Stippvisite in der großen Stadt


Seit mehr als 20 Jahren kenne ich den Zahnarzt meines Vertrauens. Er kennt mein Esszimmer in- und auswendig. In der Zeit hat er ein paar Sachen gemacht, von denen er vor Beginn der Behandlung gesagt hat, dass er nicht wüsste, ob das hält. Die Alternative wäre gewesen, hier und da eine neue Brücke einzubauen, oder gar Schlimmeres. Wenn von einem abgebrochenen Backenzahn nur noch ein Stumpf vorhanden ist, hätte manch ein Zahnarzt gesagt, dass man da nichts mehr machen könne.

Mein Zahnarzt hat den Mut besessen, mir zu sagen, er wüsste es eben nicht, wir versuchen es mal, wobei er mir die letzte Entscheidung überlassen hat. Ich habe mich jedes Mal für den Versuch entschieden – und, toi toi toi, es ist alles wunderbar und ich kann weiterhin kraftvoll zubeißen ohne dass mir das Esszimmer im Apfel steckenbleibt oder, wie bei Inge Meysel seelig, die Zähne beim sabbeln fast aus dem Mund fallen. Ich hoffe sehr, dass das noch lange so bleibt. Eines Tages kann auch der geschickteste Zahnarzt nichts mehr machen und ich muss im Badezimmer ein Glas für Zähne haben.

3 Mal im Jahr werde ich telefonisch erinnert, dass wieder mal Vorbeugeuntersuchung fällig ist. Heute war der erste Termin in diesem Jahr. Zu diesem Zweck fahr ich gern nach Hamburg, denn dieser Zahnarzt genießt mein absolutes Vertrauen. Es besteht derzeit kein Grund, mir in der kleinen Stadt an der Elbe einen anderen Zahnarzt zu suchen. Er hat mir noch nie eine „professionelle Zahnreinigung“ aufgeschwatzt. Vor ein paar Jahren habe ich ihn mal gefragt, was er von einer Zusatzversicherung für meine Zähne hält. Seine Antwort: Gar nichts! Meine Zähne wären grundsätzlich ok und ich würde vermutlich viel mehr Geld in die Versicherung einzahlen als ich je für eine entsprechende Behandlung ausgeben müsste. Und jeder weiß natürlich, dass die Versicherungsprämien mit zunehmenden Alter steigen.


Solange ich also mobil bin, fahre ich weiterhin nach Hamburg um meinen Zahnarzt zu besuchen. Ist auch immer ganz nett und witzig, mit ihm ein paar Worte zu wechseln. Außerdem kann ich mal wieder ein wenig Großstadtflair schnuppern, auch wenn die Praxis sehr verkehrsgünstig gelegen ist und es nur ein paar Schritte vom dem Hauptbahnhof sind. Mit dem Wagen mache ich P+R, dann mit der S-Bahn nach Hamburg – und nach spätestens 2-1/2 Stunden bin ich wieder zu Hause. Ich habe das sogar schon mal in 2 Stunden geschafft.

Der nächste reguläre Termin wäre dann im Juni – ich freu mich drauf.

Übrigens: Der Hamburger Hauptbahnhof ist mit ca. 550.000 Reisenden täglich der am meisten genutzte Bahnhof Deutschland und liegt nach dem Bahnhof Gare du Nord in Paris im europäischen Vergleich an 2. Stelle.

3 Gedanken zu „Stippvisite in der großen Stadt

  1. Peggy

    Ich glaube, du bist der einzige Mensch den ich *kenne*, der sich freut zum Zahnarzt zu gehen.
    Ich hab zwar meine Zahnarztphobie abgelegt, seit ich eine sehr gute Zahnärztin gefunden habe, aber gern gehe ich nach wie vor nicht zu ihr.
    Gratuliere dir jedenfalls zu deinem guten Zahnmaterial, das glas im Badezimmer (das man heutzutage gar nicht mehr braucht) bleibt dir so bestimmt noch lange erspart.

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    1. Hans-Georg

      Ich habe wirklich keine Probleme, zum Zahnarzt zu gehen, auch wenn, was selten vorkommt, die Behandlung ein wenig unangenehm sein kann. Man kann sich ja auch eine Spritze geben lassen, aber das ist bisher sehr selten und nur bei größeren Sachen passiert, z.B. bei einer Wurzelbehandlung. Vielleicht liebe ich ja auch Schmerzen? *lach*

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    2. Elke

      Stimmt nicht 😉, ich gehe auch entspannt und gerne zum Zahnarzt ! Und, dass das mit dem Glas nicht mehr stimmt, hast Du ja schon klargestellt. LG Elke

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