Vorerst können wir uns ein wenig zurücklehnen:
Mutter bekommt den reservierten Platz im Seniorenheim ohne Pflegestufe, als Kurzzeitpflege. Insofern ist uns erstmal eine Last genommen worden.
Allerdings kommt dann im Heim ein Gutachter, der dann feststellt, was meine Mutter kann und nicht kann. Wenn dann eine Ablehnung der Pflegestufe erfolgt, können wir Widerspruch einlegen.
Abgelehnt!
Der MDK hat den Eilantrag für eine Pflegestufe für meine Mutter vorerst abgelehnt! Morgen habe ich ein Gespräch mit der Sachbearbeiterin des Sozialen Dienstes in der Rehaklinik. Vielleicht kann uns die irgendwie helfen. Für mich bedeutet diese Nachricht mal wieder eine schlaflose Nacht.
Die Blogstatistik
Morgens, wenn der Rechner hochgefahren ist, vom Keller rauf ins Penthouse, und der Browser gestartet wurde, schau ich als erstes nach der Statistik vom Vortag für queergedacht.de. Mal schlägt das Balkendiagramm noch oben aus, was mich dann sehr erfreut. Aber meistens ist es im gleichen Level mit ein paar Abweichungen nach oben und unten. Das ist mir auch völlig egal, ich schreibe nicht, um der Anzahl der Besucher wegen, ich schreibe wonach mir gerade der Sinn steht.
Die Statistik zeigt auch einen Teil der Suchbegriffe an, über die Interessenten auf mein Blog gekommen sind. Alles, was mit „schranktrocken“ zu tun hat, ist wirklich täglich zu finden. Ich hatte vor langer Zeit nämlich mal über unseren Wäschetrockner geschrieben und mich gefragt, wo der Unterschied zwischen extratrocken und schranktrocken ist.
Und dann ist da jemand, der täglich nach mir sucht, also mit meinem Vor- und Nachnamen. Will dieser Jemand mich verunsichern? Oder ist dieser Jemand, könnte ja auch eine Jemandin sein, ein wenig weltfremd und kennt die Funktionen eines Browsers nicht, der ja die Möglichkeit hat, ein Lesezeichen zu setzen?
Vielleicht liest ja der Jemand -oder die Jemandin – diesen kleinen Beitrag und meldet sich mal im Kommentar. Oder er/sie verschwindet jetzt in aller Stille und wird nie wieder gesehen weil er/sie herausgefunden hat, wie man eine Seite in den Lesezeichen des Browsers speichert. Ich bin gespannt.
Entspannung
Die Situation um meine Mutter scheint sich zu entspannen. Es wird jetzt ein Eilantrag auf eine Pflegestufe gestellt. Das hat mir gestern die Ärztin bestätigt, der ich zufällig in der Reha begegnet bin. Sie ist guter Hoffnung, dass der Antrag genehmigt werden wird. Ein Gutachter kommt dazu nicht in die Klinik. Auf 3 Formularen wird der Zusand meiner Mutter dokumentiert, diese werden dann per Fax an den MDK geschickt. „Nach Aktenlage“ entscheidet der MDK dann, ob eine Pflegestufe genehmigt wird oder nicht. Innerhalb von 48 Stunden erfolgt der Bescheid. Dieser ist dann, falls positiv, 6 Monate gültig. Dann erfolgt allerdings eine persönliche Begutachtung im Seniorenheim. Freitag werden wir nun wohl wissen, was Sache ist.
Ihr glaubt gar nicht, wie gut ich in der letzten Nacht geschlafen habe!
Besuch im blauen Papierkittel
Der Besuch bei meiner Mutter sollte eigentlich ein kleines Familientreffen sein: Oliver und Sabrina mit den beiden Minis Ida und Marit waren angereist. Zusammen mit meiner Mutter wollten wir oben in der Cafeteria bei Kaffee und Kuchen und einem traumhaften Blick über die Königin der Hanse mit dem Namen Lübeck ein wenig zusammensitzen. Der blöde Virus machte uns einen dicken Strich durch die Rechnung.
Wir hatten entschieden, dass nur Oliver und ich meiner Mutter die Aufwartung machen. Es wäre verantwortungslos, und es wäre auch gar nicht erlaubt worden, sie mit den beiden Mädchen zu besuchen. So zogen Vater und Sohn den Papierkittel und Gummihandschuhe an. Oma zu knuddeln war natürlich auch nicht möglich.
Oma saß wie ein Häuflein Unlück auf dem Bett. Der Toilettenstuhl steht daneben, der Rollator in Reichweite um sich dran festzuhalten. Gehen – geht nicht mehr. Zum Waschen wurde sie heute morgen mit einem Rollstuhl ins Bad geschoben. Der Toilettenstuhl ist jetzt ihre Toilette geworden, nicht wegen dem Durchfall sondern weil sie den Weg zur Toilette nicht mehr schafft wegen starker Schmerzen.
Zum Mittagessen hat sie ein paar Löffel Suppe gegessen, die Bettnachbarin meinte, es sei weniger als die Hälfte der angebotenen Portion gewesen. Um 14:00 Uhr wird der Nachmittagskaffee serviert. Mutter verlangte es nach Pfefferminztee. Dazu lag eine Banane auf dem Teller.
Das erste Mal hat Mutter davon geredet, dass es keinen Spaß mehr macht, so alt geworden zu sein. „Dann lieber weg und das war’s dann!“ So oder so ähnlich hat sie sich geäussert. Später dann noch: „Dann lieber so wie Vati, einfach umkippen!“ Gestern hat sie mir erzählt, dass sie es leid ist, die ganzen vielen Tabletten zu schlucken. Die Dosis am Mittag hätte sie verschwinden lassen. Ich habe überlegt, ob ich das im Stationszimmer erzählen soll. Ich habe es gelassen. Wenn sie nicht mehr will, ist es ihr Wunsch. Mir scheint, dass es der Anfang von der Selbstaufgabe ist.
Eine fitte 92-jährige?
Nach dem Telefonat mit der Dame des Sozialdienstes der Klinik, in der meine Mutter zurzeit untergebracht ist, schnellten meine Blutdruckwerte in ungeahnte Höhen. Was ist los?:
Während der Chefarzt der Dermatologie der Uniklinik Lübeck sich im Entlassungschreiben darüber beklagt, dass meine Mutter und ich es ablehen, für sie eine Pflegestufe zu beantragen und eine Unterbringung in einem Heim zu organisieren, lehnt dies die Sachbearbeiterin des Sozialen Dienstes der Rehaklinik ab. Ein Eilantrag auf eine Pflegestufe hätte „nach Aktenlage“ keinen Erfolg, meine Mutter sei ja noch fit.
Fit zu sein sieht bei meiner Mutter derzeit so aus:
Sie kann keine Sekunde freihändig stehen. Sobald sie aufsteht greift sie sich irgendwas um sich daran festhalten zu können.
Selbst mit dem Rollator ist das Gehen sehr sehr beschwerlich.
Die Übungen, die der Therapeut mir ihr gestern machen wollte, konnte sie nicht machen.
Das Badezimmer/WC kann sie nicht mehr erreichen, neben dem Bett hat sie jetzt einen Toilettenstuhl.
Zum Waschen bekommt sie einen Schüssel auf den Tisch gestellt an dem sie sich dann im Sitzen waschen muss.
Sie hat das Pflegepersonal gebeten, ihr mal den Rücken zu waschen.
Sie ist nicht in der Lage, sich selbst die Füße zu waschen.
Sie ist nicht in der Lage, sich die Haare zu waschen. Übrigens gehört es zum Lebensstandard, 3 x in der Woche die Haare zu waschen – lt. Anweisung für Gutachter zur Pflegestufe.
Sie ist nicht in der Lage, allein zu duschen.
Aufgrund ihre unsicheren Standfestigkeit wäre sie nicht mal in der Lage, sich eine Scheibe Brot zu machen. Wie soll das gehen, wenn sie sich mit beiden Händen festhalten muss und dabei noch Brot und Belag zurechtlegen?
Eine Rückkehr in ihr zu Hause würde eine körperliche Gefährdung bedeuten da sie mit dem Rollator weder in das Schlafzimmer, noch in die Küche und ins Bad kommt. Wenn sie dort fällt und sich was bricht oder den Kopfaufschlägt, ist meine Mutter definitiv ein Pflegefall!
Meine Mutter hat sich damit abgefunden, dass sie in ein Heim muss. Nur das Heim nimmt keine Leute auf, die keine Pflegestufe haben. Am Dienstag habe ich ein persönliches Gespräch mit der Dame vom Sozialdienst. Wenn das uns nicht weiterbringt, hoffe ich auf auf die Unterstützung des Chefarztes der Uniklinik, in die sie Ende nächster Woche wieder für eine weitere Behandlung kommt.
Der Spruch zum Wochenende
„Erst wenn eine Mücke auf deinem Hoden landet wirst du lernen, Probleme ohne Gewalt zu lösen.“
Von wem dieser Weise Spruch stammt, ist mir nicht bekannt.
Neues aus der Anstalt
Das mag sich sicher despektierlich anhören, es dient aber dem Selbstschutz. Irgendwann, wenn man sich ständig mit dem Thema befasst, welches einem nahe geht, sucht man sich einen Weg, um es halbwegs erträglich zu machen. Dazu gehört auch eine gute Portion Galgenhumor. Und der kommt gleich hier nochmal vor.
Als ich vom Doc und dem anschliessenden Einkauf nach Hause kam, blinkte der Antwortbeanrufer. Ich dachte, dass Karin angerufen hätte, mit der ich ja täglich, oft auch mehrmals täglich, in Kontakt bin. Ich verstaute meine Einkäufe und setzte in aller Ruhe den Robi ins Schlafzimmer zum Arbeiten. Dann hörte ich den Anruf ab.
Es war meine Mutter aus der Klinik: „Mir geht es heute gar nicht gut, ich kann kaum gehen. Tschüüüss!“ Meine erste Reaktion: Soll ich jetzt nach Lübeck fahren und ihr Räder montieren? Warum erzählt sie mir das? Soll sie das doch den Schwestern oder der Ärztin erzählen. Jedenfalls bequemte ich mich, in der Klinik anzurufen und nachzufragen. Dort war man gerade beschäftigt, ich sollte zurückgerufen werden.
Ich kümmerte mich weiter um den Haushalt und wartete auf den Rückruf. Bevor ich meine Mutter anrufe, wollte ich ein paar Information haben. Dann das Telefon, ah, der Rückruf von der Klinik. Nein, es war meine Mutter. Ob ich den Anruf abgehört hätte, was ich ihr bestätigte und ihr sagte, dass ich auf einen Rückruf von der Klinik warte. Und dann wollte sie mir noch was über irgendwelche Untersuchungen erzählen. Da ich die Leitung nicht blockieren wollte, stoppte ich sie.
Dann, am frühen Nachmittag, das Telefon, Mutter: Ob ich es schön gehört hätte? Was denn? Ich muss noch eine Woche bleiben, ich habe eine Entzündung im Körper. Alles, was Karin und ich gestern arrangiert hatten, war damit hinfällig geworden. Den Termin für Freitag habe ich abgesagt. Das kleine Familientreffen findet dann, wie ursprünglich geplant, am Samstag in der Cafeteria der Klinik statt.
Erstmal ist uns durch diese Entwicklung ein wenig Luft gegeben worden. Nun werde ich vesuchen, dass Mutter direkt von der Rehaklinik in die Uniklinik kommen kann. Es würde eine große Strapaze für sie bedeuten, erstmal für 1 oder 2 Tage nach Hause zu kommen und dann wieder weg ins nächste Krankenhaus. Desweiteren wollen wir sie jetzt dazu bringen, nach der Entlassung aus der Uniklinik in das Seniorenheim zu gehen. Ich hoffe, dass sie da nun auch zustimmen wird. Und ich will versuchen, zwecks einer Pflegestufe eine vorläufige Schnellbegutachtung durch den MDK in einer der beiden Kliniken durchführen zu lassen.
Es bleibt weiter spannend.
128:77
Alles ist im grünen Bereich heute morgen, trotz einer Nacht, die von Schlaflosigkeit und Gedanken geprägt war. Die bevorstehenden Aktionen werden wohl noch das eine oder andere Mal für Ausrutscher nach oben sorgen.
160:90
Das ist nicht das Ergebnis irgendes Sportwettkampfes, in welchem zwei Mannschaften gegeneinander antreten. Das ist das Ergebnis meiner Blutdruckmessung von heute morgen – trotz Einnahme eines blutdrucksenkenden Medikaments!
Mein Blutdruck war in den letzten Monaten ganz ok, ohne Medikamente einnehmen zu müssen. Irgendwann hatte ich das Gefühl, dass da was nicht ganz richtig ist. Blutdruck gemessen mit der Erkenntnis: Der ist zu hoch. Also griff ich wieder zur Pille. Das war vor etwa 2 Monaten als die Probleme mit meiner Mutter begannen. Der Blutdruck normalisierte sich wieder und war eigentlich auf einem erträglichen Level, wenn auch im oberen Bereich dessen, was man als normal ansieht.
Was ist also passiert, weshalb die Werte heute morgen „sky high“ sind?:
Wir bekamen gestern die überraschende Mitteilung, dass meine Mutter am Donnerstag aus der Rehaklinik entlassen werden soll. Und da gibt es einiges zu arrangieren. Dazu kommen 2 persönliche Termine meinerseits, nämlich Arztbesuche.
Von heute bis Samstag bin ich jeden Tag irgendwie unterwegs:
Heute, Dienstag –
Besuch bei meiner Mutter in der Reha mit einem ernsten Gespräch in welchen wir versuchen wollen, sie dazu zu bewegen, demnächst – vorerst – zu einer Kurzzeitpflege in ein Seniorenheim zu gehen. Einen Platz haben wir ohne ihr Wissen schon resveriert.
Morgen, Mittwoch –
Ein neues Rezept für, nein, gegen den Blutdruck holen. Die Hausärztin will ganz sicher selbst mal nachmessen.
Donnerstag –
Termin zur Vorsorgeuntersuchung beim Zahnarzt in Hamburg / Mutter wird aus der Reha nach Hause (!!!) entlassen obwohl sie eigentlich ein Fall für ein Seniorenheim ist.
Freitag –
Morgens wird ein Mitarbeiter des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen meine Mutter aufsuchen um festzustellen, ob sie Pflegegeld bekommen und damit einer Pflegestufe zugeordnet werden kann. Ich werde also morgens nach Lübeck fahren um der Begutachtung beizuwohnen.
Samstag – ein kleines Familientreffen mit unserem Sohn und seiner Familie bei meiner Mutter in Lübeck.
Freitag nächster Woche –
Mutter wird für 4 Tage in der Uniklinik Lübeck aufgenommen zwecks intravenöser Behandlung ihres offenen Beines.
Ist es ein Wunder, dass mein Blutdruck in die Höhe schnellt?
Wir hoffen sehnlichst, dass sie sich von der Uniklinik direkt zur Kurzzeitpflege in das Seniorenheim bringen lässt.