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Seeluft


Am vergangenen Montag wären meine Eltern 62 Jahre verheiratet gewesen, ein Anlass, einen Friedhofsbesuch zu machen. Da der Tag auf einen Montag fiel, musste dieser Besuch nachgeholt werden. Zum Glück ist Mutter verständnisvoll und akzeptiert, dass ich deswegen nicht einen Urlaubstag opfern wollte.

Heute besuchten wir also die „Familiengruft“, in der meine Grosseltern väterlicherseits, meine Tante und mein Vater ihre letzte Ruhe gefunden haben. In einer Gärtnererei liessen wir uns 2 Schalen pflanzen, die wir auf dem Grab in Position drapierten.

Anschliessend fuhren wir mit Mutter „über Land“ nach Niendorf/Ostsee. Niendorf gehört zur Gemeinde Timmendorfer Strand, ist aber ein kleiner beschaulicher Fischerort während Timmendorf mondäner und moderner ist. Dort sitzt man im Winter mit Sonnenbrille und Pelz draussen unter dem Heizstrahler und guckt wie die anderen gucken, und das möglichst gelangweilt.

Das einzig mondäne in Niendorf war früher das Café Keese, tatsächlich ein Ableger des berühmten Café Keese von der Reeperbahn in Hamburg. Die Niendorfer Dependence hatte etwas verruchtes an sich, jedenfalls konnten meine Cousine und ich das heraushören, wenn die Erwachsenen sich darüber unterhielten. Aus heutiger Sicht vermute ich, dass es sich um ein Abschlepplokal handelte. Dort gab es nämlich den sogenannten Ball Paradox, d.h. es ist absolute Damenwahl. Die Herren müssen so lange warten, bis sie von einer Dame zum Tanz aufgefordert werden. Ball Paradox, so prangte es auch in bunter Leuchtschrift an der Fassade des Cafés, das ja eher eine Tanzbar war. Kaffee und Kuchen gab es dort nämlich sicher nicht. Nachmittags war da ja auch geschlossen.

In Niendorf hatte meine Grossmutter ende der 50er Jahre ein kleines Sommerhäuschen erworben. Meine Cousine und ich verbrachten dort jeweils in den Sommer- und Herbstferien ein paar Tage. Ausserdem diente das kleine Häuschen im Sommer als Familientreffpunkt. Feucht-fröhliche Feste wurden dort gefeiert. Mein Vater ist bei einer Feier dertart ins Wanken geraten, dass er mit dem Kopf in die Glasscheibe der Haustür fiel. Eine kleine Narbe an seiner Wange zeugte noch viele Jahre davon. Die Tür bzw. die Scheibe wurde daraufhin von Oma derart gesichert, dass von innen eine dünne Sperrholzplatte vor der Scheibe montiert wurde. Diese Platte war noch an ihrem Platz als das Haus nach Omas Tod im Jahre 1978 verkauft wurde.

Ach ja, erwähnen wollte ich noch, dass wir heute im Alten Zollhaus, direkt am Niendorfer Hafen, mit Blick auf die Ostsee sehr lecker gegessen haben. Ein kleiner Spaziergang danach auf der Strandpromenade führte uns auch zur heruntergekommenen Ruine des einst so legendären Café Keese. Leider habe ich es versäumt, ein Foto davon zu machen.

So ein kleiner Ausflug weckt ganz plötzlich Erinnerungen an eine Zeit, die vor etwa 50 Jahren begann und etwa 20 Jahre dauerte und an Menschen, die schon lange nicht mehr unter uns weilen.

Kreischalarm


Aufgrund des vorhergesagten guten Wetters entschlossen wir uns heute morgen, zum „Rosa Tag im Heidepark“ zu fahren. Ein Zugpferd, die Fahrt dorthin anzutreten, war der günstige Eintrittspreis. Bei Vorlage des Flyers, den wir aus dem Internet geladen und ausgedruckt hatten, kostete das Partnerticket nur 34 Euro gegenüber 36 Euro für eine Person an normalen Tagen. Ich muss sagen, dass wir 36 bzw. 72 Euro für 2 Personen gar nicht abfahren. Das Alter macht sich wohl doch langsam bemerkbar? Nein, es sind die Erfahrungen, die wir mit einigen Fahrgeschäften in den vergangen Jahren gemacht haben. Zum Teil laufen die derart unruhig und ruckelig, dass wir am Ende mit Kopfschmerzen wieder aussteigen. Also liessen wir einige Fahrgeschäfte links liegen, besonders auch deshalb, weil die Wartzeit bei allen grossen Attraktionen sehr lang war.


Angefangen haben wir mit dem „Colossos“, eine Achterbahn, die im Jahr 2003 im Guinness Buch der Rekorde als grösste Holzachterbahn der Welt eingetragen wurde. 60 m wird man hochgefahren bevor es mit einer Geschwindigkeit von 120 km/h 61 Grad bergab geht. Ziemlich steil ist das. Ca. eine Stunde mussten wir anstehen bevor wir uns in den Zug setzen konnten. Und nach 143 Sekunden war alles schon wieder vorbei. Aber der Kick ist schon stark und die Wartezeit lohnt sich. Auch bei der zweiten Fahrt am Nachmittag mussten wir eine Stunde warten. Aber das haben wir gern gemacht. Es ist ja wohl klar, dass ich beide Fahrten in hocherhobenden Händen absolviert habe.

Gleich nebenan befindet sich die Achterbahn „Desert Race“. Auch hier hatten wir eine lange Wartzeit. Dafür war die Fahrt mit 49 Sekunden noch kürzer als im „Colossos“. Der Kick dieser Bahn entsteht beim Start: von 0 auf 100 wird man in 2,4 Sekunden regelrecht loskatapultiert. Der Start ist spannend weil man zwar ahnt, dass es gleich losgeht aber nicht weiss wann. Plötzlich geht es dann ruckartig los. Sehen kann man im ersten Moment nichts und um atmen zu können ist es am besten, einfach den Mund aufzumachen. In einer ähnlichen Bahn sind wir im Disneyland Paris gefahren. Allerdings befindet die sich in einem Gebäude in dem es fast dunkel ist.


Interessant wurde es, als sich eine Gruppe unintegrierter Südosteuropäer an der Warteschlange vorbeimogelte. Aufgrund ihres lauten, rüpelhaften und groben Verhaltens wagte es niemand, sich ihnen in den Weg zustellen bzw. sie zurechtzuweisen. Am Schluss sprangen sie noch über eine Mauer um Zeit und Weg zu sparen. Zum Glück wurden sie von der Aufsichtsperson über Lautsprecher zurechtgewiesen, und zwar ziemlich forsch: Sie sollten gefälligst wieder zurück über die Mauer oder er würde sie rauswerfen. Davon liessen sie sich dann doch beeindrucken und reihten sich wieder in die Warteschlange ein.

Eine Attraktion, den Freifallturm „Scream“ hatte ich in den ersten Jahren verschmäht. Erst anlässlich unseres gemeinsamen Besuches mit Holger und Gunnar vor 5 Jahren wagte ich eine Fahrt mit dem Ding. Mein Problem ist nicht der Fall selbst sondern die Tatsache, dass ich keinen festen Boden unter den Füssen habe. Ich leide eigentlich nicht an Höhenangst, aber ich darf während der Auffahrtphase nicht direkt nach unten schauen sondern muss meinen Blick in die Ferne schweifen lassen. Dann geht das.

Ganz langsam wird man also 71 m nach oben gezogen. Dabei dreht sich die Personengondel ganz langsam um die Achse. Oben angekommen bleibt das Ding stehen und man wartet auf die rasante Abfahrt. Dann ein „klack“, die Gondel wird ausgehakt und mit fast 100 km/h geht es rasant in die Tiefe. Man hat eigentlich gar keine Zeit, irgendwelche Gefühle, negativ oder positiv, aufkommen zu lassen. Man ist ganz einfach wieder unten und steigt aus. Aber schön ist es trotzdem. Deshalb haben wir diese Fahrt auch zweimal mitgemacht. Die Wartezeit hier betrug auch nur jeweils ca. 30 Minuten.


Witzig ist ein Fahrgeschäft mit dem Namen Totenkopfpiraten. Hier wird auf Schiffen und von Land aus mit Wasserwaffen „gekämpft“. Um weit zu spritzen muss an Bord und an Land kräftig gepumpt werden. Gelegentlich spritzt das Wasser auch aus festinstallierten Kanonen auf die „Piraten“. Da man dort ziemlich nass werden kann, haben wir uns das Vergnügen lieber aus sicherer Entfernung angeschaut.

Und warum heisst dieser Beitrag nun Kreischalarm?: Weil Frauen jedes mal kreischen. Fast die ganze Fahrt über im Colossos, beim Start vom Desert Race und beim Fall im Scream. Und wenn man da jeweils bis zu einer Stunde ansteht, gibt es sehr viele Fahrten, die an einem vorbeirauschen mit kreischenden Frauen drin.

Voll war es im Heidepark aber nicht wegen des Rosa Tages. Es gab noch mindestens eine andere Gruppe mehr, von irgendeiner Firma, die den befüllte. Dazu noch jede Menge ’normales‘ Publikum. So wie es sich uns darstellte, waren wir vom Rosa Tag eh in der Minderheit, wenn auch unübersehbar.

Für die Heimfahrt suchten wir uns eine Strecke fernab der Autobahnen aus. Unser Navi führte uns in später Nachmittagsonne durch die Heidelandschaft wieder nach Hause. Vielleicht war es das letzte Mal in dieser Saison, dass wir offen fahren konnten.

Normalerweise hätten wir 72 Euro, bzw. 63 Euro bei Olinebuchung, für den Eintritt bezahlen müssenl, ein stolzer Preis dafür, dass wir nur 5 Mal Fahrgeschäfte in Anspruch genommen haben. Der Eintrittspreis von 34 Euro für uns Beide war also sehr sehr günstig.

Das war nichts


Brückensegler – so werden in Wassersportkreisen die Menschen genannt, die eine schicke Yacht ihr Eigen nennen und anstatt damit bei jeder sich bietenden Gelegenheit zu segeln lieber festvertäut im sicheren Hafen an der Brücke die Yacht zum repräsentieren nutzen. Die Brückensegler sitzen gebräunt in stylischen Klamotten, die Sonnenbrille in die Haare geschoben (das ist ja hipp), bei hochprozentigen Getränken im Cockpit ihrer Yacht und gucken wie die Anderen gucken.

Gestern waren wir bei Freunden eingeladen zum Segeln. Aber segeln war nicht. Wir haben sozusagen brückengesegelt, im Schatten der Viermastbark Passat. Das lag aber nicht an der Unlust oder Repräsentiersucht unserer Gastgeber sondern am bescheidenen Wetter. Es hat den ganzen Tag gesaut, mal richtiger Regen, mal Niesel. Selbst die Enten am Ufer hockten zusammengekuschelt beisammen.

Trotzdem war es ein sehr gemütlicher Tag. Wir haben nette Gespräche geführt und gut zu Essen bekommen. Mehr als 10 Stunden haben wir unter Deck zusammengesessen, von ein paar Toilettengängen abgesehen. Denn im Hafen darf die bordeigene Toilette nicht benutzt werden.

Trotz des schlechten Wetters war es ein schöner Tag. Nur segeln, das war nichts.

Übrigens liebe Hamburger: Wenn ihr mal ein stolzes Segelschiff sehen wollt, dann fahrt nach Travemünde und schaut euch die „Passat“ an. Dagegen ist eure „Rickmer Rickmers“ ein Beiboot!

Nachtrag für alle Hamburger, die sich damit nicht abfinden können, dass die Rickmer Rickmers nur ein Beiboot ist:
Die Hansestädter an der Trave haben das, wovon die Elb-Hanseaten nur träumen können: Einen echten „Hamburger Veermaster“, die Viermastbark Passat.

Mit den Müttern zu den Hexen


Geburtstagsgeschenke waren es für unsere Mütter: Eine Fahrt nach Oberhausen inkl. einer Übernachtung und mit dem Besuch einer Aufführung des Musicals Wicked – Die Hexen von Oz.

Vor drei Monaten hatten wir die Bahnfahrt gebucht, 1. Klasse, was nur unwesentlich teurer war als in der 2. Klasse. Warum sollten wir uns den Luxus nicht mal leisten?!

Gestern gegen Mittag ging es los, heute Nachmittag waren wir wieder zurück. Die Hin- und Rückfahrt verlief jeweils ohne Probleme, es gab keine Verspätungen. Alles wunderbar – im Gegensatz zu dem, was man oft über die DB liest und hört.

Übernachtet haben wir im B&B Hotel Oberhausen. Ausschlaggebend für die Hotelwahl war nicht der günstige Zimmerpreis sondern die Tatsache, dass das Hotel fast neben dem Metronomtheater liegt, in dem zurzeit das Musical aufgeführt wird. Unsere Mütter sind nicht mehr die Jüngsten und dementsprechend nicht mehr so gut zu Fuss. Es sollte also recht bequem sein.

Das Hotel scheint noch recht neu zu sein. Die Zimmer sind einfach eingerichtet, aber alles ist sauber und ordentlich. Die beiden gebuchten Einzelzimmer waren genauso gross wie unser Doppelzimmer. Wie man uns beim Checkin mitteilte, sind alle Zimmer des Hotels identisch, es gibt gar keine Einzelzimmer. Das Frühstück heute morgen kostete Eur 6.90 pro Person. Dafür gab es Saft satt, Kaffee in allen Variationen satt bzw. auch heisse Schokolade. Angeboten wurden verschiedene Brötchensorten, 2 Sorten Käse, 3 Sorten Wurst, mehrere Arten von Marmelade, Honig, Müsli, sogar Joghurt. Es mangelte an nichts. Bei dem Preis der absolute Hammer.

Gestern, nach der Ankunft, wollten wir im nahegelegenen Centro Oberhausen nett was essen. Im Internet hatte ich mich bereits informiert und einige Restaurants gefunden, die von Interesse sein könnten. Zwei kamen in die engere Wahl. Jedoch war es nicht so ganz einfach, den Restaurantbereich zu finden. Hätten wir man vorher im Hotel gefragt, dann hätten wir unseren Müttern einige Hundert Meter Wegstrecke erspart. Aber so lernten wir auch einen Teil des Einkaufsparadieses kennen. An der Info des Centro wurde uns erklärt, wie wir zur Promenade kommen, wo sich die ganzen Restaurants befinden.

Mittlerweile war es mir ziemlich egal, wo wir denn essen würden. Ich wollte unseren Müttern nicht noch mehr zumuten. Aber wie durch ein Wunder erreichten wir die Promenade genau da, wo sich eins der von mir vorab ausgesuchten Restaurants befindet, das Don Carlos, ein Restaurant mit spanischen Spezialitäten, ausgezeichnet mit vier Sternen. Wir bekamen Plätze im überdachten und geschützten Aussenbereich. Die freundliche Bedienung brachte uns die Karte und fragte nach Getränken. Ich entschied mich für ein Glas weissen Rijoa, meine Mitreisenden hatten Durst und tranken Bier bzw. Alsterwasser.

In der etwa 200 Gerichte umfassenden Speisekarten wurden wir doch recht schnell fündig. Bernd und ich durften uns zu unseren Gerichten an der Salatbar bedienen, die ausser dem üblichen Rohkostkram auch andere sehr leckere Dinge enthielt. Ich nahm eingelegte Pilze, kleine eingelegte Kartoffeln und Oliven mit Pepperoni. Sehr sehr lecker, im Tapasstil.

Angenehm überrascht waren wir über das Preis-/Leistungsverhältnis der Hauptspeisen. Ich hatte mir Schweinefilet, gefüllt mit Kalbsleber und umwickelt mit Serranoschinken, bestellt. Dazu gab es Reis. Ich war sehr erstaunt, als ich ein ganzes Scheinefilet serviert bekam, sehr nett angerichtet und dekoriert. Für den Preis von Eur 17.50 hatte ich weniger erwartet. Auch die anderen Gerichte waren mengenmässig sehr üppig. Meine Mutter schaffte ihre Putenbrust nicht. Für einen Nachtisch hatten wir keinen Platz mehr. Stattdessen nahmen wir einen Digestif. Mein Brandy Cardenal Mendoza wurde angewärmt serviert. Ich war begeistert. Die Gesamtrechnung für 4 Personen belief sich auf Eur 113.00, ein angemessener Preis für stilvolles speisen in angenehmen Ambiente. Ich kann nur sagen: Jederzeit wieder!

Wir fragten die Bedienung nach dem kürzesten Weg zum Hotel, der uns entlang der Promenade an den vielen Restaurants vorbeiführte. Nachdem wir uns umgezogen hatten, machten wir uns auf den Weg zum Theater.

Für Bernd und mich war es das 4. Mal, dass wir uns Wicked – Die Hexen von Oz anschauten. Die Partie des Fiyero wird seit Juni diesen Jahres von Anton Zeterholm gespielt und gesungen, der ja aus einer grossangelegten Castingshow als Sieger für die Titelrolle des Musicals Tarzan hervorging. Wir hatten das Glück, gestern Abend Anton Zeterholm auf der Bühne zu sehen. Der Mann kann ja wirklich beeindruckend spielen und tanzen. Sein Spiel kam sehr emotional über die Rampe. Und dieses Musical ist sehr emotional, was uns auch dieses Mal wieder zu Tränen rührte. Theater ist gut gemacht, wenn man nicht den Eindruck hat, dass es bei wiederholtem Anschauen eines Stückes aufgesetzt und unnatürlich wirkt und wenn es immer wieder die Seele berührt. Die Preise für ein Musicalticket sind nicht günstig, aber die Ausgabe lohnt sich wenn man berührt nach der Vorstellung das Theater verlässt. Wicked – Die Hexen von Oz, gern wieder.

Zurück aus Elbflorenz


Elbflorenz – so wird Dresden, die Landeshauptstadt von Sachsen, auch genannt. Ich war noch nie in Florenz. Was uns in Dresden erwartete, übertraf alle Erwartungen. Im 2. Weltkrieg wurde viel zerstört. Und es wurde inzwischen viel, sehr viel, wieder aufgebaut. Das aktuellste Beispiel ist ja die Frauenkirche. Es gibt aber auch noch grosse Lücken. Von der ehemaligen Orangerie in der Nähe des Hotels, in dem wir übernachtet haben, steht nur noch ein Fragment. Vielleicht gelingt es ja, auch diese Baulücke eines Tages wieder zu schliessen. Geld ist knapp, das wissen wir alle. Vielleicht gibt es ja doch eine Möglichkeit, dieses traurige Relikt eines verheerenden Bombenangriffs in neuem Glanz erstehen zu lassen. In Dresden ist viel geschafft worden, warum nicht auch die Orangerie zu neuem Leben zu verhelfen?

Warum mich das so interessiert? Weil wir dieses alte Tor auf dem Weg vom Hotel in die Altstadt und zurück mehrmals täglich passierten. Und es fiel uns eben auf, dass es so traurig da rumsteht.

Mehr als 260 Fotos haben wir gemacht. Vieles von dem, was wir gesehen und fotografiert haben, würde ich gern zeigen. Aber es reicht auch so, was ihr in meinem kleinen Reisebericht sehen könnt. Ich hoffe, ihr langweilt euch nicht.

Magenerweiterung

Seit gestern Mittag sind wir von unserer Minikreuzfahrt nach Oslo zurück. Die Zeit habe ich genutzt, den kleinen Reisebericht zu schreiben, der jetzt hier zu finden ist.

Wie es scheint, leide ich an Magenerweiterung. Ich hatte nämlich, was total ungewöhnlich ist, heute Morgen um 9 Uhr schon Hunger. Das kommt eben davon, wenn man an Bord den Hals bzw. den Magen nicht voll bekommen hat. Und dabei hatte ich schon versucht, mich zurückzuhalten und nur ausgesuchte Speisen zu geniessen. Der Versuch ist wohl fehlgeschlagen.

1 Musical, 2 Hexen, 2 Verrückte

Wicked – Die Hexen von Oz, ein Musical, das uns bereits im April letzten Jahres verhext hat. Ich entdeckte günstige Karten- und Flugpreise, was lag da näher, als meinem musicalbegeistertem Schatz einen neuerlichen Ausflug nach Stuttgart zum Geburtstag zu schenken.

Samstag vormittag reisten wir an und waren bereits um 11.00 Uhr im Hotel des SI-Centrum, dem die Musicalspielbühnen Apollotheater und Palladiumtheater angeschlossen sind. Das SI-Centrum ist ein riesiger Bereich mit diversen Bars, Restaurants, einem Spielcasino, den Theatern, einem Kino und dem Hotel.


Unser Zimmer war bei unser Ankunft noch nicht verfügbar. Unser Handgepäck konnten wir aber an der Rezeption abgeben. Da wir die Nachmittgsvorstellung gebucht hatten, hatten wir den Abend sozusagen zur freien Verfügung. Würde es an der Kasse vielleicht günstige Karten für die Abendvorstellung geben? In der Tat gibt es zurzeit ein Sommerticket zu Preisen zwischen 19 und 69 Euro. Die Günstigsten waren bereits ausverkauft. 49 Euro? Na ja, noch mal 100 Euro ausgeben für zwei Karten wo ich doch nur 99 Euro für 2 Karten in der teuersten Preisklasse ausgegeben hatte? Nö, eine Karte für 29 Euro musste reichen. Und schon hatten wir 2 Karten für die Abendvorstellung in der Tasche.

Danach machten wir uns auf den Weg, die ländliche Umgebung des Centrum in Augenschein zu nehmen und die Anlagen des Centrums zu erkunden. Dort, wo heute die Anlage steht, muss einst die sogenannte grüne Wiese gewesen sein. Goldene Getreidefelder und Obstbäume bilden einen starken Kontrast zu der modernen Bebauung. Bei unserer Rückkehr reservierten wir uns einen Tisch in einem der vielen Restaurants, in dem wir zwischen den beiden Vorstellungen nett essen wollten.

Inwzischen sollte auch unser Zimmer bereitstehen. An der Rezeption gab es eine Überraschung: Wir bekamen ein upgrade in der Zimmerkategorie und konnten ein Zimmer im 8. Stock des Hotelturmes beziehen. Aus dem Fenster erwartete uns ein freier Blick auf die Umgebung, kein Gegenüber, aus dem man in unser Zimmer hätte schauen können. Ein grosses Doppelbett ohne störende Mittelfuge zwischen den Matratzen, Minibar, im Schrank ein ausklappbares Bügelbrett mit Bügeleisen – was will man mehr?!

Nachdem wir uns frischgemacht hatten, nahmen wir noch einen Kaffee und natürlich ein Stück Torte im Wiener Kaffeehaus. Und dann wurde es Zeit, für die Nachmittagsvorstellung des Hexenzaubers.


Wie beim ersten Mal sassen wir in der ersten Reihe. Aus allernächster Nähe konnten wir die grandiose Mimik der Darsteller beobachten, die das Musical zu einem absoluten Highlight machen. Wir sahen nicht die Menschen in den Kostümen, nein – wir sahen die einzelnen Persönlichkeiten der Handlung. Rein gar nichts hatte auch nur einen Anflug von Oberflächlichkeit. Wir waren wirklich gefangengenommen von der Handlung und den Emotionen auf der Bühne. Wir waren eingesunken in das Stück, fast ein Teil des Musicals, besonders, wenn die Darsteller ganz dicht an der Rampe agierten. Tragik und Komik liegen hautnah beieinander. Du lachst und in der nächsten Sekunde bleibt dir der Lacher im Hals stecken. Wicked, die Hexen von Oz, dieses Musical ist derzeit unser absolutes Lieblingsmusical. Donnernder Applaus und standing ovations am Schluss zeigten, dass nicht nur wir allein so sehr angetan sind.

Im Restaurant Don Giovanni liessen wir uns ein gutschmeckendes Abendessen servieren, dazu gab es eine Flasche Wein. So liess sich die Zeit bis zur Abendvorstellung gut überbrücken.

Die günstigen Karten für die Abendvorstellung reichten dann nur für die vorletzte Reihe im ersten Rang. Die Entfernung zur Bühne war gewaltig. Dazu kommt noch, dass diese Plätze höher als die Bühne liegen, was die Entfernung zur Bühne noch vergrössert. Als sich der Vorhang hob, sahen wir die Darsteller nur als kleine Figuren, die auf der Bühne agierten. Viele Details gingen verloren. Besonders vermissten wir das Mienenspiel der Protagonisten. Von diesen Plätzen aus ist eine Aufführung reines Guckkastentheater. Wir schauten und hörten zu, aber wir waren nicht bewegt.

Wir hatten nun gestern innerhalb kürzest möglicher Zeit die Gelegenheit, das selbe Theaterstück ein mal von ganz nah und ein mal von ganz weit weg zu sehen. Unser Fazit ist, dass wir zukünftig weiterhin lieber Karten im vorderen bis mittleren Bereich kaufen.

Nach dieser Vorstellung gab es noch einen Schlummertrunk in der Intermezzo Bar. An der Rezeption des Hotels hatten wir nämlich einen Gutschein für zwei Freigetränke erhalten. Der Cocktail White Cloud, zuammengemixt aus Wodka, Cremé de Cacao weiss, Ananassaft und Sahne, verpasste uns genügend Bettschwere damit wir unser hochgelegenes Zimmer aufsuchen konnten. Vorhänge und Gardinen blieben offen als wir uns schlafenlegten. Es konnte ja niemand zuschauen.


Das reichhaltige Frühstücksbuffet wurde im Restaurant Times Square serviert. Optisch beherrscht wird dieses Restaurant von der Zauberflötenuhr, aus der jeweils zur halben und vollen Stunde Melodien aus der Oper Die Zauberflöte erklingen. Fast hätte ich die instrumental gespielte Arie der Königing der Nacht mitgesungen.

Aufgrund der unbeständigen Wetterlage konnten die beiden Verrückten am Sonntagmorgen morgen leider nicht mit dem Besen nach Hause fliegen sondern mussten wieder den bereits gebuchten Düsenjet nehmen.

Das Musical Wicked – Die Hexen von Oz wird Stuttgart im Herbst verlassen und nach Oberhausen ziehen. Ich vermute ganz stark, dass wir auch dort wieder dabei sein werden, aber nur in Reihe 1 bis 5.