Als bekannt wurde, dass das Musical Hercules in Hamburg zur Welturaufführungen kommen sollte, erwähnte ich Bernd gegenüber, dass ich mir das Stück gerne anschauen würde. Prompt bekam ich die Karten zu Weihnachten für eine Aufführung an meinem Geburtstag, also gestern. Wir sind nicht mit grossen Erwartungen ins Theater gegangen, die Rezensionen über die heute vor einer Woche stattgefundene Uraufführung waren nicht sehr euphorisch. Aber man muss sich immer selbst ein Bild machen um mitreden zu können. Und wenn ich ganz ehrlich bin, hatte ich aufgrund der Rezensionen doch etwas mehr erwartet.
Die Handlung ist äusserst flach, fast schon naiv. Es gibt keine grossen Dramen und keine Emotionen. Es wurde versucht, ein wenig Spannung zu erzeugen, was aber nicht gelang. Entweder wurde das nicht gut umgesetzt oder die Charaktere waren dazu nicht in der Lage.
Die Texte waren zum grossen Teil unverständlich. Die fünf Musen sollten wohl mit ihren Rollen die Geschichte ergänzend erzählen. Davon war absolut nichts zu verstehen. Ich bekam mehrmals den Eindruck, da agieren fünf Sirenen auf der Bühne. Zwei der Musen wucherten zwar mit ihren Pfunden, was optisch durchaus in Ordnung war, der Akustik aber nicht geholfen hat.
Hercules – zum Gott geboren, durch die Ränke seines Onkels Hades, der meint, ihm stünde der Olymp zu, zum Mensch geworden. Die Titelrolle ist hervorragend besetzt durch den Brasilianer Benét Monteiro. Der Mann hat eine tolle Stimme, grosse Ausstrahlung und tanzen kann er auch. Benét Monteiro hat wohl den grössten Part in dieser Inszenierung zu bewältigen. Und damait zieht er das Publikum in seinen Bann.
Die Bühnentechnik des Theater Neue Flora wurde für diese Inszenierung aufwendig umgebaut. Es gibt neue Versenkungen, aus denen Personen auftauchen oder in denen sie verschwinden, sehr effektvoll. Zwei kleine Drehbühnen wurden installiert, auf denen sich griechische Säulen drehen. Die Bühnenrückwand wird von einer grossen LED-Wand eingenommen, auf der die Szenerie eindrucksvoll unterstützt wird, ohne dass man denkt: Das sind ja nur LED.
Das Bühnenbild ist, zusammen mit dem Hauptdarsteller, das A & O dieser Inszenierung. Es ist einfach genial. Erstaunen wird hervorgerufen, wie zwei ofensichtlich steinerne Statuen zum Leben erweckt werden. Wir sind nicht dahintergekommen, wie dieser Trick funktioniert.
Ach ja, es gibt auch Musik, zum Teil ein wenig jazzig. Aber wernn der Titel abgespielt bzw. abgesungen ist, weiss man gar nicht mehr, was man da gerade gehört hat. Zum einen Ohr rein, zum anderen wieder raus. Die Musik ist nicht schlecht, sie ist hörbar, aber sie bleibt nicht hängen. Mit einem Ohrwurm aus dem Musical Hercules werde ich in der Nacht nicht aufwachen.
Hercules – mein einfaches Fazit: Hübsch, aber es geht mir nicht unter die Haut, es hat mich nicht eingenommen, es risc mich nicht von meinem Stuhl. Das ging wohl nicht mir allein so. Der Schlussbeifall begann sehr zögerlich, auch wenn es am Ende doch standing ovations gab.
Wie immer haben wir vor der Vorstellung Wein bzw. Sekt in der Open Bar genossen, und natürlich geguckt, wie die anderen gucken. Es ist einfach gemütlich, dort zu sitzen, einen Drink zu nehmen, oder auch zwei, und in der Pause dort einen festen Platz zu haben. Die vorbestellten Getränke stehen zur Erfrischung dann bereit.