Archiv der Kategorie: Kultur

A Chorus Line


Gestern Abend waren wir im First Stage Theater in Hamburg und haben uns das Musical A Chorus Line angeschaut. Ich wusste zwar, um was es grundsätzlich geht, nämlich um eine Audition bzw. um das Vortanzen für eine Bühnenshow. Die gesamte Geschichte dahinter kannte ich aber nicht. Deshalb war ich ein wenig überrascht.

Der erste Teil war ein wenig langweilig. Erst war das Vortanzen mit vorgegebenen Schritten. Danach mussten sich alle, die angetreten waren, um einen begehrten Platz in einer Broadway Show zu bekommen, einem Interview des Regisseurs stellen, insbesondere stand die Frage im Vordergrund, warum die Person tanzen will. Nun ja, da wurden Familienhintergründe offenbart und die Charaktere der Tänzerinnen und Tänzer wurden langsam klar.

Die Genehmigung, dieses Musical auf die Bühne zu bringen, wurde unter der Voraussetzung erteilt, dass das Stück ohne Pause durchgespielt wird, also 140 Minuten. Durch einen kleinen Trick gab es eine Pinkelpause von 10 Minuten. Die Gastronomie im Foyer war währenddessen geschlossen. Selbst ein schnelles Glas Wasser war nicht zu bekommen.

Der zweite Teil war dann wesentlich interessanter und von einer gewissen Dramatik begleitet. Einer der Tänzer verletzte sich beim weiteren Voranzen und musste ins Krankenhaus gebracht werden. Alle hielten einen Moment inne und der Regisseur fragte die Truppe: Was macht ihr, wenn ihr nicht mehr tanzen könnt?

Tja, da standen die Damen und Herren dann. Es stellte sich heraus, dass Tanzen nun mal ihr Leben sei und sie könnten sich nicht vorstellen, was anderes zu machen. Und sie konnten gar nichts anderes, sie hatten nichts anderes gelernt. Aber alle brauchten das Geld um zu Leben. Deshalb nahmen sie auch an der Audition teil, um einen Job zu bekommen. Einige meinten, sie könnten dann ja auf die Schauspielbühne gehen, Choreograph werden, eine Tanzschule eröffnen. Aber das sind natürlich alles keine sicheren Perspektiven. Ein Tänzer machte sich ernsthaft Sorgen. Er sei verheiratet und hätte zwei Kinder. Die anderen versuchten, eine gewisse Leichtigkeit an den Tag zu legen und damit das Problem beiseitezuschieben.

Ich musste währenddessen an die vielen Musicaldarsteller denken, denen es nicht anders geht. Sie bekommen einen Zeitvertrg und wenn das Stück abgesetzt wird, müssen sie sich bei einer Audition wieder neu für ein Stück bewerben, mit Vorsingen, Vorsprechen und Vortanzen. Es gibt einige wenige Darsteller, die sich inzwischen soweit hochgearbeitet haben, dass sie für eine Rolle angefragt werden.

Desweiteren passte diese Szene dazu, woüber ich gerade geschrieben hatte, nämlich über die Spendenaufrufe von Heinz Hoenig und Markus Majowski. In Amerika ist die Situation sicher noch viel schlimmer als in Deutschland was Versicherungen betrifft.

Von 16 Tänzerinnen und Tänzern, die sich beworben hatten, wurden nur je 4 benötigt. Mit hängenden Köpfen, teilweise wütend auf den Regisseur, verliessen die, die nicht angenommen wurden, den kargen Tanzsaal.

Im Schlussbild standen dann alle wieder auf der Bühne und tanzten nach einer toll einstudierten Choreographie.

Das First Stage Theater, mit weniger als 300 Plätzen, hat mit A Chrous Line eine interessante Produkion auf die Bühne gebracht. Das Bühnenbild wurde mit wenigen, aber effektvollen Mitteln gestaltet. Viele der Darsteller sind noch in der Ausbildung und hoffen, eines Tages in einer Audition für eine grosse Bühne ausgewählt zu werden.

Nach dem Musical ist vor dem Musical: Heute Abend geht es weiter in Magdeburg. Ich werde berichten.

Unser Kultursommer

Kultur statt Kreuzfahrt – so könnte man unseren Sommer beschreiben.

Es geht los am 21. Juni mit A Chorus Line im First Stage Theater in Hamburg. Dieses kleine Theater hatten wir ja Weihnachten kennengelernt und waren sehr überrascht über die Leistung der jungen Darsteller. Wir gehen mal davon aus, dass diese neue Inszenierung auch unseren Gefallen finden wird.

Gleich am nächsten Tag, am 22. Juni, fahren wir mit Freunden nach Magdeburg. Dort wird auf dem Domplatz der 2. Teil des Musicals Phantom der Oper aufgeführt, nämlich Love Never Dies, ebenfalls von Andrew Lloyd Webber komponiert. Wir haben dieses tragische Musical bereits in Hamburg gesehen und sind gespannt auf die Inszenierung in Magdeburg. Orchester und Chor werden vom Theater Magdeburg bereitgestellt. Einige Darsteller sind am Theater Magdeburg engagiert, es stehen aber auch immer einige Gäste auf der Bühne, die in der Musicalszene schon einen Namen haben. Wir sind gespannt auf Patrick Stanke, den wir schon in diversen Musicalrollen gesehen haben. Er übernimmt in Magdeburg die Partie des Phantom.

Im Festspielsommer in Tecklenburg, dem sogenannten Broadway des Nordens, wird in diesem Jahr u.a. Mamma Mia zu sehen sein. Als wir uns überlegt hatten, dass wir mal wieder nach Tecklenburg fahren könnten, war so ziemlich alles ausgebucht, selbst die Vorstellungen an normalen Arbeitstagen. Gestern habe ich zufällig herausgefunden, dass es im August 2 Zusatzvorstellungen geben wird, eine davon fällt in den Urlaub meines Schatzes. Sogleich habe ich Freunde alarmiert. Und was soll ich sagen: Heute habe ich 4 Karten für den 14. August bestellt und 2 Doppelzimmer im altehrwürdigen Hotel Drei Kronen gebucht.

In Magdeburg und in Tecklenburg finden die Aufführungen unter freiem Himmel statt, neudeutsch open air. Während das Publikum in Tecklenburg unter einer Überdachung sitzt, ist es in Magdeburg dem Wetter ausgesetzt. Die Aufführungen finden auch bei Regen statt, wenn es nicht allzu doll schüttet. Drücken wir die Daumen auf gutes Wetter – für die Darsteller und für das Publikum.

Eine Nacht mit Musik

Der ESC 2024 ist Geschichte. Ein paar Tage noch werden sich die Gemüter über die dargebotenen Songs und deren Interpreten die Köpfe heissreden, ebenso darüber, dass auch die Politik dort Einzug gehalten hat. Ein weiterer Diskussionspunkt wäre der Ausschluss des Niederländischen Interpreten vom Finale.

Deutschland hat in diesem Jahr einen guten Mittelplatz belegt, nämlich den 12. Platz. Auch in den letzten Jahren war die Vorhersage immer recht positiv – und wir landeten immer ganz hinten. Ich denke mal, ein weniger mehr Show dabei wäre besser gewesen. Optisch war es immer langweilig. In diesem Jahr gab es viel Feuer rund um Isaak. Eigentlich geht es ja um das Liedgut, um die Musik und nicht um die Optik. Es heisst ja auch SONG Contest und nicht SHOW Contest. Aber wenn’s hilft, soll es uns recht sein. In diesem Jahr hat es geholfen.

Das Lied der Schweiz, „The Code“, wurde Sieger. Der Interpret Nemo trug bei seinem Auftritt einen weiten, wehenden Minirock. Zum Glück trug er noch ein Höschen drunter. Der Auftritt selbst bleibt im Gedächtnis hängen. Man wird später sagen: Weiss du noch, der Nemo mit seinem Minirock? Die Musik hatte ich jedenfalls schon gleich nach seinem Auftritt wieder vergessen – wie eigentlich alle Lieder. Es war irgendwie immer das Selbe, was uns zu Gehör gebracht wurde. Es gab vielleicht drei, vier Ausnahmen, die sich vom Einheitsbrei unterschieden. Dazu gehörten Kroatien und Estland. Dem Interpreten aus Finnland, Windows95man, wurde erst zum Ende seines Auftritts das Höschen vom Himmel gelassen.

Nach vielen Jahren, in denen Peter Urban für die Deutschen Fernsehzuschauer das grösste Musikspektakel der Welt moderierte, war in diesem Jahr zum ersten Mal Thorsten Schorn am Mikro, eine gute Wahl, denn seine Kommentare zu den einzelnen Acts waren zum Teil ähnlich böse, wie wir es von Peter Urban gewohnt waren.

Im nächsten Jahr wird der ESC also in der Schweiz ausgerichtet werden. 1956, im ersten Jahr seines Bestehens, gewann die Schweiz den ESC, bzw. Grand Prix Eurovison de la Chanson, wie die Veranstaltung anfangs hiess. Dann nochmal 1988, und in diesem Jahr zum 3. Mal.

Herzlos

Alle, die schon mal ins mediterrane Ausland gereist sind, speziell nach Mallorca, werden das schon mal gesehen haben: Da gibt es Restaurants, die heimische Speisen anbieten. Damit meine ich nicht mallorcinische oder spanische Speisen, ich meine deutsche Speisen, wie z.B. Eisbein und Sauerkraut. Als ich das das erste Mal entdeckte, dachte ich: Was für ein Scheiss. Wenn ich ins Ausland reise, möchte ich möglichst viel von der örtlichen Kultur, inklusive der örtlich üblichen Speisen, kennenlernen.

Es ist kein Geheimnis, dass ich seit vielen Jahren, genaugenommen seit 2013, begeisterter E-Book-Leser bin. Zu der damals bevorstehenden ersten Kreuzfahrt schenkte mir mein lieber Mann dieses Teil, welches ich nicht mehr missen möchte. Im Moment habe ich über 900 Bücher in meiner Bibliothek, die ich alle schon gelesen habe. Man stelle sich mal vor, die würden alle hier im Regal stehen. Das sähe zwar beeindruckend aus, wäre aber Platzverschwendung.

Zu diesen über 900 Büchern kommen noch die, die ich gegen eine monatliche Gebühr ausleihen kann, ohne sie kaufen zu müssen. Kindle unlimited heisst das Programm. Zu diesem Programm gehört die Krimiserie „Fuchs und Haas“, die auf Rügen spielt. Spannende Fälle werden garniert mit Episoden aus dem privaten Leben und einer Prise Humor. Das letzte Buch habe ich gerade heute Nachmittag auf der Terrasse abgeschlossen.

Jedes Kapitel dieser Serie beginnt mit einem Zitat des Käpt’n Thurecht Niehagen, *1782 †1891, und damit komme ich zum ersten Absatz dieses Blogbeitrags:
„Kein Mensch mit Herz zieht in die Ferne, um dort wie Zuhause zu essen!“
(Überschrift zu Kapitel 6 des Krimis „Mord im Dünenhaus“ aus der Serie „Ein Fall für Fuchs und Haas“ von Ivo Pala.

Ich liebe die Lebensweisheiten, des fiktiven Käpt’n Niehagen. Da steckt immer so viel Wahrheit dahinter.

Hercules – leichte Kost


Als bekannt wurde, dass das Musical Hercules in Hamburg zur Welturaufführungen kommen sollte, erwähnte ich Bernd gegenüber, dass ich mir das Stück gerne anschauen würde. Prompt bekam ich die Karten zu Weihnachten für eine Aufführung an meinem Geburtstag, also gestern. Wir sind nicht mit grossen Erwartungen ins Theater gegangen, die Rezensionen über die heute vor einer Woche stattgefundene Uraufführung waren nicht sehr euphorisch. Aber man muss sich immer selbst ein Bild machen um mitreden zu können. Und wenn ich ganz ehrlich bin, hatte ich aufgrund der Rezensionen doch etwas mehr erwartet.

Die Handlung ist äusserst flach, fast schon naiv. Es gibt keine grossen Dramen und keine Emotionen. Es wurde versucht, ein wenig Spannung zu erzeugen, was aber nicht gelang. Entweder wurde das nicht gut umgesetzt oder die Charaktere waren dazu nicht in der Lage.

Die Texte waren zum grossen Teil unverständlich. Die fünf Musen sollten wohl mit ihren Rollen die Geschichte ergänzend erzählen. Davon war absolut nichts zu verstehen. Ich bekam mehrmals den Eindruck, da agieren fünf Sirenen auf der Bühne. Zwei der Musen wucherten zwar mit ihren Pfunden, was optisch durchaus in Ordnung war, der Akustik aber nicht geholfen hat.

Hercules – zum Gott geboren, durch die Ränke seines Onkels Hades, der meint, ihm stünde der Olymp zu, zum Mensch geworden. Die Titelrolle ist hervorragend besetzt durch den Brasilianer Benét Monteiro. Der Mann hat eine tolle Stimme, grosse Ausstrahlung und tanzen kann er auch. Benét Monteiro hat wohl den grössten Part in dieser Inszenierung zu bewältigen. Und damait zieht er das Publikum in seinen Bann.

Die Bühnentechnik des Theater Neue Flora wurde für diese Inszenierung aufwendig umgebaut. Es gibt neue Versenkungen, aus denen Personen auftauchen oder in denen sie verschwinden, sehr effektvoll. Zwei kleine Drehbühnen wurden installiert, auf denen sich griechische Säulen drehen. Die Bühnenrückwand wird von einer grossen LED-Wand eingenommen, auf der die Szenerie eindrucksvoll unterstützt wird, ohne dass man denkt: Das sind ja nur LED.

Das Bühnenbild ist, zusammen mit dem Hauptdarsteller, das A & O dieser Inszenierung. Es ist einfach genial. Erstaunen wird hervorgerufen, wie zwei ofensichtlich steinerne Statuen zum Leben erweckt werden. Wir sind nicht dahintergekommen, wie dieser Trick funktioniert.

Ach ja, es gibt auch Musik, zum Teil ein wenig jazzig. Aber wernn der Titel abgespielt bzw. abgesungen ist, weiss man gar nicht mehr, was man da gerade gehört hat. Zum einen Ohr rein, zum anderen wieder raus. Die Musik ist nicht schlecht, sie ist hörbar, aber sie bleibt nicht hängen. Mit einem Ohrwurm aus dem Musical Hercules werde ich in der Nacht nicht aufwachen.

Hercules – mein einfaches Fazit: Hübsch, aber es geht mir nicht unter die Haut, es hat mich nicht eingenommen, es risc mich nicht von meinem Stuhl. Das ging wohl nicht mir allein so. Der Schlussbeifall begann sehr zögerlich, auch wenn es am Ende doch standing ovations gab.

Wie immer haben wir vor der Vorstellung Wein bzw. Sekt in der Open Bar genossen, und natürlich geguckt, wie die anderen gucken. Es ist einfach gemütlich, dort zu sitzen, einen Drink zu nehmen, oder auch zwei, und in der Pause dort einen festen Platz zu haben. Die vorbestellten Getränke stehen zur Erfrischung dann bereit.

2. Weihnachtstag im Hotel Saphir


Heute kann ich darüber schreiben, was es denn nun mit unserem komprimierten Kulturrausch am Jahesende auf sich hat. Am 22. Dezember haben wir uns ja das Musical Tanz der Vampire angeschaut, ich berichtete. Gestern ging es dann weiter. Es war ein Weinachtsgeschenk für Bernd. Keine Angst, wir sind nicht mit der Modelleisenbahn zum First Stage Theater in Altona gefahren.
Das Theater gibt es erst seit 8 Jahren, mit seinen 279 Plätzen ist es relativ klein. Hier treten Junge Menschen der Musicalschule Stage School auf und sammeln erste Bühnenerfahrung. Ich hatte Bernd Karten für die Grosse Weihnachtsshow geschenkt.

Das enge und etwas verschachtelte Foyer war glänzend-bunt-weihnachtlich hergerichtet. Es war bereits ziemlich voll als wir eintrafen und wir begaben uns gleich zu unseren Plätzen im Saal.

Die Bühne war offen und verschmilzt mit dem Parkett. Auf der Bühne war die Lobby des Hotel Saphir aufgebaut, mit Rezeption, Kamin, Sitzecken und einer Treppe zur Empore mit den Zimmern.

In der Lobby war bereits Betrieb. Die Rezeption war besetzt, es trafen Gäste ein, Pagen in Livree kümmerten sich um das Gepäck und Getränke wurde gereicht. Zimmermädchen im schwarzen Kleidchen mit weisser Schürze puschelten Staub von der Deko. Es gab sogar schon einige Gesangsdarbietungen während das Publikum die Plätze einnahm.

Vor dem Beginn der eigentlich Vorstellung gab es eine kleine Inforede des Geschäftsführer des Theaters und der Stage School. Er gab eine Vorschau auf das Programm des nächsten Jahres. Ausserdem warb er schon für die Grosse Weihnachtsshow 2024, ein Drittel der Karten wären schon verkauft. Dann kam auf die aktuelle Show zu sprechen. 42 Studenten der 2. und 3. Klasse der Schule würden diese Show auf die Bühne bringen.

Rund um das Hotel Saphie war eine kleine Geschichte kontruiert worden. Teils wurden original amerikanische Weihnachtslieder gesungen/geschauspielert. Für manche Songs wurden in deutsch gesungen, mit Texten, die zur Handlung passen. Zu Musicalmeldodien, wie z.B. aus Wicked, wurden ebenfalls der Handlung entsprechende Texte gesungen. Es wurde gerappt, getanzt, gesteppt. Last Christmas wurde auf die Schippe genommen. Das Publikum sparte nicht mit Applaus nach den diversen Gesangsnummern und Tanzeinlagen. In der Pause war die Bühne nicht leer, einige der jungen Künstler bevölkerten die Hotellobby, so wie es schon vor der Vorstellung der Fall war.

Uns wurde eine wirklich bunte und grosse Show präsentiert, für uns allerdings mit zuviel Weihnachten. Trotzdem war es ein unterhaltsamer Abend. Am Schluss gab es für das 42-köpfige Ensembel jubelnden Beifall und standig ovations. Das haben die jungen Menschen wirklich verdient.

Vor dem Theaterbesuch waren wir im italienischem Restaurant Cosmos essen, in der Nähe des Altonaer Bahnhofs. Ich hatte das Restaurant im Internet entdeckt – und es war ein Glücksgriff. Freundliches Personal, angemesse Preise und schmackhafte Speisen. Der mit Rohrzucker gratinierte Ziegenkäse war der Hammer.

Von dort brauchten wir ca. 20 Minuten, um das Theater zu erreichen, welches inmitten eines Wohngebietes liegt. Dank Google Maps trafen fand den Weg.

Tanz der Vampire – mal wieder


Vor 20 Jahren habe nwir dieses Musical zum ersten Mal gesehen, vor 6 Jahren zuletzt. Dazwischen noch einige Male mehr, u.a. in Berlin im Theater des Westents.Jetzt kam es wieder nach Hamburg, ins altehrwürdige Stage Operettenhaus am Spielbudenplatz. Mein Schatz hatte mir die Karten zum Geburtstag geschenkt und gestern Abend haben wir uns die Vorstellung angeschaut.

Vorher haben wir schön gespeist im Old Commercial Room gegenüber vom Michel. Das Ambiente dieses Restaurants ist wirklich gemütlich und ein Schumckstück.

Die mit dunklem Holz getäfelten Räume erinnern an einen Salon auf einem alten Passagierschiff. Leider mussten wir feststellen, dass die Portionen kleiner geworden sind bei höheren Preisen. Geschmeckt hat es trotzdem.

Ich ess aushäusig ja meisten das, was ich selbst nicht koche, ich bestellte Labskaus. Ich weiss, es sieht ausgebrochen gut aus, aber es schmeckt.

Von dort sind es nur ein paar Schritte zum Theater. Bevor die Türen geöffnet wurden, mussten wir noch eine Weile davor warten. Zum Glück fanden wir noch Platz unter der Überdachung des Eingangs, sonst hätten wir, im wahrsten Sinn des Wortes, im Regen stehen müssen. Nach dem Einlass und nachdem wir unsere Jacken an der Garderobe abgegeben haben, gingen wir gleich die Showtreppe hinauf zur Open Bar, liessen uns dort nieder und tranken Sekt bzw. Weisswein.

Kurz vor dem Beginn der Vorstellung suchten wir unsere Plätze auf. Im Parkett wurde für diese Inszenierung eine Reihe der Bestuhlung entfert. Wohlweislich hatte Bernd uns Karten für Plätze an diesem Gang gekauft.

Das Bühnenbild und die Musik war uns ja bereits bekannt. Die Szenerie und die Kostüme sind sehr aufwendig und beeindruckend. Herrausragend der Ballsaal im Schloss des Grafen und der Friedhof, auf dem sich die Untoten aus den Gräbern winden. Die Musik ist in Teilen rockig, in anderen Szenen gibt es wunderschöne Duette. Die Bühne des Operettenhauses ist manchmal doch ein wenig klein. In einigen Szenen ist viel Ensemble auf der Bühne, Spiel und Tanz war dann ein wenig eingeengt.

Die Hauptrolle, der Vampir Graf von Krolock, war mit Rob Fowler toll besetzt, stimmlich und spielerisch ein Genuss. In der Rolle des Professor Abronsius, ein Vampirforscher, war Till Jochheim zu bewundern. Er hat einige Passagen zu bewältigen, in denen ein sehr schneller Sprechgesang, ohne Punkt und Komma und ohne Luftholen gefordert wird. Das hat er bravurös gemeisetert. Vincent Van Gorp überzeugte stimmlich in der Rolle des Alfred, Assistent des Professors. Herbert ist der schwule Sohn des Grafen Krolock, Jonas Steppe hätte für diese Rolle mehr klischee-schwule Gestik gutgetan. Das haben wir schon besser gesehen. Nicole Klünsner spielt die weibliche Hauprolle Sarah, die sich von Graf Krolock verführen und beim Mitternachtsball beissen lässt. Sie spielt die Naive aus dem Dorf in Transsilvanien recht überzeugend, stimmlich fand ich sie nicht so toll.

Unsere Plätze in Reihe 11, direkt am Gang, der quer durch das Parkett verläuft, waren genial. Graf Krolok stolzierte hier an uns vorbei. Mir gelang es, kurz sein düsteres Gewand anzufassen. Ein paar Untote kamen vorbei. Mit einer Geste versuchte ich einen von ihnen zu Erschrecken. Er revanchierte sich mit einem Schrei. Der Professor hastete mit Alfred auf der Flucht durch den Gang. Koukol, den pukelige Dorftrottel, konnten wir ebenfalls aus der Nähe bewundern. In Kenntnis des Musical hatte Bernd die Plätze toll ausgesucht.

Die Heimfahrt mit S-Bahn und Bus funktionierte auf die Minute genau. Als wir an der Haltestelle Reeperbahn auf dem Bahnsteig ankamen, rollte die S-1 gerade herein. Am Hauptbahnhof mussten wir in die S-2 umsteigen, die nach 2 Minuten ankam. In Bergedorf stand der Bus X-80 für uns bereit. Es war perfekt. Kurz vor Mitternacht waren wir zu Hause, ein Mitternachtsball mit Bissen in den Hals, aus dem das Blut rinnt, und blutverschmierten Lippen, fand dann aber nicht statt.

Aufforderung zum Tanz


Wenn eine Katze sich so herzerweichend präsentiert, will sie nicht tanzen, sie will geknuddelt werden. Und das lässt man sich natürlich nicht entgehen, besonders, wenn es sich, wie in diesem Fall, um Elphie handelt, die ja nicht ganz so anhänglich und kuschelbedürftig ist wie Glinda. Das muss ich ausnutzen. Und in Vorfreude auf Knuddeleinheiten lächelt Elphie schon.

Seit ein paar Tagen sucht sich auch meine Nähe wenn Bernd nicht da ist. Sie hat ihren eigenen Karton, in den sie hineinklettert und den ich dann auf meinen Oberschenkeln absetze. Dann räkelt Elphie sich so lange darin, bis sie eine bequeme Knuddelposition erreicht hat.

Die Aufforderung zum Tanz ist eine Komposition für Klavier von Carl Maria von Weber. Er selbst nannte es „Rondo brillant für das Pianoforte“. Nach einem sehr ruhigen Beginn, wird es wirklich brillant. Ich bewundere die Person am Flügel, die beim Indietastenhauen keinen Knoten in die Finger bekommt.

Carl Maria von Weber wurde in Eutin geboren, verstarb an der Schwindsucht in London. Dort wurde er auch beigesetzt bevor er 18 Jahr später auf dem katholischen Friedhof in Dresden seine letzte Ruhe fand. Bei einem unserer Dresdenbesuche besichtigten wir diesen Friedhof und ich entdeckte dort das Grab des Komponisten.

100 Jahre Walt Disney

Wir sassen mal wieder vor dem Fernseher, nicht, um einen Film oder eine Serie auf einem Streamingdienst zu gucken. Wir sassen also da und schauten eine wirkliche Fernsehsendung, auf RTL. Ich hatte mich dazu hinreissen lassen weil ich Informationen hatte, dass in dieser Sendung Liedgut aus Musicals zu hören sein würde, deren Ursprung Zeichentrickfilme von Walt Disney waren.

Leider waren die Gesangsbeiträge nur Beiwerk. Es ging hauptsächlich um die vielen Filme aus der Feder von Walt Disney bzw. seiner Nachfahren. Und dann wurde die Sendung auch noch von dem Altmoderator Thomas Gottschalk moderiert. Und es gab ein Sofa, auf dem Prominenete sassen, die dazu genötigt wurden, anhand kurzer Filmausschnitte die deutschen Synchronstimmen zu erkennen. Die Sendung hatte grosse Ähnlichkeit mit „Wetten dass?“.

Auf dem Sofa hatte die nervige Motsi Marbuse platzgenommen, die ständig ihre schrille Lache hören liess. Weiter sass da eine mir unbekannte Frau mit tiefem Ausschnitt, Bernd kannte die auch nicht. Sie sollte wohl eher schmückendes Beiwerk aus der C-Reihe der Promis sein.

Ein amüsanter Lichtblick war Bully Herbig. Er hat jedenfalls mit Film und Musical zu tun und passte in diesen Rahmen. Alexander Klafs war auch eingeladen. Er spielte u.a. den Tarzan in Hamuburg im gleichnamigen Disneymusical. Insofern passte er in die Runde. Alexander sang natürlich auch einen Titel aus dem Musical.

Und nun zum Fernsehen. Es war ja eine Aufzeichnung, die gestern Abend gesendet wurde. Ich hatte das Gefühl, dass Beifall aus dem Publikum zum Teil eingeschnitten wurde an Stellen, wo ich dachte: Warum klatschen die jetzt? Ist das heute so oder ist das typisch RTL?

Und dann die Werbepausen. Ich frage mich, ob die Menschen wirklich so naiv sind und die Produkte kaufen, die da präsentiert werden. Zum Teil sind diese Spots auch einfach nur lächerlich.

Davon abgesehen, dass meine Erwartungen an die Sendung selbst nicht erfüllt wurden, ist mir mal wieder klargeworden, dass Fernsehen in seiner ursprünglichen Form einfach Mist ist. Das reicht jetzt auch mal wieder für ein paar Jahre.

Heute Morgen habe ich erstmal recherchiert, warum „100 Jahre Walt Disney“. 1023 war nicht sein Geburtstjahr, gestorben ist er viel später. 1923 gründete er die Walt Disney Company. Es war also ein 100-jähriges Jubiläum.

Den 100. Geburtstag hätte gestern die Primadonna assoluta feiern können, Maria Callas.

Zum 100. Geburtstag


Viktor von Bülow, besser bekannt unter dem Namen Loriot, wäre heute 100 Jahre alt geworden. Er war ein guter Beobachter des alltäglichen und hatte die Fähigkeit, Szenen überspitzt in seine Cartoons und Sketche einfliessen zu lassen. Einige davon hat sicher jeder von uns schon mal auf die eine oder andere Weise erlebt. Da gibt es z.B. das Aufreissen eines Aludeckels vom Getränkebecher im Flugzeug oder die Diskussion am Kartenschalter der Oper ob lieber Martha am Mittwoch oder Die Zauberflöte am Freitag. Die Liste liesse sich unendlich lang fortführen.

Auch ein Weihnachtsgedicht hat Loriot geschrieben, welches ziemlich makaber ist. Eine Zeile darin ist sehr feinsinnig und zweitdeutig. Die Jägersfrau hat ja ihren Mann erschossen und zerteilt die Leiche, das zur Erklärung des Verses:
Sorgsam legt sie Glied auf Glied was der Gemahl bisher vermied.
Tja, da kann man ins Nachdenken kommen.

Viele Sprüche aus seinen Cartoons und Sketchen haben den Weg in Deutsche Haushalte gefunden und werden aus diversen Anlässen immer mal wieder erwähnt. Hauck und Bauer haben einen davon ein wenig anders umgesetzt (siehe oben).