Der Schleicher

Ich hatte im Keller zu tun, neue Regale aufstellen. Wir ziehen nämlich um, von einem Kellerraum in einen anderen. Wenn man Regale aufstellt, kommt auch ein Hammer zum Einsatz. Soll ja alles gut passen und die Regale sollen ja unter der Last nicht zusammenbrechen.

Zwei Regale wurden heute angeliefert, ziemlich schwere Pakete. Die „mit Rücken“ und durch eine Feuerhemmtür in den richtigen Raum zu bringen, ist nicht einfach. Das erste Paket stellte ich gegen die selbstschliessende Tür. Das zweite Paket brachte ich irgendwie so weiter, dass ich es öffnen und die jeweils benötigten Teile entnehmen konnte. So werkelte ich also vor mich hin ohne mir was dabei zu denken.

Irgendwann bemerkte ich eine Person, die im Keller umherschlich. Ah, da will wohl mal jemand gucken, was da unten los ist. Ich möchte betonen, dass ich zwar nicht geräuschlos gearbeitet habe, aber auch nicht so, dass die Wände zitterten. Und dann hörte ich noch was. Sollte ja jemand das an der Feuerschutztür lehnende schwere Paket bewegt haben? Als ich um die Ecke schaute, stand das Paket neben der Tür an die Wand gelehnt. Ich sah gerade noch eine Person im bequemen Outfit (wer eine Jogginhose trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren) durch die Tür verschwinden, bevor sich diese schloss.

OK, kann ja sein, dass sich jemand aus dem EG durch meine Arbeit gestört fühlte. Durch die offenstehende Tür mögen ja die Arbeitsgeräusche in den Vorkeller und in das Treppenhaus gelangt sein. Aber kann man dann nicht mal den Mund aufmachen und sagen: Hör mal, können wir die Tür zumachen damit es oben etwas leiser ist? Aber nein, da packt jemand, ich weiss, wer das war, das Paket an, stellt es beseite und verschwindet wieder. Wenn der Typ mich angesprochen hätte, hätte ich ihn gebeten, mit mir gemeinsam das schwere Paket ca. 2 Meter weiter zu tragen, dann hätte ich es leichter gehabt, es in meinen Kellerraum zu stellen, „wegen Rücken“. Aber so sind sie, die Mieter!

Ich war so überrascht über diese Aktion, dass ich nicht in der Lage war, den Typ anzusprechen, ob er es nicht für nötig befindet, mit mir mal kurz zu reden. Ich stand da mit offenen Mund und hab ihn ziehen lassen.

8 Gedanken zu „Der Schleicher

  1. Der Wilhelm

    Tja.
    Es gibt so Situationen, da kann man nur Staunen (und anschliessend darüber nachdenken, wie man eigentlich hätte reagieren können)
    Das kenne ich auch zur Genüge – damit bist Du also nicht alleine.

    Antworten
    1. Hans-Georg

      Gern mach ich mir die Mühe. Wir sind Eigentümer einer Immobilie mit 10 Wohneinheiten, von denen denen 8 vermietet sind (es wohnen nur 2 Eigentümer im Haus). Wir haben leider festgestellt, dass Mieter nicht immer besonders pfleglich mit der Immobilie umgehen. Das Treppenhaus wird 1 x die Woche gereinigt. Wenn ein Mieter ausserordentlichen Schmutz ins Haus trägt, bleibt das so lange liegen, bis es von der Reinigungsfirma wieder weggemacht wird (es macht ja jemand und ich bezahl ja dafür). Von Mülltrennung wollen wir gar nicht erst reden. Unser Hausmeister, der auch für ein anderes Objekt in dieser Anlage zuständig ist, sagte mir erst kürzlich, dass unser Haus viel schmutziger ist als das andere (dort ist nur eine Wohnung vermietet). Dieses „nach mir die Sintflut“ ist es, was mich stört. Der von mir erwähnte Mieter wohnt auch nicht erst seit gestern hier im Haus. Man kennt sich, man grüsst sich und wechselt auch mal ein paar Worte. Einfach stillschweigend tätig zu werden, ohne mal eben um die Ecke zu gucken, hallo zu sagen und fragen, können wir das mal eben erledigen, würde ein Eigentümer nicht machen.

      Antworten
  2. Frau Momo

    Wir wohnen ja in einem Mietshaus und das nach mir die Sintflut kann man täglich im Müllraum bestaunen. Da wird auch regelmäßig Sperrmüll abgeladen. Da stehen dann Möbel, ausgediente Fernseher und viel Zeugs, dass nicht in den Hausmüll gehört.
    Bei meiner Mutter sieht das allerdings nicht sehr viel anders aus. Eigentumswohnungen im vornehmen Hamburg-Eppendorf und wohl größtenteils von Eigentümern bewohnt
    Allerdings sind hier doch auch aufmerksame Nachbarn unterwegs. Ich werde schon mal gefragt, ob man mir helfen kann, wenn ich mal wieder schwere Einkäufe hoch schleppe.

    Antworten
    1. Hans-Georg

      Habe heute gerade einen Beutel Restmüll aus dem „Gelben Müll“ geholt und da entsorgt, wo er hingehört. Ich komme mir schon fast vor wie ein Blockwart. Dabei entdecke ich solche Sachen eher zufällig. Ich öffne ja nicht mehrmals jeden Tag die Deckel und schau nach, was da drin ist. Wobei ich dann ja auch gar nicht wüsste, wer den Frevel veranstaltet hat, steht ja kein Name drauf. 2 x im Jahr wird von der Abfallentsorgung in die Tonnen geschaut und geguckt, ob alles passt, was drin ist. Sollte das nicht der Fall sein, bleibt die Tonne stehen = Extrakosten für die Entsorgung. Aber bei 10 Wohnungen, bei denen u.a. die Müllentsorgung nach qm und nicht nach Personenzahl erfolgt, müssen wir als Eigentümer der zweitgrössten Wohnung auch entsprechend zahlen.

      Antworten

Schreibe einen Kommentar zu Hans-Georg Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert