Andersrum


Dass mein Schatz und ich „andersrum“ sind, jedenfalls nach der landläufigen Meinung konservativer Menschen, ist bekannt. Und wir scheren uns auch nicht darum, wie andere Menschen über uns denken und was sie hinter unserem Rücken über uns reden. Aber das meine ich jetzt gerade nicht mit der Überschrift.

Die Wanderung vom letzten Sonntag hat vielleicht einen kleinen Kick bei uns ausgelöst: Einfach mal rausgehen, auch wenn keine große Lust dazu vorhanden ist. Beispiele in unserer Umgebung gibt es reichlich. Da ist z.B. Frau L. Ich habe sie vor ein paar Monaten mal angesprochen als ich meine Einkäufe aus dem Wagen räumte und sie wieder, wie jeden Tag, durch unsere Straße der Elbe zustrebte. Sie ist 80 Jahre alt und sie hat ein Tempo drauf, dass kann man sich gar nicht vorstellen. Wirklich jeden Tag kann man sie hier beobachten, auch wenn es mal regnet. Dann spannt sie eben ihren Schirm auf. Und glaubt ja nicht, dass sie bei der Fußgängerampel die Straße quert, nein, sie nimmt, wie so viele, die Abkürzung über die Gleise und dann den Trampelpfad.

Claudia und Thomas hatte ich ja schon bei unserer Wanderung nach Bergedorf erwähnt. Die sind sicher auch jeden Tag unterwegs. Dann ist da noch ein Ehepaar aus unserer Wohnanlage. Frau E. geht macht Nordic Walking während ihr Mann joggt.

Nur wir sitzen den ganzen lieben langen Tag am Rechner. Ab und zu fällt der Blick aus dem Fenster und dann sehen wir die sportlichen Menschen um uns herum. Das muss anders werden. Nicht, dass wir uns wirklich richtig sportlich betätigen müssen, ein Spaziergang runter zur Elbe und an deren Ufer entlang ist ja auch schon was.

Aber immer die gleiche Tour ist ja langweilig. Frau L. wird auf ihrem Weg sicher schon von jedem Grashalm begrüßt. Ich hatte also die Idee, mal andersrum zu gehen. OK, man muss erstmal durch ein Industriegebiet, was nicht so richtig erbaulich ist. Aber weiter unten, an der Ampel, wird es schon besser. Da kommt man am Hafen des Wasser- und Schifffahrtsamtes entlang, wo die Eisbrecher einsatzbereit sind ggf. das Eis der Elbe zu brechen. Und ein paar Meter weiter geht man schon entlang des Schleusenkanals.

Manchmal liegen dort Binnenschiffe vertäut. Heute war jeder Steg beiderseits des Kanals leer. Ein paar Hundert Meter weiter befindet sich die Geesthachter Schleuse. Die Obertore beider Schleusenkammern waren geschlossen. Von dieser Seite wurde wohl im Moment kein Schiff erwartet. Vermutlich ist der Schiffsverkehr an Sonntagen doch eher gering.


Aus sicherheitsgründen ist das Betriebsgelände der Schleuse weitläufig eingezäunt. Für die „Sehleute“ ist aber extra ein Bereich eingerichtet, von dem man einen Blick in eine der Schleusenkammern werfen kann. Die gewaltigen Untertore beider Schleusenkammern waren geöffnet, aber auch aus Hamburg kommend war kein Binnenschiff zu sehen. Für den in der Schleusenkammer schwimmenden Kranich (?) gab es keine Extraschleusung. Da sonst weiter nichts interessantes zu sehen war, machten wir uns wieder auf den Heimweg, es war ja auch ziemlich unwarm heute.

Mal sehen, wie lange wir uns aufraffen können, uns ein wenig zu bewegen. Wir wissen, dass jeder Schritt, den man macht gut ist. Aber wir sind doch sehr bequem, besonders wenn es kalt ist.

6 Gedanken zu „Andersrum

  1. Annelie

    Ich war heute mit den Hunden auf der Elbinsel. Einmal ganz rum war ca. eine Stunde.
    Schön zu beobachten war die grosse Galloway Herde die dort steht. Nicht nur die erwachsenen Tiere sind schon imposant, die Kälber laufen mit und waren zu einigen Kapriolen aufgelegt!
    Die Hunde fanden es spannend und ich werde nächstes Mal die Kamera mitnehmen – die Insel hat was…
    nicht nur für Hundebesitzer! Und es ist so herrlich ruhig dort … 😉

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      1. Annelie

        Ich bin lieber auf der stromabwärts gelegenen Seite. Da stehen die Rinder und man kommt auch direkt an den kleinen Strand wenn man den Querweg ungefähr auf der Hälfte der Insel nimmt.
        Viel Spaß!

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  2. Elvira

    Mir sagte eine Physiotherapeutin, dass man viele Dinge mal andersrum machen sollte. Also Zähneputzen mit der linken Hand, falls man die rechte benutzt, Nicht immer die selbe Straßenseite benutzen, Alltagsroutinen durchbrechen. Das wäre gut für unser Gehirn. Genau wie neue Dinge zu lernen. Und rausgehen ist immer gut. Ob so oder so rum. Aber ich muss gestehen, dass ich auch zu Bequemlichkeit neige. Da mein Mann sehr schlecht zu Fuß ist, bin ich alleine unterwegs. Dann brauche ich ein Ziel. Nur so rumlaufen ist so gar nicht mein Ding.

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    1. Hans-Georg

      Unser Ziel ist immer die Elbe, die fließt nahezu direkt vor der Haustür, keine 500 m Fußweg. Aber dafür lohnt es nicht, eine dicke Jacke anzuziehen.
      Wenn man mal andersherum geht, sieht man die Welt wirklich mit ganz anderen Augen

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