Das Oberhaupt

Ich bin ja vor fast 25 Jahren aus fianziellen Gründen aus der Kirche ausgetreten, einen Glauben, an was auch immer, habe ich mir bewahrt. Aber darauf möchte ich nicht näher eingehen. Das ist eine persönliche Sache.

Die katholische Kirche hat mir noch nie nahegestanden und tut es heute noch viel weniger. Andererseits bin ich vom Vatikan, also von den Strukturen, fasziniert. Vieles scheint sehr geheimnisvoll zu sein und es ranken sich ja viele Gerüchte um die Interna.

Das Oberhaupt der Katholiken weltweit ist der Papst, so wird gesagt. Es scheint so, dass der eremitierte Papst Benedikt XVI. in seiner Zeit als Erzbischof von München und Freising sexuelle Straftäter gedeckt hat, was er bisher abstreitet. Was er gesagt hat, dass er für die Missbrauchopfer beten will. Das wird den Opfern ganz sicher helfen: Ah, der Papst betet für mich, nun ist alles vergessen und vergeben, alles ist gut!

Bei diesen Überlegungen kam ich auf die Frage, ob ein Papst beichten kann. Als gemeiner Gläubiger, der beichten will, geht in eine Kirche, setzt sich in einen Beichtstuhl und redet sich seinen Kram, den er loswerden will, von der Seele. In welchen Beichtstuhl setzt sich ein Papst? Wer sitzt dann auf der anderen Seite der Wand und sagt dem Papst, was er nun zu tun hat um sich von seinen Sünden reinzuwaschen? Oder ist der Papst nur noch Gott verpflichtet, dem er sich im Gebet öffnet? Sicher wird das in den jahrhundertealten Statuten des Vatikans geregelt sein, zum Vorteil des Papstes. Denn wer überwacht das Oberhaupt wenn es beichtet? Betet der Papst wirklich? Kontrolliert ihn jemand?

Ich erwarte von meinen Leserinnen und Lesern keine Antwort auf diese Fragen. Wer weiß denn schon, was im Vatikan hinter verschlossenen Türen vor sich geht? Aber vielleicht gibt ja einige Ideen zu dem Thema.

12 Gedanken zu „Das Oberhaupt

  1. Trude

    Lieber Hans-Georg,
    Hör mir auf mit Kirche. Zum Glück sind wir gleich nach unserer Hochzeit ausgetreten.
    Später stellte sich heraus das der Pater, der uns getraut hat sich an Kindern vergangen hat. Und jetzt stellt sich heraus das der verstorbene Bischoff von Münster wohl junge Männer unsittlich berührt haben soll 😱
    Ich wünsche dir einen schönen Abend 🌈
    Liebe Grüße 😘
    Trude 😎

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  2. Frau Momo

    Ich bin nach wie vor in der (ev) Kirche, sie ist ja sogar mein Brötchengeber. Das heißt aber nicht, dass ich das nicht absolut entsetzlich finde, was da passiert ist und wie damit umgegangen wird. Wenn ich lese, dass Benedikt es als keinen Missbrauch ansieht, wenn ein Pfarrer vor einem Mädchen mastubiert, dann könnte ich…. Gestern habe ich ein Interview mit einem kath. Professor aus Münster gesehen. Der hat in einer Offenheit gesagt, das der alte Papst gelogen hat, dass es mir fast die Sprache verschlagen hat.
    Missbrauch hat es auch in der evangelischen Kirche gegeben und die Aufarbeitung ist auch nicht beste. Die Ausmasse sind allerdings nicht zu vergleichen mit dem, was bei den Katholiken los ist, was es aber auch nicht weniger schlimm macht.
    Herr Heße aus Hamburg, Herr Woelki aus Köln, sie alle machen nicht gerade eine gute Figur, um es vorsichtig auszudrücken. Aber auch Herr Marx hat wohl gewußt, warum er um seine „Entlassung“ gebeten hat.
    Die decken sich ja auch alle gegenseitig. Und „fehlbare“ Priester werden dann einfach versetzt und machen munter weiter. Das ist kaum auszuhalten. Und der alte klapprige Mann wird irgendwann sterben, ohne das er sich je hätte wirklich verantworten müssen.

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  3. Ralf

    Meine erste Begegnung mit der kath. KIrche hatte ich als Kind von 5 Jahren. Damals wurde ich wiederholt von der Nonne, die den kath. Kindergarten leitete, missbraucht. Das war 1967. Seither hat sich nichts geändert mit dieser Verbrecherbande. Vom Bischof Wetter wissen wir inzwischen, dass auch er sich schuldig gemacht hat. Mein Mann, der von ihm einst laisiert wurde, weil er als Schwuler in der Kirche untragbar war, hat sich gestern Abend fürchterlich aufgeregt. Ich habe dann zu ihm gesagt: „Du warst halt nur schwul und wolltest einen erwachsenen Mann. Das war dein Fehler. Hättest du Kinder vergewaltigt oder Jugendliche behelligt, wäre alles in Ordnung gewesen und Wetter hätte dich beschützt statt rausgeschmissen.“

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    1. Hans-Georg

      Vielleicht rollen jetzt ja doch ein paar Köpfe, was ich mir aber nicht vorstellen kann. Ein Papst lügt, andere Würdenträger decken sich gegenseitig – wobei ich mich frage, wo die Würde geblieben ist. Und „decken“ passt in dem Zusammenhang wunderbar.

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  4. Elvira

    Mich macht das alles fassungslos. Es ist dieser Corpsgeist, nicht nur in der Kirche, sondern auch in anderen Bereichen. Wehe, jemand beschmutzt das Nest!

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    1. Hans-Georg

      Wenn ein Papst der Lüge bezichtigt wird, was bleibt ihm dann noch? Einmal Papst – immer Papst heißt es doch, auch wnn eremitiert. Die einzige Möglichkeit wäre der Giftkelch.

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  5. Der Wilhelm

    Zur Frage nach dem Beichtvater des Papstes findest du hier eventuell eine Antwort :
    https://tinyurl.com/2p9eddsu

    Ansonsten bin ich ganz Deiner Meinung, insbesondere, was den „scheinheiligen Vater “ namens Benedikt angeht. Denn der hat ja mit seiner stockkonservative, frauenfeindlichen und rückwärts gerichteten Theologie auch ansonsten ziemlich viel Mist verzapft, beispielsweise auch, was den Gebrauch von Kondomen angeht, die bekanntlich lange Zeit der einzig wirksames Schutz vor Aids waren und es bis heute in armen Ländern noch sind……
    Wenn dem nun also (wie er uns das immer weis machen wollte) der Gang ins Fegefeuer droht, weil er gelogen und sich auch sonst versündigt hat (und sei es „nur“ durch Unterlassung), dann geschieht ihm das nur ganz recht…
    Unfehlbarkeit geht jedenfalls anders ( auch das ein Dogma der katholischen Kirche, welches er nie in Frage gestellt hat….)

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    1. Hans-Georg

      Ist ein Papst nicht unfehlbar? Hat er deshalb überhaupt einen Grund zu beichteen? Es sei denn, unter seiner Soutane passiert irgenwas, was eigentliich nicht sein dürfte?

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  6. Ralf

    Entlarvt wurde auch Friedrich Wetter, vormals Bischof von Speyer, später von München. Der Mann ist in Landau (Pfalz) geboren, und dort überlegt man nun, ob ihm die Ehrenbürgerwürde entzogen und ob der nach ihm benannte Platz (sowieso ein Unding, Straßen und Plätze nach lebenden Personen zu taufen) einen anderen Namen erhalten soll. Was gibt es denn da zu überlegen? Derartige Ehrungen stehen nur Menschen zu, die Vorbildcharakter und Integrität besitzen.

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    1. Hans-Georg

      Es bleibt abzuwarten, ob das Gutachten irgenwelche Konsequenzen haben wird. Ich befürchte, alle in dem Gutachten genannten Personen werden die Vorwürfe abstreiten bzw. sie können sich nicht mehr erinnern.

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