ab.

Präsentiert wurde Arien von Verdi, Puccini und Rossini. Der berühmte Gefangenenchor aus Verdis Oper Nabucco durfte natürlich auch nicht fehlen.

Als Sopranistin brillierte Pretty Yende aus Südafrika, die auch bereits an der Met in New York gesungen hat. Ihr zurseite stand der Tenor Brian Jagde aus Amerika. Er sang unter anderem die Arie Nessun Dorma aus der Oper Turandot von Puccini. Noch während er die letzten Töne dieser Arie ins Parkett schmetterte, hub das Publikum zum Beifallsstürmen an.

Am Schluss des Konzerts wurde das Brindisi aus der Oper La Traviata gesungen, ein fetziges Trinklied, zu welchem das Publikum im Takt klatschte. Man kennt das aus dem Neujahrskonzert in Wien wenn der Radetzkymarsch gespielt wird.

Ich war angemessen beeindruckt von diesem Konzertausschnitt. Ich werde mal gucken, ob ich davon einen gesamten Livemitschnitt finde.

Verballhornung

Verballhornug oder verballhornen hat wohl jeder schon mal gehört. Es ist ein Ausdruck dafür, ein existierendes Wort zu entstellen, ggf. auch zu berichtigen. Zurückzuführen ist die „Verballhornung“ auf den Lübschen Drucker Johannes Balhorn der Jüngere.

Ich habe jetzt durch einen Zufall ein kleines Buch entdeckt: „Kochen ohne Verballhornung – Das verschollene Kochbuch des Lübecker Druckermeisters Johann Balhorn aus dem Jahr 1570“ von Ragnar Harald Lüttke. Als ehemaliger Lübecker, der noch enge Verbindungen in die alte Hansestadt hat, musste ich dieses Buch haben. Ich habe also ein richtiges Buch bestellt, mit Seiten aus Papier, die man umblättern muss, sozusagen ein analoges Buch. Sowas hab ich lange nicht in den Händen gehalten und ist vollkommen gewöhnungsbedürftig und auch unpraktisch. Aber was soll’s.

Eine Überraschung erlebte ich beim ersten Durchblättern des Buches, welches auch mit Fotos aus Lübeck versehen ist, Orte in der Hansestadt, wo die Familie Balhorn Grudbesitz besaß. Ein Bruder des besagten Johann Balhorn, der Buchhändler Joachim Balhorn, vererbte ein Grundstück in der Königstraße 61 an seine Frau Cäscilla. Dieses Grundstück war ganz viele Jahre, zusammen mit dem Nachbargrundstück Nr. 63, im Besitz unserer Familie. Es wurde von unserer Familie einvernehmlich an einen Lübecker Geschäftsmann verkauft, der die Bebauung, inklusive zweier historischer Treppengiebel, abreißen ließ um auf dem Grundstück ein Geschäftshaus zu errichten. Aus heutiger Sicht wage ich zu behaupten, dass „da was gelaufen ist“ damit die Genehmigung zum Abriss erteilt wurde. Die neuen Fassaden ähneln nur noch entfernt an die ursprüngliche Bebauung.

Weiter zu Johannes Balhorn dem Jüngeren. Er erhielt vom Rat der Hansestadt Lübeck den Auftag, das Lübsche Recht, welches nur handschriftlich zur Verfügung stand und in über 100 Städten angewandt wurde, in eine Druckfassung umzuwandeln. Der lübsche Rat benannte 3 Mitglieder, welche die vorhandene Fassung prüfen und ggf. berichtigen sollten. Das haben sie auch gemacht, aber als die gedruckte Fassung vorlag stellte sich heraus, dass alles schlimmer als vorher.

Auf dem Titelblatt des Lübschen Rechts von 1586 sind die 3 Ratsherren, die für die Überarbeitung verantwortlich waren, nicht vermerkt, da steht nur der Name des Druckers, nämlich Johann Balhorn. Daher der Ausdruck Verballhornung, bzw. verballhornern, obwohl der arme Drucker gar nicht dafür verantwortlich war. Die ungenannten Ratsherrn hatten die Verballhornung der Druckausgabe des Lübschen Rechts verbockt.

Der 2. Teil des Buches besteht aus einer Erzählung über einen Tag im Leben des Johann Balhorn, manchmal auch mit Doppel-L geschrieben.

Im 3. Teil gibt es eine Reihe von Rezepten aus der Zeit, welche sprachlich der heutigen Zeit angepasst wurden. Es ist sehr „fischlastig“, was natürlich dem Leben in einer Hafenstadt geschuldet ist. Ein Teil der Rezepte darf ich also nicht nachkochen. Ich bin sehr gespannt, was von den Rezepten für uns übrigbleiben wird.

ABBA – Voyage


Um 17:24 Uhr erklangen gestern die ersten Takte des neuen Abba-Albums von CD, ja von CD, nicht irgendwo heruntergeladen und auf den electronic devices gespeichert.

Gleich der erste Titel, I Still Have Faith In You, verursachte eine Gänsehaut. Dieser Song wurde ja vorab veröffentlicht und nahm mich schon ein wenig gefangen als ich ihn das erste Mal hörte. Das war schon sehr vielversprechend. When You Have Danced With Me heißt der zweite Titel, klingt ein wenig nach Dudelsack, schoss aber gleich in die Füße und ich musste mitwippen.

Der 3. Titel, Little Things, – na ja, hört sich an wie ein Kinderlied. Ich sagte das gerade zu Bernd – und schon begann ein Kinderchor mit seinem Gesang. Es ist ein Weihnachtslied. Wenn man die anderen Titel auf der CD hört, könnte man denken, man soll um den Weihnachtsbaum tanzen. Warum ausgerechnet ein Weihnachtslied so mittendrin sein muss, erschließt sich mir nicht.

Don’t Shut Me Down,Nummer 4 ist dann wieder ABBA pur, wie man es kennt von früher. Das geht schon in den ganzen Körper, nicht nur in die Füße. Nummer 5 mit Just A Notion schließt sich thematisch an. Beide Titel enthalten Streichertakte und die unverkennbaren abbatypischen Klaviersequenzen, da wird kräftig in die Tasten gehauen.

I Can Be That Women, der sechste Titel ist dann wieder sehr ruhig, ohne dass man sagen kann, dass es eine typische Ballade ist. Trotzdem – mein Fuß …! Kann mir gut vorstellen, dazu mit meinem Schatz einen Engtanz auf die Tanzfläche zu bringen.

Titel Nr. 7, Keep An Eye On Dan, ähnelt am meisten der früheren Abba-Musik und gefällt mir am besten, weil flott und temporeich. Bei Nummer 8 auf der CD, Bumblebee, wird es wieder ruhig. Aber Nr. 9, No Doubt About It, startet recht fetzig, zwischendrin ein paar ruhige Takte, insgesamt aber sehr tanzbar, ich meine damit, man kann da richtig zappeln, ein Partyhit.

Eher nach klassischer Musik, wie z.B. Ballett, mit Anklängen von Walzertakten, hört sich Titel Nummer 10 an, Ode To Freedom – ein schönes Ende der Reise, äh, Voyage, mit Gänsehauteffekt. Wenn man sich dabei eine Theaterbühne vorstellt, sieht man, wie sich beim letzten Takt der Vorhang ganz langsam schließt.

Ich habe gerade zum zweiten Mal die CD gehört um meinen Eindrücke zu vertiefen. Die ersten Eindrücke habe ich gleich gestern geschrieben während wir das Album hörten. Ich habe sie jetzt etwas ergänzt.

ABBA Voyage ist ein sehr schönes Album, abwechslungsreich und anknüpfend an die alte Musik von ABBA. Es ist das, was die Fans wollen. Alles andere wäre irgendwie nicht passend gewesen. Musikalisch begleitet wurde ABBA vom Stockholm Concert Orchestra. Da hört man wirklich die Kraft der Musik.

Und jetzt werde ich das Album zum 3. Mal hören – ABBA geht schließlich immer!

Zeppelin – ein Musical


Zeppelin, so der Titel des brandneuen Musicals. Die Welturaufführung fand am 16. Oktober 2021 statt. Jeder kennt die tragische Geschichte des Zeppelin LZ 129 „Hindenburg“, der bei der Landung in Lakehurst in Flammen aufging. Der Titel „Graf Zeppelin“ wäre dem Musical eher gerecht geworden.

Als ich vor ein paar Monaten entdeckte, dass es ein neues Musical geben würde, nämlich „Zeppelin“, dachte ich, das wäre doch ein Geburtstagsgeschenk für meinen Schatz, zu verbinden mit einem Besuch bei unseren Freunden in München. Frank, unser Freund, den mein Mann mit in die Ehe gebracht hat, war auch interessiert. Wir sendeten ein paar Nachrichten hin und her, der Termin wurde ausgemacht und Tickets, Flüge und Hotelzimmer gebucht. Mein Mann war begeistert über dieses Geschenk. Am vergangenen Freitag, eine Woche nach der Welturaufführung, war es endlich soweit, wir saßen gespannt im Festspielhaus Füssen und harrten der Aufführung. Kurz vor dem Beginn gab es dezenten Beifall. Was ist jetzt los? Der Komponist des Musicals, der Großmeister des ESC, Ralph Siegel, betrat das Parkett und setzte sich auf einen Platz. Dann begann die Vorstellung, also nicht die des Ralpf Siegel, sondern die des Musicals.

Ich möchte hier jetzt nicht den Inhalt des Stücks komplett wiederholen. Ein paar kritische Anmerkungen seien mir aber gestattet.

Es geht in dem Stück zwar um den Zeppelin, der am 6.Mai 1937 in Lakehurst bei der Landung in Flammen aufging. Der Grund dafür konnte ja nie wirklich geklärt werden, was am Ende des Musicals in verschiedenen Kommentaren auch widergespiegelt wird. War es ein Blitz, ein Schuss, ein Attentat – man weiß es nicht. Gerüchte eines blinden Passagiers werden während der Handlung eingestreut. Das Hauptaugenmerk liegt aber auf dem Leben des Grafen Zeppelin.

Die Handlung springt vor und zurück, beginnend mit dem Jungen Ferdinand Zeppelin, der eine Tuchfabrik erben soll, die er dann doch nicht erbt. Militärausbildung, Bürgerkrieg in Amerika, Heirat – dazwischen Einblendungen von Überfahrten nach Amerika mit dem Zeppelin inklusive Unterhaltungsprogrogramm an Bord der Riesenzigarre. Dann wieder zurück in das Leben des Grafen, wieder nach vorn – es ist ein einziges Durcheinander, welches nur zu verstehen ist durch Texteinblendungen oberhalb der Bühne, was denn jetzt in den nächsten Minuten zu sehen ist.

Cut! Vorhang! Königshof mit Karl I. von Württenberg, der als Tunte auftriftt, was er nach meiner Recherche auch war. Cut! Vorhang! Varietee in Berlin. Cut! Graf Zeppelin heiratet. Cut! Bühnenüberschrift, was die nächste Szene zeigt, und so geht es weiter und weiter, vor und zurück, mit einem Wort: Chaos.

Die Szenenübergänge wirkten unferting und planlos. Eine ordentlche Inszenierung kommt ohne ergänzende schriftliche Hinweise aus. Man muss das aus dem Fortgang der Story auf der Bühne erkennen können.

Der 2. Akt begann mit einer Ballettszene, in der für Staubsauger geworben wurde – weil ein Staubsaugervertreter an Bord der Hindenburg war, der in die USA wollte. Diese Szene war so überflüssig wie in Kropf, wir konnten nur mit dem Kopf schütteln.

Die Idee zu dem Musical, sowie die Kompositionen und die Texte, stammen von Ralph Siegel. Es heißt, er habe sein Privatvermögen für diese Produktion belastet. Es war sein Traum, ein Musical auf die Bühne zu bringen. 5 Jahre hätte er an dem Projekt gearbeitet. Das Buch schrieb Hans Dieter Schreeb. Die Regie lag bei Benjamin Sahler. Wer von den Dreien jetzt die Idee von Vor- und Rückgriffen hatte, wissen wir nicht. Nach unserer Meinung ist das gründlich danebengegangen – und da waren wir 4 uns einig. Die Musik enthält einige Ohrwürmer, die Texte sind in Teilen flach, ein Beispiel: Oh Ferdinand, gib mir deine Hand!

Für die Inszenierung konnten einige in der Musicalszene bekannte Namen angeworben werden: Patrick Stanke, Uwe Kröger, Mathias Edenborn und Kevin Tarte. Die Protagonisten agieren und singen toll, herrausragend Kevin Tarte. Außerdem stand Sigmar Solbach auf der Bühne, bekannt aus diversen Fernsehrollen, mit seiner markanten und kräftigen Stimme.

Fazit: Es scheint, als wollten Ralph Siegel oder Hans Dieter Streeb in dieses Musical alles hineinpacken, was die Geschichte hergibt, angefangen im jungen Knabenalter von Ferdinand Graf von Zeppelin bis zu seinem Tod 1917, die Zeppelinaera, Rücksckläge bei der Konstruktion, Ballettauftritte und die Nixe im Cocktailglas in einschlägigen Cabarets während des 3. Reiches, Liebschaften, Eifersuchtsdramen, Judenhass – und schließlich das spektakuläre Ende. Kaum was davon bringt die Geschichte auf der Bühne voran, vieles ist verzichtbar und man fragt sich: Was soll das jetzt? Und wie weiter oben erwähnt – ohne die Textüberschriften bliebe vieles im Dunkeln.

Am Ende der Vorstellung gab es standing ovations. Wir hätten nicht große Lust gehabt, uns dem nicht anzuschließen. Aber wir wollten dann ja auch sehen, was auf der Bühne noch passiert. Unser Freund Thomas hat 50 Personen beim Schlussapplaus gezählt, die auf der Bühne den Dank des Publikums entgegennahmen. Man hat da wirklich aus dem Vollen geschöpft, wie auch viele Theaterideen in das Stück hineingestopft wurden, weniger wäre mehr gewesen – Theater, Theater, gesungen von Katja Epstein und komponiert von ….. Ralph Siegel. Er selbst erschien auch auf der Bühne um den Beifall entgegenzunehmen. Üblich ist das eigentlich nur bei der Uraufführung bzw. bei Premieren.

Zeppelin war das 40. Musical, welches ich mit meinem Schatz zusammen gesehen habe, also ein kleines Jubiläum.

Nach der Vorstellung löschten wir unseren Durst an der Bar mit einer Schorle, serviert in stilvollen Gläsen. Wie wir da so standen und schlürften, wurde der Meister in einem Rollstuhl herangeschoben und direkt neben uns platziert. Fans konnten sich mit Ralph Siegel fotografieren und sich ein Autogramm von ihm geben lassen. Na ja, wer’s braucht!

Hexen in Hamburg II

Vor 2 Wochen hatten wir uns ja die mit Spannung erwartete Neuinzsenierung des Musicals „Wicked – die Hexen von OZ“ angeschaut. Am vergangenen Samstag waren wir zum zweiten Mal in der Vorstellung. Beim Essen sagte ich zu Bernd: Ich freue mich, ins Theater gehen zu können, ich freue mich aber nicht wirklich auf das Musical.

Manchmal ist es ja so, dass man in ein Stück „hineinwachsen“ muss. Das ist mir seinerzeit bei Cats so gegangen, wie auch bei dem Musical Tanz der Vampire. Ich hatte also Hoffnung für den Theaterabend.

Während ersten Teil der Vorstellung saß ich also in Reihe 6 und ließ mich berieseln. Ich hätte auch im Kino oder vor dem Fernseher sitzen können. Das Musical berührte mich nicht wirklich, da konnte mir auch das Talent der Protagonisten nicht helfen. Vielleicht hätte ich mich mehr auf Spiel und Gesang konzentrieren sollen als auf das Drumherum. Der Höhepunkt war das Ende des ersten Teils, als die grüne Hexe Glinda mit ihrem Besen sich erst in die Luft erhob, dabei gesungen hat und mit dem Höhepunkt des Liedes schwebte sie singend über das Publikum hinweg. Diese Szene ist wahrlich wirklich toll mit der Musik und dem Gesang abgestimmt.

Nach der Pause ließ ich mich mehr einfangen. Es wurde sehr spannend und die Darsteller spielten und sangen wirklich toll. Ich sitze ja sehr gern in den vorderen Reihen. Von dort aus lässt sich die Mimik der Sängerinnen und Sänger am besten beobachten. Obwohl mir die Handlung ja inzwischen gut bekannt ist, war ich voll dabei – im Gegensatz zum ersten Teil.

Gestern, am Tag nach der Aufführung, sprachen Bernd und ich über den Theaterabend. Wir sind beide der Meinung, dass wir uns das Musical in dieser Inszenierung nicht nochmal anschauen müssen. OK, wenn aus unserem Freundeskreist jemand fragt, ob mir mitwollen, würden wir uns das vielleicht überlegen. Aber von unserer Seite fragen wir nicht, ob jemand mit uns das Hexenmusical anschauen möchte.

Wir sind große Fans der alten Inszenierung, sind deshalb nach Stuttgart geflogen und nach Oberhausen gereist, nur um „Wicked“ zu sehen. Ob das auch mit dieser Inszenierung der Fall gewesen wäre? Ich weiß es nicht, jedenfalls nicht im Vergleich alt gegen neu. Wenn wir nur diese neue Inszenierung kennen würden – vielleicht. Ich bin mir aber wirklich nicht sicher.

Am kommenden Samstag schauen wir uns Deutschlands neuestes Musical an, welches am Samstag Welturaufführung hatte. Vielleicht reisen wir deshalb nochmal nach München. Wer weiß das schon. Ich werde berichten.