Klatschen ist out

Bevor das Handy mich weckte war ich wach. Da ich recht gut geschlafen hatte war ich sogar richtig ausgeschlafen. Ich überlegte, ob ich Hunger hatte. So richtig entscheiden konnte ich mich nicht. Ich wollte es davon abhängig machen, wie das Frühstücksbuffet aussah. Und das sah gut aus. 3 Brötchen mit verschiedenen spanischen Käse- und Wurstsorten, dazu kalte Milch und Orangensaft, liess ich mir schmecken.

Heute Morgen wollten wir mit dem Hafenkapitän der Stahlfabrik sprechen. Kurz nach 9 Uhr wurde ich wieder abgeholt.

Ich hatte mir vorgestellt, dass ich unsere Probleme bei einem ruhigen Gespräch in einem Sitzungszimmer darlegen könnte. Nein, wir standen in einem Grossraumbüro. Um uns herum war es laut und ungemütlich, Telefone klingelten und Drucker schnarrten. Ich stellte meine Fragen auf englisch, der Mitarbeiter der Schiffsagentur übersetzte es in spanisch – und so ging es hin und her, etwa 15 Minuten lang. Mir wurde das bestätigt, was ich gestern schon gehört hatte: Von 4 Kränen ist einer so alt, dass er ausser Betrieb genommen worden ist. Ein weiterer Kran ist derzeit ein Totalausfall, soll aber bis Mitte März repariert werden. D.h. es sind nur noch 2 Kräne betriebsbereit. Da die Kräne rund um die Uhr und an Wochenenden und Feiertagen arbeiten, passiert es dann schon Mal, dass einer der übrigen 2 Kräne auch hin und wieder Mal ausfällt. Dann kommt es zu Schiffansammlungen, sozusagen ein Stau. Fertige Stahlprodukte haben absolute Präferenz. Wenn also ein Schiff Stahl laden soll, wird es den Schiffen vorgezogen, die Schrott für die Stahlproduktion bringen. Angeblich soll in noch in dieser Woche ein Direktor des Hauptbüros aus Madrid kommen und man hofft, dass der Kauf neuer Kräne genehmigt wird. Frühestens wird sich die Situation für die Reedereien, die mit ihren Schiffen nach Algeciras zu dieser Fabrik fahren, im März verbessern. Wir als Reederei können weder mit Geld noch mit guten Worten Einfluss nehmen.

Im Hafen machte ich noch ein paar Fotos von den Löscharbeiten.



Im Hotel holten wir mein Gepäck ab und fuhren dann ins Büro der Schiffsagentur, wo ich noch ein paar Mitarbeiter traf, die ich bisher nur vom Telefon kannte. Ein paar Gespräche hier und da, aber nichts weltbewegendes. Mein Anliegen, etwas über die Hintergründe und Organisation des Löschens zu erfahren, war erfüllt. Ein Taxi brachte mich wieder nach Malaga zum Flughafen.

Dort hatte ich noch viel Zeit. Ich fand eine Sonnenterrasse, auf der ich ca. 1 Stunde in der Sonne sitzen konnte. Ein wenig durch die Geschäfte bummeln wollte ich auch noch. Ich erstand eine Packung mit verschiedenen spanischen Käsesorten, eine Packung mit spanischem Schinken und eine Flasche Olivenöl. Ich hätte es wahrscheinlich im Supermarkt günstiger bekommen, aber die Gelegenheit ergab sich nicht. Gerade hatte ich das letzte Geschäft verlassen als mein Flug aufgerufen wurde. Der Weg zum Gate war ziemlich lang. Über Rolltreppen, Rampen und lange Gänge führte der Weg. Der Bus war schon voll, ich zwängte mich da rein, was den Vorteil hatte, dass ich als erster wieder draussen und schnell in der Maschine war. Ich suchte meinen Platz, verstaute mein Gepäck und setzte mich. Später kam noch eine Dame in die Reihe, in der ich sass. Sie hatte den Fensterplatz. Irgendwann auf dem Flug kamen wir ins Gespräch. Es stellte sich heraus, dass sie auch nach Hamburg musste. Sie würde sich freuen, wenn wir auf dem Weiterflug von Nürnberg nach Hamburg wieder zusammensitzen könnten. Wir hatten zwar beide schon unsere Plätze für den Flug, aber vielleicht liess sich ja was machen.

Der Landeanflug in Nürnberg war ziemlich holperig, verursacht durch starken Wind. Wieder mussten wir mit einem Bus zum Terminal gebracht werden. Es regnete stark. Das Wetter in Spanien war doch sehr viel schöner.

Der Flughafen erwies sich als wenig durchdacht. Erst ging es 2 Etagen nach oben, dann einen verglasten Gang entlang und dann wieder über Treppen oder mit dem Lift nach unten. Die Warteräume vor den Gates waren sehr klein, es gibt wenig Sitzplätze. Als wir unseren Raum erreicht hatten, stellten wir fest, dass unser Flug ca. 15 Minuten Verspätung haben würde. Endlich ging es weiter. Treppen wieder runter, Bus, Regen, Flugzeug. Es schien, dass die Maschine nicht ausgebucht sei. Aber dann kam der nächste Bus mit ein paar Leuten und noch einer. Der Pilot meldete sich, dass wir trotz der Verspätung pünktlich in Hamburg landen würden, wir müssten aber noch auf ein paar Passagiere von einem Anschlussflug warten.

Meine Reisebekanntschaft sass 4 Reihen hinter mir und hatte erspäht, dass die Reihe direkt hinter mir nur aus 2 Plätzen bestand und dort ein Herr sass. Sie kam zu mir und meinte, ich könnte ihn ja fragen, ob er mit mir den Platz tauschen würde. Sie hatte aber nicht mitbekommen, dass noch nicht alle Passagiere an Bord sind.

„Boarding completed“ – alle waren eingetroffen. Der 2. Platz hinter mir war leer geblieben. Ich drehte mich um und brauchte mein Anliegen gar nicht erst vorbringen. Er, übrigens ein sehr netter junger Mann, hatte unser Gespräch mitgehört und war sofort einverstanden. Schnell tauschten wir unsere Plätze, anschnallen und ab ging es Richtung Hamburg. Serviert wurde nichts, es wurden nur Tüten mit einer kleinen Flasche Wasser und Knabberkram verteilt.

Auch in Hamburg regnete es. Klar doch, dass wir als Billigflieger wieder mit dem Bus abgeholt wurden und ein paar Schritte durch den Regen laufen mussten.

Mir ist aufgefallen, dass das schreckliche Klatschen der Passagiere nach der Landung nicht mehr in ist. Nur bei der Zwischenlandung in Stuttgart auf dem Hinflug gab es einige Wenige, die es gewagt hatten, aber dann doch schnell wieder verstummten. Vielleicht liegt es auch daran, dass diese Flüge mehr und mehr von Leuten benutzt werden, die, so wie ich, nicht zu einem Urlaubsort unterwegs sind. War ja auch nervig!

Ach, hatte ich erwähnt, dass dort unten die Sonne vom blauen Himmel strahlte bei einer Temperatur von ca. 20 Grad? Ich war im Frühling!

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