Homophob und rassistisch


In den Medien wird natürlich über die Affenpocken berichtet. Die Pocken sind in Afrika zuerst aufgetreten und sie sollen bei gleichgeschlechtlichen Kontakten unter Männern ansteckend sein, also bei Schwulen. Und damit wird der Deutsche, der nicht so wirklich intelligent ist (vorsichtig ausgedrückt), wie z.B. die Leser der Zeitung mit den vier großen Buchstaben, mal wieder mit Vorurteilen gefüttert. Da nützt es auch nichts, wenn sich Minister Lauterbach hinstellt und sagt, dass die Affenpocken kein Grund zur Stigmatisierung sind. Wer weiß denn schon von den von mir erwähnten Menschen, was Stigmatisierung bedeutet?

Mir ist bewusst, dass ich gewisse Zeitungsleser auch stigmatisiert habe. Aber ich provoziere auch gern, gerade in Bezug auf diese Zeitung – weil ich mir so noch nie gekauft habe und nicht mal im Vorbeigehen die Schlagzeile lese.

11 Gedanken zu „Homophob und rassistisch

  1. Elvira

    Ich bin gerade sehr an die Anfänge von HIV hier erinnert. Wie lange hat das gedauert, bis der Großteil der Menschen hier überhaupt begriffen hat, was es mit diesem Virus auf sich hat. Und jetzt geht das schon wieder los! Gerade gestern meinte eine ansonsten nicht dumme Frau, dass das doch bloß Schwule betreffen würde und die seien doch selber schuld. Mir blieb echt die Spucke weg. Und das ist keine Blöd-Leserin. Homophobie ist leider verbreiteter als wir es glauben möchten.
    Liebe Grüße,
    Elvira

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  2. Ralf

    Immerhin ein Punkt ist anders als damals: der Name. Der Name der „erworbenen Immunschwäche“ lautete bekanntlich zunächst nicht -wie später erfunden- AIDS, sondern GRID: gay related immune deficiency (mit dem Schwulsein verbundener Immundefekt), in Deutschland auch Schwulenkrebs genannt. Man wundert sich, dass die jetzige Krankheit als Affenpocken bezeichnet wird und nicht als Schwulenpocken. Steht dahinter eine verschleierte weitere Beleidigung? Gelten Schwule als Affen? (Vorsicht Sarkasmus).

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      1. Ralf

        Dieses Wort bezog sich im engeren Sinne auf das Kaposi-Sarkom, eine seltene Hautkrankheit, die bei AIDS-Kranken häufig auftrat – die dunklen violetten Flecke, die auch im Film „Philadelphia“ eine Rolle spielen und in den 80ern von der Boulevard-Presse genüsslich als klassisches GRID-, später AIDS-Stigma ausgeschlachtet wurden, weil die Betroffenen durch Sichtbarkeit an unbekleideten Körperstellen geradezu als Aussätzige behandelt wurden, insbesondere in den USA. Das damalige Kesseltreiben der rechten Hetzpresse und Hetzpolitik veranlasste mich und andere, hier bei uns eine AIDS-Hilfe zu gründen. Das war 1987.

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  3. Trude

    Das RKI schreibt zu dem Thema:
    Sexuelle Orientierung und Geschlecht sind dem Affenpockenvirus egal.
    Jeder kann sich über größere Tröpfchen Körperflüssigkeit oder Krusten des Ausschlags infizieren.
    Das der Virus sich zunächst über eine bestimmte Personengruppe verbreitet hat, scheint ein Zufall zu sein.

    Somit zeigt sich hier wieder einmal das ein bestimmter Verlag durch unqualifizierte Beiträge seine Auflage erhöhen wollte.
    Schade das gerade bildungsferne Menschen diesen Artikeln auf den Leim gehen und evtl. dadurch sogar in die Virusfalle tappen.

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    1. Hans-Georg

      Gerade gelesen:
      „Niemand urteilt schärfer als der Ungebildete. Er kennt weder Gründe noch Gegengründe und glaubt sich immer im Recht.“ Ludwig Feuerbach, Deutscher Philosoph (1804 – 1872)

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  4. Frau Momo

    Als ich die ersten Schlagzeilen gelesen habe, von wegen Ansteckung auf irgendeinem Homo-Event in Spanien, dachte ich nur, was für eine fucking Schlagzeile. Ich kann mich leider noch sehr gut daran erinnern, wie das damals bei Aids war. Als ich mich mal testen lassen wollte, meinte mein Frauenarzt: keine Sorge, Sie haben das nicht, Sie sind ja nicht schwul und gehen nicht auf den Strich. Da war er die längste Zeit mein Frauenarzt. Ich habe mit einer sehr deutlichen Ansage seine Praxis verlassen.

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