Gestern gab es auf einem unserer Schiffe, der MS „Innsbruck“, im Hamburger Hafen einen Unfall, bei dem zum Glück keine Personen verletzt wurden. Bei Ladearbeiten waren einige Teile der Ladung umgefallen. Bei uns im Büro kam die Meldung an, dass ein Mann schwerverletzt mit dem Rettungshubschrauber ins Unfallkrankenhaus gekommen sei. Später stellte sich diese Meldung als falsch heraus. Der betroffene Mann, ein Stauereiarbeiter, war mit einem Gabelstapler im Laderaum des Schiffes mit Arbeiten beschäftigt. Die umgefallenen Teile hat er wieder an Ort und Stelle gepackt. Auf Grund des Vorfalls wurden die Beladung unterbrochen und der Gabelstaplerfahrer verliess das Schiff und ging an Land. Dort wurde ihm plötzlich unwohl. Erst dann kam er mit einem Rettungshubschrauber ins Krankenhaus.
Das Schiff war heute noch in Hamburg. Da im Büro wenig zu tun war, entschied ich, dem Kapitän, den ich bisher nur vom Telefon kannte, einen Besuch abzustatten. Die „Innsbruck“ lag im Werkshafen eines Stahlwerkes. Ich musste mich beim Pförtner anmelden und bekam einen Schutzhelm und eine Schutzbrille ausgehändigt.
Mit dem Wagen durfte ich auf das Werksgelände zu einem Parkplatz fahren. Dort setzte ich den Helm auf, die Brille passte nicht, und ging zu Fuss weiter zum Schiff. Dort unterhielt ich mich eine Weile mit dem Kapitän, unter anderem auch über den gestrigen Vorfall. Danach machte ich mir ein Bild über den Zustand des Schiffes und über die Beladung.
Beim Pförtner gab ich den Helm und die Brille wieder ab und sagte: Alles ok – es ist nichts passiert. Mit dieser Bemerkung hatte ich eine Lawine losgetreten. Sofort erzählte er mir, dass es gestern einen schweren Unfall an Bord der MS „Innsbruck“ gegeben hätte. Der Gabelstapler sei auf den Fahrer gefallen und der sei schwerverletzt mit dem Rettungshubschrauber ins Krankenhaus gekommen usw. usw. Ich stand da und grinste ihn an. Als er fertig war, erzählte ich ihm, wie es sich wirklich zugetragen hatte. Da war er doch sehr erstaunt, über das, was im Werk verbreitet wurde. Als ich die Pförtnerloge verliess, hörte ich, wie er zu seinem Kollegen sagte: „Hein, hast Du gehört, was er eben erzählt hat?“
Es zeigt sich ein Mal mehr, dass man nicht alles glauben darf!