Weltfrauentag

Es ist unbestritten, dass Frauen in vielen Bereichen immer noch abgehängt sind und Männer, besonders alte weisse Männer, immer noch die Frauen beiseite drängen, ihnen immer noch weniger Gehalt zahlen. Männer dominieren in vielen Berufen, allen Quotenregelungen zum Trotz. Vielleich liegt der Ursprung darin begründet, dass Frauen früher die Heimchen am Herd waren, sich um Haushalt und Kinder kümmerten, während der Mann die Lohntüte nach Hause brachte – wenn er sie nicht schon auf dem Heimweg versoffen hatte. Die Gleichberechtigung von Frauen existiert wohl in vielen Fällen bislang nur auf dem Papier und in Gesetzestexten. Es wird Zeit, dass sich was ändert und Frauen auch positiv wahrgenommen werden.

Was ich nicht verstehe ist die Tatsache, dass sich alle möglichen Firmen zum Weltfrauentag zu Wort melden, in Anzeigen, kleinen Videos (nennt man neudeutsch wohl Reels) und Fotos. Glauben diese Firmen, sie würden nur einen einzigen Euro mehr Umsatz machen weil sie auf den Weltfrauentag aufmerksam machen? Denken die, wenn Frau Schulze das sieht, sagt sie sich: Ach, das ist ja nett, da kauf ich ab sofort meine Lebensmittel, Wein oder sonstwas.

Das, was da in den sozialen Medien heute abläuft kehrt das Thema schon fast wieder um. Die Frauen werden hofiert, man denkt an sie. Ob die Frauen das wollen?

Ich bin gespannt auf die Reaktionen meiner Leserinnen.

25 Gedanken zu „Weltfrauentag

  1. Der Wilhelm

    Sorry, dass ich mich als männlicher Leser auch angesprochen fühle…

    Aber ich möchte nur kurz anmerken, dass auch mir diese Reels ( ich gebrauche einfach mal Deine Vookabel) heute auch mehrfach aufgefallen sind und ich mich dabei wiederholt gefragt habe, ob das nicht nur eine Abart des allseits bekannten Greenwashings ist.

    Mag sein, dass ich darauf deswegen auch eher negativ reagiere, wenn ich sowas lese – zumal ich kaum glaube, dass sich durch solche Lippenbekenntnisse alleine irgendwas ändert.
    Jedenfalls nicht, solange die nicht auch durch Zahlen und Fakten belegt werden.

    Insofern wäre das für mich nun wahrlich kein Grund, deswegen einem bestimmten Händler mehr zugetan zu sein als denen, die sich nicht öffentlich mit dem Thema beschäftigt haben, aber vielleicht hinter den Kulissen in Punkto Gleichberechtigung schon viel weiter sind als die mit ihren plakativen Werbebotschaften.

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    1. Hans-Georg

      Natürlich sind auch männliche Leser angesprochen, ihre Meinung zu dem Thema zu sagen, hätte ich vielleicht extra erwähnen sollen. Scheinbar überwiegen aber die Frauen, die bei mir lesen. Wobei ich oft eh das Gefühl habe, dass bloggen ein Frauending ist. Ich folge jedenfalls fast ausschliesslich Frauenblogs.
      Es freut mich, dass du die Sache ähnlich siehst wie ich. Fast hat es schon Züge von Muttertag oder Valentinstag, was das so abgeht. Und ob frau das will? Ich glaube nicht.

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      1. Frau Momo

        Als Frau kann ich Dir die Frage beantworten: Ich will das nicht. Den Frauentag halte ich tatsächlich für angebracht, und sei es nur, um wenigstens heute mal auf noch vorhandene Missstände aufmerksam zu machen. Muttertag ist mir schon immer ein Greuel gewesen, meiner Mutter übrigens auch. Spätestens seit die Nazis ihn pervertiert haben, gehört er für mich abgeschafft. Und Valentinstag brauche ich schon gar nicht. Ich liebe meinen Mann 365 Tage im Jahr

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  2. Frau Momo

    Am besten finde ich dann Firmen, die mir zum heutigen Tag einen Staubsauger mit 20% Rabatt anbieten. Nix begriffen, würde ich mal sagen, aber so rein gar nix.
    Auch auf Blumen kann ich gut verzichten.
    Gleiches Geld für gleiche Arbeit fände ich da angemessener, auch wenn mich das persönlich wohl eher nicht betrifft. Gibt allerdings kaum männliche Leitungsassistenten, insofern kann ich schlecht vergleichen.

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    1. Hans-Georg

      Anlässlich dieses Tages bietet ein namhafter Muiscalveranstalter 40 % Rabatt auf einige Vorstellungen an. Nun ja, wir nutzen das mit 4 Männern aus. Wir müssen aber noch auslosen, wer von uns das Kleid anzieht.

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          1. Der Wilhelm

            Auf St. Pauli gibta winwn netten Kostümverleih 😉
            Da findet man auch was passendes in grossen Grössen und selbst Pumps in Gösse 47 …..

          2. Hans-Georg

            Ich hab wohl noch eine Bluse im Schrank, das muss reichen. Will ja nicht das eingesparte Geld für Leihgebühren zum Fenster rauswerfen.

    1. Anne

      Ironie des Tages:
      Die Autorin Katja Berlin hat sich zu Recht beschwert, dass der ORF NÖ (Niederösterreich) heute auf Instagram ein ziemlich schamloses Plagiat ihrer „Torte“ veröffentlichte. Ist inzwischen wieder gelöscht.

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  3. Ralf

    Meine beiden letzten Chefs waren Frauen. Bei beiden eine Serie von Pleiten, Pech und Pannen. Das „richtige“ Geschlecht allein qualifiziert nicht, einen Laden von 150 Mann/Frau Personal mit mächtig Außenwirkung zu führen. Ich bin sehr dafür, Führungspositionen mit Frauen zu besetzen, aber bitte dabei nicht Qualifikation und Qualität außer Acht lassen. Bestes Negativbeispiel ist ja die mecklenburgische Pfarrerstochter, die uns 16 Jahre lang an Putin verkauft hat – allerdings hatte das vorher schon ihr Vorgänger getan, auch wenn er ein Mann war. Und gegenwärtig haben wir zwei Blüten von Frauenrechtskämpferinnen: Während im Iran Frauen unter Gefahr für Freiheit, Gesundheit und gar Leben gegen ihre Schlechterstellung, Entrechtung und Einsackung demonstrieren, erklären die beiden deutschen Damen, ihres Zeichens Außen- und Entwicklungshilfeministerin, im Fernsehen als ihr wichtigstes Anliegen in Sachen Frauenrechte die Herstellung von Frauentoiletten in Nigeria. Hut ab vor so viel Mut, sich und den Kampf für Frauenrechte der Peinlichkeit preiszugeben.

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    1. Frau Momo

      Frau Merkel wurde gewählt… schon vergessen? Von mir zwar nicht, aber demokratisch gewählt.
      Die beiden deutschen Damen können sich hier schlechterdings unter Gefahr von Leib und Leben für was einsetzen, weil es diese Gefahren hier nicht gibt, zum Glück. Der Vergleich hinkt also gewaltig.
      Und auch wenn es die Herren nicht verstehen, sind vielleicht auch sowas schlichtes wie Damentoiletten in Nigeria ein Schritt zu mehr Würde und Achtung.

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      1. Ralf

        Ob Frau oder Mann gewählt oder ernannt wird – allein das Geschlecht ist noch kein Gütesiegel. Nur das wollte ich sagen, und es gilt für Merkel wie für Schröder.

        Was ich über die beiden Ministerinnen sagen wollte, ist anscheinend nicht angekommen. Mich empört, dass die beiden im wohlbehüteten Deutschland situierten Damen sich am Frauentag nicht publikumswirksam für verfolgte Frauen im Iran einsetzen, sondern sich um weibliche Defäkation in Nigeria kümmern. Wenn das feministische Außenpolitik ist, dann kann’s peinlicher kaum sein. Aber wen wundert’s – der Einsatz für die Rechte von Trans- und Intermenschen scheint sich ja auch schon länger auf die Frage zu konzentrieren, ob sie eigene Toiletten bekommen sollen oder statt dessen Unisextoiletten zu errichten seien. Gleichzeitig aber wird das Selbstbestimmungsgesetz blockiert wie ein verstopfter Toilettenabfluss und gegen Propaganda wider Transfrauen wie von Alice Schwarzer und ähnlichen Figuren vom rechten Rand wird nichts unternommen. Interessant übrigens, dass es auch keinen Aufschrei von sogenannten Feministinnen aus dem Schwarzer-Wagenknecht-Lager gegen die Vergewaltigung von ukrainischen Frauen durch russische Kriegsverbrecher gibt. Vielleicht sehe ich schwarzer (Verzeihung für den Kalauer) als zutrifft, aber mir scheint außerhalb von Toilettenkabinen und jenseits von grammatikalischer Akrobatik der deutsche Feminismus tot zu sein.

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    2. Trulla

      tja, Ralf, eine wirkliche Gleichberechtigung werden wir wohl erst dann erreicht haben, wenn akzeptiert wird, dass „Pleiten, Pech und Pannen“ auch Frauen passieren, ebenso wie wir es (seit je) von Männern gewohnt sind. Oder haben die immer alles richtig gemacht?

      Und was die „feministische“ Politik der Außen- und Entwicklungshilfeministerinnen angeht: wieso sollen – dringend notwendige – Hygiene Maßnahmen „peinlich“ sein? Das eine tun bedeutet nicht das andere zu lassen!

      Aber gut, manchem liegt es nun mal quer, die andere Hälfte des Himmels abzugeben.

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  4. Trulla

    @Ralf
    …“sogenannte Feministinnen aus dem Schwarzer – Wagenknecht – Lager…“

    Wann und wo sollte sich Wagenknecht jemals als Feministin hervorgetan haben?

    Schwarzer ja, ganz bestimmt, und die Frauenbewegung hat ihr in der Vergangenheit viele wesentliche Anstöße zu verdanken. Das bedeutet aber nicht, sich auch heute in allem hinter sie zu stellen. Die merkwürdige Manifest Verbindung hat aber auch gar nichts mit feministischer Bewegung zu tun.
    Bei hinkenden Argumenten merkt man die Absicht und ist verstimmt.

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    1. Ralf

      Eben genau – keine feministische Absicht. Gerade die sollte man aber von Deutschlands Feminismuspäpstin angesichts der Verbrechen gegen Frauen in der Ukraine erwarten dürfen. Aber da wäre ja ein Abweichen von der AfD-Linie nötig gewesen, und das war mit Frau Wagenknecht nicht zu machen und/oder von Frau Schwarzer nicht gewollt. Und was Wagenknecht und Feminismus angeht: Schauen wir uns Polit-Talkshows an (und ich meine jetzt die eher seriösen) und betrachten wir uns die Zeitungen, dann scheint Frau Wagenknecht doch derzeit die bedeutendste Politikerin in Deutschland zu sein, jedenfalls die mit der meisten Öffentlichkeitswirkung. Dass sie sich bei „Hart aber fair“ damit zu profilieren sucht, den ukrainischen Verteidigern vorzuwerfen, dass sie Russinnen vergewaltigen, so dass sie sogar vom Moderator unter Hinweis auf Prüfungen durch die UNO als Lügnerin zurechtgewiesen werden muss, aber keine Silbe an Verurteilung der russischen Gewalttaten an ukrainischen Frauen über die Lippen bringt, sollte Frau Schwarzer eigentlich zur Weißglut bringen. Tut es aber nicht. Schwarzer und Wagenknecht agitieren für Russlands Angriffskrieg, tolerieren dessen Verbrechen und treten Frauenwürde und -rechte mit Füßen. Zu Recht ist die Empörung dieses Pamphlets, das auch die russische Botschaft oder die AfD hätte herausgeben können, ebenso groß wie die jener Demo, auf der sich beide Damen von Rechtsextremisten feiern ließen, aber erstaunlicherweise wird die (auch) antifeministische Stoßrichtung der beiden Initiatorinnen öffentlich nur wenig angegriffen. Dass es ausgerechnet der konservative Kolumnist Jan Fleischhauer ausgerechnet im nicht astreinen Sender Servus TV sein musste, darauf hinzuweisen, sagt schon alles aus über die aktuelle feministische Bewegung in Deutschland, die Kritik an Gendertheorie und Gendersternchen als antifeministisch einstuft auf einer staatsfinanzierten Antifeminismusdenunziationsseite im Internet, nicht aber das beredte Schweigen aus der rechten Ecke der Putinfreundinnen zu den Vergewaltigungen in der Ukraine. Überhaupt reden die beiden Damen ja apodiktisch davon, dass Menschen „sterben“ – falsch. Menschen „sterben“ nicht wie an Herzinfarkt oder Krebs, sondern werden von russischen Soldaten und Söldnern auf Putins Befehl und mit Billigung der Mehrheit des russischen Volkes ermordet. Aber das wollen Schwarzer und Wagenknecht nicht verurteilen, nicht mal benennen. Tiefer konnte Frau Schwarzer nicht sinken. Frau Wagenknecht, so viel ist richtig in Bezug auf Feminismus, ist auf dieser untersten Ebene der braunen Grube schon lange. Sich ausgerechnet die lauteste und uneinsichtigste Putinistin von ganz weit rechts außen zur Partnerin gewählt zu haben, das dürfte Frau Schwarzers ohnehin schon angekratzte Reputation wohl endgültig zerstören. Wie schon gesagt: Der deutsche Femininismus ist tot, jedenfalls außerhalb von Toiletten und jenseits orthographisch-phonetischer Verrenkungen.

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  5. Trulla

    @Ralf: der deutsche Feminismus stirbt nicht mit oder wegen Frau Schwarzer. Ja, sie ist jetzt – im Alter – eine Enttäuschung für mich. Auch wegen dieser unverständlichen und unseligen Verbindung mit Wagen- oder sogar Zarenknecht?
    Als fast Altersgenossin, die in den 1970er Jahren erlebte, in welch unverschämter Weise Schwarzer von Männern behandelt wurde, gehörte ich selbst lange zu ihren Bewunderern, u.a. auch wegen ihrer Nehmerqualität. Sexistische Beleidigungen waren an der Tagesordnung, ob im Bundestag (interessante Doku dazu kürzlich in der ARD Mediathek „die Unbeugsamen“), in der Arbeitswelt, generell im Alltag.
    Aber zum einen war sie nicht die einzige Feministin und zum anderen werden die Generationen nach ihr, die vieles von ihren Vorgängerinnen Erkämpfte für selbstverständlich erachten, sich das nicht nur nicht nehmen lassen, sondern weiterhin Anspruch auf gerechte Teilhabe erheben.
    Dazu gehört übrigens auch, Fehler zu machen, denn das ist weder weiblich noch männlich, sondern menschlich!

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