Archiv des Autors: Hans-Georg Kloetzen

Erster Draussentag

Draussentage sind die Tage, an denen ich in der Sonne auf der Terrasse sitzen und Löcher in die Luft gucken kann, frei nach dem Zitat von Astrid Lindgren „Und dann muss man noch die Zeit haben, in der Sonne zu sitzen und nichts zu tun“. So ein Tag war gestern.

Normalerweise zelebriere ich den ersten Draussentag mit einem Espresso und einem Glas Cardenal Mendoza. Doch die Terrasse war noch nicht in einem perfekten Zustand. Rückstände der Kätzchen genannten Blütenstände der Pappeln verunzierten die vor 2 Wochen frisch gekärcherten Platten. Da muss ich nochmal feucht durchwischen.

Jedenfalls habe ich in der Sonne gesessen, Vitamin D getankt und sogar gelesen, also nicht nur gesessen. Und wir haben sogar draussen gegessen, Fingerfood vom Abend vorher, an dem wir mit einigen Freunden meinen Geburtstag nachgefeiert haben.

Vormittags haben wir gepflanzt, gesteckt und gesät. Die alte Minze hat den Winter nicht überstanden. Da passte es gut, dass ich für den Willkommenstrunk am Freitagabend Minzeblätter benötigte. Die kleine Pflanze diente als Ersatz für die dahingeschiedene. Der Waldmeister ist auch eingegangen, da benötige ich auch dringend Ersatz, ich will ja wieder Maibowle machen.

Ein Kübel wurde mit Sonnenblumenkernen bestückt. Bernd hat eine Sorte entdeckt, die 4 Meter hoch werden soll. Warten wir mal ab. Drei Kerne haben wir in die Erde gesteckt. Sonnenblumen wurzeln sehr breitflächig, da braucht es Platz.

Probehalber haben wir in 2 Terrakottakästen eine Blumenwiese gesät. Wenn das gut wird, werden die anderen zwei Kästen im nächsten Jahr auch entsprechend umgestaltet.

Wie oben beschrieben, konnte ich mich später von der Gartenrbeit erholen.

Die 200-Jahrfeier


Meine Eltern wären in diesem Jahr jeder 100 Jahre alt geworden, mein Vater um Januar, meine Mutter im Mai. Ich erinnerte mich daran, dass meine Tante, Schwester meines Vaters, die Familie anlässlich des 100. Geburtstages ihres Vaters, meines Grossvaters, in ein Restaurang zum Essen eingeladen hatte. Ich müsste jetzt in den Urkunden nachschauen, in welchem Jahr mein Grossvater geboren wurde. Ich fand diese Geste sehr schön und ich setzte sie für meine Eltern um. Es ist ja auch so passend, dass Vater und Mutter im selben Jahr geboren wurden, nämlich 1924. Da ich natürlich auch gern unseren Sohn mit seiner Familie dabeihaben wollte, stimmte ich einen passenden Termin mit ihm ab. Sie wohnen ja nicht gleich um die Ecke sondern in Mönchengladbach. Aus Gründen bot sich die Woche nach Ostern an. So wurde es also der 3. April.

Ich hatte lange nach einem Restaurant gesucht, wo die Feier stattfinden sollte. In Lübeck sollte es schon sein, sind wir doch eine lübsche Familie. Aber wie das so ist: Hier gefiel mir das nicht, da passte mir jenes nicht. Ich tauschte Emails aus, holte ergänzende Auskünfte per Telefon ein. Letztendlich landete ich im Restaurant Marina Travemünde. Dort hatten wir vor 4 Jahren, wenige Tage vor dem Lockdown, die Geburtstagsparty zum 60. Geburtstag meines Cousins gefeiert. Im Mai waren wir mit unserem Sohn dort nach der Trauerfeier für meine Mutter zum Essen. Meine Mutter hatte ich dorthin ein paar Mal anlässlich ihres Geburtstages zum Mittag ausgeführt.

Zu Travemünde hat unsere Familie ein besonderes Verhältnis. Mitte der 1950er Jahre hatten wir ein erstes kleines Kajütboot, welches im Sommer in Travemünde stationiert war. Die Wochenenden und Ferien wurden dort verlebt. Bis ins hohe Alter war Travmünde die Sommerresidenz meiner Eltern, inzwischen auf einer grösseren und bequemeren Yacht. Für die Familie meines Onkels, Bruder meiner Mutter, und seine Familie war Travemünde ebenfalls die Sommerresidenz auf einer kleinen Motoryacht. Seine beiden Kinder, eine Cousine und besagter Cousin, waren natürlich auch zur 200-Jahrfeier eingeladen.

Zur Familie gehört weiterhin ein enges Freundespaar mit ihrer Tochter, Schwiegersohn und Enkelin. Das Paar kennt unsere Familie schon länger als 50 Jahre. Meine Mutter wurde von Karin bestens versorgt (sie wohnten im selben Haus). Wolfgang ist mein „Hauswart“ und hat ein Auge auf das ca. 120 Jahre alte Familienanwesen. Auch sie waren viele Jahre Nachbarn mit ihrer Yacht.

Uns so talfelten wir gestern Abend mit 17 Personen in Travemünde am Hafen, mit Blick auf das Segelschulschiff „Passat“, das schon viele Jahre am gegenüberliegenden Ufer vertäut liegt. Grosse ein- und auslaufende Fährschiffe sind immer wieder ein willkommener Blickfang.

Wir hatten schöne Gespräche und tauschten Erinnerungen aus. Alle haben sich gefreut, sich mal wieder zu treffen – so wie es bei einer Familienfeier sein soll. Besonders dankbar bin ich dafür, dass unsere beiden Enkelinnen bei diesem Treffen dabei waren. Die Rechnung übernahm natürlich das Familienoberhaupt. Ich war weniger erstaunt über die Summe als über die Länge der Rechnung.

Das Wetter war nun nicht gerade zum Freuen. Es regnete ständig und es wehte ein kalter Ostwind, was an der Ostseeküste sehr unangenehm ist. Deshalb gibt es vom Draussen auch nur ein Foto, nämlich dass der nostalgischen Persiluhr im Dr.-Zippel-Park, die den Travemündern sehr am Herzen liegt.


Bei unserem kleinen Rundgang vor dem Familientreffen begegneten wir einer spanischen Stepmöwe.

Was macht der Herr da?


Es war keine Kalbsroulade, es war überbackener Brokkoli. Spaghetti sind einfacher zu essen. Und ja, es hat geschmeckt. Sehr gut sogar. Es war nur eine Vorspeise. Zusammen mit dem Hauptgericht war es dann schon hart an der Grenze dessen, was der alte Mann noch vertragen kann.

Statt zu kochen, haben wir es uns heute in Dimis Taverne gutgehen lassen. Morgen gibt es wieder was vom heimischen Herd.

April 2024

Der Monat beginnt, wie jeder Monat, am 1. Tag, der dieses Mal auf einen Montag fällt und dazu noch ist auch noch Ostermontag. In der ersten Woche hat mein Schatz Urlaub.

In dieser ersten Woche haben wir eine familiäre 200-Jahr-Feier. Meine Eltern wären beide in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass habe ich die Familie nach Travemünde eingeladen, ein Stadtteil von Lübeck, der in unserer Familiengeschichte eine grosse Rolle spielt. Ich werde berichten.

Unser Auto ist angemeldet zum Räderwechsel, Inspektion und TÜV. Der Werkstattaufenthalt wird kombiniert mit der Fahrt nach Lübeck. Hoffen wir mal, dass keine Ersatzteile benötigt werden, die nicht auf Lager sind.

Am Ende der Woche feiere ich meinen Geburtstag nach, im kleinen intimen Kreis mit lieben Freunden. Dazu bedarf es noch ein paar Vorbereitungen.

Ein Zahnarzttermin musste vereinbart werden. Oben links gibt es ein Problem, dem mein Lieblingszahnarzt in Hamburg auf den Grund gehen muss. Ein weiterer Arzttermin ist notwendig: Die Vorsorgeuntersuchung beim Männerarzt.

An der Eigentümerversammlung unserer Mietwohnung werde ich nicht teilnehmen. Ich werde dafür einer lieben Freundin, ebenfalls Eigentümerin in dem Haus, eine Vollmacht erteilen. Ich bin sehr gespannt, wie die Eigentümergemeinschaft über die Neugestaltung des Gartens entscheiden wird. Meine Entscheidung dazu ist bereits gefallen, und ich weiss, wie unsere Freundin dazu steht. Solche Versammlungen arten ja oftmals in nutzlose Diskussionen aus. Deshalb werde ich da auch nicht hingehen.

Also auf in den April!

Vergessen/Nachtrag:
Wir wollen Sonnenblumen in einen Kübel stecken/säen/pflanzen – wie auch immer. Die Dinger sollen bis zu 4 Meter hoch werden. Der Gette übertreibt mal wieder.

Zwei Balkonkästen werden wir probeweise mit Bienen-/Blumenwiese besäen. Wenn das klappt werden die im nächsten Jahr zweit weiter Balkonkästen besät werden.

Hercules – leichte Kost


Als bekannt wurde, dass das Musical Hercules in Hamburg zur Welturaufführungen kommen sollte, erwähnte ich Bernd gegenüber, dass ich mir das Stück gerne anschauen würde. Prompt bekam ich die Karten zu Weihnachten für eine Aufführung an meinem Geburtstag, also gestern. Wir sind nicht mit grossen Erwartungen ins Theater gegangen, die Rezensionen über die heute vor einer Woche stattgefundene Uraufführung waren nicht sehr euphorisch. Aber man muss sich immer selbst ein Bild machen um mitreden zu können. Und wenn ich ganz ehrlich bin, hatte ich aufgrund der Rezensionen doch etwas mehr erwartet.

Die Handlung ist äusserst flach, fast schon naiv. Es gibt keine grossen Dramen und keine Emotionen. Es wurde versucht, ein wenig Spannung zu erzeugen, was aber nicht gelang. Entweder wurde das nicht gut umgesetzt oder die Charaktere waren dazu nicht in der Lage.

Die Texte waren zum grossen Teil unverständlich. Die fünf Musen sollten wohl mit ihren Rollen die Geschichte ergänzend erzählen. Davon war absolut nichts zu verstehen. Ich bekam mehrmals den Eindruck, da agieren fünf Sirenen auf der Bühne. Zwei der Musen wucherten zwar mit ihren Pfunden, was optisch durchaus in Ordnung war, der Akustik aber nicht geholfen hat.

Hercules – zum Gott geboren, durch die Ränke seines Onkels Hades, der meint, ihm stünde der Olymp zu, zum Mensch geworden. Die Titelrolle ist hervorragend besetzt durch den Brasilianer Benét Monteiro. Der Mann hat eine tolle Stimme, grosse Ausstrahlung und tanzen kann er auch. Benét Monteiro hat wohl den grössten Part in dieser Inszenierung zu bewältigen. Und damait zieht er das Publikum in seinen Bann.

Die Bühnentechnik des Theater Neue Flora wurde für diese Inszenierung aufwendig umgebaut. Es gibt neue Versenkungen, aus denen Personen auftauchen oder in denen sie verschwinden, sehr effektvoll. Zwei kleine Drehbühnen wurden installiert, auf denen sich griechische Säulen drehen. Die Bühnenrückwand wird von einer grossen LED-Wand eingenommen, auf der die Szenerie eindrucksvoll unterstützt wird, ohne dass man denkt: Das sind ja nur LED.

Das Bühnenbild ist, zusammen mit dem Hauptdarsteller, das A & O dieser Inszenierung. Es ist einfach genial. Erstaunen wird hervorgerufen, wie zwei ofensichtlich steinerne Statuen zum Leben erweckt werden. Wir sind nicht dahintergekommen, wie dieser Trick funktioniert.

Ach ja, es gibt auch Musik, zum Teil ein wenig jazzig. Aber wernn der Titel abgespielt bzw. abgesungen ist, weiss man gar nicht mehr, was man da gerade gehört hat. Zum einen Ohr rein, zum anderen wieder raus. Die Musik ist nicht schlecht, sie ist hörbar, aber sie bleibt nicht hängen. Mit einem Ohrwurm aus dem Musical Hercules werde ich in der Nacht nicht aufwachen.

Hercules – mein einfaches Fazit: Hübsch, aber es geht mir nicht unter die Haut, es hat mich nicht eingenommen, es risc mich nicht von meinem Stuhl. Das ging wohl nicht mir allein so. Der Schlussbeifall begann sehr zögerlich, auch wenn es am Ende doch standing ovations gab.

Wie immer haben wir vor der Vorstellung Wein bzw. Sekt in der Open Bar genossen, und natürlich geguckt, wie die anderen gucken. Es ist einfach gemütlich, dort zu sitzen, einen Drink zu nehmen, oder auch zwei, und in der Pause dort einen festen Platz zu haben. Die vorbestellten Getränke stehen zur Erfrischung dann bereit.

Tanzverbot

In Deutschland gibt es am Karfreitag ein gesetzliches Tanzverbot. Es gibt bei uns eine Trennung von Staat und Kirche, warum muss also dieses Tanzverbot rechtlich geregelt werden? Das mal vorneweg.

Aber warum muss das so sein? Weil unser angeblicher Religionsspender am Karfreitag, wobei dieses Datum nicht fiktiv ist, am Kreuz gestorben ist? Weltweit sterben täglich Tausende, da schert sich niemand darum, ob man tanzen darf oder nicht. Es gibt sogar christliche Bestattungen, bei denen bewusst getanzt wird und man fröhlich ist.

Im November letzten Jahres verstarb der irische Sänger Shane MacGowan. Auf der Trauerfeier wurde in der Kirche an seinem Sarg getanzt. Es gibt tanzende Sargträger, würde ich mir für mich wünschen. Warum also am Karfreitag nicht tanzen?

Bei der Beisetzung der Urne mit der Asche meiner Mutter gab es am Grab ein Glas Schnaps. Ein Glas goss ich über die Urne die in der Erde abgesenkt war. Wenn wir Musik dabeigehabt hätten, hätten wir uns sicher im Takt dazu gewiegt.

Es muss im Angesicht des Todes nicht immer alles todernst zugehen, auch nicht, weil vor mehr als 2000 Jahren jemand am Kreuz gestorben ist. Wobei er ja angeblich nach ein paar Tagen wieder auferstanden sein soll. Es gibt also keinen Anlass zur Trauer. Also lass die Leute doch tanzen.

Alles wird teurer

Ich komme eines Tages, zusammen mit Ralph Ruthe, in die Hölle wenn ich so viel rumläster. Dabei ist Ralph Ruthe gar nicht mein Typ.

Habe heute übrigens auf einem katholischen Instagram Account, der mir, aus welchen Gründen auch immer, vorgeschlagen wurde, mal nachgefragt, wie es angehen kann, dass Christi Geburt immer am selben Datum gefeiert wird, aber seines Todes immer an verschiedenen Tagen gedacht wird. Das ist doch eine merkwürdige Sache, mit anderen Worten: Man muss davon ausgehen, dass alles, was in der Bibel steht, Spinnkram ist. Bisher habe ich noch keine Antwort erhalten. Vielleicht wurde der Kommentar ja auch gelöscht.