Ich schäme mich!

Ein Künstler aus dem Iran, Mahan Esfahani, trat in einem Konzert in der Kölner Philharmonie auf. Als er die Zugabe auf English ankündigt, wurde im Publikum gebrüllt, er solle gefälligst Deutsch reden. Mahan Esfahani ist ein Konzertcembalist, es soll der beste unserer Zeit sein. Man sollte annehmen, dass Konzertbesucher einen ensprechend guten und hohen Bildungsstand haben. Oder waren das etwa unverbesserliche, engstirnige alte Menschen?

Wie weit ist Deutschland gesunken, wenn ausländische Künstler auf so eine widerliche Art und Weise behandelt werden?! Es ist ein Skandal! Demnächst brennen wieder Synagogen oder wie geht es weiter?

8 Gedanken zu „Ich schäme mich!

  1. Anne

    Die MoPo focussiert stark auf den Fremdsprachenvorwurf und stellt den Vorfall verzerrt als Politikum dar, finde ich.
    Mir ist im Netz nur ausführlicher die Lokalpresse aus Köln begegnet, die MoPo nicht Interessant, wie verschoben man das darstellen kann…. bin auf meine Papier-BNN gespannt 🙂
    http://www.ksta.de/kultur/konzert-in-der-koelner-philharmonie-abgebrochen–reden-sie-doch-gefaelligst-deutsch—23646344
    Natürlich ist Zwischenrufen sehr unhöflich. Aber die Diskussion ging v.a. um das ungewohnte/unbequeme moderne Stück (hör mal rein, hier z.B. in einer Klavierversion http://youtu.be/i0345c6zNfM )
    Sehr besonnen ist die Stellungnahme des Musikers, gefällt mir sehr gut: http://slippedisc.com/2016/02/noisy-dissent-disrupts-a-harpsichord-recital/
    (in Englisch… wird daher leider vermutlich viele Störer nicht erreichen).
    Er betont, dass viele andere Zuschauer ihren Unmut über die Störer geäußert und ihn unterstützt haben. Das ist eine wichtige Info, die dem MoPo-Artikel auch fehlt (und dadurch die Angst beim Leser verstärkt).
    Liebe Grüße
    Anne

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    1. Hans-Georg

      Ob ein Teil der Diskussion um das Stück geht, ist meiner Meinung nach unwichtig. Wichtig ist die Tatsache, dass der Künstler aufgefordert wurde, Deutsch zu reden. Ich finde es schon gut, dass der Vorfall als Politikum dargestellt wird, zeigt es doch, welcher Anschauung manche Menschen leider sind. Ich habe schon desöfteren betont, dass ich keine Angst vor fremdländischen Menschen habe, aber dass ich Angst vor dem habe, wozu sich manche Deutsche hinreissen lassen.

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  2. Ingrid

    Dass du dich schämst, verstehe ich nicht. Ich nicht, ich empöre mich höchstens über Leute, die nicht wissen, wie man sich benimmt. Aber das trifft man ja heutzutage ständig an. Ich empöre mich aber auch über Pauschalisierungen: DIE Kölner ist ebenso falsch wie DIE Sachsen. Unter letzteren gibt es auch nette Menschen, die nicht ausländerfeindlich sind. Und in die Kölner Philharmonie kommen auch viele aus dem Umland.
    Eines ist aber leider wahr: dass die Stimmen, die das Deutsche betonen, leider sehr laut geworden sind und dass es zunehmend Menschen mit unverschämtem Anspruchsdenken und ebensolchem Benehmen gibt.
    Wenn ich im Konzert sitze und mir ein Musikstück nicht gefällt, muss ich das ertragen. Ich brauche ja nicht zu klatschen und kann nachher meine Meinung über die Musikzusammenstellung per Brief oder Mail kundtun. Unglücklich ist auch, wenn die Einführung zu einem schwierigen Musikstück in Englisch gegeben wird. Aber das alles ist noch kein Grund, sich daneben zu benehmen. Wenn so einer neben mir säße, würde ich ihm/ihr meine Meinung dazu sagen.

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    1. Hans-Georg

      Ich schäme mich als Deutscher, tja, und empört bin ich natürlich auch über das Benehmen dieser Menschen.
      Hast du irgendwo von einer Pauschalierung gelesen? So habe ich das nicht wahrgenommen.

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      1. Ingrid

        Irgendwo in einer Zeitung online. Manche warten regelrecht darauf, hämisch über Kölner herziehen zu können. Und da wir uns gerade im Internet Gedanken über Verallgemeinerungen machen, ist mir das besonders aufgefallen. Jeder Mensch verallgemeinert, ich auch, aber manche Pauschalisierungen sind ungerecht und müssen hinterfragt werden. Ich übe mich darin.

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        1. Hans-Georg

          Das, was da bei euch passiert ist, hätte in jeder Musikhalle passieren können. Vermutlich hat man da an Silvester gedacht. Aber das war ja auch nicht nur Köln.

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