Mein Reden

Gewisse Hersteller haben sich dazu entschlossen, die Zigeunersauce vom Markt zu nehmen, also nicht wirklich. Sie soll umbenannt werden. Welch ein Blödsinn. Ich bin mit dem Begriff Zigeuner aufgewachsen, ebenso wie mit dem Begriff Neger. Beides war nie und nimmer mit einem negativen Touch behaftet. Ein Schwarzer war eben ein Neger, dunkelhäutige Personen, die mit Wohnwagen durch die Welt fuhren und an der Tür versuchten, Teppiche zu verkaufen, waren eben Zigeuner. Die Neger sind ja schon aus allen möglichen Speisen verdrängt. Zehn kleine Negerlein darf man auch nicht mehr singen. Und jetzt soll uns auch die Zigeunersauce genommen werden. Das Zigeunerschnitzel ist wohl schon länger von den Speisekarten der Restaurants verschwunden. Gibt’s eigentlich noch den Sarottimohr? Sprachhygiene nennt man sowas.

Ich verstehe den ganzen Hype nicht, weil ich, wie ich schon erwähnte, zu einer Zeit aufgewachsen bin, in der es noch keine Sprachhygiene gab und während der sich niemand was dabei dachte, wenn man Negerküsse kaufte oder zu Hause erzählte: Ich habe heute einen Neger gesehen. Und das war schon ungewöhnlich zu der Zeit, während heute einem überall Neger über den Weg laufen können.

Und jetzt wird die seit Generationen beliebte Zigeunersauce abgeschafft. Und was sagen die Zigeuner selbst dazu? Sie finden die Zigeunersossendiskussion unwürdig und derob schütteln ihr Zigeunerhaupt.

Besonders der letzte Satz einer Veröffentlichung der Sinti-Allianz Deutschland lässt aufhorchen:
„Eine Zensur oder Ächtung des Begriffs Zigeuner, durch wen auch immer, sollte und darf es nicht geben.“

Ich will die Zigeunersauce behalten! – auch wenn ich sie gar nicht so gerne mag.

30 Gedanken zu „Mein Reden

  1. ds

    Die zitierte Sinti-Allianz steht nicht gerade für die Mehrheit der Sinti und Roma in der Bundesrepublik. Im Gegenteil. Sie hat sich offen gegen den Zentralrat der Sinti und Roma gestellt. Fast kann man die Sinti-Allianz mit dem Arbeitskreis „Schwule in der AfD“ vergleichen und zu diesem Niveau passt die Deutsche Sprachwelt. Die Mehrheit der Sinti und Roma empfindet das Wort als rassistisch. Auch der deutsche Duden definiert es entsprechend (https://www.duden.de/node/210398/revision/210434).

    In diesem Zusammenhang solltest du auch mit dem Wort Sprachhygiene vorsichtig sein. Dies gehört eher zum AfD-Speech und klingt schon arg nach Rassenhygiene.

    Ich selber habe auch kein Problem mit dem Wort Zigeuner. Nur betrifft es mich eben nicht. Wir sollten an dieser Stelle auf diejenigen hören, die unter den Vorurteilen, die mit dem Wort verbunden sind, tagtäglich leben müssen.

    Vor kurzem gab es zu diesem Thema übrigens einen interessanten Beitrag im Spiegel: https://www.spiegel.de/familie/sinti-und-rassismus-deutscher-name-deutscher-pass-diskriminiert-a-9a5c2795-45e6-4931-8766-9ddd2e987e4b?sara_ecid=soci_upd_KsBF0AFjflf0DZCxpPYDCQgO1dEMph.

    Antworten
    1. Trulla

      @ds
      Danke. Ich sehe es so wie Sie. Nicht auf mich kommt es hier an, sondern auf die Betroffenen. Auch das Wort “ Neger“ hat für dunkelhäutige Menschen eine negative Konnotation, sie ziehen weltweit z. B. Begriffe wie afroamerikanisch, afrodeutsch vor, people of color usw. Warum sollten wir uns dagegen sträuben? Weil unserer Oma der Mohrenkopf so gut geschmeckt hat? Der schmeckt auch noch unter anderem Namen. Wie weh würde es uns denn tun, unseren Wortschatz ein klein wenig zu verändern. Bestimmt wesentlich weniger als denen, die mit den in ihren Augen diskriminierenden Bezeichnungen versehen werden. Und das ist wahrscheinlich noch das kleinste Übel unter dem diese Menschen zu leiden haben.

      Diskutierenswert ist die Frage, ob es nötig ist, alte literarische Werke zu ändern. Da bin ich der Meinung, dass man diese ebenso wie (aktuell) Denkmäler nur im Zusammenhang mit ihrer Entstehung betrachten sollte. Denkanstöße, deren Sinn darin liegt, die Karawane in die richtige Richtung weiterziehen zu lassen und nicht an Althergebrachtem, aber für Falsch erkannten, festzuhalten.

      Antworten
      1. Hans-Georg

        Wie ich schon erwähnte, ich bin mit den Bezeichnungen Zigeuner und Neger aufgewachsen, ohne irgendwelche negativen Gedanken dahinter, ebenso wie Negerkuss und Mohrenkopf. Meine Meinung ist, dass die ständig wiederkehrende Diskussion über political correctness in diversen Bereichen absurd ist.

        Antworten
        1. Trulla

          So bin ich auch aufgewachsen und auch ich habe mir lange nichts dabei gedacht, weil ich im Elternhaus eine tolerante und menschenfreundliche Erziehung genossen habe. Aber ich habe später lernen müssen, dass nicht alle so denken und dachten. Schon gar nicht die Nazibande, welche die „Zigeuner“ ebenso wie andere „Andere“ in KZs ermordeten. Den Nazis und ihren Gesinnungsgleichen genügte doch das „anders sein“, anders leben, um auszugrenzen und Schlimmeres. Hast du, Hans – Georg, denn in deiner Jugend nicht gehört „Wäsche von der Leine, die Zigeuner kommen“ oder den Besen umgekehrt vor die Tür zu stellen zur Abwehr? Alles noch tief in den Köpfen sitzende Vorurteile. Negativ manifestiert in der Bezeichnung Zigeuner.

          Einzelaussagen in allen Ehren, aber sie taugen nicht als Maßstab. Da sehe ich den Zentralrat als kompetenter an. Der Wunsch, künftig ethnische Begriffe wie Sinti und Roma zu verwenden, ähnlich dem Gebrauch der Vorsilbe „afro“ erscheint mir legitim und achtenswert.

          Ja, und angemessener Sprachgebrauch ändert durchaus etwas in der Gesellschaft. Manches muss sozusagen von oben beschlossen werden, damit es verschwindet. Den „175er“ als Begriff (du erinnerst dich?) kennt doch außer uns Alten niemand mehr. Ob dieser Begriff von den Betroffenen damals für passend gefunden wurde?

          Antworten
  2. Elke

    „Honi soit qui mal y pense“… für mich bleibt Alles beim Alten! Nur durch Änderungen in der Sprache kann man Deppen nicht zum Respekt zwingen. Also weiterhin Negerküsse, Mohrenstrasse, Zigeunersauce und Co!
    Ich respektiere Menschen, die anders sind oder aussehen als ich, weil ich entsprechend erzogen wurde und nicht weil ich vom Gesetzgeber dazu genötigt werde, sie mit bestimmten Bezeichnungen zu belegen. Schwachsinn!
    Sorry, ich rege mich gerade auf… nicht gut für meinen Blutdruck 🤢. LG und schönes Wochenende 🙋🏼‍♀️ Elke

    Antworten
    1. Hans-Georg

      Danke Elke, genau so ist das! Meine Oma aß übrigens immer gern Mohrenköpfe vom Konditor. Die waren mit einer Puddingcreme gefüllt und außenrum mit Schokolade überzogen.

      Antworten
      1. Elke

        Kenne ich auch noch 😉.Ich hasse dieses ganze übertriebene Getue. Irgendwie ist das bei uns mittlerweile an der Tagesordnung; wenn sich die Medien und die sozialen Plattformen mal auf ein Thema eingeschossen haben, wird man damit zugeschüttet 🤦🏼‍♀️🤢. So, jetzt machen wir uns positive Gedanken und freuen uns aufs Wochenende… bei uns gerade heftigstes Gewitter ⚡⛈️. LG Elke

        Antworten
    1. Trulla

      Hatte ich doch tatsächlich gedacht, es ginge hier um ernsthafte Fragestellung mit Meinungsaustausch.
      Ziemlich daneben, Hans -Georg!

      Antworten
      1. Hans-Georg

        Nun, ob jemand was als „daneben“ sieht oder auch mal einen Scherz verkraftet, bleibt jedem selbst überlassen. Jede noch so ernsthafte Diskussion sollte auch ein Augenzwinkern vertragen.

        Antworten
        1. ds

          Ja, eine Diskussion kann einen Scherz vertragen. Lieber Hans-Georg, ich finde jedoch dieser Spruch liegt daneben. Er ist rassistisch.

          Die Alt-Right-Bewegung in den USA antwortete auf „Black Live Matters“ mit „All Live Matters“. Klar tun sie das, nur müssen die Nicht-Farbigen in den USA nicht täglich für ihre Rechte kämpfen und gar um ihre Lebens fürchten.

          Wenn wir nun in einem Diskurs, ob der Begriff „Zigeuner“ rassistisch ist, einwerfen, dass eine Region, die wohl für Deutschland steht, wie keine andere, dann auch umbenannt werden müsste, stellt sich schon die Frage, ist dies nur ein harmloser Scherz?

          Homosexuelle wurden früher – im harmlosesten Fall – bespuckt. Du hast heute das Glück mit Deinem Bernd verheiratet sein zu dürfen. Warum wollen wir dieses Glück nicht auch der Mehrheit der Sinti und Roma zukommen lassen, die sich vom Begriff Zigeuner diskriminiert fühlen und dafür nur unsere Sprache etwas ändern müssen?

          Antworten
      2. Elke

        Was für’n Quatsch! Man muss doch auch in einem ernsthaften Meinungsaustausch mal eine scherzhafte Randbemerkung akzeptieren… Das Leben ist nie nur schwarz oder weiß sondern auch mal pink oder kariert! Und so sollte man das, was Dich hier stört, sehen. LG Elke

        Antworten
  3. Trulla

    Gewiss lässt sich über Geschmack, auch bei Witzen streiten. Ich behaupte übrigens von mir, alles andere als humorlos zu sein.
    Aber wie kommt man im Zusammenhang mit Diskriminierung von Menschen mit anderem ethnischen Hintergrund und ihrer Anliegen auf die implizierte Gleichsetzung mit „Schwarz“wald und starker Pigmentierung? Sollte schon mal selbstkritisch hinterfragt werden. Man könnte auch zugeben, verbal ins Klo gegriffen zu haben. Nur so als Idee.
    Gern hätte ich ja von dir (ich nannte ein GsD aus dem Sprachgebrauch verschwundenes Beispiel: 175er) erfahren, wie du entsprechende diskriminierende Bezeichnungen für Homosexualität empfindest, über die auch heutzutage noch von Ignoranten gelacht wird.
    Der Respekt verbietet es mir, derartige Beispiele, von denen es reichlich gibt, zu nennen. Stehst du als Betroffener tatsächlich darüber oder erwartest du nicht eher, sie würden sich im Zuge der Aufklärung, rechtlichen Fortschritts und Akzeptanz überlebt haben?

    Es ist doch nicht zuviel verlangt, zumindest zu versuchen, sich in andere hineinzuversetzen. Aber nein, haben wir immer so gemacht, machen wir so weiter – sieht so lernen aus der Historie, sieht so Fortschritt aus?

    Antworten
    1. Elke

      @Trulla:
      Eigentlich habe ich gerade Besseres und Sinnvolleres zu tun…, aber das kann ich mir nun doch nicht verkneifen: Mach mal das Fenster auf und lass frische Luft herein! Vielleicht hilft es ja!!! Wie kann man sich über so einen Pillepalle nur so aufregen? Komm mal runter und bombardiere Hans-Georg nicht mir so’nem Blödsinn! Unmöglich! ;-(

      Antworten
  4. Trulla

    @Elke
    Die Idee mit Frischluft ist grundsätzlich immer gut. Pillepalle ist Ansichtssache.

    Nur, wer betreibt denn hier das Blog und hat eine/seine Meinung kundgetan? Und zugleich eine Kommentarfunktion eingerichtet?

    Kommentieren, diskutieren, Meinung äußern setzen Sie gleich mit bombardieren? Nun ja…

    Ganz unaufgeregte Grüße

    Antworten
  5. Lotta

    Oh…ich kann nimmer…
    Leute ….die Kirche bleibt immer noch im Dorf…
    Hans-Georg…ich ziehe meinen Hut vor Dir…

    Ich frage mich warum Trulla eigentlich Trulla heißt…..
    ich habe da so böse Gedanken…breitgrins

    Elke…frische Luft ist immer gut….Du bist Spitze…

    Einen schönen Abend noch und eine gute neue Woche….

    Und verbiege Dich bitte nie….

    Antworten
  6. Trulla

    Hans – Georg, dein Blog nennt sich „queergedacht“. Damit hattest du doch bestimmt etwas ausdrücken wollen, schließlich ist diese Betitelung per se ziemlich anspruchsvoll. Sie machte mich neugierig und war der Beweggrund, hier zu lesen und mich zu beteiligen. Ich hoffte auf interessante, weiterbringende Lektüre und Diskussionen.
    Leider ist davon nichts zu merken, wenn “ meine Meinung gefällt mir aber besser“ als Argument dienen soll.
    Ich habe mich wohl im Ort vertan. Mein Fehler.

    Auf die lustigen Frauen, die hier als Claqueure unterwegs sind, will ich nicht weiter eingehen. Soll sich jeder auf seine Weise amüsieren, wer’s nötig hat eben auch mit Beleidigungen. Viel Spaß weiterhin.

    Antworten
    1. Hans-Georg

      Irgendwann ist der Punkt erreicht, in dem ich nur noch meine Meinung vetreten kann ohne Argumente anzuführen. Und in diesem speziellen Fall lass ich mich von meiner Meinung nicht abbringen. Wie sagte Lotta: Verbiege dich nicht! Es mag andere Dinge geben, bei denen ich mich überzeugen lasse.
      Es ist jedem freigestellt, hier zu lesen, ob Claqueur oder kontrovers. Und wenn sich jemand beleidigt fühlt, ist das seine persönliche Sache. Ich vermute, worauf du hinaus willst. Aber das kann man ja auch klarstellen.

      Antworten
    2. Elke

      Die Bezeichnung „lustige Frau“ nehme ich glatt als Kompliment; den Claqueur jedoch überhören ich geflissentlich! Beleidigungen habe ich nicht gefunden… trotz guter Bildung 😉. Und noch ein Rat: Verbissenheit macht Falten! Also OOOHHHMMMMM…
      LG Elke

      Antworten
  7. Trulla

    Klarstellen – wie oder was, und vor allem wozu? Ich neige mehr dazu, mich inhaltlich auseinanderzusetzen. Und da kam ja nichts.

    Und wieso schreibe ich hier noch? In meinem langen Leben habe ich mich für Menschenrechte eingesetzt. U.a. auch für die Ehe für alle. Als selbst nicht betroffene Mutter und inzwischen mehrfache Großmutter. Und es ist mir tatsächlich eine große Freude, dass dieses Ziel erreicht wurde.

    Es geht nämlich immer und überall um Solidarität.

    Und da hänge ich doch immer noch dieser Illusion an, dass Menschen, die, wie du selbst, einer Community angehören, die in der Vergangenheit sehr unter Diskriminierung zu leiden hatte, quasi automatisch mehr Sensibilität entwickeln würden für andere, die – wenn auch aus anderen Gründen – ebenfalls von Diskriminierung betroffen sind.

    Was machst du, wenn der von dir weiterhin so genannte „Neger“ neben dir steht beim Bäcker und du hast Appetit auf den leckeren Puddingkuchen – bestellst du wirklich, nach allem, was man inzwischen wissen kann, den „Mohrenkopf“ – ohne rot zu werden?

    Antworten

Schreibe einen Kommentar zu Elke Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert