Die 200-Jahrfeier


Meine Eltern wären in diesem Jahr jeder 100 Jahre alt geworden, mein Vater um Januar, meine Mutter im Mai. Ich erinnerte mich daran, dass meine Tante, Schwester meines Vaters, die Familie anlässlich des 100. Geburtstages ihres Vaters, meines Grossvaters, in ein Restaurang zum Essen eingeladen hatte. Ich müsste jetzt in den Urkunden nachschauen, in welchem Jahr mein Grossvater geboren wurde. Ich fand diese Geste sehr schön und ich setzte sie für meine Eltern um. Es ist ja auch so passend, dass Vater und Mutter im selben Jahr geboren wurden, nämlich 1924. Da ich natürlich auch gern unseren Sohn mit seiner Familie dabeihaben wollte, stimmte ich einen passenden Termin mit ihm ab. Sie wohnen ja nicht gleich um die Ecke sondern in Mönchengladbach. Aus Gründen bot sich die Woche nach Ostern an. So wurde es also der 3. April.

Ich hatte lange nach einem Restaurant gesucht, wo die Feier stattfinden sollte. In Lübeck sollte es schon sein, sind wir doch eine lübsche Familie. Aber wie das so ist: Hier gefiel mir das nicht, da passte mir jenes nicht. Ich tauschte Emails aus, holte ergänzende Auskünfte per Telefon ein. Letztendlich landete ich im Restaurant Marina Travemünde. Dort hatten wir vor 4 Jahren, wenige Tage vor dem Lockdown, die Geburtstagsparty zum 60. Geburtstag meines Cousins gefeiert. Im Mai waren wir mit unserem Sohn dort nach der Trauerfeier für meine Mutter zum Essen. Meine Mutter hatte ich dorthin ein paar Mal anlässlich ihres Geburtstages zum Mittag ausgeführt.

Zu Travemünde hat unsere Familie ein besonderes Verhältnis. Mitte der 1950er Jahre hatten wir ein erstes kleines Kajütboot, welches im Sommer in Travemünde stationiert war. Die Wochenenden und Ferien wurden dort verlebt. Bis ins hohe Alter war Travmünde die Sommerresidenz meiner Eltern, inzwischen auf einer grösseren und bequemeren Yacht. Für die Familie meines Onkels, Bruder meiner Mutter, und seine Familie war Travemünde ebenfalls die Sommerresidenz auf einer kleinen Motoryacht. Seine beiden Kinder, eine Cousine und besagter Cousin, waren natürlich auch zur 200-Jahrfeier eingeladen.

Zur Familie gehört weiterhin ein enges Freundespaar mit ihrer Tochter, Schwiegersohn und Enkelin. Das Paar kennt unsere Familie schon länger als 50 Jahre. Meine Mutter wurde von Karin bestens versorgt (sie wohnten im selben Haus). Wolfgang ist mein „Hauswart“ und hat ein Auge auf das ca. 120 Jahre alte Familienanwesen. Auch sie waren viele Jahre Nachbarn mit ihrer Yacht.

Uns so talfelten wir gestern Abend mit 17 Personen in Travemünde am Hafen, mit Blick auf das Segelschulschiff „Passat“, das schon viele Jahre am gegenüberliegenden Ufer vertäut liegt. Grosse ein- und auslaufende Fährschiffe sind immer wieder ein willkommener Blickfang.

Wir hatten schöne Gespräche und tauschten Erinnerungen aus. Alle haben sich gefreut, sich mal wieder zu treffen – so wie es bei einer Familienfeier sein soll. Besonders dankbar bin ich dafür, dass unsere beiden Enkelinnen bei diesem Treffen dabei waren. Die Rechnung übernahm natürlich das Familienoberhaupt. Ich war weniger erstaunt über die Summe als über die Länge der Rechnung.

Das Wetter war nun nicht gerade zum Freuen. Es regnete ständig und es wehte ein kalter Ostwind, was an der Ostseeküste sehr unangenehm ist. Deshalb gibt es vom Draussen auch nur ein Foto, nämlich dass der nostalgischen Persiluhr im Dr.-Zippel-Park, die den Travemündern sehr am Herzen liegt.


Bei unserem kleinen Rundgang vor dem Familientreffen begegneten wir einer spanischen Stepmöwe.

10 Gedanken zu „Die 200-Jahrfeier

  1. Birte

    Klingt nach einem gelungenen Fest, was mich sehr für Dich und alle Beteiligten freut. Die Summe auf dem Bon möchte ich allerdings nicht sehen… aber sowas macht man ja nicht jedes Jahr. Ich finde die Idee einfach so schön und wenn es dann noch eine gelungene Umsetzung war, umso besser.

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      1. Birte

        Das Bild mit dem Bon ist klasse. Ich habe erst gedacht, Du stehst vor einem langen Gang, aber es ist die Wandlampe, die diese Illusion erweckt.

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  2. Elvira

    Ach, das ist schön, wenn alles passt, das Essen mundet und die Gespräche entspannend und inspirierend sind. Eine feine Tradition habt ihr da!

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    1. Hans-Georg

      Tradition ist gut, ist ja erst zum 2. Mal nach ‚zig Jahren was geworden. Der nächste wäre wohl ich in 26 Jahren. Die Familie wird eh immer kleiner, dann wird so ein Treffen wohl nicht mehr sinnvoll sein.

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  3. Trude

    Toll das ihr einen schönen Abend hattet.

    Das ist übrigens eine sehr gute Idee einen geliebten Menschen zu gedenken.
    In zwei Jahren würde mein Vater seinen 100. Geburtstag feiern. Evtl. feiern wir den auch – mal sehen …

    Mutter wäre in diesem Jahr tatsächlich 90 geworden. Da werde ich auf keinen Fall was organisieren. Das würden meine Geschwister nicht verkraften …

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    1. Hans-Georg

      Es ist natürlich eine Art von Gedenken, aber das stand nicht dahinter. Es war ein Anlass, die noch vorhandene Familie als Ganzes mal wieder beieinander zu haben.

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  4. Elke

    Finde ich richtig super, dass Du das gemacht hast. Wirklich eine schöne Idee. Und Travemünde ist sowieso immer einen Besuch wert. Als wir vor 2 Jahren im Sommer dort in der Nähe waren, sind wir mehrfach zum Essen ins Casa Grande gefahren. Kann ich auch wärmstens empfehlen. Essen und Lage super. Ich wünsche Dir/Euch noch eine schöne Restwoche. LG Elke 🙋🏼‍♀️ 😘

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    1. Hans-Georg

      Travemünde war ja unsere 2. Heimat über viele viele Jahre. Deshalb passte der Ort vortrefflich. Die anderen Orte an der Lübecker Bucht fand ich schon immer eher langweilig. In Travemünde gibt es immer was zu gucken.

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