Wunscherfüllung


Unser Sohn wohnt mit seiner süssen Frau nun schon etwa 10 Monate im eigenen Heim. Der Wunsch seiner Oma und meiner Mutter war es, dieses Heim mal mit eigenen Augen sehen zu können. Da sie nicht mehr in der Lage ist, die Reise allein zu unternehmen, hat sie uns eingeladen, sie zu begleiten. Vorab überwies sie mir einen Betrag X, von dem ich alle Kosten bestreiten sollte, d.h. Reisekosten, Verpflegung und eventuelle Unternehmungen vor Ort.

Am vergangenen Freitag machten wir uns zu dritt mit der Bahn auf den Weg. Ich hatte allerdings bei der Reiseplanung nicht bedacht, dass wir beim Umsteigen in Hannover nur 10 Minuten zur Vefügung hatten und dass sich die Wagen der 1. Klasse immer am Ende bzw. am Anfang eines Zuges befinden und dementsprechend weit entfernt von den Treppen halten bzw. abfahren. Ein Anruf im Banhof Hannover klärte schon mal vorab die Frage, in welchem Bereich denn der Wagen unseres weiterführenden Zuges halten würde. Ein paar Minuten vor der Ankunft machen wir uns schon mal auf den Weg in Richtung Zugmitte um etwas näher an den Treppen zu sein. Mutter ist nicht mehr die Jüngste und gar nicht mehr gut zu Fuss.

Unser Ausstieg war dann auch relativ nahe bei den Treppen. Leider hatte unser Zug 2 bis 3 Minuten bei der Einfahrt zum Bahnhof Hannover verloren. Desweiteren mussten wir von Gleis 4 zu Gleis 11 wechseln – für eine alte Frau doch ein langer Weg. Kaum hatten wir die Plattform von Gleis 11 erreicht, kam auch unser Zug schon an. Unser Wagen hielt natürlich ganz vorn, es war der erste des Zuges überhaupt. Nun hiess es, die Beine in die Hand zu nehmen und flink den Bahnsteig entlang zu gehen. Mutter gelang dies auch recht passabel. Bernd meinte später, dass ihre Beine sich schneller bewegten als ihr Stock. Na, zum Glück entstand kein Knäuel daraus.

Eine Minute vor Abfahrt enterten wir den nächstbesten Waggon, welcher schon zur 1. Klasse gehörte. Der nachfolgende war dann schon der, in dem unsere Plätze reserviert waren. Ein wenig erschöpft liessen wir uns – und speziell Oma – in die Sitze fallen.

Die Reise verlief weiterhin fahrplanmässig und entspannt. In MG wurden wir von Oliver in Empfang genommen. Im Wohngebiet am Stadtrand, wo dass Häuschen von seiner Frau und ihm steht, ging es durch schmale Strassen, links herum, rechts herum – und dann standen wir vor der niedlichen Hütte.

Zuerst wurde natürlich inwendig alles unter die Lupe genommen, jedenfalls soweit Omas Beine es zuliessen. Ein Haus auf 4 Etagen inklusive Keller und Schlafzimmer im Dachgeschoss war dann doch etwas zu viel für die Oma.

Inzwischen wurde in der Küche ein kleiner Imbiss vorbereitet, na ja, es war schon eher ein grosser Imbiss – und es gab sogar lecker Nachtisch. Den jungen und den halbjungen Leuten war dann noch danach, einen Verdauungspaziergang zu machen während Oma sich bereits in ihr Schlafgemach zurückzog.

Am nächsten Morgen gab es ein reichhaltiges Frühstück, dass den Vergleich mit einem Hotelfrühstück nicht zu scheuen brauchte. Da wir einen Ausflug in das nahe gelegene Holland planten, langten wir reichlich zu um so lange wie möglich über den Tag zu kommen.

Nach etwa einer Stunde Autofahrt, die teilweise sehr rasant und schneller als der ICE, in dem wir gereist waren, über die Autobahnen ging, erreichten wir die Stadt Maastricht. Dank eines ausgezeichneten Partleitsysstem der Stadt und des genialen Navigationssystem von Olivers Firmenwagen fanden wir ein zentrumsnahes Parkhaus.

Nach wenigen Schritten standen wir mitten im Stadtzentrum. Glöckchengebimmel ertönte vom Rathaus. Ich vermute, dass die Melodien manuel von Hand gespielt wurden.

Wir merkten, dass Mutter das Gehen schwer fiel. Alle paar Meter blieb sie stehen und schaute sich Gebäude und Geschäfte an. Vermutlich wollte sie damit überspielen, dass sie nicht so gut drauf war. Am Ende einer Seitengasse entdecken wir einen Schiffsanleger. Von dort aus unternahmen wir eine etwa einstündige Fahrt auf der Maas. Dabei wurden uns ein paar interessante Informationen über die Stadt und ihre Umgebung geliefert.

Während der Wartezeit am Anleger entdeckte ich am Ufer der Maas eine Schildkröte. Zuerst dachte ich, jemand hätte dort eine Attrappe deponiert. Doch dann stellte ich fest, dass sie ihren Kopf bewegte. Ob es wildlebende Schildkröten in oder an der Maas gibt, entzieht sich meiner Kenntnis. Ich vermute, dass das Tierechen irgendwo die Flucht ergriffen hat.

Zurück mit festem Boden unter den Füßen suchten wir uns ein Café. Zur Stärkung verlangte uns nach einem Heissgetränk und Kuchen. Die schmackhafte Torte verzehrten wir mit Messer und Gabel – eben andere Länder – andere Sitten. Der Schwulenfaktor wurde drastisch erhöht als vier Lederschwestern eintrafen um sich leckeren Kuchen einzuverleiben.

Danach ging es ganz langsam mit Oma am Arm zurück zum Parkhaus und dann auf die Heimfahrt zurück nach Mönchengladbach.

Nach einer kurzen Erholungspause führten Sabrina und Oliver uns in ein italienisches Restaurant namens Scala. Auf unseren Wunsch wurde uns ein Vorspeisenteller zusammengestellt, der schon sehr vielversprechend war. Auch die Hauptgerichte, die wir uns ausgesucht hatten, waren sehr sehr lecker. Und teuer war es auch nicht. Mit Aperitif, Vorspeise, Hauptgericht, Wein, Wasser Digestif und Espresso kostete es für fünf Personen so ca. 150 Euro. Für ein Dessert hatten wir leider keinen Platz mehr im Magen.

Der Chef des Restaurants bediente selbst und wuselte nett anzusehen um die Tische herum. Hach, richtig knuffig ist der – ein Typ, an dem Bernd und ich gleichermaßen Gefallen finden – was recht selten ist.

Am Sonntag nach dem Frühstück traten wir dann die Heimreise an. Umsteigebahnhof war dieses Mal Wuppertal. Auch hier sollten wir 10 Minuten Zeit haben, zum Glück sollte der Zug nach Hamburg vom gleichen Gleis abfahren. Merkwürdig war, dass unser Zug gar nicht angezeigt wurde. Bei der Aufsicht erfuhr ich, dass er 30 Minuten später fahren sollte. Der Aufsichtsbeamte deute auf einen Aushang. Ich beschwerte mich darüber, dass es weder eine Lautsprecheransage noch einen Hinweis am Zuganzeiger gab. In Wuppertal hatten wir früher schon mal Probleme mit der Bahn beim Umsteigen. Es scheint dort wohl an der Leitung zu liegen, dass man in Wuppertal nicht so kundenfreundlich ist.

Die Heimfahrt verlief dann normal und pünktlich mit der geplanten Verspätung traf der Zug in Hamburg ein. Mutter gelüstete es noch nach einem gemeinsamen Essen, welches wir im Restaurant Schifferbörse gegenüber dem Hauptbahnhof einnahmen. Ich finde ja, dass das Restaurant eher was für Turis ist denn ein Restaurant mit qualitativ gutem Essen. Aber gut, es soll für Mutter gut zu erreichen sein und Italienisch hatten wir gerade am Abend vorher. Und wer bezahlt bestimmt was gespielt wird.

Ja, nun ist Oma zufrieden. Sie hat das Haus ihres Enkels und seiner Frau für gut befunden und sich dort wohlgefühlt. Vermutlich wird sie die Strapazen nicht noch einmal aufsich nehmen. Für sie sind es wirklich Strapazen.

Und Maastricht werden wir 4 uns noch mal allein anschauen. Es hat uns dort sehr gut gefallen. Und dann weiss Oma auch wovon wir reden wenn wir ihr von unserem Ausflug berichten.

4 Gedanken zu „Wunscherfüllung

  1. Bianka

    Ein sehr schöner Bericht und ich finde es total klasse, dass Ihr der Omi das ermöglicht habt. Meine Omi wird wohl nie sehen, wo und wie ich jetzt wohne, sie hasst Autofahrten und hier auf dem Land isses mit den Öffis nun auch nicht so gut bestellt! Schade! Umso schöner finde ich es, dass es bei Euch geklappt hat! Klasse!
    (Durch Maastricht bin ich mal durchgefahren – aus der Zeit stammt mein Spruch: Maastricht heisst Maastricht, weil’s an der Maas liecht! lol)

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  2. BB

    toller bericht …

    auch hier gut zu erkennen … alte menschen und die öffis …
    rücksichtnahme sieht anders aus ;-)))

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