Gestern Abend wurde der diesjährige Deutsche Beitrag für den ESC nominiert, ausgewählt von je 1/3 Stimmenanteil einer Jury, eines Onlinevoting diverser ARD-Radiosender und natürlich per Telefonvoting der Fernsehzuschauer, die diesen netten Abend live vor dem Bildschirm verfolgt haben. Eins vorweg: Anke Engelke hat recht amüsant durch das Programm geführt. Gern hätte sie noch etwas bissiger oder frecher sein können. Doch das darf man wohl bei einem öffentlich-rechtlichen Sender nicht erwarten.
Viel ist heute wieder über unser Lied für Malmö zu lesen. Plagiat, Mist, langweilig – was weiss ich noch alles. Wir, also mein Mann und ich, sind der Auffassung, dass letztendlich ein Song gewonnen hat, der zwar nicht aus dem Rahmen fällt, der aber gute Laune macht, der in die Beine fährt: Glorious mit der Gruppe Cascada.
Cascada, den Namen habe ich gestern Abend das erste Mal gehört, es ist wohl eine recht erfolgreiche Gruppe. Leider hat sich die Frontsängerin Natalie Horler bei der Auswahl ihres outfits ein wenig vertan: Mit den Oberschenkeln sollte man nicht so ein kurzes Kleid tragen. Aber es kommt ja eigentlich in erster Linie auf den Titel an und nicht auf das Drumherum. Es ist aber wohl nicht von der Hand zu weisen, dass der gesamte Auftritt Auswirkungen hat.
Zum Glück haben LaBrassBanda mit „Nackert“ das Rennen nach Malmö nicht gewonnen. Ich mag Brass-Musik sehr, doch das, was die gestern Abend abgeliefert haben, war ja wohl total daneben und hatte überhaupt keinen Stil. Von Brass war auch recht wenig zu hören.
Umsoweniger können wir das Erebnis der Onlineabstimmung bei den Radiosendern verstehen, die ausnahmslos alle 12 Punkte für diese Gruppe vergeben haben – und, man höre und staune – alle 10 Punkte für Cascada.
Unsere Vermutung: Das Onlinevoting wurde durch Fangruppen und regionale Einwohner beeinflusst, in diesem Fall z.B. aus Bayern. Es kostet kein Geld und wenn die Abstimmung lange genug online ist, lassen sich trefflich für eine Gruppe Punkte sammeln. Ein Telefonvoting hat die gleiche Eigenschaft, ist aber nur wenige Minuten möglich und kostet auch noch Geld. Zum Glück wurden LaBrassBanda durch die Stimmen der Jury und die Stimmen des Telefonvoting sozusagen abgewählt.
Diese Titel haben mir auch noch gefallen:
Blitzkids mit „Heart On The Line“
Ben Ivory mit „The Righteous Ones“
Nica & Joemit „Elevated“
„Heart On The Line“ und „The Righteous Ones“ fielen ein wenig aus dem Rahmen und hätten vielleicht dadurch in Malmö eine Chance gehabt. Sowas wie „Elevated“ war schon des öfteren beim ESC zu sehen bzw. zu hören, hat aber meines Wissens noch nie Erfolg gehabt.
Nun ja, Cascada wird in einigen Blogs und in den Medien mehr oder weniger verrissen. Jedes Jahr gibt es nach der Nominierung das gleiche Theater um den nationalen Deutschen Siegertitel. Am Schluss zählen halt nur die Punkte, die in Malmö vergeben werden.
Ich bin hier ja ganz Deiner Meinung, Hans-Georg…! Wir dürften einen ähnlichen Musikgeschmack haben – dennoch: Ben Ivory ging gar ned bei uns auf dem Sofa der ‘Donaustädtish Jury’: ein pseude-intellektuelles G’schrah. 😉
Auch ich fand die Auswertung der Radio-Stationen seltsam…vor allem weil sie ja so in Kontrast mit den anderen zwei Dritteln standen.
Ich fand die Jury-Wertung eigentlich am zutreffendsten – und hab gleich zu meinem Manne gesagt: ‘Siehst Du, es braucht halt einen guten, alten Besen wie die Mary Roos, damit einmal ordentlich aufgekehrt wird! lol
Alles in allem… eine schäniale Show – auch dank Anke. 🙂
Ähem… Also wenn ich da Euer kuscheliges Paralleluniversum mit harten, kalten Fakten erschüttern darf:
Die Wertung der Radio-Stationen stand nicht „in Kontrast zu den anderen zwei Dritteln“. Tatsächlich waren Televoting und Radio-Voting zumindest auf den vorderen Plätzen ziemlich gleich. LaBrassBanda waren im Radio-Voting erste, im Televoting zweite. Für Cascada liefs genau andersrum. (Auffällig war eher, daß zB Saint Lu von den Radiostationen mit 0 Punkten ignoriert wurde, im Televoting aber doch 6 Punkte einheimsen konnte.) Es war die Jury-Wertung, die absolut nicht dazu gepaßt hat.
Daß vier der fünf Juroren bei Universal unter Vertrag stehen (wie Cascada), LaBrassBanda aber bei Sony Music, hat damit sicher nichts zu tun. Das ist ein böses Gerücht. 🙂
Apropos böse: Wie immer empfehle ich zur Faktensammlung und Nachlese aufrechtgehn.de – ganz besonders diesmal diesen und diesen Artikel. 🙂
Anyway: Es war eine absolut geile, großartige Show, die auch Tage (und wahrscheinlich Wochen) später noch Gesprächsstoff liefert. Daß gestern erst die österreichische Vorentscheidung lief, hab ich dagegen schon wieder halb vergessen. Da zeigt sich eben, was gute Fernsehunterhaltung ist – und was nicht.