Archiv der Kategorie: Kultur

Aufforderung zum Tanz


Wenn eine Katze sich so herzerweichend präsentiert, will sie nicht tanzen, sie will geknuddelt werden. Und das lässt man sich natürlich nicht entgehen, besonders, wenn es sich, wie in diesem Fall, um Elphie handelt, die ja nicht ganz so anhänglich und kuschelbedürftig ist wie Glinda. Das muss ich ausnutzen. Und in Vorfreude auf Knuddeleinheiten lächelt Elphie schon.

Seit ein paar Tagen sucht sich auch meine Nähe wenn Bernd nicht da ist. Sie hat ihren eigenen Karton, in den sie hineinklettert und den ich dann auf meinen Oberschenkeln absetze. Dann räkelt Elphie sich so lange darin, bis sie eine bequeme Knuddelposition erreicht hat.

Die Aufforderung zum Tanz ist eine Komposition für Klavier von Carl Maria von Weber. Er selbst nannte es „Rondo brillant für das Pianoforte“. Nach einem sehr ruhigen Beginn, wird es wirklich brillant. Ich bewundere die Person am Flügel, die beim Indietastenhauen keinen Knoten in die Finger bekommt.

Carl Maria von Weber wurde in Eutin geboren, verstarb an der Schwindsucht in London. Dort wurde er auch beigesetzt bevor er 18 Jahr später auf dem katholischen Friedhof in Dresden seine letzte Ruhe fand. Bei einem unserer Dresdenbesuche besichtigten wir diesen Friedhof und ich entdeckte dort das Grab des Komponisten.

100 Jahre Walt Disney

Wir sassen mal wieder vor dem Fernseher, nicht, um einen Film oder eine Serie auf einem Streamingdienst zu gucken. Wir sassen also da und schauten eine wirkliche Fernsehsendung, auf RTL. Ich hatte mich dazu hinreissen lassen weil ich Informationen hatte, dass in dieser Sendung Liedgut aus Musicals zu hören sein würde, deren Ursprung Zeichentrickfilme von Walt Disney waren.

Leider waren die Gesangsbeiträge nur Beiwerk. Es ging hauptsächlich um die vielen Filme aus der Feder von Walt Disney bzw. seiner Nachfahren. Und dann wurde die Sendung auch noch von dem Altmoderator Thomas Gottschalk moderiert. Und es gab ein Sofa, auf dem Prominenete sassen, die dazu genötigt wurden, anhand kurzer Filmausschnitte die deutschen Synchronstimmen zu erkennen. Die Sendung hatte grosse Ähnlichkeit mit „Wetten dass?“.

Auf dem Sofa hatte die nervige Motsi Marbuse platzgenommen, die ständig ihre schrille Lache hören liess. Weiter sass da eine mir unbekannte Frau mit tiefem Ausschnitt, Bernd kannte die auch nicht. Sie sollte wohl eher schmückendes Beiwerk aus der C-Reihe der Promis sein.

Ein amüsanter Lichtblick war Bully Herbig. Er hat jedenfalls mit Film und Musical zu tun und passte in diesen Rahmen. Alexander Klafs war auch eingeladen. Er spielte u.a. den Tarzan in Hamuburg im gleichnamigen Disneymusical. Insofern passte er in die Runde. Alexander sang natürlich auch einen Titel aus dem Musical.

Und nun zum Fernsehen. Es war ja eine Aufzeichnung, die gestern Abend gesendet wurde. Ich hatte das Gefühl, dass Beifall aus dem Publikum zum Teil eingeschnitten wurde an Stellen, wo ich dachte: Warum klatschen die jetzt? Ist das heute so oder ist das typisch RTL?

Und dann die Werbepausen. Ich frage mich, ob die Menschen wirklich so naiv sind und die Produkte kaufen, die da präsentiert werden. Zum Teil sind diese Spots auch einfach nur lächerlich.

Davon abgesehen, dass meine Erwartungen an die Sendung selbst nicht erfüllt wurden, ist mir mal wieder klargeworden, dass Fernsehen in seiner ursprünglichen Form einfach Mist ist. Das reicht jetzt auch mal wieder für ein paar Jahre.

Heute Morgen habe ich erstmal recherchiert, warum „100 Jahre Walt Disney“. 1023 war nicht sein Geburtstjahr, gestorben ist er viel später. 1923 gründete er die Walt Disney Company. Es war also ein 100-jähriges Jubiläum.

Den 100. Geburtstag hätte gestern die Primadonna assoluta feiern können, Maria Callas.

Zum 100. Geburtstag


Viktor von Bülow, besser bekannt unter dem Namen Loriot, wäre heute 100 Jahre alt geworden. Er war ein guter Beobachter des alltäglichen und hatte die Fähigkeit, Szenen überspitzt in seine Cartoons und Sketche einfliessen zu lassen. Einige davon hat sicher jeder von uns schon mal auf die eine oder andere Weise erlebt. Da gibt es z.B. das Aufreissen eines Aludeckels vom Getränkebecher im Flugzeug oder die Diskussion am Kartenschalter der Oper ob lieber Martha am Mittwoch oder Die Zauberflöte am Freitag. Die Liste liesse sich unendlich lang fortführen.

Auch ein Weihnachtsgedicht hat Loriot geschrieben, welches ziemlich makaber ist. Eine Zeile darin ist sehr feinsinnig und zweitdeutig. Die Jägersfrau hat ja ihren Mann erschossen und zerteilt die Leiche, das zur Erklärung des Verses:
Sorgsam legt sie Glied auf Glied was der Gemahl bisher vermied.
Tja, da kann man ins Nachdenken kommen.

Viele Sprüche aus seinen Cartoons und Sketchen haben den Weg in Deutsche Haushalte gefunden und werden aus diversen Anlässen immer mal wieder erwähnt. Hauck und Bauer haben einen davon ein wenig anders umgesetzt (siehe oben).

Sweeney Todd – ein Musical


Oder ein Grusical?

Gestern wurde das Geburtstagsgeschenk für meinen Mann eingelöst: Premierenkarten für das Musical Sweeney Todd im Theater Lübeck. Wir kannten bereits den Film mit Johnny Depp in der Hauptrolle und wussten deshalb um die rabenschwarze Geschichte, die in Teilen doch sehr makaber und blutrünstig ist, also nichs für zartbesaitete Personen.

Ein Theaterabend in Lübeck wird immer eingeleitet von einem Restaurantbesuch. Auch dieses Mal entschieden wir uns wieder für das Restaurant Shanghai, nur wenige Schritte vom Theater entfernt. Es ist das älteste Chinarestaurant in Lübeck. Es wurde 1966 an anderer Stelle eröffnet. Wer das „typische chinesische Ambiente“ erwartet, wird enttäuscht sein. Die Räume sind modern eingerichtet, es ist aber nicht ungemütlich. Auch das Geschirr entspricht nicht dem Klischee, welches man sonst erwartet. Dementsprechend sind die Speisen auch „anders“ als in einem üblichen Chinarestaurant.

Aber zurück zum Theater, das sich unter einem blauben Herbsthimmel, und angestrahlt von der bald untergehenden Sonne, dem Premierenpublikum präsentierte. Ein gutes Zeichen?

Als wir das Parkett betraten, stockte mir erstmal der Atem. Vom Proszenium, bis hinenein in den Zuschauerraum und entlang der Ränge, wallten Bahnen von dursichtiger Kunststofffolie, wie man sie zum Abdecken bei Renovierungsarbeiten kennt. Bernd sagte dann auch: Ah, hier wird renoviert. Als sich endlich der Vorhang öffnete, erkannten wir, dass auch an den Seiten und am Hintergrund der Bühne solch Folien hingen. Mir war schon klar, dass der Sinn daraus bestehen sollte, das Licht gut zu reflektieren, besonders das rote Licht bei den blutrünstigen Szenen. In Kenntnis der Handlung weiss man auch, dass sich mit so einer Folie Blutspuren verhindern lassen.

Natürlich wurde nicht auf einem blanken Bühnenboden gespielt und gesungen. Es gab ein paar wenige aber wirkungsvolle Ausstattungstücke, teilweise unterstüzt durch die Funktion der grossen Drehbühne.

Zur Handlung: Sweeney Todd kehrt nach Jahren der Verbannung durch den Richter Turpin nach London zurück. Von der Pastetenbäckerin Mrs. Nellie Lovett erfährt er, dass Sweeneys Frau tot ist und die gemeinsame Tochte vom besagten Richter adoptiert wurde. Sweeney schwört Rache am Richter und lässt sich als Barbier im ersten Stock der Pastetenbäckerin nieder. Die Zutaten der Pasteten sind nicht ganz einwandfreier Herkunft. Dem Zuschauer wird langsam bewusst, dass Menschenfleisch enthalten ist.

Der Barbiersalon von Sweeney Todd entwickelt sich zum Zulieferer für die Pastetenbäckerei. Statt die Kunden zu rasieren wird ihnen die Kehle durchgeschnitten. Ein speziell angefertigter Barbierstuhl befördert die toten Kunden per Hebeldruck in einen Schacht, durch den sie direkt in der Backstube im Keller landen. Hin und wieder steckt Mrs. Nellie Lovett Gliedmassen, die nicht für die Pasteten geeignet sind, in den Ofen.

Die Pasteten sind bei der Bevölkerung beliebt. Im kleinen Restaurant wird gegessen und getrunken. Für Nachschub sorgt Sweeney Todd. Eine Bettlerin taucht ständig auf und wird wieder verscheucht.

Es kommt wie es kommen muss: Die Nachbarn beschweren sich über den Gestank aus dem Ofen. Tobi, ein Kellner des kleinen Restaurants, findet im Keller verdächtige Hinweise, dass da was nicht mit rechten Dingen zugeht. Sweeney Todd bringt die Bettlerin um und erkennt, dass es seine totgeglaubte Frau ist. Er gerät mit der Pastetenbäckerin in Streit, die ihm nicht die Wahrheit gesagt hatte, in dessen Verlauf die Bäckerin im Ofen landet. Tobi hatte sich in Mrs. Nellie Lovett verliebt. Als er erfährt, dass Sweeney Todd sie umgebracht hat, wird dieser selbst von Tobi gemeuchelt. Vorhang! Ende! Aus!

Der Vorhang fiel und im gleichen Moment sprang das Publikum auf und spendete jubelnden Applaus, was besonders den letzten Szenen zuzuschreiben ist. Standing ovations im Theater Lübeck sind wohl eher die Ausnahme.

Die Dialoge zwischen Sweeney Todd und Mrs. Nellie Lovett reizen zum Teil zum Schmunzeln oder gar Lachen. Das Ende jedoch ist keines falls zum Lachen. Patrick Stanke spielt die Rolle des trauernden Ehemanns so überzeugend, dass man Mitleid mit ihm bekommt. Und wie er dann seine Wut an der Pastetenbäckerei auslässt, einfach genial. Dem Theater Lübeck ist ein Glücksgriff gelungen, den in der Musicalszene bekannten Patrick Stanke für diese Rolle zu gewinnen. Auch die Rolle der Mrs. Nellie Lovett ist als Gast toll besetzt. Carin Filipčić steht seit 25 Jahren in diversen Hauptrollen auf den Musicalbühnen. Alle anderen Rollen des Musicals wurden aus dem Ensemble des Theaters Lübeck besetzt und scheuen keinen Vergleich mit den beiden Stars.

Die Melodien kann man eigentlich vergessen. Sie sind nicht unschön, gehen aber zu einem Ohr rein und zum anderen wieder raus. Es bleibt davon nichts hängen.

Als ich vor der Vorstellung meinen Blick über das langsam das Parkett füllende Premierenpublikum gleiten liess, dachte ich: Das typische lübsche Publikum, jenseits der 70, fein herausgeputzt, „Wir haben ein Premieren-Abo“. Na, wenn es man nach der Pause nicht ein paar leere Plätze geben würde. Und so war es. In der Pause verliessen doch einige Gäste das Theater. Sie haben was versäumt. Denn ich habe schon öfter die Erfahrung gemacht, dass es nach der Pause erst so richtig toll wird. Gut, wer mit durchgeschnittenen Kehlen und makaberen Szenen nichts anfangen kann, wird die richtige Entscheidung getroffen haben. Aber wie ich schon sagte, die letzten Szenen gingen mir unter die Haut.

Nach dem Musical ist vor dem Musical: Im Dezember gehen wir ins Stage Operettenhaus in Hamburg und schauen uns zum wiederholten Mal Tanz der Vampire an. Das ist auch ein Geburtstagsgeschenk, nämlich meins.

Nachtrag: Soeben ist eine online eine erste Rezension erschienen

Siegfried & Joy gegen Nazis


Siegfried & Joy sind ein äusserst erfolgreiches Komiker- und Illusionistenduo, welches europoweit in ausverkauften Theatern auftritt und das Publikum begeistert. Entdeckt habe ich die beiden über ihren Instagramaccount. Dort zeigen „zaubern“ sie auf öffentlichen Strassen und Plätzen mit ihrem goldenen Tuch Menschen und Dinge herbei oder lassen sie verschwinden. Es ist mir immer ein Vergnügen, ihnen dabeu zuzuschauen und auch die Reaktionen der Passanten zu beobachten.

Siegfried & Joy haben sich im Internet ganz klar gegen Nazis positioniert. Reaktionen einiger ihrer Follower haben sie zusammen mit ihrem Statement veröffentlicht. OK, wer in der Öffentlichkeit steht, muss damit rechnen, dass er negative Kommentare bekommt. Aber ich finde es wichtig, dass sich Personen, die sich in den sozialen Medien öffentlich machen, gegen rechts positionieren. Künstler, welcher Art auch immer, haben nun mal die grösste Bühne im Internet und erreichen viel mehr Menschen, als wir es mit unseren Blogs können. Warum Politiker sich nicht öffentlich hinstellen und solche Statements abgeben, erschliesst sich mir nicht.

Bernd und ich hätten uns gern eine ihrer Vorstellungen in Hamburg angeschaut. Als wir den Tourkalender entdeckten, waren bereits alle Vorstellungen ausverkauft. Die einzige, für die es noch Karten gibt, passt leider terminlich nicht bei uns.

Siegfried & Joy haben bei Instagram eine grosse Fangemeinde. Sie zeigen dort kleine Videos, wie sie im privaten Bereich das Duo kopieren. Meistens sind diese Versuche sehr unterhaltsam, hier ein paar Beispiele. Es gibt nur 2 Möglichkeiten für die eigene Reaktion: Entweder kichern oder kopfschütteln. Ratet mal, zu welcher Fraktion ich gehöre?

Summer Night


Was für ein Abend! Nur der Wein war etwas dünn. Aber sonst war gestern Abend die Stimmung beim letzten Konzert dieser Saison „Musik am Hafen“ in Geesthacht toll.

Da wir die Hafenterrassen sozusagen vor unserer Haustür haben, gingen wir erst los als die ersten Takte der Band AFTERBURNER erklangen. Uns war schon klar, dass wir keinen Sitzplatz mehr bekommen würden. Aber wer braucht schon einen Sitzplatz wenn die Musik mitreissend ist.

Ein paar Zaungäste hatten es sich auf dem Kanusteg bequem gemacht.

In den letzten Strahlen der Abendsonne schauten wir eine Weile von der Hafenbrücke zu. Die Lust auf ein Glas Wein trieb uns dann zurück zu den Terrassen. Na ja, der Wein war, wie anfangs erwähnt, etwas dünn, also geschmacklich. Und dafür musste man 5 Euro bezahlen. Gut, die Stimmung an diesem Abend war perfekt, da schaut man schon mal über den dünnen Wein hinweg und gönnt sich auch noch ein zweites Glas.

Der Sänger der Band, Charles Howler, sprühte vor Energie und zappelte wie Rumpelstilzchen auf der Bühne umher. Ich war davon so fasziniert, dass die Musik für mich in den Hintergrund trat und ich meinen Blick kaum von dem Geschehen ablenken konnte. Allerding blickte ich ab und zu mal in den klaren Sommernachthimmel, über uns leuchteten die Sterne.

Beim Finale hielt es die Leute nicht mehr auf den Plätzen.

Nach dem Konzert flanierten wir noch kurz über die Hafenpromenade und genossen die laue Sommernacht, die wir dann auf unserer Terrasse ausklingen liessen. Wein mochten wir dann nicht mehr, wir hielten uns an lautes Wasser.

Bei den vorherigen Konzerten waren jeweils über 1000 Menschen anwesend. Die Zahlen für das gestrige Konzert wurden noch nicht veröffentlich, aber es werden ganz bestimmt wieder mehr als 1000 Personen gewesen sein. AFTERBURNER sind bereits für das nächste Jahr gebucht.

Sweeney Todd

Am 14. Oktober hat das Musical Sweeney Todd im Theater Lübeck Premiere. Dem Theater ist es gelungen, für die Hauptrolle den namhaften Musicaldarsteller Patrick Stanke zu engagieren. Die Premierenkarten waren ein tolles Geburtstagsgeschenk für meinen Schatz.

Das erste Mal erlebten wir Patrick Stanke in der Rolle des Heizers Barret im Musical „Titanic“. In dieser Rolle blieb uns der Darsteller nachhaltig in Erinnerung. Bei den Freilichtspielen Tecklenburg sahen wir ihn als Jean Valjean in „Les Misérables“. Für diese Rolle erhielt er die Auszeichnung Bester Darsteller des Jahres. Zuletzt sahen wir Patrick Stanke im Festspielhaus Füssen in der Rolle des Grafen Zeppelin im Musical „Zeppelin“.

In der Verfilmung der Geschichte von Sweeney Todd spielte Johnny Depp die Hauptrolle des mordenden Barbiers. Die Geschichte ist schon ziemlich schräg und schwarz, passt also zu Johnny Depp. Wir sind sehr gespannt auf die Bühnenfassung. Das Theater Lübeck hat mit seinen Musicalproduktionen immer viel Erfolg gehabt.

Ich liebe dieses bezaubernde Theater im Jugendstil, in dem ich, seit ich ein kleiner Junge war, immer gern zu Gast gewesen bin, anfangs natürlich zum jährlichen Weihnachtsmärchen. Ich erinnere mich an Peterchens Mondfahrt. Meine Erste Oper war Hänsel und Gretel in Begleitung meiner Grossmutter. Da war ich vielleicht 10 bis 12 Jahre alt. Wir hatten Plätze im 1. Rang Seite, 2. Reihe. Als jungendlicher hatte ich ein Jahr ein Jugendabo der Volksbühne, 3. Rang, pro Vorstellung 1 DM. Die Arie der Königin der Nacht in der Zauberflöte hörte ich von einer kopflosen Königin. Der Kopf war vom Olymp nicht mehr zu sehen. Mehrere Jahre hatte ich dann ein Jugendabo des Theaters im 1. Rang, wo später dann mein Stammplatz, zusammen mit meiner Ex-Frau, in der ersten Reihe war. Ich habe gerade mal überschlagen: Es müssen über 40 Jahre gewesen sein, in denen ich das Theater Lübeck besucht habe. Ich komme immer gern zurück und fühle mich dort wie zu Hause, sozusagen ein kulturelles Zuhause.

Kleines Promenadenkonzert


Geesthacht ist mit ca. 30.000 Einwohnern eine Kleinstadt im Kreis Herzogtum Lauenburg, es ist im Kreis die grösste Stadt. Seit ein paar Jahren hat die kleine Stadt auch eine Hafencity, wobei nur ein kleiner Teil der Häuser direkt am alten Hafen liegt. Nach und nach wurden weitere Häuser längs der Elbe gebaut. OK, über Schönheit lässt sich streiten, uns gefallen nur die allerersten Häuser, nämlich die am alten Hafen. Böse Zungen behaupten, alles andere sehe aus Hamburg-Steilshoop.

Wo ein Fluss ist und Häuser sind, gibt es eine Promenade. Die Bewohner können vom Balkon den Flanierenden auf der Promenade zuschauen und von unten könnte man die Bewohner sehen, wie sie ihren Sonntagnachmittagkaffee schlürfen und Kuchen essen.

Besagte Promenade ist ein wenig verwaist. Es gibt dort nämlich keine Gastronomie, was schade ist. Aber jemand hat sich bemüht, die Promenade heute mit etwas Leben zu füllen. An drei Standpunkten wurde musikalische Unterhaltung geboten, dazu ein wenig Tanz einer bewegungstüchtigen jungen Frau. Angekündigt waren klassische Weisen. Inzwischen kann man wohl auch „Raindrops keep falling on my head“ und „Somewhere over the rainbow“ auch zur Klassik zählen. Beide Stücke wurden auf einer Harfe dargeboten.

Violine, ein Instrument mit 22 Saiten, welches mit 4 Fingern gespielt wird, und die Harfe waren die Stationen. Jeweils ca. 20 Minuten wurde uns was vorgespielt, dann ging der Tross weiter zur nächsten Station. Ein kleiner Regenschauer ging im ersten Teil nieder, dort konnte man sich unter die Balkons flüchten. Danach wurde es richtig warm in der Sonne.

Wir lauschten nicht nur den Darbietungen, wir trafen auch Freunde und Bekannte. Ganz leise konnte man sich ein wenig unterhalten, man wollte ja nicht stören.

An der letzten Station, der Harfe, kammen alle drei Künstler und die Tänzerin zu einem Finale zusammen und ernteten anhaltenden Applaus, auch ein paar Bravorufe waren zu hören.

Die Promenade liegt fast vor unserer Haustür, ein paar Schritte, und wir stehen am Hafen. Wir müssen nicht durch die halbe Stadt fahren. Und wenn es nicht gefällt, gehen wir kein Risiko ein, und sind in ein paar Minuten wieder zu Hause.

Es waren interessante und abwechslungsreiche 90 Minuten und wir trafen mal wieder Leute, die man nur selten sieht. Schön war’s.

In Geesthacht ist was los


Die meiste Zeit des Jahres sind die Sitzterrassen am Geesthacher Hafen, links von der Hafenbrücke, verweist. Ich benutze die Stufen runter zum Wasser damit ich dort zum Pilates und zur Wirbelsäulengymnastik gehen kann. Der Weg ist gemütlicher als wenn ich an der Strasse mit viel Auto- und LKW-Verkehr gehe.

Pfingstsonntag begann die Veranstaltungsreihe „Musik am Hafen“, die zum Auftakt einen neuen Besucherrekord erzielte. Das Wetter war ja auch toll. Nur unsere Musik war das nicht, deshalb blieben wir dem Konzert fern. Fast 2000 Gäste sollen sich die Veranstaltung angeschaut bzw. angehört haben. Im Lauf des Sommers wird es 4 weitere Konzerte geben, bei freiem Eintritt!

Heute findet dort eine Tanzveranstaltung statt, „Battle 2 Da Next Level“. Da wird aber nicht geschwoft wie „vor vor Wechselschritt“. Es ist ein Freestyle-Tanzwettbewerb, zu dem man sich anmelden kann wenn man meint, seinen Körper ausreichend verdrehen zu können. Eine Jury bewertet die Darbietungen. Es gibt einen Geldpreis zu gewinnen obwohl der Eintritt zu dieser Veranstaltung auch frei ist.

Wir wohnen ja nicht weit weg vom Veranstaltungsort, Luftlinie sind es keine 250 Meter. Da kann es schon mal laut werden. Damit muss man eben leben, auch wenn die Musik nicht immer unseren Beifall findet. Aber es ist doch super, dass die Sitzterrassen mit der Bühne am Wasser genutzt werden und nicht zum Lost Place werden.

Ich war vorhin mal kurz unten und hab mir das Spektakel angeschaut. Es war wohl gerade Wettbewerbspause. Eine farbige Sängerin trat dort auf mit, so wie ich es verstanden habe, selbstgeschriebenen Songs. Das junge Publikum ging begeistert mit während „ältere Semester“ grinsend vorbeispazierten. Und diese Menschen waren viel jünger als ich es bin. Ich fand, die Sängerin hat das ganz toll gemacht.

Ein Ohrwurm


Wir wissen alle, was ein Ohrwurm ist, nämlich eine Melodie, die uns für längere Zeit nicht mehr aus dem Kopf geht, wodurch auch immer das ausgelöst wurde. Bei mir wurde der Ohrwurm durch eine einfache Notiz, die ich im Internet gelesen habe, ohne danach gesucht zu haben, ausgelöst. Wie kann es anders sein, als dass es um eine Musicalmelodie handelt.

Das Musical „Das Phantom der Oper“ ist vielen Menschen ein Begriff. Auch wer es nicht gesehen hat, weiss sicherlich von dem Kronenleuchter, den das Phantom zum Absturz gebracht hat und dabei über den Köpfen des Publikums hinweg schwebt und vor ihm auf der Bühne landet.

Wenigen mag bekannt sein, dass Andrew Lloyd Webber eine Fortsetzung komponiert hat, die allerdings nicht an den grossen Erfolg des ersten Musicals anknüpfen konnte. 2015/2016 wurde die Fortsetzung „Liebe stirbt nie“ im Stage Operettenhaus in Hamburg aufgeführt. Tatsächlich haben wir das Stück dreimal gesehen (wozu ein Blog doch gut ist). Und jetzt habe ich erfahren, dass dieses Musical im nächsten Jahr open air auf dem Domplatz in Magdeburg aufgeführt werden soll.

Bei uns rotieren die Gedanken, denn wir möchten uns das Musical dort gern anschauen. Sollen wir schon Karten kaufen und ein Hotelzimmer buchen? Wer versogt die Katzen? Hat Bernd ein freies Wochenende? Im vorigen Jahr haben wir ja eine Gewaltaktion gemacht um uns dort das Musical „Rebecca“ anzuschauen: Samstag Mittag sind wir nach Magdeburg gefahren und nachts nach der Vorstellung wieder nach Hause. Das geht, aber entspannter wäre natürlich, wenn wir eine Hotelübernachtung einplanen könnten.

Ach ja, der Ohrwurm. Es ist das einzige Stück, was bei mir von den Aufführungen in Hamburg hängengeblieben ist, nämlich der Titelsong „Liebe stirbt nie“, den das Phantom seiner grossen Liebe Christine auf den Leib komponiert hat.