Viktor von Bülow, besser bekannt unter dem Namen Loriot, wäre heute 100 Jahre alt geworden. Er war ein guter Beobachter des alltäglichen und hatte die Fähigkeit, Szenen überspitzt in seine Cartoons und Sketche einfliessen zu lassen. Einige davon hat sicher jeder von uns schon mal auf die eine oder andere Weise erlebt. Da gibt es z.B. das Aufreissen eines Aludeckels vom Getränkebecher im Flugzeug oder die Diskussion am Kartenschalter der Oper ob lieber Martha am Mittwoch oder Die Zauberflöte am Freitag. Die Liste liesse sich unendlich lang fortführen.
Auch ein Weihnachtsgedicht hat Loriot geschrieben, welches ziemlich makaber ist. Eine Zeile darin ist sehr feinsinnig und zweitdeutig. Die Jägersfrau hat ja ihren Mann erschossen und zerteilt die Leiche, das zur Erklärung des Verses:
Sorgsam legt sie Glied auf Glied was der Gemahl bisher vermied.
Tja, da kann man ins Nachdenken kommen.
Viele Sprüche aus seinen Cartoons und Sketchen haben den Weg in Deutsche Haushalte gefunden und werden aus diversen Anlässen immer mal wieder erwähnt. Hauck und Bauer haben einen davon ein wenig anders umgesetzt (siehe oben).
Er hat den Deutschen in besonderer Weise den Spiegel vorgehalten. Irgendwer sagte neulich, die haben ihn selten verstanden, sonst wäre er nicht gesendet worden.
Ich habe gerade für einen Kommentar beim Gatten einen Videoschnipsel gefunden mit Szenen aus Papa ante Portas, über die ich immer wieder lachen kann.
Es kann schon sein, dass viele Menschen seine Sketche nur als Spass verstanden und nicht die Realität dahinter gesehen haben.
Früher war mehr Lametta 🤣😂
🌈😘😎
Jo, so steht es ja, in abgewandelter Aussage, im Titelbild.
Ach was…
Mir fällt gerade ein besonders schönes Erlebnis ein. Vor vielen Jahren wurde im Theater im Hemshof in Ludwigshafen „Loriots dramatische Werke“ gegeben, eine Zusammenstellung seiner besten Sketche. Es war großartig. Zuerst durfte niemand in den Theatersaal. Dann mischten sich Typen unter das wartende Publikum, die aussahen wie einem Loriot-Sketch entsprungen und sich tatsächlich als das Schauspielensemble herausstellten. Einer von ihnen begann einen mitreißenden Vortrag darüber, in seiner Jugend Werke von Shakespeare, Goethe, Schiller auf der Bühne erlebt zu haben, von Dichtern also, die längst vergessen seien – anders als der Autor jenes Stücks, das zu erleben man sich gerade anschicke. Zwischendurch ertönte das klassisch gewordene Loriot-„Ach was…“. Obwohl Ludwigshafen relativ weit weg ist und ich ungern bei Dunkelheit auf der Autobahn unterwegs bin, enthielt ich mich nicht eines zweiten Besuchs.
Großartig!
Mit einer 6. Klasse habe ich mal den Weihnachts-Sketch einstudiert. Da es nicht so viele Rollen gibt, war einer z.B. der Baum, mit Lichterkette umdrapiert. Er ist dann mit Inbrunst umgefallen.