Reise zu den Sternen


Was für ein grandioses Konzert, welch grandiose Musik – und alles life gespielt von einem großen Orchester. Und der Raum, in dem dieses Konzert stattfand, ist wie geschaffen dafür. Man kann sich vorstellen, wie in dem weiten Rund des Großen Saals der Elbphilharmonie Planeten und Sterne kreisen.

Gestern Abend spielte in der Elbphilharmonie im Rahmen des 3. Internationalen Musikfestes Hamburg das NDR Elbphilharmonie Orchester unter der Leitung von Krzystof Urbanski. Auf die Auswahl der Plätze hatte man wenig einfluss, sie wurden zugelost. Wir saßen hinter dem Orchester in der 1. Reihe, direkt gegenüber dem Dirigenten. Ca. 2 Meter unter uns standen sehr viele Schlaginstrumente, Pauken, Becken, Trommeln, wohl das ganze Programm, was man aufbieten kann. Wir waren gespannt, wie die Nähe zu den lauten Instrumenten den Hörgenuss beeinflussen würde. Als das Orchester die Plätze eingenommen hatte konnen wir sehen, dass allein 7 Musiker nötig waren, um Tasten- und Schlaginstrumente zu bespielen.

Das Konzert begann mit „Die Planeten“, eine Suite für großes Orchester, von Gustav Holst. Das erste Stück ist dem Mars gewidmet. Und es wurde laut, sehr laut, immerhin ist Mars der Kriegsgott. Die Streicher, die in der Orchesteraufstellung üblicherweise vorn ihren Platz haben, konnten wir nicht heraushören. Aber wir wissen natürlich nicht, wie die Musik ohne Streicher klingen würde. Es gab aber auch Passagen, in denen nur die Streicher spielten. Und dann waren sehr gut und laut genug zu hören.

Das zweite Stück ist die Venus, die Friedensbringerin. Hier kamen die Schlaginstrumente nur selten zum Einsatz, und wenn, dann nur sehr dezent. Überwiegend Streicher und Bläser bestreiten diesen Teil. Dann kamen noch Merkur, Jupiter, Saturn und Uranus.

Der Neptun am Schluss kam mit einem überraschenden Ende daher: Es waren ganz zarte Stimmen zu hören, eher gesummt als gesungen. Damen waren nicht zu sehen und ich dachte anfangs, eins der vielen verschiedenen Instrumente würde für diese Töne bespielt werden. Aber nirgends regte sich auch nur ein Finger. Es mussten also irgendwo Personen stehen. Und tatsächlich erschienen zum Schlussbeifall eine Anzahl Damen, vielleicht 20, auf das Podium, um den Beifall entgegenzunehmen. Sie waren während ihres Einsatzes für das Publikum unsichtbar. Eigens für diesen Teil waren Damen des Arnold Schoenberg Chores aus Wien angereist.

In der Pause waren bei den Schlaginstrumenten Umbauten notwendig. Ein Segment des Podiums wurde etwas abgesenkt und dann verschwanden einige Instrumente in einen unsichtbaren Raum unter unserer Sitzreihe. Interessant, die Elphi auch mal unter diesem Aspekt kennenzulernen.

Nach der Pause ging es dann musikalisch ganz weit in den Weltraum hinaus, in eine andere Galaxis. Gespielt wurde die Suite aus der Filmmusik zu „Star Wars“, komponiert von John Williams und zusammengestellt von Krzystof Urbanski. Hierzu waren 8 (!) Musiker notwendig, die die diversen Schlaginstrumente bespielen mussten, davon teilweise sogar mehrere. Ein Xylophonspieler wechselte während eines Stücks ständig von einem Instrument zum anderen. Auch andere Musiker wechselten die Positionen und Instrumente wenn ein neues Stück auf dem Programm stand.

Sieben Titel aus der Musik von Star Wars waren zu hören – und es war einfach grandios. Diese Klangfülle sorgte doch ab und zu für Gänsehautmomente bei mir.

Von unseren Plätzen hatten wir einen tollen Blick auf das Geschen auf dem Podium, wobei wir einen direkten Blick auf die Musiker der Schlaginstrumente hatten. Da ging es wirklich interessant, beinahe hektisch, zu. Streicher, die mit ihrem Bogen auf den Saiten gniedeln (man möge mir bitten diesen despektierlichen Ausdruck vezeihen), oder Bläser, die in ihre Trompeten, Hörner und sonstige Instrumente blasen, sind eher langweilig anzuschauen. Aber was uns direkt vor unseren Augen geboten wurde, war wahnsinnig interessant.

Und nicht zu vergessen der Dirigent, von dem das Puplikum üblicherweise nur den Rücken sieht. Jede noch so kleine Geste, sei es mit den Augen, dem Mund, dem ganzen Kopf, natürlich die Arme, und manchmal nur 2 Finger, konnten wir beobachten und wahrnehmen, wie das Orchester das umsetzt. Krzystof Urbanski zeigte zuweilen ganzen Körpereinsatz, um wirklich alles aus dem Orchester herauszuholen. Durch seinen frechen Haarschnitt wirkt er wie ein großer Junge und wir fragten uns, wie alt er wohl sein möge, sieht er doch aus wie mitte 20. Er wurde 1982 geboren und hat schon viele große Orchester weltweit dirigiert. Hier ein Video während einer Probe. Seit 2015 ist er Erster Gastdirigent des Hamburger Orchesters.

Am Ende des Konzertes füllte jubelnder Applaus die Elbphilharmonie mit zum Teil standing ovations. Nach 2 Zugaben aus der Star Wars Suite war ein großartiger Konzertabend beendet. Erfüllt und dankbar machten wir uns auf den Heimweg. Es war ein grandioses Finale für unser 1. Kulturhalbjahr 2018.

2 Gedanken zu „Reise zu den Sternen

  1. Hanna

    Ich beneide dich!!! Großartig,was du geschrieben hast! Ich bin in der letzten Maiwoche in Hamburg und habe mich leider vergebens um Karten bemüht! Es wäre mir auch egal gewesen was wir gehört hätten,ich wollte nur einmal rein!
    So aber bleibt uns nur die zugängliche Besichtigung!

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    1. Hans-Georg

      „Es wäre mir auch egal gewesen was …“ Kurz nach der Eröffnung hat der Intendant mal gesagt, dass dort 10 auf dem Kamm blasende Putzfrauen auftreten könnten, und die Elphi wäre trotzdem ausverkauft.
      Angeblich soll es wohl am Tag des Konzerts noch ein paar Restkarten geben, direkt am Elphi-Center.
      Es gibt außer dem Zugang zur Plaza ja auch geführte Besichtigungen, vielleicht wäre das eine Alernative für dich, auch wenn es kein Konzert ist.

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