Eine Einladung

Ich bin jetzt scheinbar in einem Alter, in dem man keine Einladung zu einer Party bekommt sondern altersgerecht zum kostenlosen Hörtest.

Im ersten Moment sieht das Schreiben sehr offiziell aus, Absender ist die „Bundesweite Initiative Hörgesundheit 2022“. Ganz klein dadrunter steht, welcher Hörgeräteanbieter sich dahinter verbirgt.

Noch kann ich gut hören. Aber das sagen ja alle. Es ist ein schleichender Prozess, dass Hörvermögen zu verlieren. Meine Mutter sagte immer „Sprich mal deutlicher“. Soso. Erst im vorigen Jahr war ich bei einem HNO aufgrund einer ungewöhnlichen Gehörsache. Ein Hörtest wurde gemacht und mein Hörvermögen als ok diagnostiziert. Einzig Töne einer bestimmten Frequenz nehme ich verspätet oder gar nicht wahr. Der Grund ist mein Tinitus, der mich schon Jahrzehnte begleitet, mich aber nicht in meiner Lebens- bzw. Hörqualität beeinträchtigt.

Es besteht also kein Grund, der Einladung zu folgen. Ich hoffe, dass mein Mann mich rechtzeitig darauf aufmerksam macht, dass ich es wohl doch besser sei, mal einen Test machen zu lassen.

Es gibt heute ja nahezu unsichtbare Hörhilfen. Ich erinnere mich an meine Jugendzeit, in der Menschen mit Hörproblemen Stöpsel in den Ohren hatten, aus denen Kabel herauskamen, die in einem etwa zigarettenschachtelgrossen kleinen Kasten endeten, den man in einer kleinen Tasche um den Hals hängen hatte. OK, vielleicht gab es auch andere Geräte und es war eine Frage der eigenen finanziellen Möglichkeiten, was man sich die Ohren stopfen konnte.

Meine Mutter hat übrigens nie eine Hörhilfe getragen. Wenn man mir ihr sprach, musste man sie dabei anschauen und sie las dann vieles von den Lippen ab. Sie hätte sich eine gute Hörhilfe leisten können. Aber vermutlich ist der Zeitraum auch irgendwann verpasst, um sich damit auseinanderzusetzen.

6 Gedanken zu „Eine Einladung

  1. Ralf

    Ich war viermal (fast) taub. Als kleines Kind wegen der dauernd entzündeten Rachenmandeln, die deshalb entfernt wurden, und im Erwachsenenalter einmal wegen einer Mittelohrentzündung und zweimal wegen eines Hörsturzes. Wer glaubt, wenn man auf einem Ohr nichts hört, kriege man ja immer noch die Hälfte vom anderen Ohr mit, irrt sich. Es bleibt deutlich weniger übrig. Auch bei mir ist eine Frequenz weggefallen. Das habe ich vor wenigen Jahren im Deutschen Museum in München mal wieder geprüft. Dort kann man selbst allerlei Stimmgabeln anschlagen. Eine blieb für mich sozusagen stumm. – Ansonsten: Seit einem gewissen Alter werde auch ich mit allerlei tollen Angeboten für Seh- und Hörteste, Zusatzversicherungen für Zahnersatz und ähnlichem beglückt. Übrigens bin ich froh, dass ich schon sehr früh eine Zusatzversicherung für Zahnersatz abgeschlossen habe. Die war an eine Zusatzversicherung für Sehhilfen gekoppelt, also musste ich beide zusammen abschließen. Der Witz: Den Brillenteil, den ich eigentlich gar nicht haben gewollt hatte, konnte ich schon wiederholt in Anspruch nehmen; und meine dreizonigen Brillen sind schweineteuer. Beim Versicherungsabschluss sah ich noch wie ein Falke. Heute sehe ich ohne Brille, dass da wer steht, und höre, wer es ist. Wer hätte das gedacht.

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      1. Ralf

        Na ja, wen ich nicht gleich erkenne, den beiße ich auch nicht. Könnte ja nicht schmackhaft oder sogar giftig sein. Aber im Ernst: Deine Beobachtung „altersgerechter“ Einladungen trifft zu, auch und leider gerade was Abzocke angeht. Offenbar werden Register gezielt erstellt und/oder durchgeforstet nach Namen, die in Zeiten Mode waren, als Leute jenseits der 60, 70 oder 80 geboren wurden. Mein Mann hat so einen Modenamen seiner Zeit. Mehrmals im Monat ist er Ziel von halbseidenen Angeboten für Senioren, was ihn jedes Mal zu der Aussage bewegt, er sei zwar alt, aber nicht senil. Von den berüchtigten sogenannten Enkeltricks, die gerade jetzt hier in der Gegend wieder auffallen, gar nicht zu reden. Meinem Vater wurde vor Jahren, als das terrestrische Fernsehen endgültig digitalisierte, ein neuer Telefon- und Internetanschluss aufgeschwatzt. Irgendwie hatte man es geschafft, ihn glauben zu machen, er unterschreibe was wegen des Fernsehempfangs. Dabei haben meine Eltern Kabelfernsehen und empfangen gar nicht terrestrisch, waren also eh nicht betroffen – geschweige denn dass sie je Internetanschluss gehabt hätten. Ich hatte meine liebe Not, das rückgängig zu machen.

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        1. Hans-Georg

          Wenn ich von einer mir unbekannen Nummer angerufen werde, melde ich mich immer mit „Hallo“. Wenn man sich mit „Ja“ meldet, könnte man schon einem Vertrag oder einem Abo zugestimmt haben.
          Ich finde, Kinder und erwachsene Enkelkinder sind gefordert, Eltern und Grosseltern zu warnen, ja kein Geld abzuheben oder auszuhändigen. Auch keinen Schmuck. Und ja niemanden in die Wohnung lassen, den man nicht kennt, auch wenn es angeblich der Stromableser ist.

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  2. Trude

    Bei S sind derartige Biefe laufend eingetrudelt.
    Ich selbst habe einen Hörtest im Sommer gemacht und der ergab das bei mir alles O.K. ist
    🌈😘😎

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    1. Hans-Georg

      Wir bekommen noch laufend ähnliche Angebote für Bernds vor 2 Jahren verstorbener Mutter. Wir würden die ja gerne nachsenden, leider kennen wir ihre neue Anschrift nicht.

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