Weinprobe

Es war schon länger geplant, eine Weinprobe bei der Freundin von Andreas zu machen. Andreas ist ein Geschäftsfreund von mir. Seine Freundin betreibt einen Weinhandel und einen Laden dazu. Sie beliefert unter anderem die Gastronomie im Musicaltheater „König der Löwen“. Ihre Spezialität sind Weine aus Australien.

Als wir ankamen waren noch ein paar andere Kunden im Geschäft. Andreas begrüsste uns und zeigte uns erst mal alle Bereiche des Ladens, der sich über 2 Etagen erstreckt. Im oberen Bereich ist das Büro und eine Art Konferenzbereich. Hier werden Weinseminare abgehalten. Alles ist sehr modern eingerichtet, ansprechend und mit viel Glas. Wir fühlten uns sofort wohl.

Ich unterhalte mich oft mit Andreas über kulinarische Dinge und so wusste er, dass wir für unseren geplanten italienischen Abend einen italienischen Wein suchten. Auch wusste er, dass wir kein Vermögen dafür ausgeben wollen. Das ist nämlich auch bei Weinen ganz leicht. Er liess uns einen Rotwein probieren, die Flasche sollte nur 3 Euro kosten. Der Wein gefiel uns auf Anhieb – nicht nur der Preis, auch geschmacklich. Zum Vergleich probierten wir noch einen anderen Wein, aber unsere Entscheidung war schon gefallen für Nummer 1.

Die anderen Kunden waren inzwischen gegangen und wir standen jetzt mit Elke, das ist die Inhaberin, und Andreas am Tresen und unterhielten uns über Weine und über italienische Kochrezepte. Nebenbei schenkte Andreas uns einen anderen Rotwein ein. Ich nahm das Glas und hielt inne: Ein unheimlich schönes Bukett (ich glaube, das sagt man dazu, wie ein Wein riecht) erreichte meine Nase. Alleine von dem Duft konnte ich kaum genug bekommen. Bernd erging es genau so. Der Geschmack selbst war phantastisch: Milde und rund, ein Wein aus Südafrika. Ich wagte kaum nach dem Preis zu fragen. 8,90 Euro war die Antwort. So teuer wie ich befürchtet hatte also doch nicht. „Schatz,“ sagte ich zu Bernd, „soll ich uns davon 2 Flaschen spendieren?“ Bernds Augen leuchteten und seine Antwort war: „Ich habe nichts dagegen.“

Ich freue mich schon auf den Abend, an dem wir eine Flasche davon leeren. Ob das wohl Folgen haben wird?

Wir hatten dann noch Interesse an Grappa, Unser italienischer Abend soll schliesslich perfekt werden. Andreas nahm eine Flasche, die sehr ansprechend aussah, aus dem Regal und schenkte uns ein. Wow – ein edler Tropfen. Ich hatte so etwas aus Italien von meiner Reise nach Verona mitgebracht. Ich befürchtete Schlimmes, trotzdem fragte ich nach dem Preis. Elke zierte sich und sagte: „Ich mag es Euch gar nicht sagen: 75 Mark.“ Sie hatte immer noch die alten Preise im Kopf. Nun, das war natürlich zu teuer für einen halben Liter. Wir entschieden uns dann auf Empfehlung von Andreas für ein anderes Produkt.

Plötzlich füllte Andreas schon wieder etwas in Gläser, aus einer kleinen Flasche. Es sah aus wie Likör. Oh ja, das ist auch lecker, ein Dessertwein aus Australien. Also gut, wir nahmen auch davon eine Flasche.

Leicht alkoholisiert verliessen wir mit 6 Flaschen italienischem Rotwein, 2 Flaschen Rotwein aus Südafrika und je einer Flasche Grappa und Dessertwein das Geschäft und fuhren nach Hause.

Am nächsten Tag rief ich Andreas an. „Na,“ sagte er, „dann hab ich Euch ja doch noch was aufschwatzen können. Vielleicht sollte ich lieber Wein verkaufen als Bunker.“ Also wenn er jedem Kunden so nebenbei noch was anbietet, kann Elke sich bestimmt nicht über den Umsatz beklagen.

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