Auf geht’s

Der Wecker weckte kurz vor 4 Uhr, ein wenig Zeit noch zum Kuscheln. Dann aufstehen, duschen, ein Glas Kakao – und schon klingelte der Taxifahrer. Am Flughafen war noch nicht viel los. Das Einchecken ging schnell und reibungslos.

Auf dem kurzen Flug nach Stuttgart wurde Joghurt, Tee und Kaffee angeboten, nicht mal Mineralwasser, Charter eben. Ich verzichtete. In Stuttgart würde ich das Frühstück nachholen – wenn ich denn bis dahin Appetit haben würde. So richtig Appetit hatte ich aber nicht. Beim Anblick von belegten Brötchen drehte sich mir der Magen um. Nicht Mal Kuchen konnte mich reizen. Ich entschied mich für ein trockenes Croissant und ein Glas Orangensaft und setzte mich an den Tresen. Da ich Durst hatte griff ich zuerst zum Saft. Plopp! Nein, das darf nicht wahr sein. Hatten die doch den Saft so unvorsichtig eingeschenkt, dass das Glas auf dem Tablett im eigenen Saft stand, was ich natürlich in meiner morgendlichen Müdigkeit nicht bemerkt hatte. Ein Tropfen Orangensaft machte sich also auf meiner hellgrauen Hose breit. Na, erst Mal abwarten, wie der aussieht, wenn der Fleck trocken ist. Zeit genug ist ja. Langsam knabberte ich am Croissant, den Fleck immer im Auge haltend. Endlich war er so weit getrocknet, dass ich ohne grosses Aufsehen zu erregen zur Toilette gehen konnte. Dort versuchte ich mit Wasser den Fleck auszuwischen. Da sich ein menschliches Bedürfnis bemerkbar machte, verzog ich mich in eine der Kabinen. Dort hockte ich dann wieder und wartete, wie sich der Fleck entwickeln würde. Die kleine Reinigung hatte aber nicht geholfen. Es blieb ein Fleck, wenn auch nicht mehr so stark sichtbar, aber ich fühlte mich unwohl. Also zog ich die gute Hose aus und die Jeans an. Die Farbzusammenstellung von Sakko und Jeans war zwar nicht optimal aber akzeptabel.

Dann ging es weiter nach Malaga. 3 Stunden Flug lagen vor mir und ich hatte sogar Appetit auf das servierte kalte Frühstück. Ich vertiefte mich in meine Lektüre und nahm ausnahmsweise keinen Tomaten- sondern Orangensaft.

Wie üblich standen die meisten Passagiere sofort auf als das Flugzeug die Parkposition erreicht hatte. Der schmale Gang stand voll mit Menschen, die ihre Utensilien zusammensuchten. Und es ging doch sowieso noch nicht raus. Ich blieb in aller Ruhe sitzen und betrachtete das Chaos packender und wartender Menschen. Endlich war so viel Platz, dass ich auch mein Gepäck nehmen und das Flugzeug verlassen konnte.

Die typische mediterrane Luft umwehte mich, als ich die Gangway hinunterging. Die Sonne schien vom blauen Himmel.

Ein Taxifahrer erwartet mich am Ausgang mit einem Schild mit meinem Namen drauf. Er würde mich nach Algeciras bringen. Nach ca. 1 Stunde Autofahrt war ich im Hotel Guadacorte Park. Hätte man mir rechtzeitig mitgeteilt, dass ich erst ins Hotel gebracht werde, hätte ich eine andere Reisegarderobe gewählt mich nicht gleich auf „Geschäftsreisender“ gestylt. Meine Hose wäre verschont geblieben und auf der Jeans wäre der Fleck gar nicht aufgefallen.

Ich nahm dann erst Mal Kontakt mit der Firma auf, die ich besuchen wollte. Mir wurde erklärt, dass ich gegen 14.00 Uhr zum einem Lunch abgeholt werden würde. Ich und Lunch? Hatte ich überhaupt Appetit. Na ja, spanische Küche ist ja ganz lecker und Appetit kommt ja manchmal beim Essen.

Da ich noch etwas Zeit hatte, nahm ich das Hotel in Augenschein. Es machte einen sehr gepflegen Eindruck.



Wir fuhren zu einem in der Nähe gelegenen Restaurant. Von der Decke hingen spanische Schinken, die Rückwand des Raumes war ein riesiges Regal gefüllt mit Weinflaschen. Mein Gegenüber fragte mich nach meinem Geschmack: Käse, Schinken? Si. Frutti di Mare? Si. Er bestellte, ein paar Gesprächsfetzen liessen mich erahnen um was es ging: Tapas! Es ging los mit einem Teller Schinken und Käse, danach kamen Scampis und dann der Clou, ich musste an Bernd denken: Kleine frittierte Fische, ca. 5 – 7 cm lang, Salmonettas. Wie isst man die? Ich habe ja keine Scheu zu fragen. Er führte es mir vor: In die Hand nehmen und abknabbern. Als wir die Dinger verspeist hatten war ich eigentlich schon satt. Doch es kam noch das Hauptgericht: Fisch, gebraten mit Kräutern und viel Knoblauch, dazu ein paar Pilze und eine Kartoffel um das Olivenöl aufzunehmen. Lecker war’s und ich war total satt. Ob ich noch einen Brandy wollte? Klar wollte ich, bei spanischem Brandy sag ich nie nein. Der Chef des Restaurants holte 2 Flaschen aus dem Glasschrank, stellte mir 2 Gläser hin und goss in jedes Glas einen Schluck zum Probieren damit ich mich für eine Sorte entscheiden konnte. Ein Brandy von sehr dunkler Farbe schmeckte süsslich, fast wie Sherry, der hellere war ein wenig schärfer, trotzdem aber milde. Ich entschied mich für den hellen, er passte mach dem Essen einfach besser. Während des Essens unterhielten wir uns über die Probleme, auf Grund derer ich angereist war.

Nach dem Essen fuhren wir zum Werkshafen der Stahlfabrik.


Wir beobachten die Löscharbeiten der Schrottladung aus unserem Schiff, das nach fast 2 Wochen am frühen Morgen endlich einen Liegeplatz erhalten hatte. Mir wurde alles genauestens erklärt. Für die Ursachen der Probleme habe ich zwar ein gewisses Verständnis, aber es ist eben nicht befriedigend. Einen Verantwortlichen der Fabrik würden wir am nächsten Tag treffen.

Im Hotel zog ich mich schnell um und wurde dann in die Stadt gebracht. Für den Fall, dass ich Probleme bekommen würde, erhielt ich die Visitenkarte, ziemlich spät eigentlich.

Ich bereute, meine Kamera im Hotel vergessen zu haben. Der kleine Marktplatz ist wirklich sehenswert. Die Begrenzung und der Brunnen in der Mitte waren aus buntglasierter Keramik. So etwas hatte ich noch nicht gesehen. Auf den Wasserspeiern in Form von Fröschen sassen Tauben und hielten die Schnäbel in den Wasserstrahl. Sonst hatte die Stadt nicht viel zu bieten. Ich lief noch eine Weile umher, landete dabei, wie es mir meistens passiert, am Hafen. Als ich genug gesehen hatte nahm ich mir ein Taxi und liess mich ins Hotel bringen.
Die Visitenkarte legte ich auf den Tisch und schaute sie mir genauer an: Da hatte ich doch den ganzen Tag gedacht, ich hätte es mit einer anderen Person zu tun gehabt, und zwar mit Jemanden, mit dem ich fast täglich telefoniere – aber es war sein Vorgesetzter, der mich zum Essen eingeladen und überall umhergefahren hatte.

Im Zimmer war es immer noch sehr kühl obwohl ich bei der Ankunft schon die Klimaanlage auf „heizen“ gestellt hatte. Plötzlich stellte sich wieder Schüttelfrost ein. Ich nahm eine Aspirintablette, legte mich ins Bett und liess mich von der RTL-Geburtstagsshow berieseln.

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